Der kurze Moment der Hoffnung

Aktuell kann man wieder sehr schön sehen, warum eine GroKo nicht gut für das Land ist:

Vorige Tage noch war ich froh gemut, dass die Bundesregierung die Zeichen der Zeit erkannt hat und eine Verkehrswende einleitet. Genährt hat diese Hoffnung eine Studie des Bundes(!)umweltministeriums, nach der ein Großteil der Menschen in Deutschland sich eine andere, als die PKW-zentrierte, Verkehrspolitik wünscht.

Aber nichts währt ewig und schon heute macht die SZ jede Hoffnung zu nichte:

Noch im November hatte der zuständige Staatssekretär im Verkehrsministerium, Enak Ferlemann, unter Verweis auf die steigenden Nutzerzahlen im Nahverkehr auch höhere GVFG-Zahlungen in Aussicht gestellt. Der Betrag von derzeit etwa 330 Millionen Euro, den der Bund jährlich für Großprojekte im Rahmen des GVFG zur Verfügung stellt, solle aufgestockt werden. Inoffiziell war die Rede von 70 Millionen Euro mehr. Keine Riesensumme und trotzdem eine fast historische Zäsur in der deutschen Verkehrspolitik: Denn seit 1997 hat der Bund diese Zahlungen für den Nahverkehr nicht erhöht. (…)

Doch nun wird klar: Die Wende bleibt aus. Berlin wird die Mittel nun doch nicht erhöhen. Die Bundesregierung friert die Mittel stattdessen sogar auf Jahre hin ein. Aus dem Paket von Grundgesetzänderungen, das die Regierung zur Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen vorgelegt hat, geht hervor, dass die Mittel bis 2025 nicht erhöht werden können. Dort ist die Förderhöhe von 332 Millionen Euro festgeschrieben. Änderungen sind erst in acht Jahren möglich. Dann könnte die Zahlung sogar ganz eingestellt werden.

Da möchte man sich Haare raufen und laut schreiend im Kreis laufen. Denn das passt ja hervorragend dazu, dass der Bund weiter nur Mittel in homöopathischen Dosen für die Fahrradinfrastruktur zur Verfügung stellen möchte:

Autobahnen dagegen kosten, wenn man Statista glauben will, mal eben locker 10 Millionen Euro pro km.  Das wäre bei einem angenommenen Mittelwert von 1 Million Euro pro km Radschnellweg das 10-Fache.

Das ist auch der Grund, warum ich nur von guten Nachrichtchen sprechen möchte. Denn nach der Logik würde ja bei 25 Millionen für Radschnellwege 250 Millionen für Autobahnen geplant sein. Wenn man davon ausgeht, dass der Bund den Radverkehr wirklich ernsthaft als Alternative zum Autofahren aufwerten will.

Irgendwie beschleicht mich dieses „das kann doch alles nicht wahr sein“-Gefühl. Denn es ist doch mittlerweile unübersehbar, dass die Menschen in Deutschland das Auto nicht mehr als Mittelpunkt des Lebens und der Fortbewegung sehen:

Der Führerschein verliert bei jungen Menschen immer mehr an Bedeutung. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Fahrschüler in den kommenden Jahren deutlich einbrechen wird. Gründe dafür sind die demografische Entwicklung, ein gutes Mobilitätsangebot in den Städten und der Attraktivitätsverlust des Autos als Statussymbol.

Man ist geneigt, der Bundespolitik hier eine böse, besser: autofixierte, Absicht zu unterstellen. Anders kann man eigentlich nicht mehr erklären, warum die Vorschläge aus Berlin immer wieder die eigentlich guten Ansätze einer Verkehrswende ad absurdum führen – und damit das Auto weiter pushen.

Wie schnell eine Gesellschaft sich ändern kann

Die SZ steht ja sicherlich nicht im Ruf, ein grünes Kampfblatt zu sein. Deswegen ist es ein interessanter Hinweis auf eine Veränderung der Gesellschaft, wenn ausgerechnet sie ein Loblied auf Lastenräder schreibt:

Kommt das Lastenfahrrad raus aus der Nische?

Das ist insofern interessant, als das man schon das Gefühl haben kann, dass in den letzten Monaten die Fortbewegung ohne Verbrennungsmotor dramatisch an Aufmerksamkeit gewonnen hat.

Dazu beigetragen hat sicherlich die Diskussion um die Anschaffungsprämie für Elektro-Autos. Insbesondere hier fragen ja zunehmen die Menschen, ob es nicht sinnvoll wäre, diese Prämie eben auch für e-Bikes anzubieten. Gleichzeitig gewinnen Zweiräder auch in der Städteplanung rasant an Bedeutung.

