Das junge Jahr hat in den USA bereits 18(!) „School Shootings“ gesehen, beim Letzten starben 17 Kinder[1]. Jedes Jahr sterben deutlich mehr Menschen in dem Land an Schuswaffen als in den Jahren davor[2]:
2014 – 12.556 Tote
2015 – 13.515 Tote
2016 – 15.094 Tote
2017 – 15.590 Tote
2018 – vermutlich über 16.000 (eigene Hochrechnung, basierend auf 1.857 Toten bis 16. Februar)
Das ist besonders pervers angesichts der Tatsache, dass in Deutschland ungefähr jeder Dritte eine Waffe hat. In den USA statistisch inzwischen aber jeder Einwohner mehr als eine![3]
Jetzt würde man annehmen, dass jede Regierung die bei Sinnen ist, sofort die Waffengesetze prüfen würde. Kann es sein, dass man Gewehre bei Walmart kauft? Das niemand die Frage stellt, wer sich da eigentlich gerade bewaffnet? Das niemand überlegt wie Jugendliche ein Sturmgewehr in die Hand bekommen könnte?
Niemand der bei Sinnen ist, würde diesen Elefant mitten im Raum leugnen. Vielleicht abgesehen vom Parlament in Florida.
Das sich kurz nach der letzten Tragödie nicht bemüßigt sah, über das Problem der Waffen zu diskutieren. Aber in seiner Sitzung befand, dass Pornos eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen.[4]
The Florida House of Representatives was in session on Tuesday considering several issues. These included a motion to debate a bill banning the sale of assault weapons in the aftermath of the mass shooting that killed 17 people last week at Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, Fla., and a resolution declaring pornography a public health risk.
The House chose not to consider the gun-control bill.
It later passed the resolution claiming that porn is dangerous.
Das muss man sich mal reinziehen.
Leider konnte ich auch nach intensivem Googlen nichts finden was erklärt, welche Art von Gefahr Pornos darstellen. Dafür konnte ich was anderes finden:
Nämlich wie der mächtigste Mann der Welt gedenkt, mit dem Problem der Waffengewalt umzugehen. Er hat einen geradezu revolutionären Ansatz gefunden[5]: Einfach noch mehr Waffen. Denn wenn erst auch die Lehrer bewaffnet sind…
Trump hört zu. Hört die Überlebenden und Hinterbliebenen von Columbine, Sandy Hook und Stoneman Douglas. Und er erklärt, dass eine Bewaffnung der Lehrer aus seiner Sicht die Lösung sein könnte. Trumps Vorschlag: mehr statt weniger Waffen – eine „verdeckte Bewaffnung“. Die Lehrer würden trainiert und hätten Waffen bei sich. „Man hätte keine waffenfreie Zone mehr in der Schule“, so seine Idee.
Trump ist überzeugt, das „verdeckte Waffen“ Amokläufer abschrecken würden.
Wow… das ist so absurd, dass selbst einem professionellen Zyniker wie mir die Worte fehlen.
Manchmal kann der Eindruck entstehen, dass der aufkeimende Rechtsradikalismus in Deutschland bereits ein Massenphänomen sei. Vor allem durch die Kommunikation in Social Media.
Wenig überraschend aber stellt sich heraus, dass auch die Größe, im Sinne der Anzahl von rechts gesinnten Menschen, gelogen ist. Wenig verwunderlich angesichts der Tatsache, dass die Rechte ja auch bevorzugt Fake News a.k.a Lügen verbreitet, um ihre kruden Ansichten zu rechtfertigen.
Durch den Discordia-Leak (heise) und Nutzer-Analysen (ard) wird deutlich, wie es wirklich ist: eine kleine, straff organisierte Minderheit in Deutschland nutzt soziale Medien, um sich selbst größer erscheinen zu lassen, als sie ist.
Das bedeutet nicht das die Rechte weniger gefährlich ist. Auch wenn man oft sagt, dass bellende Hunde nicht beißen und hinter großen Klappen nichts ist: Das Gewalt-Potential der Fremdenhasser darf nicht unterschätzt werden.
