Domian, Facebook, mein Unverständnis

Gestern habe ich mich in einem Tweet kurz kopfschüttelnd zur „Causa Domian“ geäußert: Der aus Funk und Fernseh bekannte Moderator des WDR hat sich verwundert darüber gezeigt, dass Facebook kirchenkritische Texte von ihm gelöscht hat.

Heute legt er noch mal nach und „überlegt“ jetzt sogar, einen eigenen Blog anzufangen. Und ich überlege in Tränen auszubrechen. Ich meine, Domian ist nicht doof, also was soll das?

Ist er ernsthaft überrascht, dass Facebook als amerikanischer Dienstleister sich auch auf amerikanische Interessen und Ansichten konzentriert? Das im Land der „unbegrenzten“ Möglichkeiten Sturmgewehre opportun, stillende Mütter aber Tabu sind?

Denkt Domian wirklich jetzt erst darüber sich seine eigene Plattform zu schaffen und damit die originäre Idee vom Internet – jeder ist Anbieter und Nutzer zu gleichen Teilen – wieder aufnimmt?

Und wenn „Leittiere“ wie Domian erst damit konfrontiert werden müssen, dass Facebook ihre Daten ohne Rückfrage löscht und auch nicht wieder herstellen kann, damit sie sich überlegen wieder „eigene“ Identitäten im Internet aufbauen, dann wundert mich eigentlich nix mehr.

Neuer Leitspruch: Jeder User bekommt den Content, den er verdient.

Gut für die Telekom. Schlecht für uns.

Die Telekom steigt bei FON ein.

Was erstmal gut klingt, ist in Wahrheit eine Hiobsbotschaft für uns. Und zwar weil:

FON stellt Geräte zur Verfügung, mit denen man zwei WLAN aufbaut: Ein Privates mit Verschlüsselung und ein Öffentliches ohne. Mitsurfen konnte jeder, der bei FON angemeldet war, also entweder Zahlende oder halt FONeros.

Das stieß natürlich in Deutschland auf wenig Gegenliebe, drohte es doch die Flatrate-Modelle zu unterminieren, deren Kalkulation darauf basiert, das kaum ein DSL-Anschluss wirklich 24/7 in Betrieb ist. 1&1 klagte schließlich sogar erfolgreich gegen FON.

Jetzt, viel später als von mir erwartet, steigt die Telekom bei FON ein. Das geht sogar so weit, dass die neuen Telekom-Router mit FON daher kommen.

Aus Sicht der Telekom ist das klug: Um die Nutzer kümmert sich FON und die Telekom entlastet damit einerseits das Mobilfunknetz erheblich und breitet andererseits ihren Versorgungsbereich weiter aus. Zudem wird viel Netzlast aus dem Mobilfunk auf die Kabelgebundenen verlagert. Das reduziert die Ausbaunotwendigkeit und spart bares Geld.

Problematisch ist, dass die Telekom die weite Verbreitung ihrer DSL-Anschlüsse und die Kooperation mit FON nutzt, um ein de facto Monopol zu errichten. An Banhöfen, in Zügen und bald schon in vielen Straßenzügen ist WLAN damit fest in der Hand eines Telekommunikationsanbieters – der auch nach eigenem gut dünken die Regeln bestimmt.

Aus Sicht von FON ist die Kooperation ebenfalls gut, denn so schafft man Rechtssicherheit und eine höhere Verbreitung. Es ist meiner Meinung nach dann allerdings nur eine Frage der Zeit, bis FON in die Telekom integriert wird, denn warum sollte die Telekom hier die Kontrolle nicht vollständig in der Hand haben?

Für Deutschland ist das ein denkbar schlechtes Zeichen, wenn wir neben den Big Playern mit ihren unverschämten „Flat-Rate“-UMTS und 4G-Angeboten jetzt auch die Telekom den WLAN-Bereich dominiert.

Monopole sind nie gut und alturistische Motive kann man bei der Telekom wohl getrost verneinen. Also geht es wie immer ums Geld verdienen. Und hier kommen neben den Einsparungen in der eigenen Infrastruktur natürlich auch noch die Erarbeitung neuer Geschäftsmodell in Betracht. Zum Beispiel LBS-Dienste, weil ich den Standpunkt eines Handys im Bereich von WLAN auf Grund der niedrigen Reichweite besser bestimmen kann, als in einer Funkzelle – ganz ohne App, die den Nutzer fragt. Stellt Euch vor, Ihr geht bei Karstadt durch die Tür, Euer Handy bucht Euch ins Karstadt-WLAN (das frei erfunden ist und nur als Beispiel dienst) und die Telekom beamt Euch per SMS oder Joyn die neusten Angebote auf Euer Handy.

