Rente mit 68?

Rente mit 68?

Ich bin ja immer wieder erstaunt, wie flach politische Diskussion sein kann. Nehmen wir die neuste „Panikmeldung“, dass der wissenschaftliche Beirat empfohlen habe, das Renteneintrittsalter auf 68 Jahre zu erhöhen. 

Dazu ein Post von Altmaier auf Twitter:

Und heute morgen hat sich auch der NRW-Minister Laumann im WDR zu Wort gemeldet. Dessen Beitrag hat in die gleiche Kerbe geschlagen, war aber noch übler. 

Er endete damit, dass er froh sei, dass die Politik und nicht die Wissenschaft solche Dinge entscheide. Im Klartext: Fakten sind zweitrangig, Populismus ist wichtiger.

Aber was den Beitrag von Laumann noch schlimmer gemacht hat war, dass er sogar einen Bezug zum Umwelt- und Klimaschutz aufgemacht hat, so nach dem Motto „Zuviel vom Einen gefährdet das Andere“.  What the fuck, können wir mal über das Geld reden, dass wir der Automobilindustrie, den Fluggesellschaften und der Bundeswehr hinten rein blasen?

Was mich aber am Meisten an der ganzen Diskussion stört ist, dass wir weiter so tun, als müssten wir ein krankes System unbedingt am Leben halten. Ja, heute zahlen weniger Menschen für mehr Rentner/innen ein. So what? Dann muss ich einfach mal das System der Rente komplett überdenken. Das wir hier enorme Verluste durch so einen Bullshit wir Rürup und Riester haben, muss mal auf den Tisch.

Und ja, auch das Thema „private Vorsorge“. Ich höre jetzt schon wieder das Schreien, wer sich das denn leisten können soll. Aber wie wäre denn, wenn wir dafür die Rentenversicherungsbeiträge verringern und ein Modell schaffen, in der die Rente eine Basissicherung bietet und darüber hinausgehende Leistungen anderweitig erwirtschaftet werden können?

Das geht ein bisschen in Richtung des Rants, den ich vor ein paar Monaten geschrieben habe. Und die Frage warum ich eigentlich nicht steuerbegünstigt für den Ruhestand sparen kann, wenn ich das will. Weil das auch die Möglichkeit gäbe, in Phasen mit höherem Einkommen und niedrigeren Ausgaben (z. B. vor oder nach Kindern) mehr zu sparen und in anderen Phasen weniger? Warum werden keine steuerlichen Anreize für Arbeitgeber geschaffen?

Machen wir uns doch nix vor: So gut das Rentensystem in Deutschland auch ist, so überholt könnte es sein. Und statt immer nur an den Symptomen zu doktern oder Modelle für Versicherungen zu schaffen, damit die sich dumm und dämlich verdienen können, wäre es doch langsam mal an der Zeit, es so weiter zu entwickeln, dass es denen dient, die es nutzen wollen.

Natürlich ist das aufwändig. Aber wie das mit komplexen Themen so ist: Wenn man anfängt, wenn man noch Zeit hat, hat man sehr viel mehr Freiraum in der Gestaltung, als wenn man wartet, bis man aus der Not heraus agieren muss.

Und ja, speziell für die Herren Altmaier und Laumann sei gesagt: Dabei ist es besonders hilfreich, nicht auf Politik und Lobbyisten zu hören. Sondern auf Wissenschaftler wie Mathematiker, Statistiker und Finanzwissenschaftler. Mit dem Ziel, den Menschen ein System anzubieten, dass sie selbst so nutzen können, wie es für sie am Besten ist.

Und nur zur Vorsicht sei gesagt: Um so früher Menschen in Rente gehen, um so früher machen sie Jobs für junge Leute frei. Die dann wieder Wirtschaftsleistung generieren. Und Eltern, die wissen das ein Kind eine gute Aussicht auf einen Job haben, bekommen vielleicht eher eines. 

 

(Für die Nörgeler: Dieser Text ist kein Rentenkonzept. Sondern in Denkanstoß zum Selbstständigen Weiterdenken. Auch, wenn selber denken heute vielen zu anstrengend scheint 😉 )

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