Es bedeutet aber auch, dass nach wie vor nichts verloren ist. Es liegt an uns, dafür zu sorgen das die Minderheit der Rechten eine Minderheit bleibt. Durch Aufklärung und Gegenhalten.
Vielleicht muss man mal anfangen mehr über rechte Desinformations-Kamapagnen zu schreiben.
So wie aktuell, wenn eine rechte „leaks“-Seite am 15.02.2018 mit einer vermeintlichen Gruppenvergewaltigung aufmacht. Und so ziemlich alles an dem Artikel ist falsch und oder gelogen.
Es gibt so Tage, da denkt man sich hinterher: Hätte ich doch mal die Nase aus den News-Feeds des Internet gelassen.
Heute ist so ein Tag.
Seit einiger Zeit munkelt man aus Berlin, dass Deutschland das Klimaziel 2020 verfehlen wird. Statt jetzt aber die Bemühungen zu verstärken, wird bei den Verhandlungen zur neuen GroKo einfach das Klimaziel aufgegeben.
Schön sehen kann man die Ursachen dafür z. B im Hambacher Forst: Den will RWE roden, um darunter liegende Braunkohle zu fördern: Den am wenigsten effizienten Energieträger mit der höchsten Schadstoff-Belastung. Und das scheinbar politisch gedeckt auch darf.
By late spring, four million people in the city of Cape Town—one of Africa’s most affluent metropolises—may have to stand in line surrounded by armed guards to collect rations of the region’s most precious commodity: drinking water.
Das ist so dramatisch, dass man es nicht ignorieren darf. Denn die Folgen der Klimaveränderungen werden nicht nur Wasserkriege sein. Sondern eben auch weitere Migrationsströme aus unbewohnbaren in bewohnbare Gegenden.
Und nachdem Schwarz-Rot erfolgreich die letzten Jahre nur geredet und gehandelt haben, geben sie jetzt das Ziel ganz auf.
Klar: Eine Wahlperiode sind 4 Jahre. Da kann man besser den RWE-Aktienkurs stützen, als die Welt vor einer Katastrophe zu bewahren.
Und wer jetzt glaubt, dass es dabei um etwas gesellschaftlich positives geht, der irrt natürlich. Denn die FDP wäre nicht die FDP, wenn sie nicht selbst zu Weihnachten Politik zu Lasten der Schwächsten machen würden.
Stein des Anstoßes sind die Planungen in Voerde, wie man mit sozial gefördertem Wohnungsbau umgeht. Es äußert sich aber nicht die in der entsprechenden Ratssitzung anwesende Fraktionsvorsitzende der FDP, sondern natürlich….
„Aktueller Anlass für die Stellungnahme der Liberalen ist die Vermarktung eines städtischen Grundstücks, über die in der jüngsten Ratssitzung hinter verschlossenen Türen beraten wurde, erklärt FDP-Vize Arnd Benninghoff auf NRZ-Nachfrage.“
Wirklich Sinn macht das, was die FDP in dem Artikel von sich gibt natürlich nicht. Bzw. Sinn macht es nur, wenn man es in das „große Bild“ einpasst, dass die FDP derzeit zeichnet. Denn man scheint sich in Voerde der Bundes-FDP anschließen zu wollen, nach der sozialer Wohnungsbau ja eigentlich unnötig ist. Denn wer sich teure(re) Mieten nicht leisten kann, der kann ja einfach Eigentum erwerben:
„Wer sich überlegt, eine Immobilie zu kaufen für das Alter, da sagen wir, wir wollen den von der Grunderwerbssteuer befreien“, sagt Lambsdorff. Er wirft noch ein, den Spitzensteuersatz senken zu wollen – eine Maßnahme, von der die meisten Alleinerziehenden ganz sicher nicht profitieren würden.