Zudem gehört das Internet nicht in eine zentrale Hand. Um so weniger Player die Zugänge kontrollieren, um so schwerer wird es werden, das Internet neutral zu halten. Und um so weniger wird es möglich sein, auch mal unbeobachtet zu kommunizieren – denn bei FON müsst Ihr ja angemeldet sein und die Daten sind der Telekom dann auch bekannt.

Mir graust vor der Kooperation mit FON und ich werde meine FON-Hotspots abmelden.

Erstaunt bin ich aber, dass das so lange gedauert hat…

Wirklich schlimm ist aber…

dass die Telekom hier die Störerhaftung nutzt, die es normalen WLAN-Router-Besitzern nahezu unmöglich macht, von sich aus und ohne kommerzielle Interessen ihr WLAN zu teilen. Oder anders gesagt: Die Bundesregierung mit ihrem Unwillen die Störerhaftung zu beseitigen, schafft der Telekom hier einen Markt.

Die krude Logik des BKA

Man kann diskutieren, ob „Das Internet“ öffentlicher oder privater Raum ist. Dabei ist die Diskussion müßig. Denn selbst im „echten Leben“ verschwindet die Grenze zwischen öffentlich und privat zunehmend:

Früher hätte man gesagt: Was in den eigenen 4 Wänden geschiet ist privat, was draussen passiert ist öffentlich. Durch den massiven Einsatz von Handys wird aber zum Beispiel aus der privaten Veranstaltung Telefonieren eine semi-öffentliche: Einstmals als 1:1-Kommunikation gedacht, ist es heute 1:n, wenn die Leute in der Bahn mithören. Ich telefoniere öffentlich und doch privat.

Und wenn ich Freunden draußen was erzähle? Dann bekommen andere das möglicher Weise mit, aber es ist dennoch eher privat und ich würde nicht annehmen, dass jemand sich notiert, wann ich mit wem über was gesprochen habe.

Im Internet ist das angeblich ganz anders, obwohl es doch fast gleich ist:

Schreibe ich etwas hier im Blog ist es öffentlich, jeder kann es lesen, tatsächlich tun das aber nur Freunde, Bekannte und Suchmaschinen-Opfer.  Das ist für mich öffentlich. Verschließe ich Artikel mit Kenntworten, die nur die Zielgruppe kennt, dann ist das schon eher privat. Und wenn ich eine eMail schreibe, ist es komplett privat. An anderer Stelle müßte man sehr fein unterscheiden: Wann z. B. ist ein IRC-Chat privat und wann öffentlich?

Ich hab mal gelernt, öffentlich ist wenn etwas einer nicht bestimmbaren Menge Menschen zugägng gemacht wird. Gilt das in einem Chatraum mit einer bekannten Anzahl Teilnehmer? Und wie gilt das bei einem Handytelefonat, dem alle möglichen Leute zu hören?

Es ist also nicht mehr so leicht zu sagen, was öffentlich und was privat ist. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass die Leute halt nur zu Hause telefonieren sollen und eMail ausreicht. Aber das ist ewig gestrig und verschließt die Augen vor dem technisch-kulturellem Wandel, dem wir immer während ausgesetzt sind.

Es braucht also andere Ansätze. Einer davon ist Anonymität: Ich kann ungezwungen im „öffentlichen Raum“ telefonieren. Weil die umstehenden Passanten zwar Wort- und Gesprächsfetzen mitbekommen, diese aber nicht bekannten Personen zuordnen können, sind die Inhalte dennoch „verschlüsselt“ und ergeben nur für die Gesprächspartner einen Sinn.

Weiterhin braucht es ein unbeobachtetes Environment: Ebenso wie ich mich zu Hause unbeobachtet fühlen können sollte, muss es möglich sein im öffentlichen Raum Menschen zu treffen und mit ihnen zu interagieren, ohne das davon Notiz genommen wird.

Stellt Euch mal vor, Ihr trefft Freunde in einer Bar und der Wirt notiert, wer sich da mit wem wann wie lange getroffen hat. Das käme ich Euch mehr als spanisch vor, oder? Und die Schwelle zum Mikro, dass Eure Gespräche aufzeichnet ist gar keine wirkliche Schwelle mehr.

