So, das war es also. Das war mein Trip nach Mallorca. Meine Reise in die Hölle. Mein Untergang. Mein Ende. Obwohl… so schlimm war es eigentlich gar nicht 😉
Aber der Reihe nach:
Mit einigen Bekannten, den meisten davon aus dem RSC Niederrhein, sind wir für eine Woche nach Malle geflogen – zum Mountainbiken. Meine Bedenken waren groß, ist Malle für mich doch der Inbegriff der Sauftouristenfalle und damit alles andere als ein Ziel, das sich für mich wirklich lohnen würde. Auf der anderen Seite erwartet man im Januar keine Horden von Strandgängern und angeblich, so beteuerten alle, ist Malle Landschaftlich toooootal schön.
Gebucht hatten wir bei TUI und der Flug ging morgens um 6 Uhr irgendwas mit Air Berlin nach Palma. Soweit alles pünktlich. Dort wurden wir dann gleich in den Bus gesetzt, auf Deutsch begrüßt und die halbe Stunde nach Peguera gefahren, wo wir dann die nächsten 8 Tage verbringen sollten.
Wir waren im Apartamentos Ponent, einem 3*-Appartmenthotel. Appartments haben den Vorteil, dass man einfach mehr Raum hat: „Wohnzimmer“, Schlafzimmer, Küche und Bad. Das macht sich bezahlt, wenn man allerlei Pulverchen und Riegel auf der einen Seite, dutzende Fahradklamotten auf der anderen Seite und schließlich auch noch was zum An- und Ausziehen aus dem Koffer pellt.
Das Hotel selbst ist unterdurchschnittlich aller erster Güte. Das fing mit einem langen schwarzen Haar auf einem Teil der Sanitärkeramik an, dass wir nicht benutzten. Das Haar, soviel vorweg, blieb von der Raumpflegerin bis zur Abreise unbeachtet. Weiter ging es mit dreckigen und fleckigen und seltenst gewechselten Tischtüchern zu einem Büffet, dass am ersten Abend den Entschluss aufkommen ließ, trotz gebuchter Halbpension selbst zu kochen. Das Essen wurde im Laufe der Woche etwas besser, die Unfreundlichkeit des Personals dagegen nicht.
Wer Fernseh gucken wollte, freute sich über den nagelneuen Faltscreen im Appartment und fühlte sich spätestens dann verarscht, wenn er 10€ die Woche für die Fernbedienung(!) zahlen sollte. Und ohne kein Fernseh, ist klar, gell? WLAN übrigens auch nur gegen 15€ die Woche im Zimmer, das „Free WLAN“ gab es nur an der Rezeption.
Alles in allem ist das Hotel also garantiert keine Empfehlung wert.
In Paguera gibt es durchaus auch jenseits der Hotelburgen und „Strandpromenade“ ein paar schöne Ecken zu finden. Gut versteckt in den Bergen laden jede Menge ausgefallene Farben und Architekturen zum bummeln und gucken ein.
In der Stadt selbst ist das übrigens ganz anders: Ein Nepperladen neben dem nächsten und Amtssprache ist Deutsch. Thüringer Bratwurst an Heissen Hähnchen an 1000 Gürteln und einem deutschen Ärztehaus. Wer Angsts vor fremden Kulturen hat ist hier falsch, wer Spanisch lernen will auch. Eingekauft wird bei Spar 😉
Was ich mir nicht ausmalen kann und will ist, wie es in dem Ort immer Sommer aussieht, wenn alle Hotels voll und alle Läden offen sind. Da das aber im Januar garantiert nicht der Fall ist – wenn nicht mal ein aus zehn Hotels geöffnet hat – war auch der Strand weitestgehend unbevölkert. Angesichts der Tatsache das wir jeden Tag Sonne hatten, sehr willkommen.
Allerdings eher bei den mitgereisten Kindern, wir hatten ja was anderes vor: Biken!
Und wenn man auf Malle eins kann, dann ist das biken! Das fängt mit gut ausgebauten Landstraßen an, die durchweg (mit wenigen Ausnahmen) auch für Radfahrer nutzbar sind und geht weiter mit Autofahrern die sich an Gruppen radelnder Rennräder oder Mountainbikes gut gewöhnt haben – share the road funktioniert hervorragend.
