Aha.
Jubelstimmung.
„Ältere Menschen arbeiten häufiger als vor fünf Jahren“ titelt der Westen. „Mehr Jobs für Senioren“ liest man im Handelsblatt. Und dann liest man substanz- und kritiklos, ältere Menschen hätten heute bessere Chancen im Arbeitsmarkt.
Wie das „Handelsblatt“ in seiner Mittwochsausgabe unter Berufung auf Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) berichtete, stieg die Beschäftigungsquote der 60- bis 64-Jährigen seit Anfang 2007 von 18,2 Prozent auf einen neuen Höchststand von 28,3 Prozent im vergangenen September.
Was fehlt sind die die Fragen nach dem Willen der Gesellschaft:
- Ältere Menschen haben meist viel Erfahrung aufzuwiegen und ganz eigene Qualitäten bei der Arbeit – sie blockieren aber auch die Stellen für junge Menschen. Wollen wir das?
- Müssen Menschen über 60 noch arbeiten, die schon 30 oder 40 Jahre Dienst an der Gesellschaft geleistet haben oder dürfen Sie die letzten 10-20 Jahre ihres Lebens entspannt verbringen?
Auf der einen Seite reden wir von Jugendarbeitslosigkeit – auf der anderen Seite erhöhen wir das Renteneintrittsalter. Auf der einen Seite reden wir vom „goldenen Herbst des Lebens“ und auf der anderen Seite von Altersarmut. Und wir stellen nie die Frage, wie viel Jahre im Berufsleben genug Dienst an der Gesellschaft sind.
Wir stellen aber ja auch nicht die Frage nach dem Sinn. Dem Sinn einer „Vollbeschäftigung“ von Jung und Alt nach zu hecheln, die es nie wieder geben wird – sofern es (Gott bewahre!) es keinen großen Krieg mehr gibt. Wir stellen die Frage nicht nach einer Gesellschaft, in der ein gesunder „Mittelbau“ im Alter arbeitet, während die Jugend noch den Entdeckern und das Alter den Genießern gehört.
Wir lassen uns einlullen von denen, die sagen: Schule, Arbeit, Tot. Wir lassen uns weiß machen, es ginge der Wirtschaft schlecht, wenn die Älteren nicht mehr da sind. Weil die Wirtschaft nicht sagt, dass sie selbst versäumt, guten Nachwuchs zu fördern. Wir lassen uns erklären, dass „Rentensystem“ brauche das höhere Eintrittsalter, weil wir das „System“ nicht verstehen und glauben müssen, was man uns sagt. Wir gehören der Wirtschaft und haben möglichst früh und dann möglichst lange zu dienen – auf das wir uns für einen „Teil der Gesellschaft“ halten.
Na?
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Ein Gedanke zu „Arbeiten mit 60+?“
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