Auf die Ohren!

Auf die Ohren!

Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung (ANC oder Active Noise Cancelling) sind ja derzeit der absolute Renner überall. Und wenn man sich die Tests so durchliest, dann sind vor allem die neuen Apple Airpod Pro das Maß aller Dinge. Aber sind sie das wirklich?

Hier stelle ich mal, total subjektiv meine „Lieblingskopfhörer“ vor und vergleiche die total unwissenschaftlich nach den Kriterien, die mir gerade so einfallen 😉

Außen vor bleiben die Huawei 55030114 ANC. Die habe ich zwar auch, aber es handelt sich dabei um kabelgebundene Kopfhörer. Ich möchte sie nur der Vollständigkeit halber erwähnen, denn sie haben einen großen Vorteil und einen großen Nachteil.

Der größte Vorteil ist sicherlich, dass sie keinen eigenen Akku haben und man deswegen nicht übers Nachladen nachdenken muss. Der Stromverbrauch ist dabei am iPad Pro und am Mate 20pro kaum feststellbar. Der Nachteil aber ist das ANC-Mikrofon am Kabel. Das hängt am Hemd und bewegt sich, wenn der Träger sich bewegt. Dabei rauscht und knistert es gewaltig. Und am Rande sei erwähnt, dass das Headset zwar die Geräusche vom Zug und Bus effektiv dämpft, aber bestimmte Geräusche wie z. B. das Knistern einer Brötchentüte deutlich verstärkt. Ein Effekt, der später noch mal auftaucht.

Etwas außer der Reihe in diesem Test ist der Sony „Sport-Walkman“. Ich besitze den Vorgänger des Modells im Link und habe den vor allem für den Sport. Es ist dabei kein ANC-Kopfhörer, weil er eben kein aktives Noise-Cancelling hat.

Dafür ist er so wasserdicht, dass man in Süß und Salzwasser mit ihm schwimmen gehen kann. Und damit man dann auch was hört, hat er einen eingebauten MP3-Player, den man am Computer als normales Massenlaufwerk mit Musik befüllen kann.

Dabei sitzen die Endstücke fest im Ohr und verschließen es so gut, dass praktisch kein Wasser in den Gehörgang eindringt. Das sorgt dafür, dass man auch beim Plantschen gut Lauschen kann – aber eben auch dazu, dass praktisch keine Außengeräusche durchdringen.

Für den Betrieb in der Öffentlichkeit haben die Sony einen „Transparenzmodus“, der wie bei ANC-Kopfhörern mit einem Außenmikrofon die Umgebungsgeräusche aufnimmt und nach innen weiterleitet. Das passiert hier mit einer minimalen, für mich aber wahrnehmbaren Verzögerung, die einen interessanten Effekt im Kopf hervorruft.

Auf der Pro-Seite der Kopfhörer steht, dass sie absolut uneingeschränkt Sport-tauglich sind. Egal ob Laufen, Rennrad, Mountainbike oder schwimmen, die Dinger sitzen bombenfest. Größter Nachteil: Was selbst meine uralten Jabra können, können die Sony nicht, man bekommt keinerlei Hinweis auf die verfügbare Akkuleistung. Ist der Akku leer, geht der Kopfhörer aus. Warnung gibt es keine. Auch beim Anschalten keinen Hinweis auf die Restlaufzeit.

Die Apple Airpod Pro sind im Moment der meist gehypte Kopfhörer überhaupt. Und während die normalen Airpod für mich uninteressant waren, habe ich mir die Pro mal gekauft. Für eigentlich zwei oder drei Anwendungsfälle. Sport, Pendeln und Geocachen (was ja eigentlich auch „Sport“ ist 😉 ).

Wenn man die Testberichte liest, stellt man fest, dass das die perfekten Kopfhörer sind. Gelobt wird z. B. die die Akku-Laufzeit. Und ja, für den winzigen Akku, der verbaut ist, ist die Laufzeit nett. Aber wenn man sich dann auf dem Handy ansieht, wie schnell die Prozente fallen und wie schnell auch die Ladehülle ihren Strom abgibt, relativiert sich das. Nicht, dass wir uns missverstehen, zum Pendeln und zum Sport reicht es alle mal. Aber es ist halt nicht weltbewegend.

