Gib Gas, Alter!

Gib Gas, Alter!

Eigentlich mutet das schon paradox an: Während Deutschland sich nicht einmal zu einem Tempolimit von 120 km/h entscheiden mag, senken die Niederlande ihres jetzt sogar auf 100 km/h ab.

Und das von einer Regierung, die beim Antritt sogar noch gegen das Tempolimit opponiert hat. Jetzt aber einsehen musste, dass es eben deutliche Maßnahmen braucht.

Und es gibt, abgesehen vom Umweltschutz, noch zwei weitere Gründe für ein solches Limit. Das eine ist die Entspannung, denn schnell fahren ist deutlich belastender für die Fahrerin und den Fahrer, als „Cruisen“.

Dazu kommt dann noch die Sicherheit, denn die Unfallfolgen sind bei abnehmender Geschwindigkeit statistisch deutlich weniger schlimm. Was natürlich auch daran liegt, dass man bei Gefahrenbremsungen von 100 km/h an oder von 200 km/h an ganz andere Bremswege braucht, bzw. andere Restgeschwindigkeiten beim Aufprall hat.

Für mich persönlich kommt noch das Geld sparen dazu: Zwischen 80 und 100 verbraucht mein Auto sehr wenig Sprit. Zwischen 100 und 120 deutlich mehr und darüber tut einfach weg. Geizig wie ich bin weiß ich, dass ich bei ungefähr 100 km/h im Schnitt eben weit über 1.000km mit einer Tankfüllung schaffe. Alles drunter ärgert mich einfach.

So, und jetzt ein kleiner Exkurs in die Realität: Wann überhaupt könnte ich denn schnell fahren? Ja, es gibt Ecken in denen geht das außerhalb der Stoßzeiten. Da ist die A3 Richtung Holland oder auch Strecken im Süden der Republik in Richtung Frankfurt erlauben schon mal länger schnell zu fahren. Wie auch die eine oder andere Strecke im Osten unseres schönen Landes.

Aber die Realität sieht doch meistens anders aus. Ich kann da ausnahmsweise mal mitreden, weil ich im Auftrag meines (Dienst-)Herren derzeit in einer Polizeiwache sitze, die mit dem ÖPNV nicht erreichbar ist, wenn man von täglicher An- und Abfahrt ausgeht. Aber auch mit dem Auto ist es eben die Pest, weil selbst wenn ich um weit vor 6 Uhr zu Hause los fahre, ich habe die Wahl zwischen Pest und Cholera: A59, A59 + A40 oder A59 + A42. Egal was ich nehme, ich stehe und schleiche vor mich hin. Und obowhl der größte Teil meiner Strecke aus Landstraße und Autobahn besteht, schaffe ich nicht mal 50 km/h im Schnitt: 

Boardcomputer des Skoda, den ich heute gefahren bin.
Boardcomputer des Skoda, den ich heute gefahren bin. Viel langsamer bin ich mit dem Rad auch nicht….
 

Ich sehne mich ernsthaft danach, wenn ich demnächst wieder mit dem Zug zur Arbeit pendeln kann. Und denke mir jeden Morgen im Stau: Warum reden wir nicht wirklich mal über Umweltschutz und meinen damit keine neue Abwrackprämie, sondern den Ausbau der Radwege und des ÖPNV und finanzielle Anreize dafür?

Und umso öfter ich morgens im Schleichtempo über die Autobahn rolle, umso deutlicher wird mir, wie merkwürdig das „Wir wollen kein Tempolimit!!!“ der Deutschen ist. In Bezug auf Umweltschutz, in Bezug auf Unfallprävention aber eben auch in Bezug dazu, dass Autofahren für die meisten Menschen eh längst zur Qual wurde.

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