Willkommen im Land der tausend Zufälle

Machen wir uns nix vor: das politische System in Deutschland hat ein Problem – und das ist ein Glaubwürdigkeitsproblem. Das kann man erkennen, daraus kann man Schlussfolgerungen ziehen und Maßnahmen ableiten.

Diese Maßnahmen könnten zum Ziel haben, das Vertrauen in der Bevölkerung zu erhöhen. Dazu ist zum Beispiel Transparenz wichtig. Denn man glaubt gerne, was man versteht. Verstehen kann ich unsere Bundesregierung allerdings gar nicht mehr. Denn statt Maßnahmen zu ergreifen die Skeptiker überzeugen und Zweifler beruhigen, passiert wieder genau das, was immer passiert: Es kommt zu einer schier unglaublichen Sammlung von Zufällen.

So wird z.B. ja nach wie vor Kritik am NSU-Ausschuss hörbar. Die Bundesregierung, so einer der Vorwürfe, habe gar kein Interesse daran, dass Organversagen des Staates aufzuarbeiten. Es wird vertuscht, verheimlicht und letztlich nur zugegeben, was in der Presse schon zu lesen war. Doch obacht, im Moment höchter Not eilt eine seltsame Terror-Kombo herbei und stellt sich einmal mehr super dämlich an und wird mediengerecht hochgenommen. Ähnlichkeiten mit den Sauerland-Terroristen sind rein zufällig.

Und dann ist da noch die Sache mit der Vorratsdatenspeicherung. Warum brauchen wir die gleich? Ach ja, wegen der Kriminalität im Internet.

Das Problem ist nur, dass das ja niemanden mehr so richtig schockt. Was also braucht es? Gewaltige Internetkriminalität! Das ganz große Ding! Einen Super-Mega-Angriff auf… ja auf was? Naja, stellen wir uns vor der Staat bräuchte einen „Hackerangriff“, aber eigentlich darf da erstens niemand externes (Unternehmen?) wirklich zu Schaden kommen. Zweitens muss es so sein, dass man jederzeit die Kontrolle behält (auch über die Kommunikation). Und Drittens muss das Staatswohl gefährdet sein. Und wenn man 1 und 1 zusammenrechnet…

Bislang unbekannte Täter haben nach Informationen von SPIEGEL ONLINE das interne Datennetz des Deutschen Bundestags attackiert. Wie Bundestagssprecher Ernst Hebeker am Freitag auf Anfrage bestätigte, seien „die IT-Systeme des Bundestags“ Ziel eines elektronischen Angriffs geworden. (Quelle: SPON)

Das geradezu absurde ist doch, dass Einrichtungen wie der Bundestag mit Sicherheit jeden Tag, jede Stunde Ziel von mehr oder weniger durchtriebenen „Cyber-Attacken“ sein dürften. Warum also jetzt der Lautsprech? Ahhh warte, das könnte etwas mit der aktuellen Diskussion über Vorratsdatenspeicherung zu tun haben? Denn nach all den Fällen aus denen wir wissen, dass sie genau nicht geholfen hat oder hätte, brauchen wir jetzt einen wo niemand mit 100% Sicherheit sagen kann, dass sie nicht vielleicht doch geholfen hätte. Glücklicher Zufall, dass gerade jetzt, wo auch bei einem der Regierungspartner die Kritik an der VDS wieder laut wird, so ein Fall auftritt!

Und dann ist da noch das Problem mit dem BND und der NSA. Auch hier erleben wir den unbedingten Regierungswillen, eine Aufklärung um jeden Preis zu verhindern. Was es also braucht ist ein Erfolgserlebnis! Ein wichtiges. Eine richtige Bombe. Und was gebraucht wird, wird nicht geliefert, sondern ergibt sich rein zufällig:

Hat der deutsche Geheimdienst BND den Amerikanern bei der Ergreifung von Osama Bin Laden entscheidend geholfen? Das berichtet die „Bild am Sonntag“ (BamS) unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise. Demnach soll ein Agent des Bundesnachrichtendienstes angeblich den Hinweis auf das Versteck des Terroristen in Pakistan gegeben haben. (Quelle: SPON)

Dummerweise hat die Primärquelle, die selten regierungskritische Springer-Presse wohl das Memo nicht bekommen. Das Memo in dem geschrieben stand, dass sich in den USA gerade ein mittelschweres politisches Erdbeeben anbahnt:

It’s been four years since a group of US Navy Seals assassinated Osama bin Laden in a night raid on a high-walled compound in Abbottabad, Pakistan. The killing was the high point of Obama’s first term, and a major factor in his re-election. The White House still maintains that the mission was an all-American affair, and that the senior generals of Pakistan’s army and Inter-Services Intelligence agency (ISI) were not told of the raid in advance. This is false, as are many other elements of the Obama administration’s account. (Quelle: Seymour Hersh)

Und das Hersh recht haben könnte?

Ein Indiz dafür könnte sein, dass es in den USA just in diesem Moment einen glücklichen Zufall gibt:

A senior Islamic State leader was killed, and his wife captured, in a raid in eastern Syria by U.S. Special Operations forces, the first on-the-ground mission in that country targeting wanted extremists, defense officials said on Saturday (Quelle: WallStreetJournal)

Allein…

Es ist ja nicht so das ich nicht glauben möchte, von weisen Frauen und Männern regiert und geschützt zu werden. Es ist nur einfach so, dass ich irgendwie… ein komisches Gefühl im Bauch kriege, wenn so viele Zufälle zusammenfallen, dass ein Lottogewinn dagegen als höchstwahrscheinlich gelten muss.

Autor: unkreativ

Gelegentlich hat der Unkreative das Gefühl, er müsse Euch etwas wissen lassen. Das kann sinnvoll sein. Muss es aber nicht. ;-)

2 Gedanken zu „Willkommen im Land der tausend Zufälle“

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