Ich würde so gerne schreiben. Über meine Wut auf dumpfe Hohlköpfe, die sich anhand fiktiver Kriterien und einem zufälligen Geburtsort für „bessere Menschen“ halten. Über Versager, die sich geil fühlen wenn sie Wohnhäuser in Brand stecken und auf Facebook von Gewalt träumen. Ich würde gerne über meine Wut schreiben, die ich auf Merkel und Co bezogen empfinde. Eine Bundeskanzlerin, die mit dem Auto durch einen Problemstadtteil fahren wird und die ihren Sprecher ein paar Worthülsen zu der rechten Gewalt von sich gibt. Ich würde auch gerne meine Wut darüber zum Ausdruck bringen, wie tendenziös oft von „Linken“ und „Möglicherweise Rechten“ berichtet wird, wie Rassisten zu „Asylgegnern“ werden und Lager zu Zentren. Ich möchte meine Wut darüber zum Ausdruck bringen, dass ein perfekt organisiertes Land nicht in der Lage (Willens?) ist, die Grundversorgung von Flüchtlingen sicherzustellen.
Ich bin so wütend.
So wütend.
Und sprachlos.
Ich bin nicht in der Lage, meinen Frust, meine Wut und meine Verzweiflung angemessen auszudrücken.
Ich möchte schreiend durch die Gegend rennen und sitze schweigend da.
Vorgestern lief bei Spiegel TV ein Bericht über Leute, die auf Facebook und Co. laut rumschreien und gegen Flüchtlinge/Ausländer/Andere hetzen und dann auf einmal ganz klein mit Hut sind, wenn man sie im echten Leben darauf anspricht. Schön war die Aussage eines Typen: „Hab halt keine Ausbildung, deswegen geht es mir schlecht.“ – „Aber das ist doch nicht die Schuld der Flüchtlinge.“ – „Ja, aber meine doch och nich.“
Lustigerweise finde ich bei Twitter keine Beschwerden darüber, das Spiegel TV diese Leute in die Öffentlichkeit zerrt. Wahrscheinlich schau ich an den falschen Orten. Ich möchte so jemandem gerne ein Zitat von Jon Stewart um die Ohren hauen: „You are confusing ‚free speech‘ with ‚consequence-free speech'“ („Sie verwechseln freie Meinungsäußerung mit konsequenz-freier Meinungsäusserung“)