Von der Wirkungslosigkeit von Pornofiltern

Manchmal ist das ja schon mehr als kurios. So zum Beispiel die sich wieder ausbreitende Prüderie. Und in deren Schatten die Einführung von „Pornofiltern“. Das die genau so nicht funktionieren, dafür aber erhebliche Nebenwirkungen haben – davor warnen Experten ja schon lange. Und jetzt kann man es in der Nachbarschaft beobachten, denn die Briten legen sich gerade mit Ankündigung auf die Fresse:

 

Mit großem Tamtam hatte der britische Premier Cameron die Filter durchgesetzt, mit denen die ISP in England ab sofort die aufgerufenen Websites ihrer Kunden überwachen dürfen und filtern müssen. Und schon in den ersten Nachwehen sieht man, wie katastrophal das ist. Denn abgesehen davon, dass natürlich nach wie vor Pornographie verfügbar ist, verschwinden plötzlich Websites aus dem Netz, die man wohl kaum mit Porno in Verbindung bringen würde. Das geht von gemeinnützigen Organisationen, bis hin zu Open-Source-Software. Von Fefes Blog in Deutschland bis zu den Prüderie-Vorreitern von Apple.

Und gipfelt schließlich in der Sperre der Website genau jener Politikerin, die sich am  lautesten für die Sperren eingesetzt hat.

Man muss die Frage stellen, was die gesellschaftlichen Entwicklungen vorantreibt. Auf der einen Seite, siehe den Tweet ganz am Anfang, leben wir in einer Zeit der staatlichen Übervorsorge – und auf der anderen Seite relativieren wir echte Gewalt. Die „Porno-Filter“ sind eine konsequente Fortsetzung dieser Bestrebungen.

Der Witz ist, dass es immer noch Raucher gibt. Und Pornographie als der Hauptmotor des e-Commerce weiter bestehen bleibt. Gleichzeitig findet aber auch eine Verdrängung von Inhalten und Nutzern statt. So nach dem Motto aus den Augen aus dem Sinn, werden größere Teile als bisher ins Darkweb abtauchen. Das Verdrängung nicht funktioniert, sieht man am aussichtslosen Kampf der Kommunen gegen die Drogenszene. Hat man sie vom Platz A vertrieben, entsteht an Platz B ein neues Problem. Oder es dezentralisiert sich und potenziert damit die Probleme.

Die Frage ist also nicht, was haben wir gegen Sex im Netz. Die Frage ist, was in unserer Gesellschaft schief läuft. Und ich glaube, wir können da von England viel lernen.

Ach übrigens: ich wette, dass deutsche Politiker die Bemühungen in UK sehr aufmerksam verfolgen. Und sollten da die Filter eines Tages weniger Probleme verursachen und nicht mehr so heiß diskutiert werden, kenne ich mit Sicherheit eines der nächsten Länder, das erneut über die Einführung diskutieren wird. Ihr auch?

Autor: unkreativ

Gelegentlich hat der Unkreative das Gefühl, er müsse Euch etwas wissen lassen. Das kann sinnvoll sein. Muss es aber nicht. ;-)