Ich bin zu tiefst erschüttert. Auch verwirrt, aber vor allem erschüttert.
Vor mehr als einem Jahr, im Februar 2011 wurde beschlossen, dass Gasthaus Möllen nicht an den Türkischen Kulturverein zu verkaufen. Ein Vorgang, der mir persönlich absolut zuwider gewesen ist. Aber gut.
Seit dem bemüht sich der TKV um ein anderes Grundstück, mit Unterstützung der Stadt. Was ihm dabei aber für Gegenwind und Vorbehalte entgegenweht, ist mit einer „aufgeklärten Gesellschaft“, die sich als „Tolerantes Voerde“ versteht nicht zu vereinen.
Aus einem Artikel der Rheinischen Post von heute, der leider hinter der Paywall steht:
Besonders viel Zündstoff bot die Frage nach der Zukunft des Pfarrhauses in dem Ralf Federwisch noch bis Dezember wohnt. Doch danach steht es leer; der Türkische Kulturverein (TKV) interessiert sich für eine Verwendung. Eickmeier schloss einen Verkauf des Gebäudes samt Jugendheim an den TKV zunächst ausdrücklich nicht aus, was bei der Gemeinde für Unmut sorgte. Eickmeier, dessen Stimme hörbar immer kraftloser wirkte, musste sich zuvor vereinzelt persönlich angreifen lassen. Ein Mann nannte ihn via Mikrofon einen „Lauschepper“. Wenig sachlich ging die Diskussion weiter. Jemand rief aus den hinteren Reihen: „Wenn die hier ihre Moschee bauen dürfen, dann sind wir bald wie Marxloh.“ So wie er dürften in milderer Form auch andere Gemeindemitglieder denken. Jede Kritik an den Plänen das Haus an den TKV zu verkaufen, erntete Applaus.
So beherrschte Angst vor zu viel Nähe zu den türkischen Nachbarn die Diskussionen.
Kann das denn bitte wahr sein?
Der TKV hat sich im vergangenen Jahr immer wieder auf Kompromisse eingelassen, um Druck aus der Sache zu nehmen. Aus meiner Sicht wurde von seiner Seite alles erdenkliche getan, um die Wogen zu glätten. Was ihm aber entgegenweht ist mit „Angst vor dem Fremden“ noch sehr euphemisch umschrieben.
Und schon seit einiger Zeit ist aus Möllen zu vernehmen, dass der Kreis der Gegner des TKV größer wird. Auf Stammtischniveau werden dabei Scheinargumente durch die Gegend geworfen, die eine gehörige Portion Fremdenhass beinhalten. Es wird Unsinn verbreitet mit dem Ziel, Angst vor „den anderen“ zu schüren. So als wären die Mitglieder des türkischen Kulturvereins halt nicht unbedingt Menschen zweiter Klasse – aber halt anders.
Ich bin erschreckt, dass in Voerde im Jahr 2012 ein so offener Hass auf das Fremde gepflegt werden kann. Das die breite Öffentlichkeit da sitzt und den Mund hält. Ist halt Möllen, da war man schon immer ein wenig eigen. Und wenn wir nicht aufpassen, bildet sich in Möllen eine Subkultur, wie wir sie sonst nur „im Osten“ vermuten. Die Zeichen sind da, der Unwille hinzusehen ebenso.