Kandidatengrillen in der Stock

Gestern Abend fand in der Stock eine Diskussionsrunde zur Kommunalwahl statt – und ich war als Vertreter der Grünen eingeladen.

Mit dabei auch die „Spitzen“ der anderen Parteien, so wie auch die drei Bürgermeisterkandidaten. Das versprach eine Menge Spannung und Spaß – wenn man sich denn Spaß gönnt. Und bekanntlich mache ich das. Spitzen übrigens in „“, weil die FDP nur ihre Nummer 3 ins Rennen schickte – warum auch immer. Ich hätte mich gefreut, wenn Herr Benninghoff selbst mal den Kontakt zur Jugend sucht. Zumal sein Verhältnis und das der FDP zur Stock wohl eher nicht so gut ist (siehe weiter unten).

Etwas schade fand ich die strikte Trennung die vorsah, dass erst die BM-Kandidaten befragt wurden. Das war aber im Endeffekt ganz gut, denn so sind mir dann doch ein paar Sachen aufgefallen:

Während man in der Stock wohl nich so glücklich mit den Plakaten von Frau Kaspar ist und man auf einem Brainstorming-Plakat lesen konnte

Das sie nicht so nerven -> Tradition im Herzen und so ne Scheisse

oder unter dem Motto warum man sich in Voerde nicht Wohl fühlt:

(weil)…an jeder Straßenecke Simone Kaspar hängt. Ich krieg Gänsehaut!

… gab sie sich kämpferisch. Mehr oder weniger. Sie erwähnte ihre Vita und das sie ja seit 2,5 Jahren schon in Voerde sei. Und patsch, nach 20 Minuten spielte sie das erste Mal die Frauenkarte, als die Frage aufkam, warum man sie wählen soll. Gleiches übrigens nach 60 Minuten noch einmal. Ist Frau sein jetzt eine Schlüsselqualifikation?

Konkrete Antworten gab es  von Ihr wenige. Sie will z. B. die interkommunale Zusammenarbeit fördern, bei Sozialem und Schule soll nicht gespart werden und Einsparen könnte man bei den Personalkosten.

So weit, so schwammig. Sie wünscht sich außerdem kleine Geschäfte, wenn man durch die Stadt flaniert. In der sie übrigens nicht wohnt und wohl auch nicht wohnen wird.

Georg Schneider stellte die selbsternannte „Parteiunabhängige“ dann übrigens später in einem Nebensatz als die CDU-Kandidatin dar 😉 Ansonsten war es so, wie ich erwartete: Viele, gut gewählte Worte. Wenig Inhalt.

Der Bürgermeisterkandidat Hanrath, als freier Bewerber, brachte auch ein paar bemerkenswerte Äußerungen zu Stande:

Befragt zu Einsparpotentialen sagte er, realistisch wüßte er nix, unrealistisch wäre der Sportpark. Ob er damit meint, dass die Realisierung unrealistisch ist oder ob es unrealistisch ist, dort Einsparpotentiale zu suchen? Man weiß es nicht.

Was man weiß ist, dass Hanrath gerne 1€-Läden und Handyshops in Voerde ansiedeln will. Was ich davon halte, musste ich ihm dann später noch mal auf die Nase binden.

Darüber hinaus hält er Sparen nicht für das Ei des Kolumbus und fordert mehr Engangement und Einbringung von den Bürgern, um die Stadt schuldenfrei zu bekommen. Wie er das machen will? Keine Ahnung. Aber er ließ sich dann noch dazu hinab, dass am Zustand der Innenstadt ja die Kunden schuld sind. Einkaufen im Internet und so. Okay, kann man so sehen…

In Dinslaken würde er übrigens keine Politik machen wollen. Da wäre er nach eigener Aussage zu nah dran und außerdem habe er da eine eigene Meinung zu den Dingen. Den Teil hab ich nicht verstanden: Will er frei von einer eigenen Meinung Politik machen? Klingt spannend 😉

Der Bürgemeisterkandidat der SPD, Haarmann, ist dann auch sofort mit Hanrath ins Gericht gegangen und hat ihm gesagt, dass ja aktuell  noch nicht einmal die Handyshops nach Voerde wollen.

Einsparpotentiale könne er aber auch erst erkennen, wenn er sich in die Akten eingearbeitet habe. Wichtig sei ihm aber, zum Beispiel bei Unternehmensansiedlungen auch das Verhältnis von Flächenverbrauch zu Beschäftigtenzahlen zu betrachten.

