Connect von Julian Gough

Connect von Julian Gough

Bisher dachte ich immer, in meinem Leben gibt es zwei Arten von Büchern:

  1. Solche die mich fesseln, die ich lese, verschlinge.
  2. Solche die mich nicht fesseln, die ich beende.

Seit „Connect“ von Julian Gough gibt es eine weitere Gruppe:

3. Bücher, die mich nicht fesseln und nicht los lassen.

Und jetzt möchtet Ihr, dass ich Euch das erkläre und ich will es versuchen.

Connect ist ein Thriller, der in einer nahen oder zumindest nicht fernen Zukunft spielt, mit dem jungen Jungen Colt in der Hauptrolle und seiner dysfunktionalen Familie in Nebenrollen.  Und ich habe ziemlich genau einen Monat gebraucht, das Buch zu lesen – das vom Umfang in 2-3 Abende gepasst hätte.

Warum? Weil ich es immer in meiner Nähe hatte, aber statt es in die Hand zu nehmen dann oft doch was anderes gemacht habe. So richtig erklären kann ich das nicht. Dabei ist die Inhaltsbeschreibung für Leser wie mich geradezu passend:

„Nevada, in naher Zukunft: Colt ist der clevere Sohn einer Wissenschaftlerin und eines Geheimdienstlers. Als er heimlich die bahnbrechende Forschung seiner Mutter Naomi bei einer Biotech-Konferenz einreicht, wird die Studie vom Geheimdienst sofort unter Verschluss genommen. Mutter und Sohn sind gezwungen zu flüchten. Jetzt muss Colt alles daran setzen, mit seinen Programmierkenntnissen Daten zu manipulieren, um ihr Leben zu retten. Und er ist gezwungen, die virtuelle Realität zu verlassen, denn er muss sich seinem größten Schrecken stellen: der Liebe. »Connect« zeigt, wie das Verhältnis zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz im digitalen Zeitalter aussehen könnte.“

Das Problem ist nur, das sie nix mit dem Buch zu tun hat 😀

Tatsächlich ist Colt alles andere als ein „cleverer Sohn“, wie man ihn sich jetzt vorstellt: Ein bisschen Nerdig, dicke Brille, Hände auf der Tastatur. Statt dessen handelt es sich um einen autistisch(?) wirkenden Jungen, der sich mittels „Datenhelm“ praktisch komplett aus der Umwelt verabschiedet hat. Seine Mutter dagegen erscheint von psychischen Störungen geplagt, eine davon sorgt dafür das man nach wenigen Seiten sicher ist, dass sie im Laufe des Buches noch Sex mit ihrem Sohn(!) haben wird.

Auch der Vater, der später ins Spiel kommt, augenscheinlich sadistisch veranlagter hoher Geheimdienstmitarbeiter hat es in sich. Nicht zuletzt, weil er im Laufe der Geschichte entscheidet, dass Sohn und Mutter sterben müssen.

Und auch der „Autor“, bzw. der „Erzähler“ der Geschichte wirkt keinesfalls so, dass man ihn als „normal“ bezeichnen würde – warum wird am Ende des Buches dann tatsächlich auch aufgelöst.

Interessant ist, dass ich die erste Hälfte des Buches immer dachte „what the fuck lese ich hier“? Und es tatsächlich bis ins letzte Viertel des Buchs dauert, bis sicher ist, worauf die Geschichte hinaus will. Dabei ist nicht immer alles so logisch wie der Autor es gerne hätte und viele IT-affine Menschen die dieses Buch lesen, werden sich die Haare raufen, angesichts der hanebüchenen Vorkommnisse. Das aber ist ja die Freiheit von Science Fiction: Sie DARF neue Technik und Umgang mit Technik erfinden, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.

Gleiches gilt für die dann endlich anstehende Flucht nach Las Vegas, bei der unsere Protagonisten versuchen müssen, der Vater-Mann-Figur zu entkommen und am Leben zu bleiben.

Frustrierend ist der, natürlich, folgende Wechsel der Vater-Mann-Figur vom Bösewicht zum reuigen Guten. Aber das muss man wohl in solchen Geschichten mit einkalkulieren. Es sei aber so viel verraten, dass das dem Verlauf der Geschichte wenig beifügt.

Insgesamt ist das Lesen des Buches mehr Abenteuer als die Geschichte selbst. Und würde am Besten mit „Der Weg ist das Ziel“ beschrieben. Eigentlich geht es gar nicht darum zu erfahren, wie die Geschichte letztlich ausgeht und ob Colt seine große Liebe findet. Ist auch egal, er hat zumindest Sex. Nicht mit seiner Mutter 😉

Anyway,

mit Sicherheit eines der interessantesten Bücher, die ich bisher gelesen habe. Aber fragt mich bitte nicht, wem ich es empfehlen würde. Ich glaube, einige von Euch würden mich dafür hassen, andere lieben und ich habe keine Ahnung, wer von Euch wer wäre.

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