Das merkt auch die Moderatorin. Sie geht dazwischen: „Immobilien kaufen ist, glaube ich, kein Thema für die meisten Alleinerziehenden“. Tatsächlich ist keine Bevölkerungsgruppe in Deutschland so stark von Armut bedroht wie alleinerziehende Eltern.
Lambsdorff wiegelt ab: „Wenn ich eine Miete habe, ich sag mal, 300, 400 Euro – das ist auch das, was ich abzahlen kann als Kredit.“
Passt volle Kanne zur FDP. Auch in Voerde. Hat halt nur gar nichts mit sozialer Politik zu tun. Allerdings wohl sehr viel damit, wer sich hier für die nächste Kommunalwahl warm läuft.
In Australien hat Tesla die größte Batterie der Welt installiert, um das Stromnetz zu stützen – vor allem im Bezug auf Schwankungen im Grünen Strom. Jetzt ist aber was passiert, dass so nicht vorhergesehen war:
Unvorhergesehen ist, praktisch am anderen Ende des Landes, ein wichtiges Kohle-Kraftwerk offline gegangen. Das führte zu massiven Problemen im Stromnetz und das wiederum zu einer interessanten Geschichte: Denn eigentlich gibt es Generatoren, die in so einem Fall anlaufen und das Netz stützen. Tatsächlich aber hat Teslas Batterie diesesn Job übernommen:
What happened next has stunned electricity industry insiders and given food for thought over the near to medium term future of the grid, such was the rapid response of the Tesla big battery to an event that happened nearly 1,000km away.
Even before the Loy Yang A unit had finished tripping, the 100MW/129MWh had responded, injecting 7.3MW into the network to help arrest a slump in frequency that had fallen below 49.80Hertz.
Interessant ist, dass das schneller passierte, als aktuell im Netz messbar:
But in reality, the response from the Tesla big battery was even quicker than that – in milliseconds – but too fast for the AEMO data to record.
Das ist in mehreren Punkten bemerkenswert. Zuerst natürlich, weil mal wieder Tesla und mal wieder Elon Musk was geschafft haben, was angeblich nicht geht. Dann aber auch, weil es ein dermaßen lautes Zeichen ist, dass die herkömmliche Betrachtung von Stromnetzen, insbesondere aber auch die Mega-Kohlekraftwerke, heute eher Problem als Lösung sind.
Nicht erst seit VW angekündigt hat, doch schon ab 2020 auch Elektro-Transporter anzubieten predige ich, dass die Deutschen und die Industrie einfach nicht verstehen wollen, dass die Automobil-Industrie tot ist. Zumindest wie wir sie kennen.
Auch die EU ist der Überzeugung:
Es seien ähnliche industrierevolutionäre Prozesse wie seinerzeit im Gange, als die Dampfmaschine abgelöst wurde, sagte Bieńkowska weiter. „Der Unterschied ist nur, dass es diesmal viel schneller geht. Der Umbruch wird nicht einmal die Zeit einer Generation in Anspruch nehmen. Wir werden ihn noch erleben.“ Die Industrie müsse sich darüber klar sein: Wenn sie nicht schnell genug sei, werde sie einen großen Teil des Geschäfts an die Konkurrenz außerhalb der EU verlieren.
Das Interessante ist doch, warum nach wie vor mit massiven Steuermitteln eine darbende Wirtschaft gestützt wird von der wir wissen, dass sie faktisch tot ist.
Und das weiß auch die Industrie selbst, weil viele Unternehmen in der Automobilindustrie schon Ideen für Shared-Community mit Elektro-Automobilen in der Schublade haben. Aber nicht realisieren, so lange sich Geld mit alten Mitteln machen läßt. Warum auch?
Ich glaube allerdings, dass der Schuss auch gut nach hinten losgehen kann: neue Player werden auf dem Markt auftauchen (Post mit den E-Transportern, Tesla….) und disruptive Folgen mit sich bringen.
Ich habe gerade das Buch „American War“ gelesen und daran musste ich denken, als ich folgenden Artikel las:
The man authorities say left an explosive device at Asheville Regional Airport on Friday morning that contained ammonium nitrate and fuel oil said he was preparing to „fight a war on U.S. soil,“ according to a criminal complaint filed in federal court.
