World War Z

Der Kino-Blockbuster „World War Z“ hat bei einer sehr speziellen Fan-Gemeinde und bei Cineasten große Erwartungen reifen lassen: die einen hoffen auf die Würdigung des Zombie-Genres im großen Kino, die anderen auf eine geld- und damit bildgewaltige Umsetzung des Buches.

Und der erste Eindruck war richtig gut:

bei der Preview im Essener Cinemaxx klebte offenbar das Blut wildgewordener Zombies schon am Glas der Eingangstüren und drinnen tobte der untote Mob. Viele liebevoll-heftig geschminkte Gestalten kauften erst artig ein (mit 13 Euro horrormäßig teures) Ticket und taumelten dann zuckend und kreischend, überwacht von markig aussehende Zombie-Jägern in den Saal 10.

Leider war das auch schon der ganze Spaß für diesen Abend!

Das Intro für die bebrillten Kino-Besucher war noch hübsch in 3D anzusehen. Was folgte war ein bildschwächelndes (wars der Film oder die Vorführmaschine?), dunkles, in Action-Szenen schemenhaft-verwischtes Movie, dessen Dramaturgie nie aufging, das verhinderte, emotionale Bindungen auch nur zu einer der handelnden Personen aufzubauen (allenfalls die taffe israelische Soldatin machte irgendwie Eindruck) und das internationale Schauplätze lustlos hintereinander abhandelte.

Oder wie soll man es deuten, wenn der Held aus Israel nach Indien mit der weißrussischen Linienmaschine startend in Wales abstürzte, um dort, wo er gar nicht suchen wollte (das war ja etwas weiter weg in Indien, siehe oben) die Lösung zu finden.

Auch diese Lösung war dem Film angemessen: um den Untoten zu entkommen, musst du eben noch töter sein als sie!

Wenn der Film einen Sieger zeigte, war das die gnadenlose „political correctness“ a la USA: die nette Hauptdarsteller-Familie wurde in einem anonymen Hochhaus einer nordamerikanischen Großstadt von einer Latino-Familie gastfreundlichst aufgenommen und versorgt und im israelischen Sicherheits-Lager, umgeben von riesigen Schutzwällen die aber diesmal wirklich notwendig sind, ehrlich, ganz ehrlich), beteten und sangen Menschen aller Hautfarben, jeglicher Herkunft und Religion vorbildgebend miteinander; wobei sie das letztere nicht hätten so laut tun sollen.

Selbst ironische Chancen ließ der Film liegen, als ausgerechnet der als Retter ausersehene junge Wissenschaftler bei der Spurensuche nach dem Killer-Virus schon bei der Ankunft sang- und klanglos … aber es sei hier nicht zu viel verraten.

Auf winzige Lichtblicke für den oder die, die jetzt noch Lust auf einen Kinogang haben, seien hier ausdrücklich hervorgehoben: Bitte unbedingt auf die nordkoreanische Z-Z-Lösung und das israelische „Prinzip des 10. Mannes“ achten.

Wer zwischendurch eindöst, muss beim Erwachen an falscher Stelle übrigens mit einem traumatisierenden deva-vue rechnen: Brad Pitt als Jodie- Foster-Nachfolger vernimmt den CIA-Hanibal-Lector- für-Arme. Dies ist leider kein Scherz!

Wer überhaupt in Brad Pitts Gesicht und Schauspieltechnik letzte Hoffnung auf Rettung des Films setzte, wurde enttäuscht. Wahrscheinlich hat er sich als Mit-Produzent derart verausgaben müssen, dass für die Film-Rolle keine Tiefe, Glaubwürdigkeit oder irgend etwas anderes Emotionales blieb. Und über süße Krähenfüße allein dürften allenfalls hartgesottene Fanin in Verzückung geraten sein.

Ist es Product Placement dreisterer Art oder nur geschmacksnervliche Verirrung oder unerträgliche Banalität, wenn unser Brad nach der final(aus-)lösenden, tödlichsten Bedrohung erst einmal den PEPSI-Automaten plündert und genußvoll ne Dose schlürft?

Man möchte ausrufen: Es geht um das Überleben der Menschheit, also bitte etwas mehr Ernsthaftigkeit, Spannung und Gefühl.

Eine kollektive, Jubel nicht unähnliche Reaktion provozierte der Film im eher hinteren Teil: Moritz Bleibtreu trat auf! Ein Wiedererkennen, das Freude bereitete, auch wenn seine Rolle sich und die Zuschauerschaft im Staunen, Starren und Sichsorgenmachen erschöpfte.

Zum Inhalt reicht der Verweis auf Dustin Hoffmann in „Outbreak“.

Zum Schluss doch noch zwei positive Anmerkungen:

1. Es gibt eine kostengünstige und zeitsparende Alternative zum Kinobesuch:  Trailer ansehen, ein halbes Happy-End hinzudenken (welches ist egal) und annehmen, dass ganz am Ende der Grundstein für einen zweiten Teil gelegt wird.

2.  Es gibt eine Lehre, die einem auch im normalen Leben echt nützlich sein kann: Wenn Stille (überlebens-) wichtig ist, immer das Handy ausschalten.

 

Autor: unkreativ

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