Manchmal ist das schon so eine Sache mit einigen konservativen und liberalen Kollegen in der Voerder Politik. Deren Rechtsverständnis bezogen auf politische Fragen und juristische Bedeutungen scheinen mir manchmal schleierhaft.
So kann man zum Beispiel fragen, warum 3.000 Stimmen in Voerde gesammelt wurden, die sich gegen die Sportplatzverlagerung aussprachen – konservative und liberale Politiker jedoch der Meinung waren, dass sie und nicht das Volk das Souverän sind. Im Sinne der parlamentarischen Demokratie und das man deswegen die 3.000 Stimmen ignorieren könne.
Doch wo es jetzt um die Umbenennung der Hindenburgstraße geht, da möchte man genau dieses Prinzip der vertretenden Demokratie aufheben und einige wenige Bürgerinnen und Bürger vor schicken als menschliche Schilde um zu kaschieren, wie man auf dem Rechten Auge blind ist.
Denn bei der Umbenennung der Hindenburgstraße wird vordergründig über Kosten für Anwohner gestritten. Kosten? Die Änderung des Perso ist kostenlos, Briefpapier bunkert eigentlich niemand mehr und als damals aus 4 stelligen Postleitzahlen solche mit 5 wurden… aber lassen wir das.
Viel beschämender ist, wie hier Geschichte um-gedeutet wird und wie konservative Traditionalisten hier versuchen, überkommenes und falsches Geschichtsverständnis zu erhalten. Vielleicht sollte man sich noch mal vor Augen führen, wie das mit der Hindenburgstraße eigentlich so war.
Denn 1933 veranlasste die nationalsozialistische Verwaltung von Voerde, dass aus der Provinzialstraße die Hindenburgstraße wurde. Ungefähr zehn Jahre später wurde mit dem Buschmannshof ein Kinderlager errichtet, in dem gut 100 Kinder(!) auf Grund von Kälte und Hunger und Krankheiten den Tod fanden.
Es ist bezeichnend, dass es genau die selben konservativen Wortführer sind, die 1987 aktiv gegen ein Mahnmal für die Kinder vom Buschmannshof waren, die sich heute auch als Wortführer gegen die Umbenennung der Hindenburgstraße präsentieren.
Bei mir entsteht dabei der Eindruck, dass einige Politiker in Voerde nicht nur auf dem rechten Auge blind sind. Sondern mit fadenscheinigen Argumenten, wie ach so hohen Kosten, versuchen, eine Aufarbeitung der Geschichte zu verhindern.
Und zu dieser Aufarbeitung gehört auch, sich von dem falschen Mythos Hindenburg zu verabschieden. Und das Abnehmen der Schilder die seinen Namen tragen ist hier ein erster und wichtiger Schritt. Und wenn die konservativen und liberalen Politiker in Voerde sich nicht selbst in die rechte Ecke stellen wollen, sollten sie gut überlegen ob sie am 05. 02. im Rat für oder gegen die Umbenennung sind.
Du schwingst aber ganz schön die Nazikeule hier 😉
Nur weil man nicht für die Umbenennung ist, ist man direkt Nazi?
@Beobachter
Nein, wo steht was von Nazi? Wer sich politisch am rechten Rand bewegt ist nicht gleich ein Nazi, weder Alt- noch Neo-. Insofern würde ich darum bitten mir soetwas nicht in den Mund (auf die Finger) legen zu wollen 😉
Tatsächlich ist es für mich aber besorgniserregend, wenn einerseits versucht wird ein Mahnmal zu verhinden und auf der anderen Seite mit solchen Methoden versucht wird, an einer Ehrung Hindenburgs fest zu halten – hier verweise ich einfach mal auf Münster.
Und noch viel bedenklicher finde ich, wenn hier einige Politiker versuchen, demokratische Spielregeln nach eigenem Gutdünken aufzuheben, aufzuweichen oder schlicht zu ignorieren. Und zwar immer nur dann, wenn es ihnen passt.
OK, dann sind es nicht Nazis, sondern Personen vom rechten Rand 😉
@Beobachter
Personen, die sich politisch am rechten Rand bewegen. Weil ich einfach nicht glauben will, dass es wirklich die „Standardeinstellung“ ist. Meiner Meinung nach geht es den Herren von CDU und FDP nämlich keineswegs um die Verherrlichung von Hindenburg….
… sondern darum im Wahljahr Punkte gegenüber den politischen Mitbewerbern zu gewinnen und dafür eignen sich populistische Aktionen bekanntlich am Besten.
Ich bin mit Blick auf die „Hindenburgstr.“ etwas skeptisch. Aber vor allem gefällt mir nicht, wie das diskutiert wird und mit wie wenig Tiefgang. Ich fürchte es ist zu spät dafür, weil die Thematik in die politische Auseinandersetzung gefallen ist. Also, politische Auseinandersetzung in ihrer schlechtesten Form. Allein der Beschluß die Straße nach einem großen Sozialdemokraten benennen zu wollen zeugt für mich nicht (nur) von lauteren Absichten. Es ist ja erschreckend wie wenig über Geschichte und über die Biografie Hindenburgs gesprochen, gewußt, diskutiert wird. Mir wäre lieber, wenn man sich inhaltlich auseinandersetzt und vielleicht am Ende die Entscheidung steht. Und es wäre doch auch besser, wenn die Anregung dann aus der Bürgerschaft kommt: benennt die Straße so oder so… Ladet doch parteiübergreifend zu drei Veranstaltungen ein, wo über Hindenburg gesprochen wird und über Lokalgeschichte in Voerde von 1930 – 1987. Und lasst dann am Ende ein Meinungsbild zur Hindenburgstraße entstehen. Warum sollte der Name „Hindenburgstraße“ nicht zur fruchtbaren Auseinandersetzung mit einer furchtbaren Vergangenheit anregen. Gibt es nicht vielleicht Möglichkeiten zu zeigen, dass die Voerder ihre Hindenburgstraße nicht als Ehrung eines Antidemokraten verstehen, sondern als „Mahnmal“ und steten Stachel im Fleisch betragen. Wäre doch denkbar oder. Liebe Grüße an den guten Fotografen unserer Kommunionfeier … auch wenn wir in dieser Sache vielleicht etwas unterschiedliche Sichtweisen haben.
„betragen“ sollte „betrachten“ heißen.
@Markus
Mir persönlich passt auch nicht, dass die SPD den Namen „vorgibt“ 😉
Was mir aber an der ganzen Sache richtig auf den Wecker geht, dass die Entscheidung ja schon getroffen wurde und erst als die CDU die Abstimmung „verloren“ hatte, wollte man auf ein Mal die Bürger befragen.
Von denen sich – wenn wir mal ehrlich sind – im Vorfeld eigentlich kaum jemand zu Wort gemeldet hat, seit die erste Anfrage damals (ich glaube von der WGV) kam.
Es ist unschön, wie wir in Voerde derzeit mit dem Thema umgehen und ich wünsche mir wirklich, wir hätten eine Diskussion auf dem Niveau Deines Kommentars führen können. Der ist insbesondere die CDU aber bis heute aus dem Weg gegangen – Angebote hat es ausreichend gegeben, denn die Umbenennung ist kein „Schnellschuss“, wie man jetzt leicht glauben könnte.