Paydirekt: Werfen wir dem schlechten Geld doch Gutes hinterher?

Paydirekt: Werfen wir dem schlechten Geld doch Gutes hinterher?

Als Paydirekt auf den Markt kam, war ich ziemlich fassungslos: Ein Paypal-Clone, dem man alle Vorteile von Paypal genommen hatte und dafür um einige properitäre Nachteile ergänzt hat.

Wir schätzen z. B. an Paypal, dass es überall funktioniert. Paydirekt dagegen nur in Deutschland, da nicht mal flächendeckend. Wir schätzen an Paypal, dass wir zahlreiche Möglichkeiten haben, Geld „einzuzahlen“ und brauchen für Paydirekt ein Girokonto. Das wir bei Paydirekt auch brauchen, wenn wir einem Bekannten Geld schicken wollen, während wir bei Paypal nur seine Mail-Adresse brauchen. Und so weiter und so fort.

Wenig überraschend setzt sich Paydirekt natürlich nicht durch. Wie auch? Statt USP nur typisch deutsche Gängelung.

Gut, man könnte jetzt sagen: Netter Versuch, hat nicht geklappt, machen wir mal was Innovatives.

Aber dann wäre man keine deutsche Bank, richtig? Als solche gilt: Duchrchhalten!

Knapp drei Jahre nach dem Start im Herbst 2015 haben etwa zwei Millionen Kunden den Dienst als Zusatzfunktion ihres Girokontos freigeschaltet. Bezahlt werden kann über diesen Weg in gut 9000 Online-Shops. Konkurrent Paypal zählt nach eigenen Angaben 20,5 Millionen Nutzer hierzulande. „Wir haben bislang keinen Durchbruch erlebt. Wir sind möglicherweise auch mit falschen Erwartungen an das Thema herangegangen“, konstatierte Ullrich laut dpa. „Dennoch halten wir daran fest.“

Gut, kann man machen. Ist aber vielleicht nicht das Klügste. Aber hey, es gilt ja das Gesetz der Schwarm-Intelligenz: Wenn nur genug in die falsche Richtung gehen, wird es ja vielleicht irgendwann die richtige Richtung:

Deutschlands Banken wollen mit einer verbesserten Version ihrem gemeinsamen Bezahldienst Paydirekt auf die Sprünge helfen. Die genossenschaftliche DZ-Bank geht davon aus, dass die Finanzierung für „Paydirekt 2.0“ bis Ende dieses Jahres steht, wie deren Vorstand Thomas Ullrich am Donnerstag in Frankfurt sagte. Nach seiner Einschätzung werden alle Verbünde – Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Privatbanken – mitziehen.

Ich halte das für eine Schnappsidee. Das Ding gehört eingestellt und zwar Pronto. Hat nicht gerade erst mit WireCard ein FinTech-Unternehmen das deutsche Traditionshaus Commerzbank aus dem Dax gejagt? Dümpelt die Aktie der Deutschen Bank nicht bei unter 10€? Fusionieren nicht immer mehr Sparkassen und Volksbanken?

Aber hey, kein Grund mal das Geschäftsmodell („Wofür braucht man noch eine Bank?“) auf den Prüfstein zu stellen und über Alternativen („Was will eigentlich der Kunde?“) nach zu denken. Es ist ja noch Geld da, das in sinnlose Projekte wie Paydirekt stecken kann 😉

(Zitate aus dem Heise-Artikel „Paydirekt 2.0“)

4 Gedanken zu „Paydirekt: Werfen wir dem schlechten Geld doch Gutes hinterher?

  1. Ich denke, dass die Verwaltungsräte / Aufsichtsräte diesen „Wucher“ eklatant mitverschulden. Mit einem vernünftigen Basiswissen im Bereich der Wirtschaft kann man bereits im Vorfeld sehen, dass hier Kapital in den Wind geschossen wird.

    Leider bestehen die Kontrollgermien oftmals aus Politikern, wessen Erfahrung sich lediglich in gesammelten Mitgliedsbeitragsnachweisen im Parteibuch wiederspiegelt. Die Quallifikation, bzw. das Wissen vieler Aufsichts- & Verwaltungsratsmitglieder ist, diplomatisch formuliert, ausbaufähig.

    Natürlich sollten insbesondere die Sparkassen, weiterhin unter Aufsicht der Politiker (in ihrer Funktion als Volksvertreter, nicht Arbeitgeber!) stehen. Diesen wichtigen Posten sollte man aber nun wirklich nicht als Ehrung langjähriger Parteimitglieder vergeben, sondern an ausdrucksstarken, fachlich kompetenten Persönlichkeiten. Diese findet man in den kommunalen Parlamenten leider nicht in Masse, sodass man evtl. auch mal über diese Grenze hinaus suchen könnte……..naja wie ich schonmal gesagt habe, die Sparkassen steuern m.E. auf eine Klippe zu!

    1. Ne ne, ganz so einfach ist das nicht.

      Erst mal geht es ja nicht nur um Sparkassen, in deren Gremien die Politik mit sitzt. Hier geht es um Interbankengeschäft, da haben die Aufsichtsräte der Sparkassen nix zu sagen.

      Aber selbst wenn es so wäre: Seit einigen Jahren besteht die BAFIN mittlerweile darauf, dass Verwaltungsratsmitglieder ohne Vorkenntnisse entsprechende Schulungen, inkl. Bilanzen, bekommen und nachweisen. Das ist nicht mehr so wie früher.

      Zusammenfassend: Es sind nicht die Verwaltungsratsmitglieder, die entscheiden ob es mit Paydirekt weiter geht. Und die Verwaltungsratsmitglieder heute sind schon anders ausgewählt und fortgebildet, als das früher war.

        1. Quatsch,
          wie die BAFIN intern auf die Probleme von damals reagiert hat, ist ja kaum öffentlich bekannt. Und Du hast ja nicht komplett unrecht 😀

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