Was im „echten Leben“ abstrus wirkt, ist für das BKA im immer noch nicht verstandenen Internet normal. Aus Sicht des BKA rührt das wohl daher, dass jeder irgendwie verdächtig ist. Anders kann ich mir nicht erklären, warum man dort den Menschen die sich online bewegen, jede Privatsphäre abspricht:

„Wer im Internet ist, hat den Privatraum verlassen und befindet sich quasi im öffentlichen Raum.“

  Spon schreibt:

Die Äußerung des BKA-Vizechefs ist radikal, er stellt die Gültigkeit von Grundrechten im Netz in Frage. Das BKA bestätigt auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE den Wortlaut. Wie viele sogenannte Post-Privacy-Aktivisten ist Maurer der Ansicht, man solle grundsätzlich jede Aktivität im Netz als öffentlich betrachten.

Ermittler könnten viel leichter Beweise sichern, Verdächtige belauschen und ihre Rechner ausspähen, sollten Onlineaktivitäten tatsächlich einmal grundsätzlich als öffentliches Handeln gelten.

Man muss mal versuchen, dass auf das wirkliche Leben zu übertragen: Weil Ihr im öffentlichen Raum telefoniert, darf man Euer Telefon abhören. Weil Ihr in einer Kneipe redet, darf man Euch belauschen und Eure Gläser zur Sicherung der Fingerabdrücke nutzen.

Das was dahinter steht ist das Modell, in dem jeder Mensch verdächtig ist und es keine unschuldigen Menschen mehr gibt. Und das wiederum ist ein Zeichen dafür, wie schnell sich die Spirale dreht in der sich Deutschland von einer freiheitlichen Grundordnung in Richtung eines Systems bewegt, dass Anleihen aus totalitären Polizeistaaten zeigt.

Und was mir hier am meisten fehlt sind Politiker die sich hin stellen und sagen: so nicht!

Denn auch das Internet ist ein normaler Kommunikationsraum wie die Straße. Und wer dort jede Privatheit abschafft, schafft sie auch auf der Straße ab. Wer gegen Anonymität im Internet ist, ist auch gegen Anonymität bei Demonstrationen. Und all das sind Bestrebungen, die Deutschland nicht würdig sind.

Das späte Erwachen der Politik?

Anfang 2011 habe ich eine Online-Petition eingereicht. Mein Ziel war es, Rechtssicherheit für offene WLAN zu erreichen – in dem man die Störerhaftung abschafft und die gleichen Privilegien die für kommerzielle Anbieter eingerichtet hat, auch auf private WLAN anwendet.

Die Petition ist seit dem in der Prüfung und noch nicht entschieden. Warum auch immer.

Aber zu meiner großen Überraschung kommt jetzt plötzlich Bewegung auf: Vorgelegt haben die Linken mit einem Entwurf an dem wohl die Digitale Gesellschaft gearbeitet hat. Jetzt kommt die SPD um die Ecke und auch die Grünen wollen einen eigenen Gesetzesentwurf vorlegen. Ich sag jetzt mal nix zu dem Schwachsinn, dass man sich hier mal wieder nicht intrafraktionell verständigt und gemeinsam vorgeht, sondern jeder einen eigenen Vorschlag machen will.

Ich freu mich jetzt einfach mal, dass Bewegung in das Thema kommt.

Wird auch Zeit.

Meinung und Freiheit?

Meinungsfreiheit ist für mich ein hohes Gut. Vielleicht das höchste Gut schlecht hin. Auch, wenn das bedeutet Dinge hören zu müssen, die ich nicht hören will. Und Meinungen zu tolerieren, die ich nicht tolerieren will.

Um so erschreckender, wenn ich bei Heise lese, dass die Uno beauftragt werden soll, die Meinungsfreiheit im Netz zu regeln. Oder besser gesagt: International einzuschränken.

Meinungsfreiheit regeln? Das bedeutet wohl einfach nur Meinungsfreiheit einzuschränken. Und wer entscheidet, welche Meinung zulässig ist?

Und dann ausgerechnet Saudi Arabien als Petent?