Die kommenden Erhöhungen der Steuern für Immobilienbesitzer und Gewerbetreibende hält er im Moment für Alternativlos – auch wenn man Voerde nicht kaputt sparen will und bei der Jugendarbeit nicht weitere Einschnitte vornehmen will.

Die anschließenede Runde der Parteikandidaten verlief unauffällig, barg aber den einen oder anderen Zündstoff. So hat die FDP eine junge Frau geschickt, die nach eigenen Angaben erst seit 2,5 Jahren in der FDP ist, aber bereits im Vorstand und auch im JULI-Vorstand ist. Steile Karriere vs. Personalmangel, würde ich mal tippen.

Interessant war, dass der Moderator sie damit begrüßte, dass zum ersten Mal eine Veranstaltung mit friedlicher Beteiligung der FDP statt findet. Das läßt auch tief blicken, finde ich.

Georg Schneider hat dann erfolgreich gezeigt, warum er eigentlich zu alt 😉 für den Auftritt war. Er forderte unter anderem, Jugendliche müsste man von der Straße und vom PC holen. Da musste ich ihm Widersprechen und habe (unter Applaus) gestanden, dass ich ein Ego-Shooter-Onlineocker-Nerd bin und nicht glaube, dass das ein Problem ist 😉

Christian Garden hat sich wie erwartet dann auch mit Georg Schneider angelegt. Der übrigens in jedem zweiten Satz sagte „ich und die CDU“. Während Frau Schwarzkamp wirkte, als würde sie einstudierte Texte aufsagen, wenn sie ein Loblied auf die „Vielfalt in der FDP“ anstimmte. Schon interessant zu beobachten 😀

Am Ende haben alle dann noch mal ein Loblied auf ihre Parteien gesungen. Mir war was anderes wichtiger, als nur zu betonen, dass die Grünen die bessere Wahl sind:  Statt dessen habe ich deutlich gemacht, dass es falsch ist, von Politikern Ehrlichkeit zu fordern und die dann nicht zu kontrollieren. Ich habe alle anwesenden Gäste aufgefordert, die nächsten Jahre genau darauf zu achten ob die Parteien sich an ihre Versprechen halten und drauf zu hauen (verbal!) wenn nicht.

Außerdem habe ich gesagt, dass man nicht erwarten kann, dass „die Politiker einen ernst nehmen“. Weil es gibt nicht Voerder und Politiker, sondern alle Politiker sind Voerder und wer etwas ändern will, der soll sich gefälligst eine Partei suchen.

Das führte dann zu einem kleinen Disput mit den freien Wahlkreiskandidaten, die meinten auch ohne Partei könnte man was ändern. Ich habe dann erklärt, dass die im Falle eines Falles zwar im Rat eine Stimme haben, mangels Fraktion aber nicht in den Ausschüssen mitarbeiten werden  – da wo die eigentliche Arbeit statt finden.

Ellenberger ließ das nicht auf sich setzen und träumt davon, dass alle 5 freien Kandidaten ihren Wahlkreis gewinnen und gemeinsam die dritt stärkste Fraktion bilden. Wenn das so ist, kriegt der ne Kiste Sekt von mir. Versprochen 😀

Ich habe dann zum Abschluss verlangt, dass jeder der Anwesenden, dem irgendwas nicht passt, seinen Arsch hoch bekommt und sich einbringt. Und das  brachte mir spontan ein potentielles Neumitglied für die Grünen.

Insgesamt scheine ich meine Rolle gestern ganz gut ausgefüllt zu haben:

https://twitter.com/Rezisto/status/466844104811638784

https://twitter.com/Rezisto/status/466672913006206976

Autor: unkreativ

Gelegentlich hat der Unkreative das Gefühl, er müsse Euch etwas wissen lassen. Das kann sinnvoll sein. Muss es aber nicht. ;-)

3 Gedanken zu „Kandidatengrillen in der Stock“

  1. Hallo zusammen,

    insgesamt fand ich die Veranstaltung sehr gut. Waren auch mehr junge Leute da als ich erwartet hatte, auch wenn so manche etwas gequält aussahen 😉
    Zu den Inhalten hat Stefan schon das wichtigste im Blog beschrieben.

