Der Marsianer

Ich muss zugeben, ich hatte ein bisschen Angst vor dem Film. Der Grund dafür war der Regisseur Ridley Scott:

Scott verbinde ich mit Alien-Filmen. Mit Action. Mit Spannung. Mit Adrenalin. Während dessen ist das Buch „Der Marsianer“ auffallend unauffällig. Denn weil der Protagonist ein Wissenschaftler ist, beschreibt er von Anfang an seine Erlebnisse mit einer besonderen, manchmal schon distanzierten Nüchternheit. Kann Scott sowas umsetzen, ohne es zu einem Action-Streifen zu machen?

Stellt sich heraus: Er kann. Und er macht.

Tatsächlich versucht der Film, den Stil des Buches nachzuahmen. Das gelingt nicht immer und droht ab und an in Klamauk abzudriften. Im Großen und Ganzen aber ist es wohl gelungen.

Der Kürze der Zeit die ein Film hat, ist es dann auch geschuldet das ganze Kapitel hinten rüber fallen. Das mag für einen Film verzeihlich sein, zumal die weggefallenen Elemente meiner Meinung nach nicht  zum Gelingen des Films notwendig waren.

Jetzt könnte man meinen, der Film sei ein guter Film. Und das ist er auch.

Er hat nur einen Haken:

„Der Marsianer“ ist ein Buch, in dem ein Mensch ums Überleben kämpft und der Antagnoist ein ein ganzer Planet. Von daher ist unser Held zwar am Ende siegreicher Überlebender – aber zu einem Preis. Denn er muss um jedes bisschen (Über-)Leben kämpfen und nichts wird ihm geschenkt. Im Grunde genommen ist das Buch eine Liste von Misserfolgen, aus denen der Wissenschaftler die wenigen Erfolge ableiten kann, die sein nacktes Überleben sichern.

Und sieht man mal von der kleinen Explosion ab: Nichts davon spiegelt sich im Film. Die verzweifelte Suche nach Kontakt, die Mühen mit dem Rover, die Probleme mit den zum überleben wichtigen Systemen der Station – all das blendet der Film aus. Der Marsianer versucht, dem Marsianer gelingt, der Marsinaer macht. Das ist der eine, aber auch der alles entscheidende Unterschied, der aus einer gelungenen Buchverfilmung eben doch nur Popcorn-Kino macht.

In sofern: Ein guter Film und eine verpasste Chance.

Autor: unkreativ

Gelegentlich hat der Unkreative das Gefühl, er müsse Euch etwas wissen lassen. Das kann sinnvoll sein. Muss es aber nicht. ;-)

3 Gedanken zu „Der Marsianer“

  1. …ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob ich den Film gucke oder das Buch lesen soll…
    Jetzt gerade, nach deinem Bericht, tendiere ich dann doch eher zum Buch. Das soll ich auf Englisch lesen, sagte eine Freundin. Da ich aber den ganzen Tag Englisch habe, verweigert sich mein Gehirn, abends auch noch Englisch zu lesen. Ein Dilemma! 😉

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