In seiner viel beachteten Weihnachtsansprache, spricht Edward Snowden davon, dass die Kinder von heute keinen unbeobachteten Moment mehr haben werden:
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Aber ist es wirklich so schlimm?
Ich fürchte ja. Schon deshalb, weil es mir fast unmöglich ist, Bereiche zu finden die nicht beobachtet werden:
- Beim Einkaufen ist der Bar-Kauf auf dem Rückzug. Ich kann noch Bar zahlen, mittlerweile dürften aber auch in den deutschen Geschäften große Teile aller Zahlungen mit Plastik erfolgen – und damit nachvollziehbar. Kunden-Rabatt und -Mitgliedskarten füllen die Lücken der Barzahler weiter aus.
- Computer spielen? Egal ob am PC (z. B. Steam oder EA-„Kopierschutz“), der Playstation der X-Box: Es wird protokolliert und ausgewertet. Himmel, selbst meine Audi-Book-Software misst im Detail, wann und wie lange ich höre.
- Höre ich Musik, weiß es Apple. Schreibe ich einen Brief, Microsoft. Male ich ein Bild, Adobe. Und wissen die es, wer weiß es noch? Fahre ich Bus und Bahn trackt mit der Anbieter mit einer „Spiele“-App.
- Auto fahren? Navigationssystem zeichnen Routen auf, selbst wenn sie gar nicht navigieren. Maut-Systeme und Kennzeichenscanner füllen Lücken.
- Und ganz oben auf der Überwachungsliste: Das Smartphone.
Wobei mir das Smartphone noch am meisten Sorgen bereitet. Denn ich nehme es überall mit hin und wer auch immer will, erfährt meine GPS-Daten. Schalte ich GPS ab, bleiben die Informationen aus dem Netz. Und welche Daten welche App übermittelt, weiß niemand. Um das zu testen reicht es, die „Mobile Datennutzung“ zu unterbinden und das WLAN abzuschalten: Guckt mal wie viele (alle?) Apps dann meckern, dass sie ja gar nicht kommunizieren können. Besonders pervers beim iPhone, wo Apps dann bei jedem Start meckern, dass sie nicht ins Internet können. Zum Abholen aktueller Werbung, klar. Aber auch zum Senden? Und das Handy „zu Hause lasssen“ geht ja irgendwie am Sinn vorbei, oder?
Und selbst ließe man sie zu Hause: Buche ich eine Fahrkarte bei der Deutschen Bahn, weiß mein ISP darüber Bescheid. Die Bahn will dann meine Kreditkartennummer und meine Geburtstdatum. Miete ich ein Auto, will man meine Kreditkarte. Fahre ich Bus, plant der VRR demnächst flächendeckende Elektronische Überwachung aller Fahrgäste. Und so könnte ich ewig und drei Tage weiter machen. Schon mal geprüft auf wie vielen Kameras Ihr heute schon gewesen seid? Beim Tanken? Einkaufen?
Natürlich könnte man jetzt sagen, dass das auf Seiten der Konsumenten viel Schuld zu suchen ist. Aber das stimmt nicht, das Problem der überbordenden Überwachung kommt von der Herstellerseite. Jeder Hersteller will das „Kundenerlebnis“ verbessern und das meint in erster Linie die Kundenbindung. Das fängt dabei an, dass ich möglichst genau wissen will, was jemand macht, damit ich ihn zielgerichtet bewerben kann und geht so weit, dass ich einen Großteil seiner Daten nutzen werde, ihm den Wechsel so schwer wie möglich zu machen.
Und dann natürlich der über allem stehende Gedanken „Sicherheit“. Dafür braucht es überall Kameras. Ich wage mal die Behauptung, dass im Moment einer Straftat Ordnungspersonal z. B. in den Zügen hilfreicher ist, als Kameras. Aber die Kosten mehr. Und man kann deren Informationen nicht so schön speichern. Um dann hinterher vielleicht den Täter zu fangen. Absurd ohne Ende. Und dann natürlich der Kampf gegen den Terror, mit dem alles begründet wird. Unglaublich dumm. aber so lange die Menschen nur genug Angst vor echtem oder vermeintlich echtem Terror haben, kriegt man damit jede noch so absurde Überwachung hin.
Somit sind wir von den kommerziellen Anbietern zum staatlichen Anbieter gekommen. Und stehen damit an der Stelle an der auffallen muss, dass Überwachung kein gesellschaftliches, sondern ein politisches Problem ist. Und da ist es doch bezeichnend, dass die EU seit 1995 über ein harmonisiertes Datenschutzrecht „diskutiert“. Und Politiker wie Merkel nach außen entrüstet tun, wenn ihr Handy überwacht werden, aber natürlich überhaupt kein Interesse an einer Verfolgung haben, denn sonst müsste man ja auch vor der eigenen Haustüre kehren.
Was folgt aus dem ganzen Schlamssel?
Eigentlich, dass wir eine grundsätzlich andere Politik brauchen. Eine, die das Individuum wieder in den Vordergrund stellt. Eine, die dem Staat klare Grenzen aufweist und in der Folge auch der Wirtschaft. Ein starkes und auch (gegenüber dem Staat) durchsetzbares nationales, internationales und supernationales Datenschutzrecht.
Das bedeutet aber auch, dass wir die Politik, wie CDU und SPD sie treiben, nicht mehr akzeptieren dürfen. Und politische Alternativen wie die Grünen, die Linke und die Piraten in die Position bringen müssen, eine andere Politik möglich zu machen. Und das nach Möglichkeit nicht nur in Deutschland, sondern Europa und der Welt. Und das bitte schön, bevor wir alle nur noch fremdgesteuerte Drohnen sind, die mit einer Schere im Kopf herumlaufen.
Denn wenn es so weit ist, werden sich Menschen finden, die sich wehren. Es wird eine neue Art von Terrorismus geben, deren Anliegen es sein wird, die Herrschaft von Staat und Unternehmen zu brechen. Und es ist fraglich, ob eine „Datenrevolution“ friedlich verlaufen kann. Ich glaube nicht. Ich glaube aber auch, dass es noch früh genug ist, gegen zu steuern. Es braucht nur Menschen, die endlich anfangen 1 und 1 zusammen zu zählen und die sich nicht länger von Merkel und Gabriel belügen und benutzen lassen wollen.
In diesem Sinne: Frohes Fest der Geburt des unbesiegten Sonnengottes!