    Zu den einzelnen Kandidaten kann ich sagen das speziell Frau Kaspar mein Bild von ihr bestätigt hat…
    Der freie Kandidat hatte, wie Stefan schon schrieb, eher eigentümliche Vorschläge und wirkte auch etwas zu distanziert zu Voerde.
    Herr Haarmann machte von den dreien in meinen Augen noch den besten Eindruck…

    Bei den Ratskandidaten haben mich CDU & FDP schon fast geärgert… Beide wirkten gelangweilt bis genervt.
    Als Herr Schneider dann den Satz „in die Stock wurde viel Geld gesteckt und man sieht nichts davon“ brachte, waren auch Teile des Publikums etwas „irritiert“… Kann man machen sowas 😉 Er wirkte generell deplaziert.
    Bei Helen Schwarzkamp war recht deutlich zu merken das sie mit der Stock nichts anfangen kann und wohl die Zeit lieber im Voerder Jugendzentrum verbracht hätte 😉 Ansonsten muss ich Stefan recht geben: Es kam alles sehr auswändig gelernt rüber.
    Christian Garden hat dermaßen viel geredet das ich zeitweise abgeschaltet habe.
    Mein persönliches Highlight war die Dame der Linken… Jedes zweite Wort war „äh“ und wenn sie nicht grad die Meinung der anderen übernommen hat, hatte sie eigentlich zu nichts etwas zu sagen. Außer vielleicht, das Asylbewerber nicht in „Pappkartons“ wohnen sollten… Immerhin.

    Zu Stefans Auftritt fällt mir nichts verbesserungswürdiges ein.
    Er hat so ziemlich alles anders gemacht als der Rest und ist allein deshalb schon aufgefallen. In meinen Augen durchweg positiv.
    Das Statement zum Thema zocken war bei diesem Publikum natürlich der Eisbrecher überhaupt.
    Und ansonsten: zugespitzt und trotzdem sachlich, nicht zu parteipolitisch, ehrlich, zum mitmachen auffordernd. Ich denke das kam bei einigen gut an. Speziell das Schlussstatement würde ich so gerne häufiger von Politikern hören.

    Soviel zu meiner Sicht des gestrigen abends 🙂 Ich bereue jedenfalls nicht das ich noch spontan hingegangen bin 😉

    Beste Grüße,
    Dennis

  2. Natürlich freue ich mich auf die Kiste Sekt.
    Wenn Stefan Meiners für die Grünen gewählt wird, dann kann er im Rat genauso viel und genauso wenig bewirken wie Werner Ellenberger als unabhängiger Kandidat. Jede Stimme zählt gleich viel. Beispiel: Bürger „Willi“ kommt mit einem Anliegen zu Stefan Meiners. Er überzeugt ihn von der Sinnhaftigkeit seines Anliegens. Stefan Meiners versucht nun „seine Grünen“ zu überzeugen. Klappt das nicht? Was dann? Schafft er das, dann sucht er andere Parteien um sie ebenfalls von der Sinnhaftigkeit des Anliegens zu überzeugen. Wenn das gelingt, findet das Anliegen im Rat eine Mehrheit.
    Wenn Bürger „Willi“ an den gewählten unabhängigen Kandidaten herantritt, dann läuft das ganz genauso, mit dem einzigen Unterschied, dass der Zwischenschritt, zuerst die eigene Partei überzeugen zu müssen, wegfällt.
    Wenn die Zahl der gewählten unabhängigen Vertreter nicht zur Bildung einer eigenen Fraktion ausreichen sollte – und ich auf den Kasten Sekt verzichten müsste 🙁 – dann hat jeder gewählte Unabhängige immer noch die Möglichkeit sich mit einer anderen Fraktion auf eine Fraktionsgemeinschaft zu einigen.
    Glaube mir, dass wir – im Falle unserer Wahl – sehr wohl unseren Einfluss gelten machen werden… und wenn das alles nicht ausreicht, dann machen wir eben wieder einen Bürgerentscheid. 😉

  3. @Ellenberger
    Naja,
    ich sehe das halt ein wenig anders. Meine Arbeit ist nicht die Fraktion zu überzeugen. Es ist zwar schön, wenn alle einer Meinung sind, aber wie sie wissen stimmen gerade wir sehr oft uneinheitlich ab.

    Und ich bin halt der Meinung, dass es ohne Fraktion sehr schwer ist. Natürlich hat rechnerisch jeder im RAT eine Stimme. Aber was nutzt die da, wenn ich in den Ausschüssen mich nicht einbringen kann? Wenn ich dort ja nichteinmal Allianzen schmieden kann?

    Und im Vorfeld? Es dürfte hart werden, als Unabhängiger verlässliche Bündnisse einzugehen. Da wird dann – vor allem Ihnen vermutlich – die lange Angehörigkeit in der FDP nachhängen. Frei nach dem Motto „ach das macht der nur um die FDP zu ärgern“ 😉

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