DerWesten titelt gerade:
Marode Brücken, volle Straßen – Das Ruhrgebiet braucht Geld für Modernisierungen
… und beschreibt in dem folgenden Artikel, dass uns der Verkehrskollaps droht:
Marode Brücken, überfüllte Straßen – Experten schlagen Alarm. „In den vergangenen 20 Jahren hat der Bund verstärkt in die Verkehrssysteme Ostdeutschlands sowie die südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg investiert“, heißt es in einer aktuellen Studie. Die Ruhr-Wirtschaft hofft unter anderem auf einen sechsspurigen Ausbau der A43 zwischen Bochum/Witten und Recklinghausen/Herten.
Wenn es um die Modernisierung von Straßen und Schienen geht, hinkt das Ruhrgebiet im Vergleich zu anderen Großstadtregionen in Deutschland hinterher.
Ich wage jetzt einfach mal die Frage, ob das nicht der falsche Ansatz ist?
Wobei, ich bin ja nicht doof. Folglich weiß ich natürlich um die unterschiedlichen Qualitäten der neuen Autobahnen im Osten im Vergleich mit den Ruhrgebietsautobahnen.
Aber angesichts einer zu erwartenden Verknappung von Öl, immer weniger Raum, Klimawandel und so weiter sollte die Frage da nicht lauten: Wie entlasten wir die Straße?
Das könnte man dann mit einem effektiven Ausbau des ÖPNV und einer Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger beantworten. Denn: der meiste Verkehr müßte kein Auto-Verkehr sein. Zum einen sind nach wie vor unglaublich viele Menschen allein in einem Auto unterwegs, zum anderen nutzen meiner Meinung nach viel zu wenige den ÖPNV und das Fahrrad.
Für all das gibt es Gründe, teilweise sogar gute Gründe: Die absolut nicht perfekte Struktur des ÖPNV, die teilwese sehr flexiblen Arbeitszeien, die Fahrgemeinschaften erschweren, die Angst, auf der Straße von einem Auto angefahren zu werden und so weiter.
Und vielleicht sollte die Politik genau hier anpacken?
Keines der Probleme die wir haben, ist nicht zu lösen. Aber wie wir die Probleme angehen entscheidet nachhaltig darüber, was es kostet und was es bringt. Und bei der Frage was es bringt müssen wir endlich aufhören, den MIV (Motorisierten Individual-Verkehr, ich mag die Abkürzung) in den Fokus zu rücken.
Wir müssen uns nicht fragen, wie wir immer mehr Verkehr verwalten. Wir müssen uns fragen, wie wir den Kraftstoff betriebenen Verkehr so weit wie möglich reduzieren.
Und hier erwarte ich von der Politik des Bundes, der Länder und der Kommunen nichts weiter als eine 180°-Drehung. Einen kompletten Paradigmenwechsel. Nicht die Straßen müssen breiter, die Autos müssen weniger werden. Und zwar auf eine gesellschaftlich akzeptierte Art und Weise, bei der die Menschen das Auto stehen lassen weil sie es stehen lassen können – und nicht weil sie müssen.
Aber bis dahin… wird es wohl noch eine Weile dauern.
Ich glaube allerdings, dass mein Gedanke alternativlos ist.
Ich bin ein großer Fan des ÖPNV, allerdings stellen sich mir regelmässig Fragen:
1. Wieso ist es angeblich kostendeckend für die Verkehrsbetriebe möglich, ein Semesterticket für Studierende anzubieten, dieses aber nicht zu einem ähnlichen Preis den normalen Bürgern bereit zu stellen? (Konkret: Verkehrsbetriebe können sich die Hälfte ihrer Verluste durch Ausbildungstickets vom Staat wiederholen. Nach einigen Anfragen bei verschiedenen Stellen scheinen aber dort seit einiger Zeit keine Gelder mehr zu fliessen.)
2. Wieso ist das ÖPNV-Netz in Berlin trotz seiner massigen Schwächen immer noch gefühlt das bisher beste, was ich erleben konnte in Deutschland? In den 3 Monaten, die ich vor Ort war, habe ich mir das Lesen von Fahrplänen quasi abgewöhnt, da alle 5 Minuten eine Bahn vorbei kam.
3. Wieso bieten die Verkehrsbetriebe in meiner Stadt (Münster) keinen Service für Schichtarbeiter? Würde ich in einem Krankenhaus arbeiten und müsste um halb 6 beim Dienst sein (man will sich ja noch umziehen, etc.) dann kann ich nicht mit dem Bus dort hin fahren, denn der erste Bus fährt erst um halb 6. Das selbe wenn ich Spätdienst hätte. Ab 9 Uhr fahren nur noch die Nachtbusse, die je nachdem in einem stündlichen oder halbstündlichen Takt fahren.
Und das sind nur die Dinge, die mir im aller ersten Moment einfallen. Gerade die Semesterticket-Sache wundert/ärgert mich. Ein Studierender zahlt um die 270 Euro im Jahr für sein Semesterticket und kann damit alle ÖPNV-Fahrzeuge in NRW frei benutzen. Wenn ich auch nur eine Pendelstrecke von zuhause zu meiner Arbeit per Bahn kaufen möchte, kostet mich das um die 80 Euro im Monat, insgesamt also im Jahr ca. 960 Euro. Liebe Politik, haut rein und verordnet allen Semestertickets. Zwangsweise. Dann hat sich das mit Sozialtickets und vollen Straßen innerhalb von wenigen Wochen erledigt. Ich kann mir einige hunderttausend Leute vorstellen, die dann direkt ihr Auto verkaufen würden.
Besonders interessant ist das auch im Bezug auf das „Sozialticket“: Menschen deren verfügbare Mittel regelmäßig unter denen von Studenten liegen, bezahlen mehr?
Wieso ist das für Studenten der staatlichen Hochschulen eigentlich „umsonst“? Ich hatte 295€ pro Monat Studiengebühren an einer privaten Hochschule ohne Semesterticket…
P.S. Hast Du eigentlich einen Blog?
Die genannten 270 Euro sind tatsächlich nur für das Semesterticket. Studentenwerk, studentische Selbstverwaltung, Hochschulsport und Campusradio kommen da noch extra hinzu, genauso wie bis vor kurzem entsprechende Studiengebühren.
Nein, ich habe keinen Blog.