Das Problem Facebook

So.

Facebook geht an die Börse und alle spielen verrückt. Für die Venture Capital und Private Equity-Investoren des Unternehmens natürlich der Königsweg für einen Exit und es scheint sich, als zahlen sich die Investitionen aus:

Wie viel sind Freunde wert? Seit Mittwoch ist es offiziell – mindestens fünf Milliarden Dollar. So viel Erlös erhofft sich Facebook von den Firmenanteilen, die bei dem geplanten Börsengang veräußert werden.

Schon höre ich die ersten Bekannten, die von der Kaufempfehlung des Jahres sprechen. Facebook als die Investitionschance, als habe es das Telekom-Volksaktien-Desaster nie gegeben.

Ich werde sicherlich keine Aktien kaufen, weil ich Facebook nicht für den Börsenstar halte, als der das Unternehmen gehyped wird. Im Gegenteil sehe ich Facebook nach wie vor kritisch, vor allem was seinen Führungsanspruch betrifft.

Lustiger Weise merken inzwischen die ersten auch hier zu Lande, dass da was nicht Stimmen kann. Prominenter Vertreter ist die SZ.

Dort bettelt man gerade um Unterstützung der „Fans“. Weil man bei Facebook mit dem Ansinnen gescheitert ist, den Namen der eigenen Seite zu ändern. Also noch mal: die SZ möchte ihre Fanpage umbenennen und Facebook sagt: Nö, machen wir nicht. Und die SZ merkt, dass sie dagegen nicht ankommt. Rechtsweg ausgeschlossen.

Schon im März 2011 habe ich darauf hingewiesen, wie stark der Druck für Unternehmen sein wird, sich Facebook zu unterwerfen:

Es ist anzunehmen, dass Facebook weiter versuchen wird, das zentrale Element des Internet zu werden. Schon jetzt stellen sogar große Unternehmen fest, dass sie einen Benutzerschwund verzeichnen, weil mehr und mehr User sich zu Facebook bewegen und dort nach Informationen suchen – was die Unternehmen wieder zwingt auf Facebook präsent zu sein und ihr eigenes Angebot dahingehend zu optimieren.

Wie weit ist eine Zeitung, ein Pressorgan, bereit sich den Forderungen und Ansprüchen von Facebook zu unterwerfen? Was wäre, wenn Facebook z. B. Nachrichten zu Rommny zulassen, zu Obama nicht sehen wolle? Ich gebe zu, ein extremes Beispiel. Aber wäre die SZ dann immer noch auf Facebook, weil es heute ja nicht mehr geht?

Wer in Facebook investiert, investiert in ein zentralisiertes Netz. Die AG als neue Zentralpartei. Und nach anfänglichen Kursgewinnen dank der Geldgeilheit und Blödheit vieler (auch Klein-) Anleger wird sich heraus stellen, dass Facebook als Unternehmen kaum Substanz besitzt. Und es darf angenommen werden, dass die gesammelten Daten alleine nicht ausreichen, ein Milliarden-Unternehmen zu bleiben.

 

Grüne besichtigen Steinkohlekraftwerk Voerde

Man kann natürlich per Definition gegen alles Mögliche sein. Besser aber ist es, sich intensiv damit zu beschäftigen, was einen stört. Und deswegen haben die Grünen hier in Voerde die Einladung der STEAG Essen angenommen, sich mal das Steinkohlekraftwerk Voerde von Innen anzusehen…

Kleiner „Staunfakt“ am Rande: das Kraftwerk verbrennt täglich(!) zwischen 11 und 20 Tausend(!) Tonnen(!) Steinkohle aus Süd- und Nordamerika, so wie aus Russland. Die Menge muss man sich mal vorstellen…

Windenergie Voerde: Ein Schildbürgerstreich?

Ein Unternehmer hat in Voerde ein Windkraftfeld geplant. In einem als „Vorranggebiet“ ausgewiesenen Gelände wollte er Windkraftanlagen installieren. Das Vorranggebiet, der Name läßt es vermuten, soll vorrangig genau dazu dienen.

Der Haken an der Sache: Das Vorranggebiet für Windkraft ist von Vogelschutzgebieten umgeben.

Und es kommt wie es kommen muss: Das LANUV hat nun begutachtet, dass der Bau von Windkraftanlagen die Wildgänse gefährden könnte.

Beide Behörden führen an, dass durch den Bau der Windkraftanlagen eine „erhebliche Beeinträchtigung“ der nordischen Wildgänse des Vogelschutzgebietes Unterer Niederrhein nicht ausgeschlossen werden könne.

Das ist verwunderlich, denn mir ist noch kein Haufen toter Vögel rund um Windkraftanlagen aufgefallen. Ebenso verstehe ich den Unmut des Unternehmers:

Jansen hält die Einschätzung von LANUV und Kreis für „nicht nachvollziehbar“; er glaubt, dass „persönliche Antipathien gegen Windkraft“ eine Rolle spielen und verweist auf die neu gebaute Rheinbrücke in Wesel. Das Bauwerk stelle mit seiner Höhe und seinen Abspannungen ein „viel viel größeres Hindernis“ für Wildgänse dar. „Die Frage ist, ob da mit gleichen Maßstäben gemessen wird.“

Denn die Brücke ist in der Tag ja gewaltig und steht, so gesehen, mitten im Weg.

