Die Boulevarisierung der WAZ?

Ich hatte mich ja erst kürzlich hier über die Art der Berichterstattung auf derWesten aufgeregt – dem Onlineportal der WAZ-Gruppe.

Heute wieder so ein toller Artikel. Fett und rot steht dort in der Headline:

71-Jährige lag fünf Jahre tot in ihrer Messie-Wohnung in Hagen

An der Stelle möchte man den Redakteur schütteln möchte. Wohl weislich steht der Autor deswegen vermutlich auch nicht dabei 😉

Aber mal im Ernst, lieber derWesten:

Ist es nicht schlimm genug, dass ein Mensch einsam in seiner Wohnung sterben muss, offensichtlich überfordert vom Leben und von niemandem in 5 Jahren vermisst? Muss man dann noch einen drauf legen und von einem „versuchten Einbruch“ schwadronieren, der vielleicht wegen der Messie-Eigenschaften nicht vollzogen wurde?

Ich muss an „Das Bo“ denken mit ihrem Hit “ ‚türlich, ‚türlich (sicher, Digger)“ von Anno Tobak. Wir tauschen dann mal Bass gegen Blut, dann passt es wieder…

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Lieber derWesten, wie wäre es mit mitfühlendem Journalismus, kritischer Betrachtung der Gesellschaft und Politik, mit investigativem Journalismus wie im Trinkwasserskandal? Statt solcher „Bild“-Typischer Artikel voller Vermutungen und Blut triefender Headlines?

Und in einem tragischen Fall wie dem in Hagen könnte man sich ja mal auf das gesellschaftliche Problem stürzen, dass immer mehr Menschen verarmen und vereinsamen läßt. Statt einer toten Omi noch eine Messi-Wohnung mit Ekelfaktor anzuhängen. Google „Schamgefühl“.

Ich mein ja nur…

Autor: unkreativ

Gelegentlich hat der Unkreative das Gefühl, er müsse Euch etwas wissen lassen. Das kann sinnvoll sein. Muss es aber nicht. ;-)