Saudi Arabien bezeichnet die Meinungsfreiheit in seiner Stellungnahme zunächst als „anerkanntes Grundprinzip“, das aber mit anderen Werten wie der nationalen Sicherheit und Ordnung, der Gesundheit der Bevölkerung sowie der gesellschaftlichen Moral abgewogen werden müsse. Unterschiedliche Nationen hätten zudem verschiedene Ansichten, was als akzeptable freie Rede angesehen werden könne. In anderen Ländern könnten sie ihre eigenen Vorstellungen aber nur schwer durchsetzen, sodass internationale Regeln gefunden werden müssten.

Ich glaube mir wird übel.

Die angeführten Beispiele sind für mich allesamt nicht tragfähig und auch nicht geeignet einen solchen tief greifenden Einschnitt in universelle Rechte zu rechtfertigen. Weder die Mohammend-Kritik, denn Religionen müssen sich Kritik stellen und Gewalt ist nie eine Antwort. Noch Phishing, Identitätsdiebstahl oder sonstiger Schnick Schnack.

Nichts desto trotz werden die Nationen der Welt versuchen die Meinungs- und Redefreiheit immer weiter zu beschneiden. Geführt von autoritären Staaten und willkommen geheißen von „westlichen Demokratien“ werden die großen Regierungen alle gegen den freien Austausch im Netz vorgehen.

Denn zu groß ist der Impact geworden. Und keine der mir aktuell bekannten Regierungen (mit Ausnahme weniger kleinerer Länder) scheint damit klar zu kommen, sich mündigen, informierten und ausdrucksstarken Bürgern gegenüber zu sehen.

Doch statt die Zivilisation voran zu treiben, will man versuchen  uns hier und heute fest zu halten. Die Frage die man stellen sollte – und mehr oder weniger leicht beantworten kann ist:

Wem nutzt es?

Kein Mitleid

Mat Honan berichtet in seinem Blog, dass er gehackt wurde. Eigentlich nicht er. Und Mitleid gibt es auch keines. Und zwar deswegen:

Mat berichtet, wie jemand sein „Cloud“-Passwort gehackt hat, sich also Zugang zu seinen „im Internet“ gespeicherten Daten verschafft hat. Das schiebt er auf ein schwaches Passwort mit nur 7 alphanumerischen Zeichen. Er vermutet, dass mittels Brute Force das Passwort geknackt worden sei. Brute Force bedeutet ausprobieren aller möglicher Kombinationen. Warum sein Speicherplatzanbieter das nicht erkannt hat, ist mir schleierhaft.

Dummerweise konnte der Cracker so aber nicht nur an die dort gespeicherten Daten. Von dort aus war es auch möglich alle Geräte des gleichen Unternehmens, die Mat gehören, aus der Ferne zu löschen. „Remote Wipe“ soll verhindern, dass Daten auf geklauten Geräten in falsche Hände geraten. Die Datenwiederherstellung ist laut Unternehmen nur mit erheblichem forensischen Aufwand möglich.

Mat scheint in einer Blase zu leben, die er sich mit vielen anderen teilt. In dieser Blase sind Daten, die wir komplett in fremde Hände geben, sicher.

Das ist natürlich Humbug. In dem Moment, wo ich auf lokale Backups verzichte, für deren Zugriff man physisch einwirken müsste, gehe ich ein hohes Risiko ein. Speichere ich alle meine Daten bei einem und nur einem Anbieter, potenziert sich das Risiko. Denn eigentlich alle Anbieter von Internetspeichern sagen, dass sie keine Haftung übernehmen, wenn den Daten was passiert.

Wenn zudem dieser eine Zugang auch noch ausreicht, um alle meine Geräte, die praktischer Weise alle aus dem gleichen Haus stammen, zu löschen, dann ist das Risiko so hoch, dass ein totales Desaster unausweichlich scheint.

Trotzdem nutzen mehr und mehr Menschen und Institutionen „Cloud“-Dienste. Was das für ein Wahnsinn ist, gleich ob für private vertrauliche Daten oder geschäftliche, ergibt sich schon daraus das ich keine Kontrolle darüber habe, wer dort was mit meinen Daten macht. Auch bin ich auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen, denn ohne Netz keine Daten. Und, zu guter Letzt, ich bin auch dem Unternehmen und seinem Wohlergehen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Von daher ist der Verlust der Daten eines Jahres für Mat ein schwerer Schlag. Mitleid habe ich jedoch nicht, denn er hat das m. M. n. aktiv heraufbeschworen.

Shared WLAN?

Hmmm.

