Eine Kritik an VERO, die ein ganz andere Problem aufdeckt…

Eine Kritik an VERO, die ein ganz andere Problem aufdeckt…

Aktuell ist ein „neues“ Social-Media-Angebot in aller Munde, vor allem bei Fotografen: VERO

Das Neu ist in „“ gesetzt, weil ich z. B. seit Anfang 2018(!) dort Mitglied bin, das Netzwerk ist also mitnichten neu. Es ist nur deshalb gerade sehr aktuell, weil eine zunehmende Zahl von Fotografen einfach keinen Bock mehr auf Instagram hat. Darunter auch Größen wie Peter McKinnon.

Dabei macht VERO vieles richtig: Es richtet sich in erster Linie an Kunst schaffende und verzichtet darauf, TikTok nachzuahmen. Es fokussiert sich auf gute Bilder und stellt diese in einem, wie ich finde, sehr guten Rahmen dar. Dabei gibt es VERO dankenswerter Weise eben nicht nur für das Handy als App, sondern auch für PC und Mac. Was bedeutet, dass ich direkt von Rechner aus posten kann.

Allerdings ist VERO nicht nur auf Fotos beschränkt, sondern erlaubt auch andere Medien einzubauen. Dazu gehören Links, Musik, Filme und auch Bücher.

Das Menü für neue Beiträge, dass auch Links, Filme und anderes enthält.

In der App werden diese Inhalte sauber von einander getrennt, was mir persönlich sehr sympathisch ist. Ein Beispiel dafür wie Vero in der App aussieht, oben das Menü für die einzelnen Inhalte

Dazu hat jeder User eine eigene Seite, die man im Internet aufrufen kann. Wieder etwas, das ich sehr mag. Mir ist diese Abkapselung von Insta z. B. ein echter Graus, wo Du z. B. erst ab einer bestimmten Follower-Zahl Links zu anderen Seiten direkt posten kannst. Hier macht VERO den Eindruck sehr viel offener zu sein und eben auch die Verknüpfung mit außen zu suchen.

Aber warum erzähle ich Euch das?

Der Grund dafür ist kurios. Weil mit all dem was VERO richtig macht, berühren sie ein Thema, dass mich gestern in einem kritischen Video sehr nachdenklich gemacht hat.

Zdenka, die ich sehr gerne schaue, hat sich auch mit VERO befasst und kommt aus der Perspektive einer Mutter zu dem Ergebnis, dass VERO nicht ihren Ansprüchen an Jugendschutz genügt. Das kann man jetzt kontrovers diskutieren, ist aber nicht der eigentliche Punkt, der mich stutzen ließ. Denn der ist folgender:

Sie erklärt, dass man ja auf Insta sein müsse, um überhaupt Aufträge von Firmen zu bekommen und das man als Fotograf*in ja beständig auf der Suche nach Plattformen zum Veröffentlichen wäre. Was sie mit keinem eigenen Wort erwähnt ist, dass man sehr gut auch eigene Websites betreiben kann, die sich doch hervorragend eignen. Und das ist jetzt der volle Kreis: Zdenka hat eine Website, die aber primär ihre Social-Media-Kanäle bewirbt und erst sekundär ihr Portfolio.

Und ich frage wieder ob das so richtig ist? Egal ob ich VERO mag oder nicht, es kann  und soll doch kein Ersatz für meine Websites sein. Das soll Insta auch nicht und schon gar nicht Facebook, das ich ja eh nur als Linkschleuder nutze.

Und ein Mal mehr stelle ich mir die Frage ob wir uns nicht dringend mehr von den „sozialen Netzen“ wieder emanzipieren sollten und dem Internet wieder seine ursprüngliche Bedeutung zurückgeben, als ein Netz, in dem jeder Konsument auch Produzent ist? Ein Netz aus vielen tausend und Millionen spannenden Website? Die sich vernetzen und verlinken?

Ich glaube also die Kritik die in dem Video geäußert wird, ist nur die oberste Schicht einer nach wie vor problematischen Entwicklung. Ich persönlich mag VERO sehr gern, weil ich so spannende Bildschaffende auf der ganzen Welt finden kann und mich in den teilweise unfassbar guten Bildern verliere. Aber das ist für mich kein Ersatz zu tollen Websites, die ich gern besuche.

Oder bin ich ein Dinosaurier? Und es wird nie wieder ein Netz geben, in dem die Menschen sich und ihre Inhalte präsentieren? Sondern nur noch eine handvoll Global Player, die uns ihre Regeln diktieren und denen wir uns beugen, aus Angst, dass wir sonst weniger Geschäfte machen und nicht mehr genug Klicks bekommen?

3 Gedanken zu „Eine Kritik an VERO, die ein ganz andere Problem aufdeckt…

  1. Moin Stefan,

    weiter machen!

    Ich habe mir oft überlegt, mein Blog aufzugeben, aber dann aus Trotz weitergemacht.

    Bei FB und Insta bin ich schon länger raus. Twitter wird ungemütlicher, Mastodon und Pixelfed gebe ich eine Chance, aber am liebsten bastele ich dann doch am eigenen Blog.

    Inzwischen haben wir auch wieder zwei Papierzeitungen als Wochenendausgaben im Haus.

    Bleibe bitte „unkreativ“ .

    Wer weiß, wozu es gut ist oder sein wird?

    Gruß aus dem Sauerland
    Hannes

  2. Du bist kein Dinosaurier. Und doch bist Du einer.

    Es gibt nach wie vor das Netz, in dem jede und jeder eigenständig Inhalte anbieten kann. Und das tuen immer noch viele. Ich vermute, das tuen heute sogar mehr Menschen als beispielsweise vor 20 Jahren.
    Aber das ist die Betrachtung absoluter Zahlen. Relativ betrachtet dürfte der Anteil der Posts von Leuten im Rahmen ihres eigenen Angebots gegenüber dem Anteil der auf von Dir Global Player genannten Plattformen geposteten Beiträge deutlich gesunken sein.

    Schlechter noch als bei den Posts dürfte das Verhältnis bei den Views und Visits sein.

    Es hilft nicht, dem ehemals gleichberechtigten und gleichberechtigenden Netz nachzuweinen. Es gilt, Perlen zu züchten und Perlen zu finden.

    Mach‘ weiter Dein Ding. Leser*innen hast Du. 🙂

Kommentare sind geschlossen.

Kommentare sind geschlossen.