Mit ein bisschen Zweckoptimismus kann man das durchaus so verstehen, dass sich hier die Gesellschaft verändert. Daran mag das gute Wetter seinen Teil haben – denn wer fährt schon gern im Regen Rad. Aber grundsätzlich scheint sich immer mehr auch die Überzeugung durchzusetzen, dass das Auto eben nicht die Lösung aller Probleme ist. Und manchmal sogar mehr Probleme verursacht.

Es wird interessant werden, das Thema „Verkehr in der Stadt“ mal zu beobachten. Denn ich glaube das nicht nur der finanzielle Druck durch immer höhere Kosten die Menschen vom Auto weg treibt. Ich bin fest überzeugt, dass unsere Gesellschaft dabei ist, eine neue Form anzunehmen. In der Ökonomie und Ökologie sich nicht gegenüberstehen und in der neue Formen des Miteinander entstehen. Und der Verkehr scheint hier das Leitmedium zu werden.

The Past Rewritten

In Georg Orwells 1984 wird die Vergangenheit kontinuierlich umgeschrieben und an die Gegenwart angepasst. Erinnerungen gilt es zu tilgen. Auszulöschen. Zu vernichten. Was für ein sinnfreies Unterfangen.

Gerade hatte ich einen interessanten Dialog mit meiner Freundin. Ursache war ein akuter Fall von Aufräumwut und damit verbunden das Wiederfinden einiger Schätze. Und in Zeiten von MicroSIM-Karten konnte ich mir dann nicht verkneifen, ihr meine erste SIM zu zeigen (bzw. Zweite, weil Ersatzkarte)…

Und was soll ich sagen? Sie wollte mir einfach nicht glauben, dass man das mal in Telefone gepackt hat. Nach einer Weile Überzeugungsarbeit wollte sie dann wissen, in was für Telefone solche Monster kamen (sie glaubte immer noch nur an Telefonzellen).

Ich habe ihr dann leider nur ein Foto von meinem damaligen Handy zeigen können, dem Siemens S3. Das ich damals übrigens für ein Schweinegeld gekauft habe, weil es eines der ersten Handys war, mit denen man SMS… schreiben konnte. Technisch waren die S3 Schrott: Ohne extra Akkupack keine 24h Standby und ständig kaputt. Nach dem 3. Austauschgerät habe ich mich mit Schaudern von Siemens abgewendet und auch als die 1997 das erste „Farbdisplay“ auf den Markt brachten: Ich habe seit dem S3 nie wieder ein Siemens-Handy gehabt.

Die Vorstellung, dass man damals eigentlich einen Operator anrief, die Nummer durch gab, den Text diktierte und das dann auch noch kostenlos war… damit wollte ich sie nicht auch noch konfrontieren.

Mein aller erstes Handy war übrigens von Motorola 😉

Was ich ihr aber zeigen konnte, war mein absolutes all Time Lieblingshandy von Nokia: das Nokia 2110i, dass ich 1995 für (ich glaube) 800 DM mit Vertragsverlängerung erworben habe. So als würde Euer IPhone heute bei Verlängerung 800€ kosten. Das Handy habe ich übrigens erst außer Dienst genommen, als ich mir einen Communicator 9000 leisten konnte 🙂

Kleine Fun-Facts am Rande: damals war die Grundgebühr bei ungefähr 80 DM im Monat, Freiminuten gab es nicht und jede angefangene(!) Gesprächsminute im Inland kostete 2 DM. Das dürft Ihr für heute jetzt 1:1 umrechen. Und ja, das Handy funktioniert noch immer 😀

Zweiter Fun-Fact: ich habe seit 1993 die gleiche Handynummer. Wer bietet mehr?

Wie ich auszog, (mal wieder) ein Macbook Air zu kaufen

Ja, ich gestehe: Ich finde Apple-Produkte geil. Und das Macbook Air ist meiner Meinung nach das schönste Ultrabook, das es gibt. Also bin ich gestern zum wiederholten Mal los um mir eines zu kaufen. Und kam mit einem Samsung heim.

Die „Problemstellung“ ist folgende:

Ich mag Notebooks, die aktuellen Geräte sind mir aber zu groß und zu schwer, vor allem um unterwegs damit Fotos zu sichten und zu bearbeiten. Eine Alternative wären Netbooks, doch diese haben einen Haken:

Sie kommen mit einer absolut minimalistischen Hardware, oft sogar nur 1GB Ram, 1,6Ghz-CPU der untersten Klasse und eher kleineren Festplatten. Dafür sind sie klein, leicht und preiswert. Für mich aber nicht zu gebrauchen, denn schon die Qualität der Displays ist oft ein No-Go, davon abgesehen das die Hardware einfach nicht in der Lage ist, z. B. mit Lightroom akzeptabel meine Fotos zu sichten, grob zu bearbeiten und zu konvertieren.