Es scheint sich was zu tun im Land und langsam hört man aus der Politik erste ernste Überlegungen, das Problem der Störerhaftung bei WLAN anzugehen. Allerdings, so fürchte ich, ist das ein langer Weg, der da noch zu gehen sein wird.

Bis dahin mal eine Überlegung:

Angenommen, ich denke mir einen WLAN-Schlüssel aus, der den Vorgaben zur Sicherung meines WLAN genügt. Und ich gebe den an Freunde, sofern diese den gleichen Schlüssel für ihr WLAN verwenden. Dann könnten wir untereinander surfen. Und alle meine Freunde könnten bei allen anderen Freunden auch surfen, wie deren Freunde bei mir surfen könnten…

Wem gehört das Internet?

Auf Pastie ist ein interessanter Beitrag von Anonymous aufgetaucht. Mit solchen Beiträgen soll man ja immer sehr vorsichtig sein, allerdings lassen sich Teile der gemachten Aussagen recht leicht von jedem selbst verifizieren.

One company to rule them all
One company to find them;
One company to bring them all
And in the darkness bind them

Im Kurzen geht es darum, dass eine mir bis heute unbekannte Firma die Hoheit über Websites eingenommen hat, darunter Apple, Google, Facebook und andere. Konkret geht es darum, dass die Firma die Domains verwaltet – und damit faktisch kontrolliert, welche Website erreichbar ist und welche nicht.

Der Autor zieht eine interessante Kette von Schlussfolgerungen, die darauf hinaus laufen die folgenden Fragen zu stellen:

  1. Welches Interesse hat ein Unternehmen wie z. B. Google, die sonst solche Sachen selbst machen, die Kontrolle an eine kleine Firma zu übergeben?
  2. Wie konnte nahezu unbeachtet von der Öffentlichkeit eine kleine Firma wesentliche Teile des Netzes binnen eines Jahres unter ihre Kontrolle bekommen?
  3. Besteht ein Zusammenhang mit dem Wunsch der amerikanischen Regierung, einen „Kill Switch“ für das Internet zu etablieren?

Ich würde Euch empfehlen, den Artikel mit gehöriger Medienkompetenz zu lesen, weitere Quellen zu konsultieren und dann eine eigene Meinung zu entwickeln. Meine Meinung ist, dass ich Grund zur Beunruhigung habe.

(via: Fefe)

Eine Terrorwelle rollt durch derWesten…

Sagt mal, was ist denn mit derWesten los?

Nachdem die gestern morgen schon so einen Hammer-Artikel im Angebot hatten, folgte noch  am Abend der nächste Kracher:

Ein absolut unreflektierter Beitrag über die „Bedrohung aus dem Netz“. Panikmache vom Feinsten, ohne jede Substanz und ohne auch nur für 2 Pfennig nachzudenken.

Werner Dohr, Leiter Ermittlung des Kompetenzzentrums Cybercrime beim LKA, sagte auf einem Kongress der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Düsseldorf, elektronische Angriffe auf die Temperatur-Steuerung von Hochöfen könnten zum Beispiel für lange Zeit die Stahlerzeugung lahmlegen. Ähnliche Attacken auf Raffinerien seien möglich und könnten dort zu Produktionsstopps führen.

Oh Really?

An der Stelle sei dann wohl gefragt, was denn bitte solche Steuerungssysteme „im Internet“ zu suchen haben? Sowas dürfte allenfalls im Intranet eines Konzerns zu finden sein und selbst dort hat ein Produktivsystem wie die Hochofensteuerung nichts zu suchen. Was soll so ein Bullshit? Ach ja richtig, da muss jemand die bedeutung des Kompetenzzentrums Cybercrime untermauern. Die Quizfrage ist nur: wieso wird das so unkritisch wiedergegeben?

Der geheimnisvolle „Stuxnet“-Virus, der vor einem Jahr die iranische Atomindustrie getroffen hatte, sei auch auf den Rechnern von 14 deutschen Firmen entdeckt worden, sagte der LKA-Mann. Den Einsatz von „Stuxnet“ durch unbekannte Hacker, deren Standort in Israel vermutet wird, hält er für eine Zäsur in der Geschichte der Internetangriffe. Der Virus hat nach Feststellungen von Experten schon Nachfolger gefunden. Dohr forderte die Wirtschaft auf, beim Schutz stärker vorzubeugen.

