Mir ist gestern, durchaus berechtigt, vorgeworfen worden, dass ich in meinem Blogbeitrag nur Negativ bin und das Positive außen vor lassen würde. Das Positive sind in dem Fall die besonnenen Menschen in Voerde, denen klar ist, wie differenziert man die Diskussion um Asylbewerberheime betrachten muss.
Und es stimmt. Das Problem ist aber offensichtlich: Was bringen 2 oder 3 besonnene Menschen in einer Gruppe von fast 200 aufgebrachten Menschen?
Wobei, so ganz stimmt das nicht. Denn sie bringen was. Mir helfen sie daran zu glauben, dass bei weitem nicht alles so schwarz und weiß ist, wie es sich manchmal anfühlt. Und es hilft zu verstehen, dass gute Argumente doch gehört werden. Und das habe ich auch in den letzten Tagen erlebt:
Ich habe zahlreiche Einzelgespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt und mit kleinen Gruppen. Dabei waren Menschen die der Diskussion neutral gegenüber standen, Menschen die überhaupt kein Problem haben und natürlich auch die, die ein großes Problem sehen. Dabei waren die am häufigsten genannten Argumente auf den ersten Blick inakzeptabel. Auf den zweiten Blick aber stellt man oft fest, das hinter plakativen Ängsten existentielle Sorgen stecken, die den Menschen den Schlaf rauben. Und ist es unverständlich, wenn jemand der plötzlich mit der Frage konfrontiert ist, ob er seine Altersvorsorge zumindest in Teilen verlieren könnte, zunächst an sich denkt?
Bei all den Gesprächen habe ich aber gelernt, dass der Mensch im Grunde doch gut ist. Denn auch die Gesprächspartner mit dem höchsten Erregungs-Level sind irgendwann herunter gekommen und man konnte gemeinsam und produktiv nach Lösungen suchen, die auf der einen Seite unsere Pflicht zur Hilfe unter den Hut bekommt und auf der anderen Seite die Sorgen der Menschen nicht außer acht lässt.
Ich glaube und hoffe, dass solch unwürdige Veranstaltungen wie am Dienstag nur gruppendynamischen Prozessen geschuldet sind – und sich im Grunde die Bürger und Bürgerinnen in Voerde doch offen und tolerant zeigen. Wenn dafür im Gegenzug wir als Politik und die Verwaltung versuchen, die individuelle Belastung des Einzelnen so gering wie möglich zu halten.
Auf jeden Fall aber haben mir die Gespräche gezeigt, dass es im Grunde nicht so schlimm ist, wies manchmal scheint. Und wenn ich mir was wünschen dürfte, dann das die Inhalte und Ergebnisse der Gespräche sich in Voerde verbreiten. Und wir in den nächsten Ausschüssen und im Rat wieder zu einem gemeinsamen Weg finden, der nicht aus Anschuldigungen, Vorverurteilungen und ja, auch aus Fremdenhass besteht. Sondern aus einem WIR, dass sich gemeinsam Gedanken macht, wie wir Voerde gestalten und dabei auch den Menschen die es wirklich brauchen, eine neue Heimat bieten. In der sie ohne Angst vor den Menschen in ihrer Umgebung leben können.
Und ich glaube wir schaffen das. Ich glaube da einfach an das Gute im Menschen. Und an das Gute in Voerde.
Ein Gedanke zu „Das Gute im Menschen“
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