Geh raus, haben sie gesagt. Wird dir gefallen, haben sie gesagt.

Ein beliebter Scherz unter Nerds ist ja, dass die Grafik im echten Leben zwar gut sein, Storyline und Handling aber für die Tonne. Und wenn man dann mal die Sci-Fi-Literatur betrachtet, kommt noch ein wesentliches Element hinzu:

Immer wenn es um virtuelle Realitäten geht, wie in Neuromancer, Otherworld und anderen, wird auch die Grafik bemängelt. Viele der Geschichten drehen sich darum, dass Menschen süchtig nach VR werden, weil ihnen dort eine Welt vorgespielt wird, die so viel schöner, bunter und Actionreicher ist als die triste Wirklichkeit.

Das ist ein interessantes literarisches Motiv, dessen Anfänge aus einer Zeit stammen, als es noch keine richtige VR gab. Deswegen kann man sich leicht vorstellen, wie verlockend es gewesen sein muss, aus diesen Gefühlen eine Sucht zu entwickeln, die Protatgonisten immer wieder in die virtuelle Welt treibt.

Heute ist VR ein kleines bisschen weiter, aber so wirklich „die Sinne betörend“ ist es ja eigentlich noch nicht.

Oder?

Beim Surfen im Netz bin ich auf einen absolut faszinierenden Blogbeitrag von Tobias van Schneider gestoßen:

In the first couple minutes after any VR experience you feel strange, almost like you’re detached from reality. (…)

But what stays is a strange feeling of sadness & disappointment when participating in the real world, usually on the same day. The sky seems less colorful and it just feels like I’m missing the „magic“ (for the lack of a better word).

Das ist unglaublich faszinierend zu lesen. Denn man kennt ja gewissen Sucht-Erscheinungen von verschiedenen Medien. Beziehungsweise postulierte Suchterscheinungen: Vom Online sein, vom mit dem Handy spielen, von Nachrichten schreiben und Surfen auf Facebook.

Aber wie viel stärker muss es sein, wenn diese Technologie direkt und unmitebar auf die Sinne einwirkt? Mindestens auf Augen und Ohren, aber halt auch auf Tastsinn und zukünftig auf den Gleichgewichtssinn?

Ich hätte nicht gedacht, dass die „Onlinesucht“, wie ich sie aus meinen Büchern kenne, schon heute ein Faktor ist. Und ich bin gespannt, wie unsere Gesellschaft auf diese Entwicklung reagiert. Ein mögliches Szenario, ebenfalls aus den Büchern, ist ja, dass wir die Wirklichkeit verfallen lassen – mit zunehmendem Eintauchen in digitale Wirklichkeiten.

Und mein persönlicher Eindruck ist, dass wir natürlich auch auf diese Art der revolutionären Technik genau gar nicht vorbereitet sind. Und das Erste was viele Leute davon erleben werden, der Ruf nach Verboten sein wird. Wetten?

Autor: unkreativ

Gelegentlich hat der Unkreative das Gefühl, er müsse Euch etwas wissen lassen. Das kann sinnvoll sein. Muss es aber nicht. ;-)