Ja ne ist klar. Das sagt ein Mann, der für ein Land arbeitet, dessen Bund 2007 die sogenannte Hackerparagraphen verabschiedet hat. Die damit verbotene Software ist nun genau die Software, mit der man z. B. nach Sicherheitslücken suchen könnte. Damals wurden die Bedenken in den Wind geschlagen. Jetzt also soll die Wirtschaft ohne Arme an die Kekse?

Deutschland entwickelt sich zu einem Schwerpunkt der internationalen Cyber-Kriminalität, glaubt der Kölner Staatsanwalt Markus Hartmann. Die Ermittler hätten Hinweise, wonach erstmals auch Gelder aus dem Drogenhandel flössen, um die kriminelle Hackerszene technisch aufzurüsten. Die Gewinne aus Drogendeals und Cyber-Kriminalität seien weltweit „annähernd gleich hoch“.

Was ist das bitte für ein unsubstantierter Unsinn? Hier wird eine Kriminalitätsart mal eben mit einer ganzen Klasse von in Frage kommenden Delikten (von Mobbing über Sabotage und Spionage bis hin zu Schwerkriminalität) gleich gesetzt? Das wäre so, als zu sagen, dass alle möglichen Straftaten zusammen genommen mehr Schaden anrichten als der Diebstahl von Autos. Eine vollkommen sinnlose Aussage.

Was der Autor, mit dem bezeichnenden Namen Dieter Seher, hier schafft ist ein weiteres „Angstwerk“. Die Menschen sollen Angst haben vor der bösen, der dunklen Seite des Netzes. Neues erfährt man nicht. Aber man erfährt über den Autor, dass sein journalistisches Verständnis sich darauf beschränkt, halbgare Wahrheiten aus dem Munde von Interessensträgern weiterzutragen.

Kein Wunder, dass es den Zeitungen immer schlechter geht.

IT-Land Deutschland: Epischer Schwachsinn ist episch

Es gibt so Tage, da will man das Internet nicht lesen. Wirklich nicht. Weil einen dann ein solcher Schwachsinn zu überfluten droht, dass man daran zu ersticken scheint.

Als erstes ist da die Sache mit dem B:

FSK B von Henning Tillmann

Wie man in dem Blog von Henning Tillmann und an anderen Stellen lesen kann, hat die CDU sich mal wieder ganz was geniales ausgedacht. Demnach sollen die (ohnehin untauglichen) „Jugendschutzprogramme“ demnächsten neben den Altersklassen auch die Klasse „B“ für Blogs enthalten. Dazu zitiert Henning aus dem Positionspapier:

So sollte neben den Kennzeichnungen der Altersstufen 6, 12, 16 und 18 eine weitere Kennzeichnung hinzukommen: „B“ für Blogs. Eltern sollten bei den Jugendschutz-Programmen das Alter ihrer Kinder einstellen und zusätzlich entscheiden können, ob auch Angebote mit der Blogger-Kennzeichnung auf dem Computer ihrer Kinder angezeigt werden dürfen – unabhängig von der eingestellten Altersstufe.

Das muss man sich mal vorstellen: hier sollen alle Blogs, unabhängig von der Art des Inhalts, über einen Kamm geschert werden. Was ist das Ziel? Sollen alternative Informationsstränge reduziert werden? Oder soll einfach pauschal die mögliche Reichweite reduziert werden?

Die Angst der Konservativen vor dem Verlust der Meinungsführerschaft im Internet nimmt mittlerweile nur noch groteske Züge an. Es war ja schon ein absurder Gedanken, Blogs nach Altersklassen klassifizieren zu wollen (und wohl nur die Deutschen!), aber jetzt alle pauschal mit einem B zu markieren? Ich höre schon den ersten  mit gelber-Stern-Analogie um die Ecke kommen.

Nicht weniger absurd ist der Plan der Koalition aus CDU und FDP, das sogenannte „Leistungsschutzrecht“ einzuführen:

Deshalb sollen Hersteller von Presseerzeugnissen ein eigenes Leistungsschutzrecht für die redaktionell-technische Festlegung journalistischer Beiträge oder kleiner Teile hiervon erhalten. Gewerbliche Anbieter im Netz, wie Suchmaschinenbetreiber und News-Aggregatoren, sollen künftig für die Verbreitung von Presseerzeugnissen (wie Zeitungsartikel) im Internet ein Entgelt an die Verlage zahlen.