Ein „großes“ Notebook kann das und wäre nur „unwesentlich“ teurer. Das Problem dabei ist, dass die Geräte oft zu groß und schwer sind, um im Rucksack immer dabei zu sein, die Akku-Leistung oft nix ist und so weiter.

Die Lösung sind dann die sogenannten „Ultrabooks“, also sehr kleine und extrem kompakte Notebooks mit guter Rechenleistung, besseren Displays und so weiter. Der Nachteil ggü. einem normalen Notebook ist z. B. die kleinere Bildschirmfläche von 11 bis 13 Zoll statt 15 bis 17 Zoll und das fehlende optische Laufwerk. Wobei mir das eigentlich nicht fehlt.

Das Macbook Air ist so ein Ultrabook und über die Befähigung von Apple-Notebooks zur Bildbearbeitung brauche ich nix mehr zu sagen, denke ich. Die Tastatur ist gut, das Gerät sieht einfach geil aus und irgendwie hat das einen extremen „Habenwollen“-Faktor.

Dummerweise bin ich aber ein vernünftiges Wesen (naja, manchmal) und so vergleiche und überlege ich. Dabei gehe ich davon aus, dass ein solches Subnotebook, bzw. Ultrabook zwar teurer ist, als normale Notebooks, ich aber trotzdem nicht mehr als 1000 Euro ausgeben wollte.

Dafür bekommt man ein sehr kleines und sehr spartanisches Macbook Air:

  • Intel Core i5 (2 „echte“ Kerne + 2 „Hyperthread-Kerne“) mit 3 MB Cache, 1,6 (2,3) GHz
  • 350 /1150 MHz Takt
  • Intel HD 3000 integrierte Grafikkarte
  • 4 GB Ram
  • Solid State Disk mit 64GB
  • Glänzendes LED-Display 11″

Und an der Stelle kann ich eigentlich aufhören zu lesen: Ich mag keine glänzenden Displays, wenn ich unterwegs bin. Aber eine SSD mit 64 GB ist dann das absolute Ausschluß-Kriterium: Meine kleinste(!) Speicherkarte in der Kamera hat 64GB. Wie soll ich dann das MBA ernsthaft unterwegs einsetzen?

Also habe ich mich umgesehen und eine interessante Alternative gefunden: Das Samsung Serie 5 Ultra

Und schon auf den ersten Blick kann es überzeugen, bei etwa gleichem Preis wohlgemerkt:

  • Intel Core i7 (2 „echte“ Kerne + 2 „Hyperthread-Kerne“) mit 4 MB Cache, 1,7 (2,4) GHz
  • 350 /1200 MHz Takt
  • Intel HD 3000 integrierte Grafikkarte
  • 8 GB Ram
  • Solid State Disk mit 16GB + HDD mit 500 GB
  • Mattes LED-Display 13″

Und auch bei fast allen anderen Punkten punktet das Samsung, lediglich das Gewicht ist mit 300 Gramm etwas höher. Die Maße sind, natürlich auch wegen des größeren Displays, geringfügig anders, aber hier bewegen wir uns im Millimeterbereich (Breite +15mm, Höhe an dickster Stelle +1mm). Dafür punktet es dann weiter mit längerer Akkulaufzeit, Speicherkartenleser, höher auflösender Webcam (wer’s braucht) und so weiter.

Mir ist nicht mehr klar, wie Apple diese Preisunterschiede rechtfertigen kann – geschweige denn überhaupt Produkte in den Massen verkaufen kann. Ich kann doch gar nicht so verpeilt sein, so viel Geld für den Namen auszugeben, oder?

Also bin ich gestern los gezogen, mir ein Macbook Air zu kaufen.

Und kam mit einem Samsung heim.

(Und spätestens wenn die Retina-Books auf dem Markt sind, stehe ich wieder vor einem ähnlichen Dilemma…  *lol*)

 

Die Hard @ Die Haard

Man entschuldige mir dieses Wortspiel – aber irgendwie passt es doch.

Gerade warten wir auf das Pizza-Taxi, weil sich hier niemand mehr aufraffen kann, zu kochen. Der Grund dafür?

Knapp 50km „Cross Country“ durch „die Haard“, ein Waldgebiet bei Marl. Mit 782 Höhenmetern hoch  und 782 Höhenmetern runter. Gefühlt allerdings 7820 Meter hoch und 782 runter.