Öh wie jetzt?
Gut, dass die Bombe vor der Explosion gefunden wurde. Und interessant, dass der vermutliche Täter auch gar keine Probleme hat zuzugeben, dass er einen „Krieg auf US-Boden“ führen wollte.
Und eigentlich sollte man jetzt erwarten, dass wieder alle frei drehen. Müsste nicht Trump drüber Twittern? Irgendwer schärfere Gesetze fordern? Der Untergang des Abendlandes beschworen werden? Stellt sich raus: Nein.
Allerdings hat „The Intercept“ eine interessante und durchaus plausible Idee warum das nicht so ist:
The story didn’t go viral and Trump didn’t tweet about it because the bomb was not placed by an immigrant, or a Muslim, or a Mexican. It was placed there by a good ol’ white man, Michael Christopher Estes. Unlike the Las Vegas shooter, Stephen Paddock, whose motive is still hard to discern, Estes wanted to be very clear that his ultimate goal was to accelerate a war on American soil.
Und genau das solltet Ihr auch hier im Auge behalten: der NSU konnte nur deswegen 10 Jahre mordend durch Deutschland ziehen, weil niemand auf die Idee kam, die Mordserie zu verbinden und als (Rechts-)Terrorismus zu markieren. Statt dessen machen wir uns in die Hose vor vermeintlichen islamistischen Schläfern und gehen steil auf jeden Bericht der andeutet, es könnte ein Ausländer eine Gefahr sein.
Dabei sind die Gefahren aus der Mitte der Gesellschaft heraus viel wahrscheinlicher und oft auch realer. Wir erlauben uns nur, dass unsere Aufmerksamkeit immer in die Richtung gelenkt wird, die gerade opportun oder „hip“ ist.
Ich finde Steuern sinnvoll. Denn damit wir all das bezahlt, was unsere Gesellschaft braucht und will: Straßen, Schulen, ein Sozialsystem und so weiter. In sofern klage ich eigentlich nicht über Steuern die ich Zahle. Ohne Steuern kann der Staat nix machen.
Manchmal aber möchte man sich schon ärgern:
Ich bin ja nun Mal Beamter des Landes NRW. Und die haben in den letzten Jahren für weniger Geld länger pro Woche und im Leben arbeiten dürfen und die Gehaltsentwicklung hält nichtmal mit der Inflation schritt. Geschweige denn mit den besonderen Ausgaben z. B. für die Private Krankenversicherung.
In diesem Jahr, ist es Zufall, dass es das Wahljahr trifft?, hat der Innenminister mal die Spendierhosen an: in 2017 gibt es zum 01.04 eine Erhöhung um 2%, mindestens aber 75€. Na gut, der April ist fast rum und vielleicht gibt es die im Mai. Und Brutto versteht sich.
Zum 01.01.2018 soll es dann noch mal 2,35% geben. Damit ist der Reichtum greifbar.
Oder nicht?
Denn still und heimlich steigt auch die Abgabenlast. In meinem Fall pro Gehaltserhöhung um 0,4%. Ja, richtig gelesen: von den tollen 2% kommen nur 1,6% bei mir an, die 0,4% verschwinden in der Tasche des Bundes. Und von den 2,35% kommenden Jahres sind es dann auch nur 1,95%.
Zum Vergleich: Im März lag die Inflation bei 1,6%. Also mache ich dieses Jahr Plus Minus Null.
Aktuell kann man wieder sehr schön sehen, warum eine GroKo nicht gut für das Land ist:
Vorige Tage noch war ich froh gemut, dass die Bundesregierung die Zeichen der Zeit erkannt hat und eine Verkehrswende einleitet. Genährt hat diese Hoffnung eine Studie des Bundes(!)umweltministeriums, nach der ein Großteil der Menschen in Deutschland sich eine andere, als die PKW-zentrierte, Verkehrspolitik wünscht.
