Gestern hatte ich noch im Nachbarblog über die Entwicklungen im Radverkehr in NRW und Kontext Deutschland berichtet. Heute mache ich das Internet auf und finde zahlreiche weitere Nachrichten die darauf hindeuten, dass sich in Deutschland was ändert:
Die Grünen in NRW fordern ein „NRW-Ticket“, dass endlich das Tarifchaos auflöst. Ich bin ja schon froh, dass es zwischen Voerde und Dinslaken keine „Grenze“ mehr gibt – die Älteren werden sich erinnern. Diese Grenzen gibt es aber ja z. B. zwischen VRR und VRS – wer nach Köln will, weiß wovon ich rede.
Der Vorschlag der NRW-Grünen ist jetzt ein Jahresabo für ganz NRW für 730Euro im Jahr. Das wäre eine gute Ergänzung zur Bahncard 100 und würde sicherlich dazu führen, dass mehr Menschen auch z. B. zwischen Duisburg oder Düsseldorf nach Köln pendeln. Die Züge sind da, die Hemmschwellen noch zu hoch.
Tatsache ist aber, dass es hochgradig sinnvoll ist, den Verkehr weiter zu vernetzen. Dazu muss man sich nur mal vor Augen halten, wie wenige wir zum Beispiel unsere Autos eigentlich nutzen. Wir legen 5-stellige Beträge auf den Tisch und dann stehen diese Luxusobjekte fast 95%(!) ihrer Zeit nutzlos rum. Nutzlos, aber nicht ohne Wirkung, denn wenn man sich mal die großen Städte anschaut, sieht man den enormen Flächenbedarf.
Die Zeit analysiert das wunderschön und listet mal auf, warum das so ist: Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist auf 20 km/h gesunken, was viele sogar zum Umstieg auf das Rad bewegt. Daneben stellen die Autos freie Flächen zu, die anderweitig genutzt werden könnten. Und fahren sie, verursachen sie Lärm und Abgas.
Wobei fahren ja relativ ist. Ein „schönes“ Beispiel dafür, dass wir den Verkehrsinfarkt nicht erwarten sondern erleben, findet man in Münster und auf der A1:
In Münster sorgte eine harmlose Straßensperrung für ein völliges Chaos und ein komplettes Erliegen des Verkehrs. Nichts ging mir. Ebenso gestern auf der A1, wo nach einem Unfall 2000 Menschen auf der Autobahn fest saßen. Ohne Fluchtmöglichkeit.
Und es sind interessante Zeiten, wenn jetzt schon die Bayern fast neidisch nach NRW schauen: Im Umland von München plant man gerade einen oder mehrere Radschnellwege. Die SZ kann nicht ganz aus ihrer Haut und leistet sich ein paar Schnitzer, wie die Behauptung normale Radwege wären 2,50m breit oder sehr teuer – ersters ist die Breite von Straßen, letzteres stimmt nicht wenn man die Kosten pro KM für Radwege und Straßen vergleicht.
Aber sieht man davon mal ab, macht auch dieser Artikel sehr deutlich: Es geht nicht mehr, Städte für Autos und um Autos herum zu planen. Das Auto muss ein Verkehrsmittel sein, dass ich bewußt nutze, wenn es keine Alternative gibt. Für alles andere braucht es dringend intelligente vernetzte Konzepte, die es den Städten erlauben wieder zu atmen.
Da stimme ich dir zu! Nur muss das ein gescheites Konzept sein – in Münster fühle ich mich als Fußgänger oft in Gefahr: Insbesondere an manchen Stellen beim Ampelsystem, wo stelle ich mich hin und wo warte ich. Die Straßen/Radwege müssten wirklich auch dort breiter sein. Denn oft stehen die Fahrräder an Häuserwänden (verstehe ich!), und stellen den Fußgängerbereich zu. Oft muss man dann immer wieder auf den Radweg und zu zweit nebeneinander verlaufen ist dann auch gelegentlich schwierig.
In anderen Städten fühle ich mich als Radfahrerin nicht sicher, weil die Autos mir zu nahe kommen. Die Sensibilität fehlt noch.
Grundsätzlich würde ich mir auch einen Nahverkehr wünschen wie in Berlin: sehr regelmäßig und bis tief in die Nacht. Natürlich muss man Schauen ob die Linien genutzt werden, aber bei einem angemessenen Preis werden wieder viel mehr Menschen diese Möglichkeit nutzen.
Ebenso den Ansatz zum NRW-Tarif finde ich löblich. Insbesondere dann, wenn man Vielahrer ist. Aber man sollte vielleicht auch ein Einzeltickets schrauben: von Düsseldorf nach Münster mit dem RE für 25 Euro ist auch recht viel. Zu zweit 50 Euro … Da versteh ich leider, wenn dann doch lieber das Auto dann nimmt.
Nur ein paar Gedanken die mir bei deinem Artikel so kamen:-)