Leonardo di Caprio ist halt nicht Robert Redford

Der Große Gatsby – Ein perfekt durchgestylter Film, der so aalglatt ist, dass er bei mir keinen Eindruck hinterlassen hat. Dabei liegt dem Film eine Story zugrunde, die eigentlich bestens geeignet ist, dem Zuschauer das Herz brechen zu lassen: Ein reicher, geheimnisvoller und sehr charismatischer Mann ist auf der Suche nach der Liebe seines Lebens,  die er vor 5 Jahren verloren hat. Und findet sie schließlich, mit dem Ring eines anderen am Finger. Dieser andere Mann erweist sich schon zu Beginn des Films als echter Mistkerl und bleibt doch die einzige Figur, die Tiefe hat und dem der Zuschauer Gefühle entgegenbringen kann, wenn auch negative.

Alle anderen Figuren bleiben leider schwach. Ihre Handlungsmotive sind vielleicht intellktuell nachvollziehbar, emotional wird der Zuschauer jedoch nicht von ihnen berührt.

Tobey Maguire, beispielsweise, spielt eine zentrale Figur, der in persönlichen Beziehungen zu allen Beteiligten steht. Dennoch wirkt er durchgehend wie ein Statist,  der bestenfalls dazu dient, den anderen Akteuren Stichworte zu liefern, aber meistens nicht einmal das. Warum ihm die Geschehnisse derart an die Nieren gehen, dass er in einer Nervenheilanstalt endet, ist emotional überhaupt nicht nachvollziehbar.

Und der Große Gatsby? Leonardo di Caprio versteht es durchaus, diesem Charakter den Hauch des Geheimnisvollen zu geben, hinter dem sich sein hochsensibles Selbst versteckt. Doch dieses Selbst wird leider im Laufe des Films kaum erkennbar. Die Zuschauer wissen, dass Gatsby leidet wie ein Hund, aber fühlen können sie es nicht.

Ein durchgestylter Film, ein bildgewaltiges Fest für die Augen, wobei die hypermoderne Musik einen delizösen akustischen Kontrapunkt zu den 20er-Jahren-Kostümen setzt, aber der emotionale Zugang der Geschichte und vor allem zur Hauptfigur bleibt dem Zuschauer versperrt.

Autor: unkreativ

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