Ich jammere ja gerne, dass sich viel zu wenig Menschen in die Politik einbringen.
Um so besser finde ich, wenn sich dann Leute auch ohne großes Drumherum ins Zeug werfen und ihre Standpunkte vertreten. Noch besser finde ich natürlich, wenn die Standpunkte dabei sehr nah an meinen eigenen liegen.
Herr Kampen aus Voerde ist so ein Fall: Im Vorgriff auf die morgen statt findende Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses hat er mir ein paar Fragen zum neuen „Sportpark Friedrichsfeld“ zukommen lassen und mir erlaubt, diese hier zu veröffentlichen.
Und auch wenn man natürlich seltens 100% Übereinstimmung erreicht, kann ich doch das meiste von dem was Herr Kampen sagt unterstützen:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Ratsmitglieder,
mit großem Interesse habe ich den Beschlussvorschlag Drucksache 626 zur 70. Änderung des Flächennutzungsplanes vom 19.02.2013 studiert.
Vorweg eine Frage zum Verständnis:
Befinden sich die in den Anlagen 3 und 5 beschriebenen Flächen bereits im Besitz der Stadt Voerde, oder müssen diese Flächen noch käuflich erworben werden?
Wenn ich die Verfasserin – Frau Krüger – richtig verstanden habe, will sie – natürlich auf Geheiß der Verwaltung – die vom Forstamt Wesel geforderten Ausgleichsmaßnahmen für den „Babcockwald“ 2 : 1 und den Funktionsausgleich 1:1 in Salamitaktik „scheibchenweise“ durch den Rat abnicken lassen.
Wir erinnern uns: Im „Babcockwald“ müssen 9,8 ha Wald gerodet und nach Maßgabe des Forstamtes durch 19,6 ha Neupflanzungen ausgeglichen werden, hinzu kommt der Funktionsausgleich.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
nach meinen Berechnungen bietet die Verwaltung in der Anlage 1 der Drucksache 626 zurzeit etwa 3 ha Ackerland als Ausgleichsfläche für Waldneupflanzungen an (die auf der markierten Fläche bereits bestehenden Waldbestände wollen Sie ja korrekterweise wohl nicht in Ihre Ausgleichsberechnungen einbeziehen.)
Somit soll also demnächst in 3 Ratsgremien (Planungs- und Umweltausschuss, Finazausschuss, Stadtrat) über weniger als 17 % der benötigten Ausgleichsfläche beschlossen und anschließend eine frühzeitige Bürgeranhörung durchgeführt werden.
Wollen Sie Rat und Bürger mürbe machen und noch 4 – 5 Mal zu weiteren Beratungen, Beschlüssen und Anhörungen einladen, weil sie neue 3 ha große Flächen entdeckt haben?
Spätestens nach dem 3. Male wird dann kein Bürger mehr kommen wollen. Aber wahrscheinlich ist das ja auch erwünscht
Warum stellen Sie nicht nach mehr als 9 Monaten Planungszeit die benötigten etwa 19 ha Ausgleichsflächen im Zusammenhang dar? Es würde dem Rat die Arbeit erleichtern und auch die Bürger nicht über Gebühr strapazieren. Oder ist es doch Taktik?
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Ratsmitglieder der SPD, CDU, FDP,
wenn Sie sich schon nicht mit einer grundlegenden Sanierung der Sportanlagen anfreunden wollen, warum beharren Sie auf einer der teuersten Varianten einer Sportplatzverlagerung – nämlich in den „Babcockwald“?
Als ich vor einiger Zeit die Alternative am Wisselmannweg zwischen Schießstand und „Löllschem Hof“ vorschlug, erklärte mir der Bürgermeister unter anderem, dass diese Fläche nicht im Besitz der Stadt Voerde sei und allein deshalb schon nicht in Frage käme. (Offenbar ist die Stadt aber auch nicht im Besitz von 19 ha Ausgleichsflächen.)
Herr Langenfurth kam mit dem fadenscheinigen Argument, dass Voerde über Jahrhunderte hinweg eine landwirtschaftlich geprägte Kommune sei und daher die Ackerfläche am Wisselmannweg ausscheide.
Herr Langenfurth, wie beurteilen Sie denn die Tatsache, dass durch den Ausgleich für den Babcockwald nunmehr die doppelte Fläche Ackerland in Wald umgewandelt werden muss?
Wie man nach fast einem Jahr Planung sehen kann, tut sich die Stadt Voerde äußerst schwer, die geforderten Ausgleichsflächen (immerhin das Doppelte der Rodungsfläche) darzustellen.