Der Sitz ist ganz gut, aber nicht so gut wie bei den Sony. Das führt dazu, dass bei richtig intensivem Sport, wenn der Schweiß in Strömen fließt, die Kopfhörer schon mal einen Abgang machen. Oder, was ich noch schlimmer finde, wenn man die Kapuze runter zieht, zieht die u. U. die Kopfhörer aus dem Ohr. Der Sitz ist gut, aber eben nicht perfekt.

Angeblich,  sind die Airpod Pro auch nicht anfällig für Windgeräusche. Das ist absoluter Humbug, denn der Wind verursacht deutlich hörbare Störgeräusche.

Die Geräuschunterdrückung ist gut, aber nicht so gut wie behauptet wird: Sie dämpft zwar den Pegel der Geräusche vom Zug und Bus, wie die Huawei scheinen sie aber andere Geräusche geradezu zu betonen. Das ist „Einbildung“, weil sie die anderen Geräusche nicht verstärken, aber durch das fehlende Ausblende ebendieser den Eindruck erwecken, die wären besonders laut.

Aber: Im Vergleich zu den Kabelhörern die Apple beilegt und im Vergleich zu den Huawei doch deutlich besser. Aber eben nicht halb so gut, wie die überschwänglichen Testberichte vermuten lassen. Und dafür reichlich teuer.

Denn für das gleiche Geld bekommt man den Bose QuietComfort 35II:

Und wenn man einen wirklich guten Kopfhörer erfinden wollte, dann sollte er so sein. Natürlich ist das als Over-Ear kein Sport-Kopfhörer. Aber dafür kann man z. B. die Sony nehmen. Natürlich kann auf Grund der Bauform der Akku viel größer sein und ein Vergleich mit den Airpods Pro wäre unfair. Natürlich kann dieses, natürlich kann jenes.

Aber machen wir uns nichts vor: In den Punkten Klangqualität, Akkulaufzeit, Geräuschunterdrückung ist der QC35II nach wie vor für mich die absolute Referenz. Egal ob Musik von Klassik bis Rock oder Hörbücher, es hört sich einfach alles gut an. Egal ob Bahn oder Flugzeug, man kann entspannen. Selbst das Gerede der anderen wird wirksam gedämpft – zusätzlich natürlich durch die Bauform.

Und: Ja, die Bose sind, wie man gelegentlich lesen kann, windempfindlich. Aber sie haben einen speziellen Modus, der die Windgeräusche effektiv rausfiltert. Einen Modus, den die Airpods z. B. nicht haben, aber angeblich sind die ja auch nicht windempfindlich.

Dabei ist es den Bose auch egal ob sie an einem Android oder einem iPhone betrieben werden. Während Apple die Benutzung an Nicht-Apple-Geräten mit fehlenden Funktionen „straft“, spielt der Bose einfach ab, was man ihn füttert. So muss das sein.

Fazit und Rangfolge:

  1. Der Bose ist mit Abstand der beste ANC-Kopfhörer den ich kenne und jeden Cent wert. Er ist beim Pendeln, Reisen und auch auf dem Sofa absolut gut, wenn man entspannt und ungestört Musik oder Hörbücher hören möchte.
  2. Der Sony ist perfekt für den Sport, vor allem auch wegen seiner Fähigkeit, beim Schwimmen getragen zu werden. Auch ohne ANC hält er die Umwelt von einem Fern und sieht man von der bescheidenen Akkulaufzeit ab, ist er ein sehr guter Kopfhörer.
  3. Die Airpods Pro sind gut, aber nicht annähernd so gut wie die Testberichte im Web einen glauben machen wollen. Und für das was sie können, wären 50€ weniger auch ok. Klar Apple, ich weiß. Und sie sind ja nicht schlecht. Sie sind halt nur nicht „das Gelbe vom Ei“

 

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