Steuern, Sparen, Altersvorsorge: Ich verstehe es nicht.

Steuern, Sparen, Altersvorsorge: Ich verstehe es nicht.

Ich denke im  Moment relativ viel darüber nach, wie man das Rentensystem verbessern könnte. Denn das Stichwort, dass uns ja seit Jahren um die Ohren gehauen wird, ist „private Vorsorge“.

Gemeint ist hier vor allem wohl die Rürup-Rente und die Riester-Rente. Beides Produkte, bei denen meiner persönlichen Meinung nach vor allem Versicherungen und Banken verdienen und weniger die Sparer. Insbesondere die teils erhebliche Kostenquote bei Riester-Verträgen ist ja schon länger Thema: Wenn dann die Kosten höher als die erzielbare Rendite sind.

Dem gegenüber stehen in den USA die 401k und die ROTH IRA – Systeme. Bei dem 401k kann man vom Bruttogehalt sparen und der Arbeitgeber kann einen Anteil dazugeben, das sogenannte Matching. Das ist zwischen Arbeitgebern übertragbar und erinnert an die Zusatzversicherung die z. B. viele Angestellte im öffentlichen Dienst bekommen. Möglich sind bis zu 19.000$ pro Jahr.

Im ROTH IRA dagegen wird vom Netto-Gehalt gespart und zwar maximal 6.000$ im Jahr. Das eingezahlte Geld kann jederzeit abgehoben werden, sollte aber vor erreichen der Altersgrenzen auf die Erträge zugegriffen werden, fallen Steuern auf diese an. Ab Eintritt ins Rentenalter sind alle Erträge(!) steuerfrei.

Bis 2001 war der Höchstsatz pro Person beim ROTH IRA 2.000$ pro Jahr, der seit dem auf 6.000$ pro Jahr angehoben wurde.

Dem Gegenüber steht in Deutschland ein jährlicher „Sparerfreibetrag“ von 801€ pro Person. Das ist irritierend: Auf der einen Seite SOLL ich Geld weglegen fürs Alter. Auf der anderen Seite „bestraft“ man mich dafür. Denn das Geld, dass ich spare, ist ja von meinem Netto-Gehalt. Also schon versteuert. Und auf die Erträge drauf, zahle ich noch mal Steuern. Ursprünglich waren es übrigens mal 1.550€ Freibetrag + 51€ Werbungskosten. Heute gelten 801€ an Erträgen pauschal als Werbungskosten.

Und über VL, bei meinem Arbeitgeber ganze 6,65€ im Monat(!) brauchen wir ja gar nicht erst reden.

Warum also fordert der Staat auf der einen Seite, dass wir privat vorsorgen, erlaubt auf der anderen Seite aber nur 6,65 VL vom Arbeitgeber und maximal 801€ an Erträgen, bevor das Finanzamt wieder zuschlägt?

Beim Googlen habe ich festgestellt, dass ich nicht der Einzige bin, den dieses Thema umtreibt. Offensichtlich gab es dazu kürzlich sogar eine Petition.

Meine größte Sorge ist, dass es ausgerechnet Friedrich Merz, für mich sowas wie der Montgomery Burns der deutschen Politik, sich für eine solche private Vorsorge stark machen könnte. Bei ihm allerdings natürlich zu Lasten der staatlichen Rente und damit zu Lasten von Menschen mit geringen Einkommen und weniger finanzieller Bildung, als nötig wäre, sich selbst durch die verschiedenen Formen des Sparens und Investieren zu lesen.

Tatsächlich bräuchten wir eine solide Grundrente, die jeder Arbeitnehmer nach einer bestimmten Zahl von berufstätigen Jahren – ich wäre für 40 – bekommt, und die ein vernünftiges Auskommen sichert. Und darüber hinaus sollte es die Möglichkeit der privaten Vorsorge geben, bei der tatsächlich das private Vermögen und nicht der Gewinn von Versicherungsunternehmen im Vordergrund steht.

Oder sehe ich das falsch?

(Ich blende hier den Unterschied zwischen thesaurierenden und ausschüttenden Anlagen bewußt aus)

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