Mal eben übersetzt steht da, dass Verlage ihre Texte ins Internet einstellen, durchsuchbar machen (denn die Einbindung in den Index von Suchmaschinen kann man sehr leicht unterbinden, und dann bei Google und Co die Hand aufhalten, wenn diese Surfer auf das Angebot weiterleiten. Diesen Schwachsinn muss man sich einmal vorstellen. Gleichwohl das Modell nicht neu ist, denn im Grunde ist es analog zu den Bestrebungen der GEZ: Zwar gibt es im Internet kein vollwertiges „Rundfunkangebot“, gleichwohl soll man aber dafür bezahlen, denn es könnte ja eines geben.

Ziel des Leistungsschutzrechtes ist es, Betreiber erfolgreicher Finanzierungsmodell wie Google abzustrafen und zu melken, weil man selbst bis heute kein Modell gefunden hat, den erwarteten Gewinn aus dem Internet zu ziehen. Das das möglicherweise an der veränderten Rezeption der Konsumenten liegt, ist den Konzernen nicht bewußt. Hier fährt man, eine erneute Analogie des Handelns, den Kurs der Medienindustrie und versucht, durch unsinnige und schädliche Gesetze das eigene Versagen zu kaschieren und den Cash-Flow zu sichern.

Die dritte, eigentlich unglaubliche, Nachricht des Tages ist von der CeBit:

Das Programm „White IT Edition“ soll auf Computern installiert werden und nach Kinderpornographie ausscshau halten:

Mit ihr können sich Nutzer vor dem unbeabsichtigten Zugriff auf kinderpornografische Seiten schützen. Die Software, der kriminelle Vergleichsdaten zugeführt werden sollen, prüft per Hash-Verfahren, ob eine Website kinderpornografische Dateien, Bilder und Videos enthält. Dann werden die Dateien auf der Seite gelöscht oder der Zugriff verweigert. Möglich ist auch, das Programm als Teil eines Betriebssystems zu installieren.

Wenig überraschend ist der Unterstützerkreis, geführt von Uwe Schünemann, Innenminister von Niedersachsen, CDU; so wie BKA und diverse LKA. Und genau hier wird das Problem offenbar, denn diese Software ist der Staatstrojaner in Reinkultur. Warum? Darum:

Zunächst ist es nahezu ausgeschlossen, dass jemand „unbeabsichtigt“ Zugriff auf solche Daten erhält. Ich kenne niemandem dem das mal passiert wäre, mich selbst eingeschlossen – als Heavy User, der ich bin. Aber durch das Einspielen von Hash-Werten kann ja auch ganz anderer Content still und heimlich geblockt werden. Mit dem Argument der Kinderpornographie wird man aber natürlich die Datenbank die dahinter liegt geheim halten.

Ein feuchter Traum ist natürlich, dass diese Software Teil des Betriebssystems wird und sich damit der Kontrolle des Nutzers entzieht. Bilder im Internet löschen? Wohl kaum. Dateien auf dem Rechner indizieren und durchsuchen? Schon eher. Intransparent und gefährlich wird hier wieder mit Totschlagargumenten versucht etwas durchzudrücken, was nicht im genannten Sinne funktionieren kann. Wohl aber in einem ganz anderen Sinne. Von dem viele vielleicht bald gar nichts mehr lesen, wenn mein Blog das gelbte rote B ziert…

Mal ehrlich, war heute was im Wasser?

Isst doch unfassbar!

 

 

Wenn das stimmt, sind wir am Arsch

Der Spiegel kommt heute morgen mit einer ehr beunruhigend Meldung. Allerdings habe ich Zweifel am Wahrheitsgehalt – was unter anderem an der Quelle liegt: Bild.

Die deutschen Geheimdienste überwachen in immer größerem Stil E-Mails und andere Internetkommunikationen: 2010 wurden 37.292.862 E-Mails und Datenverbindungen überprüft, weil darin bestimmte Schlagwörter wie zum Beispiel „Bombe“ vorkamen, wie die „Bild“-Zeitung berichtet.

Nehmen wir an, das stimmt.

Dann würde das bedeuten, dass die deutschen Geheimdienste die gesamte Kommunikation der bundesdeutschen Bürger überwachen. Anlasslos und auf der Suche nach willkürlichen Schlagworten. Dafür spricht, dass wir schon in den 80ern gerne „Füllwörter“ genutzt haben, um das amerikanische Überwachungssystem zu necken 😉

Aber man muss sich die Dimensionen vorstellen: Da ein paar Terrorismusverdächtige kaum im zweistelligen Millionenbereich Mails versenden, muss man hier annehmen, dass die gesamte eMail-Kommunikation und auch andere Dienste gefiltert werden. Das wäre eine Totalüberwachung, von der die Stasi träumen würde.

