Kill ‚em all

Kill ‚em all

Vor einer Weile stand ich ratlos in einer Buchhandlung. Getrieben von dem Wunsch ein Buch zu kaufen und ohne jede Ahnung. welches es denn sein soll. Eine freundliche Fachhändlerin nahm sich meiner Unentschlossenheit an und empfahl mir nach einigen Fragen das Buch „KILL ‚EM ALL“ von John Niven. Gesagt, gekauft.

Dann stand es einige Wochen im Regal und vorige Tage dachte ich: Die Abende werden länger, schnapp Dir ein gutes Buch und ab auf das Sofa.

2017 – die Ära von Trump, Brexit und Fake-News. Zwanzig Jahre sind seit Steven Stelfoxs mörderischem Rundumschlag in Kill Your Friends vergangen. In Gott bewahre trat er noch einmal als unerbittlicher Juror der größten amerikanischen Casting-Show in Erscheinung.

Nun, mit siebenundvierzig Jahren genießt er ein geruhsames Jetset-Leben. Wenn er Langeweile hat, verdingt er sich als Berater in der Musikindustrie. Und löst Probleme.

Und sein alter Freund James Trellick, mittlerweile CEO der größten amerikanischen Plattenfirma, hat ein massives Problem: Sein Künstler Lucius Du Pre ist der erfolgreichste Popstar auf Erden. Nun ja, er war der erfolgreichste Popstar auf Erden. Inzwischen ist er ein hoffnungsloser Junkie und unberechenbares Sexmonster. Um die irrsinnigen Vorschüsse wieder einzuspielen, ist eine weltweite Comeback-Tour geplant. Doch dafür müsste er erst wieder in Form kommen. Und es gilt einen Erpressungsversuch abzuwenden – ein Video mit kompromittierenden Szenen, das nie an die Öffentlichkeit gelangen darf.

Welcome back, Steven Stelfox. Er kennt keine moralischen Bedenken und geht bekanntlich über Leichen. Und das Klima des »amerikanischen Gemetzels« – des Populismus, der puren Gier und der großen Lügen – spielt ihm zu. Aber in dieser Zeit der Unsicherheit weiß man natürlich nie, was als Nächstes geschieht.

Die ersten Seiten und Kapitel waren eine Geduldsprobe. Man muss den Protagonisten mögen lernen, denn er ist – das muss man so sagen – ein echter Kotzbrocken. Und die Art zu schreiben, was möglicherweise aber auch an der Übersetzung liegt, die John Niven an den Tag legt, ist auch nicht so meines. Schnell entstand der Wunsch, das Buch bei Seite zu legen. Aber irgendwie… war es ja auch unterhaltsam. Und ehe ich mich versah, war ich in der Mitte und Weglegen war keine Option mehr.

Die Geschichte ist sehr unterhaltsam erzählt. Allerdings gibt es wohl einen Vorgänger zur Geschichte und an der einen oder anderen Stelle hätte ich mir schon das Vorwissen gewünscht – das ist allerdings kein so großes Manko, wie es sich jetzt anhört.

Und während die ersten 3/4 des Buches eher so klingen, als wenn der Protagonist Steven Stelfox alles im Griff habe, fängt es im letzten Teil an, richtig an Dramatik zu gewinnen. Das macht die ersten 75% nicht langweilig, aber die letzten 25% halt noch mal um so spannender.

Bis dann im großen Showdown…. aber das will ich hier nicht verraten.

Was mir besonders gefällt ist natürlich, wie John Niven nebenbei mit den USA unter Trump und dem Brexit unter Johnson abrechnet. Da bleibt kein Auge trocken. Und dann kommt von ihm ein einzelner Satz über Trump, der mir als politisch interessiertem Menschen dessen Verhalten besser erklärt, als alle Talkshows und Editorials dieser Welt. Einfach so. Mitten im Buch. Herrlich.

Wer Spannungsreiche Krimis mag, die sich nicht zu sehr um die Realität scheren aber mit eben dieser ins Gericht gehen, wird seinen Spaß an dem Buch haben.

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