So wurde bis heute erst weniger als ein Sechstel der Ausgleichsflächen gefunden.
Die Alternative „Wisselmanweg“ hat unschätzbare Vorteile, über die Sie nun endlich ernsthaft nachdenken sollten:
- Keine/kaum Lärmschutzmaßnahmen nötig.
- Keine Ausgleichsflächen erforderlich, die Flächen werden sogar aufgewertet.
- Räumliche (fußläufige) Nähe zum Gymnasium
- Nähe zum Ortskern
- Planung kann fast 1:1 übernommen werden.
Wie viele Hunderttausende € können allein durch die Positionen 1. und 2. ohne Qualitätsverlust eingespart werden?
Sehr geehrte Ratsmitglieder,
fahren Sie bitte nicht mehr weiter in die Sackgasse, indem Sie die angebotene 17%-ige Ausgleichsfläche akzeptieren und befürworten. Verlangen Sie von der Verwaltung eine ausgewiesene Fläche von mindestens 19 ha.
Lassen Sie eine Rodung des Waldes erst dann zu, wenn die Ausgleichsflächen komplett! im Besitze der Stadt sind und sofort bepflanzt werden können.
Suchen Sie nach neuen Wegen, die für die Stadt Voerde erschwinglich bleiben.
Bitten Sie die Verwaltung um Auskunft darüber, welche zusätzlichen! Kosten durch Rodung , (Ausgleichs-) Flächenerwerb (9,8 ha + 9,8 ha) und Neuaufforstung nach neuesten! Berechnungen auf die Stadt zukommen. Hierzu könnte man auch das staatliche Forstamt um Auskunft bitten.
Die Stadt Voerde befindet sich auf lange Sicht im Haushaltssicherungskonzept und kann sich solche zusätzlichen Ausgaben in absehbarer Zeit nicht leisten.
Ersparen Sie uns Bürgern eine „Elbphilharmonie“, ein „Stuttgart 21“, oder einen „Berliner Flughafen“ mit weit mehr als 100% Kostensteigerung, die natürlich nicht vorhersehbar waren.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Heiner Kampen
Folgende Fragen sollen dann in der Bürgersprechstunde gestellt werden:
(Leider darf ich ja in der Bürgerfragestunde nur 2 Fragen und je zwei Zusatzfragen stellen.)
Trotz größter finanzieller und planerischer Schwierigkeiten wollen Stadt und SPD, CDU, FDP an der teuersten Variante einer Sportanlagensanierung/ Verlagerung festhalten:
Verlagerung in den „Bacockwald“
Nach mehr als 9 Monaten Planungszeit ist die Stadt nicht einmal im Besitz von etwa 3 ha Ausgleichsfläche, wobei das staatliche Forstamt etwa 20 ha und zusätzlich einen Funktionsausgleich 1:1 fordert.
Frage:
1.
Halten Sie es ökologisch für vertretbar, wenn Sie die geforderten 20 ha Ausgleichsfläche durch 5-6 Miniflächen a 3-4 ha anbieten bzw. beschließen?
a) Falls ja, bitte ich um eine ökologische Begründung.
b) Falls nein, wo hat die Stadt Waldersatzflächen von ca. 2 x 10 ha?
2.
Wenn Sie nach 9 Monaten Suche nur 3 ha Ausgleichsfläche „gefunden“ haben, woher nehmen Sie den Optimismus, in den 6 Monaten bis zum Herbst die noch fehlenden 17 ha Ausgangsflächen auszuweisen ?
a) Werden Sie mit der Rodung des „Babcockwaldes“ im Herbst 2013 beginnen, auch wenn Sie keine Ausgleichsflächen der geforderten Größenordnung von etwa 20 ha besitzen?
Falls ja, wie sehen Sie die Vorbildfunktion von Stadt und Rat, wenn diese sich über Einwendungen und Vorgaben von Trägern Öffentlicher Belange einfach hinwegsetzen?b) Wann werden Sie mit der Neuanpflanzung beginnen?
Mit der Rodung des Waldes, was logisch wäre oder erst dann, was wahrscheinlicher ist, wenn die Stadt frühestens nach 2021 evtl.??? über die finanziellen Mittel verfügt? Oder am St.Nimmerleinstag?
Falls Sie auf all diese Fragen keine plausiblen Antworten wissen, ist die Verlagerung der Sportanlagen in den „Babcockwald“ nicht möglich.