Noch im November hatte der zuständige Staatssekretär im Verkehrsministerium, Enak Ferlemann, unter Verweis auf die steigenden Nutzerzahlen im Nahverkehr auch höhere GVFG-Zahlungen in Aussicht gestellt. Der Betrag von derzeit etwa 330 Millionen Euro, den der Bund jährlich für Großprojekte im Rahmen des GVFG zur Verfügung stellt, solle aufgestockt werden. Inoffiziell war die Rede von 70 Millionen Euro mehr. Keine Riesensumme und trotzdem eine fast historische Zäsur in der deutschen Verkehrspolitik: Denn seit 1997 hat der Bund diese Zahlungen für den Nahverkehr nicht erhöht. (…)
Doch nun wird klar: Die Wende bleibt aus. Berlin wird die Mittel nun doch nicht erhöhen. Die Bundesregierung friert die Mittel stattdessen sogar auf Jahre hin ein. Aus dem Paket von Grundgesetzänderungen, das die Regierung zur Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen vorgelegt hat, geht hervor, dass die Mittel bis 2025 nicht erhöht werden können. Dort ist die Förderhöhe von 332 Millionen Euro festgeschrieben. Änderungen sind erst in acht Jahren möglich. Dann könnte die Zahlung sogar ganz eingestellt werden.
Autobahnen dagegen kosten, wenn man Statista glauben will, mal eben locker 10 Millionen Euro pro km. Das wäre bei einem angenommenen Mittelwert von 1 Million Euro pro km Radschnellweg das 10-Fache.
Das ist auch der Grund, warum ich nur von guten Nachrichtchen sprechen möchte. Denn nach der Logik würde ja bei 25 Millionen für Radschnellwege 250 Millionen für Autobahnen geplant sein. Wenn man davon ausgeht, dass der Bund den Radverkehr wirklich ernsthaft als Alternative zum Autofahren aufwerten will.
Irgendwie beschleicht mich dieses „das kann doch alles nicht wahr sein“-Gefühl. Denn es ist doch mittlerweile unübersehbar, dass die Menschen in Deutschland das Auto nicht mehr als Mittelpunkt des Lebens und der Fortbewegung sehen:
Der Führerschein verliert bei jungen Menschen immer mehr an Bedeutung. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Fahrschüler in den kommenden Jahren deutlich einbrechen wird. Gründe dafür sind die demografische Entwicklung, ein gutes Mobilitätsangebot in den Städten und der Attraktivitätsverlust des Autos als Statussymbol.
Man ist geneigt, der Bundespolitik hier eine böse, besser: autofixierte, Absicht zu unterstellen. Anders kann man eigentlich nicht mehr erklären, warum die Vorschläge aus Berlin immer wieder die eigentlich guten Ansätze einer Verkehrswende ad absurdum führen – und damit das Auto weiter pushen.
Ich kandidiere ja dieses Jahr als Bundestagskandidat der Grünen in Wesel. Das bedeutet, dass man nicht drumherum kommt, hier und da von mir zu lesen. Vermutlich werde ich mich auch an zahlreichen Stellen vorstellen dürfen.
An einer Stelle werde ich das aber nicht machen: Im „Lokalkompass Wesel“. Diese Lokale „Nachrichten-Website“ ist mir in der Vergangenheit öfter negativ aufgefallen, vor allem mit Beiträgen von Dirk Bohlen.
Aktuelles „Highlight“ ist sein „Aufreger der Woche„, dass er sich an einer Tankstelle nicht an der Waschstraße vordrängeln durfte. Abgesehen von der Vermessenheit seiner Aufregung finde ich es ausgesprochen ungehörig, seine journalistische Position für eine solche Art der selbstgerechten Abrechnung zu nutzen.
Das ist aber nur ein Aspekt.
Ein zweiter Aspekt ist seine „Vorstellung“ der Kandidaten zur Landtagswahl 2017. Hier hat er es sich einfach gemacht und keine Vorstellung geschrieben, sondern er forderte einfach die Kandidaten auf, sie mögen sich erstens auf der Website anmelden und dann zweitens in den Kommentaren eine Vorstellung schreiben.