Ich glaube nicht, dass das LANUV per se Bedenken gegen Windkraft hat. Allerdings stellen sich schon weitere Fragen. Wie zum Beispiel die, warum ein Steinkohlekraftwerk, dass Jahr für Jahr Millionen von Tonnen CO2 in die Atmosphäre pustet weiter geduldet wird – neue regenerative Energieerzeuger aber mit einem recht schwachen Argument behindert werden.

Auch stellt sich die Frage, ob der damalige Ratsbeschluss nicht angesichts der Flächenverhältnisse an Schilda erinnert:

Die von der Stadt nach einem Ratsbeschluss von 1998 ausgewiesene Konzentrationszone für Windkraft ist nahezu vollständig von Flächen des Vogelschutzgebietes umgeben. Dieses wurde ausgeweitet, als die Windkraft-Vorrangzone in Voerde bereits existierte.

Wusste die Stadt damals nichts von der geplanten Ausweitung? Wenn ja, wieso nicht? Und wieso wurde nicht schon bei der Erweiterung der Schutzflächen das Problem widerstrebender Interessen erkannt und angegangen?

In Voerde ist man jetzt um Schadensbegrenzung bemüht:

Die Stadt Voerde versucht nun, in „absehbarer Zeit“ ein Gespräch zu initiieren, an dem Kreis, Investor und eventuell weitere Behördenvertreter mit am Tisch sitzen, um doch noch eine Lösung in der Sache herbeizuführen. Der Ausgang ist nicht zuletzt auch für sie von großer Bedeutung, geht es doch um die Frage, ob von ihr festgelegte Vorrangzone für Windkraft in der Form überhaupt Sinn macht. „Das würde uns schon treffen“, betont Bürgermeister Leonhard Spitzer mit Blick auf einen negativen Bescheid des Kreises.

Aber ob das letztlich hilft?

Im Zweifel würde man, zu Gunsten des Artenschutzes, die Konzentrationszone (wer hat sich den Begriff eigentlich ausgedacht??) vermutlich verkleinern oder gar aufheben.

Und die Steag wird bis auf  Weiteres das Klima schädigen dürfen…

(Zitate aus einem Artikel auf derWesten)

Gutes Timing :-)

Heute morgen ist im Lokalteil der hiesigen NRZ (offline / online) ein Artikel von mir, bzw. über mich, der sich mit der STEAG befasst, die auch ein Kraftwerk in Voerde betreibt. Ich freue mich darin über das möglicherweise vorgezogene Ende des Kohlesauriers und hoffe auf eine kluge Wahl was die Zukunft angeht.

Das schöne daran ist nicht nur, dass man meinem Artikel einen guten Platz im Lokalteil eingeräumt hat, sondern das ich unwissend auch ein perfektes Timing hatte:

Beginnend auf der Titelseite widmen sich heute mehrere Artikel in der NRZ mit dem Thema Energiesicherheit, Graskraftwerke und Erneuerbare.

Dabei ist natürlich nicht alles 100% in meinem Sinne – aber das macht nichts, denn ich möchte ja meine Mitmenschen zum Mitdenken und Mitreden animieren 🙂

Zum ersten Mal seit langem finde ich, dass sich der Kauf einer Papierzeitung heute morgen gelohnt hat 🙂

Moving Planet gegen Kohlekraft

 

Demonstranten am Kohlekraftwerk Walsum - Foto St. Meiners
Demonstranten am Kohlekraftwerk Walsum – Foto St. Meiners

Am 24.09.2011 fanden weltweit Veranstaltungen des „Moving Planet“ statt. Dabei geht es um die Frage einer Zukunft jenseits der fossilen Brennstoffe. Zahlreiche Veranstaltungen in Deutschland luden zum Mitmachen ein.

In Duisburg rief Greenpeace zusammen mit der Bürgerinitiative gegen den Kohlehafen und der Bürgerinitiative gegen das Kohlekraftwerk Walsum zu einer Fahrradtour vom Kraftwerk Walsum zum Kohlekraftwerk der Steag in Voerde ein. In Voerde wurde die Veranstaltung von den Grünen unterstützt, die auch mit mehreren Mitgliedern der Fraktion eine der größeren Gruppen bildeten. Andere politische Vertreter blieben der Veranstaltung fern.

Leider waren an diesem Tag mit wunderschönem Wetter deutlich weniger Besucher bereit, sich auf ihre Fahrräder zu schwingen, als zur Demo im vergangenen Jahr, die damals die gleiche Route nahm.

Trotzdem fanden sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Voerde, Duisburg, Wesel und Essen ein, um dann gemeinsam und Lautstark mit einem Fahrrad-Korso auf das Anliegen des Moving-Planet und vor allem auf das Problem der Kohleverstromung hinzuweisen.

Insgesamt zeigte sich die Veranstalter von Greenpeace zufrieden und auch die Polizei lobte die vorbildliche Planung und das angemessene Verhalten aller Teilnehmer. Auch die Presse war mit Fotografen und das WDR mit einem Kamerateam vor Ort. Lediglich das Fernbleiben der erhofften Teilnehmerzahlen trübte das Bild etwas.