1&1 fing damit an, „Flatrate-Internet“ zu bieten wie am Handy: Mit Drosselung bei einem gewissen Volumen. Man konnte 5€ im Monat sparen, wenn man dafür bereit war, ab 100GB Datenvolumen nur noch mit 1MBit zu surfen. Die Telekom macht es nach und wie immer schlimmer:
So soll man da für meinen Anschluss (schneller als 16 gibt es hier derzeit nicht) nach schon 75GB auf lächerliche 384kbit/s gedrosselt werden. Und wenn ich das richtig lese, soll das nicht wie bei 1&1 ein verbilligter Tarif sein, sondern für alle Tarife, wenn auch in unterschiedlichem Umfang eingeführt werden.
Und natürlich gibt es auch eine Milchmädchenrechnung dazu, was man damit angeblich alles kann im Monat und das das ja gar nicht so wenig ist. Ach, ist es nicht?
Das geringste integrierte Datenvolumen wird 75 GB betragen. Neben dem Surfen im Netz und dem Bearbeiten von Mails ist dieses Volumen beispielsweise ausreichend für zehn Filme in normaler Auflösung plus drei HD-Filme, plus 60 Stunden Internetradio, plus 400 Fotos und 16 Stunden Online-Gaming.
Wir sind ein Zwei-Personen-Haushalt. Beide Berufstätig mit zusätzlicher Nutzung des Internets via UMTS mit separaten Verträgen. Und trotzdem würden wir die Grenze von 75GB, für einen „normalen“ 16er DSL-Anschluss wie wir ihn haben, locker sprengen:
Witziger Weise erklärt die Telekom, dass man „Poweruser“ stärker zur Kasse bitten müsste. Oh wie gerne würde ich mehr zahlen, doch lese ich zwar:
Deshalb müssen die Netze kontinuierlich ausgebaut werden. Eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur würde bis zu 80 Mrd. Euro kosten.
… sehe davon in meinem Heimatort nur leider nix und auch VDSL mit 50MBit über Kupfer ist hier nur frommes Wunschdenken. Tatsächlich habe ich hier schon heute via Mobilfunk höhere Bandbreiten möglich, als über Kabel.
Tatsächlich hat die Telekom aber für 2012 einen sprunghaft gestiegenen Gewinn verbucht. Also jede Menge Geld als Gewinn verbucht, das sie auch hätte als Investition in den Ausbau der Netze stecken können. Statt dessen aber versucht man den umgekehrten Weg und noch mehr Geld aus dem gleichen Angebot zu pressen. Und glaubt bloß nicht, dass die Kosten der TK-Unternehmen auch nur annähernd in dem Maß steigen würden, wie die Bandbreite. Wer das glaubt, glaubt auch dass 29 Cent für eine SMS mit 160 Zeichen angemessen sind.
Das erinnert stark an die noch alberneren Volumengrenzen bei Mobilfunktarifen, die meiner Meinung nach den Namen Flatrate gar nicht tragen dürften.
Die Argumentation richtet sich übrigens erstaunlich exakt an dem Muster aus, mit dem immer niedrigere Stromerzeugungskosten zu immer höheren Endkundenpreisen plausibel verkauft werden sollen.
Gleichzeitig verabschiedet sich die Telekom von der Netzneutralität, weil die eigenen Angebote (z. B. Internetfernseh der Telekom) nicht in der Leistung gedrosselt werden. Klartext: Entertain geht, Youtube geht nicht. Und schon das allein wäre Grund, der Telekom den Rücken zu kehren.
Für mich ist klar, dass ein Unternehmen, dass mich so unehrlich mir gegenüber ist und mir solch lächerliche Verträge im Jahr 2013 aufdrücken will, gerade erfolgreich jedes Vertrauen verspielt. Was schade ist, weil ich immer gerne mit der Telekom zu tun hatte. Nur verarschen lasse ich mich halt nicht gerne…
P. S. „Wlan-to-go“ kommentiere ich nicht noch ein Mal… Vielleicht sollte man sich noch mal von Seiten der Regulierungsbehörden mit den TK-Anbietern ins Benehmen setzen? Ach ne, nicht so lange Mutti die Hand drüber hält… Und so scheidet sie dahin, die Netzneutralität. Und wir sind auf direktem Weg zu kanadischen Verhältnissen.
P.P.S. Und wer noch nicht genug gelesen hat, der kann im Lawblog gleich weiter machen:
Ich habe auch einen 16.000er-Anschluss und die FrtizBox zeigt für unseren 2-Personen-Haushalt einen ähnlichen Datenverbrauch an.
Ich bin extrem froh darüber mittlerweile in der Schweiz nähe Zürich schönes Glasfaserinternet zu haben, keine Drosselungen, keine Volumenmodelle…einfach nur Internet. Man kann wirklich nur hoffen dass dieses Beispiel keine Schule für die anderen Betreiber macht (z.B. KabelBW, KabelDE).