Kann man machen, wenn man die Mühe scheut, selber einen vernünftigen Artikel zu schreiben. Sein „Anprangern“, dass nicht alle Kandidaten das so machen wie er es sich vorgestellt hat – oder zu einem Zeitpunkt den er sich vorgestellt hat, finde ich dann wieder in der gleichen Schublade wie sein Anprangern der Tankstelle:
Für mich haben sich damit der Lokalkompass und insbesondere Dirk Bohlen mit Erfolg aus der Gruppe „ernstzunehmender Journalismus“ geschossen. Und von daher werde ich – sollte eine Aufforderung kommen – mich dort nicht vorstellen. Mir ist diese Art des „Schmierenjournalismus“ schlicht zuwider.
Nachtrag:
Der Facebook-Strang zu der Tankstellen-Nummer mit unzähligen negativen Kommentaren wurde kommentarlos gelöscht. Auch eine Art mit Kritik umzugehen. Nachdem der Autor es sich nicht hat nehmen lassen noch mal zu erwähnen, er lache sich über die Kommentare kaputt.
Das mit dem Früher ist so eine Sache. War da alles Besser? Schlechter? Oder war es nur anders?
Aktuell schwappt, vor allem durch die sozialen Netze, eine Welle des „Früher war alles besser“. Und ich bin manchmal geneigt, dem zuzustimmen. Denn in meiner „Erinnerung“ gab es schon Dinge, die früher besser waren: Wenn man als Kind aus der Schule kam (mittags!) war ein Elternteil daheim und hat für gutes Essen und die Hausaufgaben gesorgt. Das Haus und das Auto waren abbezahlt und Konsumkredite gab es kaum. Der Sommer war schön, der Winter war kalt und überhaupt: Viel mehr Lametta.
Die WAZ hat sich in einem Artikel diesem Phänomen mal angenommen. Und in der Tat: Früher, da war auch die RAF. Und andere Terroranschläge. Früher, da war auch deutlich mehr Umweltverschmutzung – schnuppert alleine mal, wenn ein Auto mit H-Kennzeichen in der Nähe ist. Außerdem war früher kalter Krieg und die unmittelbare Bedrohung durch einen Atomkrieg.
Wenn man sich dieses Phänomen mal mit Google ansieht, landet man schnell bei einem Artikel des Spiegels aus letztem Jahr: Demnach neigen wir dazu, positive Empfindungen tiefer und besser ins Hirn zu brennen, als die negativen. Dabei bleiben vor allem die Erfahrungen aus jungen Jahren besonders präsent und mit zunehmendem Alter wird man verklärter.
Es ist faszinierend, wie das eigene Gehirn einem hier einen Streich spielt.
Und man am Ende da sitzt und sich denkt: Ja stimmt. Früher war nicht alles besser. Aber was ist mit den Dingen bei denen man sich sicher war, wie z. B. das bei Familien nur ein Elternteil arbeitete und ausreichend Geld verdiente? Der Artikel der WAZ suggeriert, dass das nicht so war (Preis- und Einkommensentwicklung). Auf der anderen Seite weiß man aber doch….
… und ich glaube, wir müssen langsam mal ein eigenes Watchblog dafür aufmachen. Das geht ja so nicht weiter. Denn neben der etwas merkwürdigen „Logik“ der FDP (1, 2) ist ja auch die Frage im Raum:
Wie rechts ist die FDP im politischen Spektrum oder hat sie schlicht keine Medienkompetenz?
Die FDP Voerde finde ich ja derzeit sehr suspekt. Vor allem da sie, meiner Meinung nach, derzeit auch versucht Potential bei den besorgten Bürgern abzgreifen. Dazu hatte ich ja was gebloggt, wie die FDP mit wem Weglassen von Infos über die Einbruchsbekämpfung versucht, Angst bei den Menschen zu schüren.