Foto: Enju

Das Wetter war trocken, ein großes Plus. Ein großes Minus aber war, dass die vergangenen 2 Regentage den Boden stellenweise sehr schlammig haben werden lassen. Und wer schon mal erlebt hat, wie Schlamm an Reifen und Schuhen zerrt um das Vorankommen so sehr wie möglich zu erschweren, der kann sich gerade genau das Richtige vorstellen.

Aber das Gelände…

Oh mein Gott, in der Haard zu fahren, macht so einen riesen Spaß. Abfahrten, bei denen man nur noch hofft, dass unten der Weg weiter geht und keiner steht. Wer (wie ich eben) schon mal mit über 40 km/h einen richtig heftigen Single-Trail mit Wurzeln, Sprüngen und allem PiPaPo runtergerast ist, wird das Adrenalin spüren können, dass mir durch den Körper geschossen ist.

Die Hard war aber an den Steigungen angesagt. Die waren Stellenweise nicht nur unfassbar steil. Sondern eben und vor allem auch sehr, sehr lang. Und das mir, wo ich bekanntermaßen auf der Gerade gut, am Berg aber eher nicht so gut bin. Ein paar Mal musste ich dann auch in der Folge meinen Drahtesel schieben. Und an Erholung war nicht zu denken, denn jede folgende Abfahrt führte wieder an eine Steigung…

Die Strecke selbst war hervorragend ausgeschildert, ein Verfahren fast unmöglich. Der Service an Start/Ziel, den Diakonischen Werkstätten Recklinghausen war ebenfalls hervorragend. Und ganz besonderer Dank gebührt unserem Fahrer Markus, der uns von/bis nach Hause gefahren hat.

Fazit: Die CTF Haard war richtig gut. Hat mich an mein Limit (und ein Stück darüber) gebracht und wahnsinnig Spaß gemacht.

Achja, für die Nörgler: Streckenposten an der Straßenquerung wären toll gewesen 😉

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Ein Radweg, sie alle zu (ver-)binden

Ich freue mich gerade über die Planungen, einen Radweg von Duisburg bis Hamm zu bauen.  Schade, dass man schon wieder anfängt, das Thema zu zerreden, bevor es überhaupt richtig in Fahrt gekommen ist.

Für die strategische Infrastruktur wäre das, nicht nur wegen der steigenden Benzinpreise, eine tolle Sache. Zumal mein subjektiver Eindruck ist, dass man derzeit mehr und mehr Menschen wieder auf dem Rad sieht. Teilweise wohl auch dank der neuen Räder mit Elektrischem (Hilfs-)Antrieb.

Was ich jetzt noch toll fänd wäre, wenn die Gemeinden nördlich von Duisburg sich an die Planung anschließen.

Denn mit den schon vorhandenen Radwegen und alten Bahntrassen ließe sich die Strecke nach Norden über Dinslaken, Voerde, Wesel bis nach Holland fortsetzen – und ich denke mal mit einem finanziellen Aufwand weit unter dem, was neue Straßen oder die Betuwe kosten.

Dafür aber mit deutlichem Gewinn für Natur und Gesellschaft.

Internetentwicklungsland Deutschland?

Realität in Prag, undenkbar in einer deutschen Großstadt:

Ich war in den vergangenen Tagen ein paar Mal in Prag. Mein Mobilfunkvertrag erlaubt keine Datenübertragung im Ausland – das wäre mir auch zu teuer. Trotzdem hat mir nix gefehlt, weil jedes Restaurant, jedes Cafe und viele Wohnhäuser in Prag offenes WLAN bieten.

Ohne Angst vor dem „Störer“, der Urheberrechte verletztend Kinderpornos raubmörderkpopiert.

Das muss man sich mal vorstellen: Prag, eine Stadt in der auf jeden Einwohner vermutlich mindestens 1000 Touristen am Tag kommen, bietet mir freies Internet an jeder Ecke. Offensichtlich hat man da kein „Problembewußtsein“, was die im allgemeinen bösen Menschen so alles mit dem eigenen Internetzugang anstellen würden. Und eine davon lebende Abmahnindustrie scheint es auch nicht zu geben. Erstaunlich: Trotzdem war das Internet dort nicht krimineller als hier 😉

Ich lebe in Deutschland also in einem Entwicklungsland. Denn bei uns gibt es „Internet Everywhere“ nur für den, der sich einen Mobiltarif erlauben kann. Internet ist hier also eine Geldfrage und den „Wohlhabenden“ vorbehalten.

Zum Kotzen. Wird Zeit, dass sich was ändert…