Klimawandel? Welcher Klimawandel?

Klimawandel? Welcher Klimawandel?

Ich zitiere mich mal selbst:

Manchmal bin ich so müde. Soooo müde. Und ich hätte so gerne Unrecht.

Seit Jahren schon predige ich, dass wir auch in unserer Region genau auf das Grundwasser achten müssen. Insbesondere den Verbrauch, aber auch die Nitratbelastung oder eben das fehlende „Nachwachsen“ durch Dürren. Ich versuche mich als Mitglied im Aufsichtsrat unserer Stadtwerke einzusetzen (u. a. durch Anträge zum Grundwassermonitoring), im Rat der Stadt (durch Ausrufen des Klimanotstands) und auch privat.

Und was ich mir alles anhören durfte. Von der FDP, die meinte das Austrocknen des Rotbachs läge an den Folgen des Bergbaus oder der CDU, man könne vor dem Rathaus kein CO2 sehen. Und auch simple Zahlen, Daten, Fakten, wie z. B. die ständig ansteigenden Temperaturen, reichen nicht um die „sollen sich doch spätere Generationen drum kümmern“ – Politiker aufzurütteln.

Und so erreichen mich aktuell zwei Nachrichten, die weder überraschend sind, noch getrennt von einander stehen dürfen:

Europa hat im Jahr 2021 laut EU-Daten den heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt. Die durchschnittliche Temperatur von Anfang Juni bis Ende August habe fast ein Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020 gelegen, teilte am Dienstag das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus der Europäischen Union mit.

(Quelle: Stern)

„Deutschland hat in 20 Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren. Das ist unvorstellbar viel Wasser“, sagt Prof. Jay Famiglietti, geschäftsführender Direktor des Global Institute for Water Security an der Universität von Saskatchewan, Kanada und ehemaliger leitender Wasserwissenschaftler am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena, Kalifornien. „Der Wasserrückgang in Deutschland beträgt etwa 2,5 Gigatonnen oder Kubikkilometer im Jahr. Damit gehört es zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit.“ Das sei für die Forschenden selbst eine „schockierende Überraschung gewesen”.

(Quelle: National Geographic)

Und kaum jemand scheint sich dafür zu interessieren. Ich verstehe nur nicht, warum?

Zum einen bringt der Klimawandel irre hohe Kosten mit sich und jeder Euro, den wir heute nicht investieren um den Klimawandel zu verlangsamen, wird uns viele zusätzliche Euro in Zukunft kosten.

Weiterhin ist Trinkwasser ein unvorstellbar wichtiges Gut, wenn wir uns auf eine heißere Zukunft einstellen. Klar gibt es theoretische, energieintensive Möglichkeiten wie die Meerwasser-Entsaltzung für den „Fall der Fälle“ – ich muss Euch aber nicht erklären, dass das etwas anderes ist als Grundwasser und eine komplett eigene Infrastruktur zur Stromversorgung und für den Transport braucht. Wer sich also heute hinstellt und auch noch ernsthaft sagt, dass das sinkende Grundwasser angesichts des steigenden Meeresspiegels doch kein Problem sei, der hat sich völlig aus der rationalen Diskussion verabschiedet.

Mal Hand auf’s Herz: Wir wissen, was passiert. Wir wissen, was kommen wird, wenn wir nicht das Ruder herum reißen. Warum genau machen wir (und das meint auch und vor allem politische Entscheider!) genau gar nichts? Sitzen wie das Kaninchen vor der Schlange, stehen wie das Reh auf der Landstraße und warten auf das scheinbar unvermeidbare?

Und ja, vielleicht ist es unvermeidbar, mit den Folgen des Klimawandels leben zu müssen. Aber ich bin überzeugt, dass wir noch immer in der Hand haben zu entscheiden, wie schlimm es wird.

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