Heute gucke ich mal, nur so zum Spaß, auf die Website und stelle fest, das man nach wie vor bevorzugt Landes- und Bundespolitik kommentiert.
Bei einem Beitrag zur Bundesumweltministerin fällt mir die Quelle auf: „The European“.Kenn ich nicht. Also mal gucken, was das so ist. Startseite aufgerufen und… okay, keine weiteren Fragen. Da darf dann Sarrazin schon mal über Schulz schreiben, Oder Jürgen Fritz Merkels Rücktritt vorhersagen.
So seriös ist man also bei der FDP in Voerde, dass man solche Quellen nutzt um wirklich engagierte Politiker in schlechtes Licht zu rücken.
Heute gucke ich „nur so zum Spaß“ auf die Facebook-Seite der FDP und reibe mir erstaunt die Augen:
Screenshot der FDP-Facebookseite am 28.02.2017 um 12:00
Inhaltlich frage ich mich: Who the heck ist denn der Deutsche Arbeitgeberverband? Und dann tippe ich den mal eben bei Google ein.
Interessant, wie die Rechten solche Organistionen mit vermeintlich einflussreichem Namen gründen… Der DAV e.V. ist noch nicht einmal Mitglied im Dachverband der Arbeitgeber, der BDA.
Wie weit rechts erkennt man schon am Vokabular des Vorsitzenden Peter Schmidt:
„Immer wieder erreichen uns Leserbriefe oder Anrufe, in denen engagierte Bürger die Frage stellen: „Warum wird etwas, was politisch und wirtschaftlich jeder Vernunft entbehrt und desaströse Folgen hat, trotzdem politisch durchgesetzt?“. Die Leser beziehen sich bei diesen Nachfragen meist auf Vorhaben wie die Energiewende oder auf pathologische Umerziehungsprogramme wie den Gender-Gulag.
Nun gut, das ist von 2014. Kann sich ja was getan haben. Also mal ein weiteres Suchergebnis anklicken. Auf Sciencefiles wird der Chef des Verbandes so zitiert:
„Wie kommt es, dass eine ganze Gesellschaft sich klaglos in die schleichende Entmündigung begibt? Wie kommt es, dass Unternehmer, die tragende – und finanzierende – Säule, mit Unglauben oder Fatalismus, in jedem Fall aber ohne Gegenwehr, immer stärkere Eingriffe in die unternehmerische Freiheit akzeptieren?“
Leider auch etwas älter, also 2014. Gibt es nix neueres? Doch, gibt es: Auf Ruhrkultour findet sich ein Zitat das zunächst völlig unverdächtig wirkt:
Der Deutsche Arbeitgeberverband wirbt für neue Wege in der Energiepolitik. Es geht ihm insbesondere um einen kosteneffizienten Umbau aller Energiesysteme – nicht nur des Stromsektors sondern auch der Mobilitäts- und Wärmemärkte – mit dem Ziel, glaubwürdige Alternativen zu fossilen Energieträgern, die es heute noch nicht gibt, zu entwickeln und einzuführen.
Bis hier hin kann man jetzt geteilter Meinung sein, ob der „Arbeitgeberverband“ sich als Quelle für die eigene Argumentation anbietet. Man kann hin und her gerissen sein und überlegen, ob man Foren-Beiträgen vertrauen möchte oder ob man die gemäßigten Quellen eher bevorzugt.
Allerdings sollte die politische Brisanz einer Quellennutzung spätestens dann laut auf einen zugerannt kommen, wenn man auf der Website der Quelle lesen kann:
In gleicher Weise werden wir tagtäglich behelligt und penetriert von einem Moralkartell: schrecklich unausgelastete Menschen, die tagein, tagaus die Medien und das Netz durchforsten nach einem Satz, einem Wort, das sich der Deutungshoheit dieser Narren widersetzt. Es kommt diesen Zensoren bei ihren täglichen Kontrollgängen sehr entgegen, dass sie von konkretem Wissen weitgehend unbelastet und völlig humorbefreit sind. Eine Psychostruktur, die allen Lageraufsehern zu Eigen ist und dazu beiträgt, den Aufenthalt in Zwangslagern so unerfreulich zu machen.