Vor allem auf langen Steigungen wie nach Galilea freut man sich, wenn man auch einfach mal nur den Asphalt hochtreten kann – das spart Kraft, die man für die Abfahrten dann dringend braucht. Besonders wer nach Galilea radelt, kann übrigens durchaus „Original“ spanische Energie tanken: Von Oliven bis Mandelkuchen gibt es hier oben was das Herz begehrt. Einschließlich einer nicht deutsch sprechenden Bedienung – bin ich endlich in Spanien?
„Leider“ war die Abfahrt von Galilea am Mittwoch meine erste richtige Abfahrt. Leider deshalb, weil sie technisch sehr anspruchsvoll war und uns alle an vielen Stellen überforderte – und damit zum Absteigen zwang. Mit ein wenig mehr Übung hätte es deutlich mehr Spaß gemacht die angesammelten 500hm auch wieder los zu werden. Aber, wie sagt man so schön? Der Mensch wächst an seinen Herausforderungen, wer die Abfahrt von Galilea überlebt, der überlebt alles 😉
Leider war nicht jeder Anstieg so leicht zu bewältigen. Sowohl auf der Tour über St. Elm als auch bei der geführten Tour mit den Guides von Rad-International waren schon eher schwierige Aufstiege zu bewältigen: Geröll, Schotter und Steigungen von teilweise deutlich über 30°. Und am Ende einer relativ kurzen Tour (35km) war ich mir sogar sicher, noch nie so anspruchsvoll gefahren zu sein.
Kurzer Einwurf zu Rad-International: Gute Bikes für relativ kleines Geld und echt gute Guide-Leistungen machen hier den Unterschied. Rad-International würde ich jederzeit empfehlen.
Der Vorteil an der Plackeri ist nicht nur der folgenden Downhill. Sondern auch, dass man Winkel der Insel zu Gesicht bekommt, die man sonst und als „normaler“ Tourist garantiert nicht finden würde. Sondern halt nur als Mountainbiker oder Wanderer. Und genau hier offenbart sich der Charme der Insel, den ich vorher verkannt habe: Von roter Vulkanerde über graue Berge hin zu regenwaldähnlichen Wäldern auf der Regenseite der Insel gilt es, die verschiedensten Bereiche zu entdecken. Und egal ob man auf Meereshöhe oder hunderte Meter weiter oben ist: Irgendein Anblick bietet sich immer.
Das also das Fazit des Mountainbike-Abschnitts so positiv ausfällt, hat sicher auch mit dem Wetter zu tun. Jeden Tag so zwischen 17 und 20°C und zu meist richtig sonnig, das ist gut für die Winterwunde Seele 😀 Mal ganz abgesehen von dem Gefühl auf die Wetter-App zu blicken und zu sehen, dass es daheim immer kälter und verschneiter wird. Der Gedanke an die Rückreise wird dabei geflissentlich ausgeblendet 😉
Natürlich waren wir auch einen Tag in Palma, der Hauptstadt. Unter anderem zum Cachen. Und Palma ist… nun ja eine Großstadt. Neuere Viertel drängen sich an die alten Viertel, neue gerade Straßen gegen verwinkelte Gassen. Ein Mischmasch der Nationen und eigentlich nichts besonderes. 12km später hatte ich nicht das Gefühl, ich hätte großartig was verpasst, wenn ich nicht hin gefahren wäre. Weswegen wir dann auch gleich mittags wieder nach Peguera gefahren sind 😉
Kommen wir zum Fazit:
Mallorca hat in Teilen meine Befürchtungen erfüllt, was die deutsche Überlastung angeht. Auf der anderen Seite hat Mallorca aber auch meine Hoffnungen auf landschaftlich anspruchsvolle und schwierige Mountainbike-Trails erfüllt.
Ob ich noch mal fahren würde? Kann ich noch nicht sagen:
Es war eine schöne und preiswerte Woche und ich habe viel gelernt. Eine Wiederholung zu Trainingszwecken wäre sicherlich eine gute Idee. Dem gegenüber steht jedoch, dass es noch viele, viele andere Länder gibt, die es zu entdecken gibt.
In 4 Monaten übrigens das nächste: Frankreich. Dann geht es mit den Mountainbikes ab in den Elsass…
2 Gedanken zu „Der König von Mallorca“
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