In einem solchen intellektuellen Zwangslager leben wir zwischenzeitlich. Interessanterweise errichten es gerade diejenigen, die inflationär Begriffe wie „Vielfalt“ – gerne im Zusammenhang mit „Kultur“ und „Toleranz“ – abspulen, auch schon mal als „Diversity“ und natürlich der immer gern genommenen „Multikulturalität“. Und die immer „achtsam sind“ und „total wertschätzend“.
Aber den finalen Todesstoß sollte es eigentlich geben, wenn man sieht, wer zu den Unterstützern des Arbeitgeberverbands gehört. Wenig überraschend nämlich die AFD:
Screenshot 28.02.2017 12:00
Das ist jetzt so eine Stelle, an der jede/r für sich selbst überlegen sollte, wie das interpretiert wird.
Mann kann sagen, dass die FDP Voerde sich halt vom Slogan des Arbeitgebervbands hat blenden lassen und das die Medienkompetenz der Autoren auf Facebook eher gegen Null geht:
„Der DAV wurde mit dem Ziel gegründet, die tragenden Prinzipien der freien Marktwirtschaft im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. „
Man kann die Aneinanderreihung von Merkwürdigkeiten aber auch versuchen zu einem Bild zu verbinden. Das hat ein bisschen was von Malen nach Zahlen und am Ende hat man ein ziemlich unschönes Bild.
Hab ich nicht gestern von der merkwürdigen Logik der FDP geschrieben, als man die vielen Verkehrstoten bedauerte und zugleich forderte, der Innenminister möge weniger gegen Geschwindigkeitsverstöße und mehr gegen Einbrecher leisten?
Heute kommt wieder so ein Ding, bei dem ich mich frage ob das Satire ist. Vermutlich ist es Satire. Sogar ganz sicher.
Also, die FDP schreibt auf Facebook, dass die Grünen irgendwie schuld daran sind, dass die Wölfe in den USA die Hirsche fressen. Oder so ähnlich. Das hat dann was mit dem Mais für die Biogasanlagen zu den, wegen derer man die Rotoren von Windkraftanlagen nicht recyclen kann. Vielleicht habe ich das auch falsch verstanden.
Aber irgendwas hat das mit Zement zu tun:
„Die Anlagen fressen Unmengen hochwertiger Baumaterialien wie Stahl und Zement, die in ihrer Herstellung sehr energieaufwändig sind.“
Und den Teil verstehe ich. Denn der Landtagsabgeordnete Ellerbrock (FDP) ist ja ein Verfechter des Kies-Abbau am Niederrhein. Kies und Zement gibt Beton und darauf stehen die Windkrafträder. Und wir brauchen viele Windkrafträder auf Sockeln aus Beton, damit die FDP ihren Traum wahr machen kann. Steht in der Welt:
Wenn es nach Ellerbrock geht, sollte sich die Region vielmehr mit Unterstützung der Kies- und Sandindustrie weiterentwickeln. Der Geograf hat für den unteren Niederrhein ein Projekt mit dem Thema „Ijsselmeer an Rhein und Ruhr“ entworfen. Ellerbrock stellt sich einen Seenverbund vor, wobei die Kies- und Sandindustrie „als Mittel zum Zweck einer wertschöpfenden Landschaftsentwicklung“ mit eingesetzt werden könnte.
Und damit man den Kies auch gut verkauft bekommt, setzt sich die FDP im Kreis Wesel (zu dem, als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, auch Voerde gehört) für einen möglichst niedrigen Preis ein und lehnt den Kies-Euro als Steuerungselement natürlich ab.
Also: Weil die amerikanischen Wölfe Hirsche fressen, verdrängen heimische Windkraftanlagen die ursprünglich am Niederrhein sesshaft gewesenen Biogasanlagen, damit die FDP Ihr Ijsselmeer an Rhein und Ruhe bekommt.