Dagegen spricht, dass die Quelle die Bild ist. Aber auch, dass die Geheimdienste unbemerkt von der Öffentlichkeit Zugriff auf die zentralen Internetknoten haben müssten – es ist eher unwahrscheinlich, dass es Vereinbarungen mit jedem einzelnen ISP, Mailproviter, etc gibt. Vor allem wenn diese im Ausland sitzen, werden die nicht einfach kooperieren. Also müssten die Geheimdienste den gesatem Datenverkehr mitschneiden und filtern, um an auswertbare Kommunikationsinhalte zu kommen.

Gleichwohl ich es für extrem unwahrscheinlich halte – unmöglich ist es nicht.

Vielleicht sollte ich doch noch mal versuchen, wieder mehr Menschen für eMail-Verschlüsselung zu gewinnen?

Facebook: Und täglich grüßt das Murmeltier

Heute morgen habe ich nicht schlecht gestaunt:

Der lokale Radiosender 1Live berichtete über ein „geleaktes“ Moderationshandbuch von/für Facebook. Die Moderatoren taten gar überrascht, dass ihre Beiträge gelesen werden. Natürlich nicht überrascht genug für die Frage, wie denn jemand meine Beiträge lesen kann, den ich dazu nicht berechtige 😉

Das eigentlich interessante ist die „neue“ Feststellung, dass Facebook als amerikanisches Unternehmen auch die amerikanischen „Werte“ verbreitet: Brüste gehen gar nicht, Gewalt dagegen kann toleriert werden. Soweit nix neues.

Irritierend ist, wie unkritisch eine solche Berichterstattung abläuft:

  1. Es wird die Moderation erwähnt, nicht aber, dass das im Klartext bedeutet, dass eine unbekannte Anzahl von Menschen mit unbekannter Motivation Zugriff auf meine persönlichen Inhalte haben.
  2. „Moderation“, also das Löschen von Inhalten passiert scheinbar „willkürlich“, da je nach Kulturkreis die zu Grunde liegenden Motive nicht erklärbar sind und die Regeln nicht transparent gemacht werden.
  3. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Ein amerikanisches Unternehmen dominiert die Öffentlichkeit im Internet. Wer sich nicht beugt, fliegt.

Stellt sich die Frage, warum mehr und mehr Menschen und Unternehmen dennoch bei Facebook sind und verharren. Logisch erklärbar scheint das nur über das Phänomen der Masse zu sein.

Die Folge allerdings ist ein absolut gleich-geschaltetes Netz. In dem nur die Informationen auftauchen, die Facebook auch sehen möchte. Die so aufbereitet werden, wie Facebook sie sehen möchte. Was Meinung ist, was gesagt wird entscheidet Facebook. Ebenso was gezeigt wird. Die Welt ist, was Facebook will.

Haben wir Deutschen nicht eigentlich mal geschworen, uns nie wieder so willig der Gleichschaltung durch Medien unterzuordnen?

Ich mein ja nur…

Wie wir Deutschen das Internet kaputt machen

Es ist kein Geheimnis, dass für viele „Entscheider“ das Netz ein Albtraum ist. Dort kann nahezu ungebunden von Zeit und Raum diskutiert werden, Informationen werden kommuniziert und Wissen verbreitet. Grenzen gibt es maximal noch in unseren Köpfen.

Hatten früher die Menschen die etwas sagen wollten, nur einen begrenzten Radius in dem man sie wahrnahm, so bietet das Internet heute nicht weniger als die Welt.

Seit Jahren ist zu beobachten, wie es internationale Bemühungen gibt, das Internet in Schranken zu verweisen. Immer neue Gesetze, zumeist zum „Schutz geistigen Eigentums“ oder gegen vermeintliche Rechtsfreie Räume, bevorzugt für Pädophile Islamistenterroristen, haben das Ziel das Netz unter Kontrolle zu bringen.

Und auch von anderer Seite droht Gefahr, oft jedoch noch nicht als wirkliche Gefährdung wahrgenommen und derzeit mit noch zu wenig mobilisierungspotential:

So hat Deutschland eine Vorreiterrolle, die man sonst nur aus stark religiös oder königlich geprägten Staaten zu kennen glaubt. Werden dort Äußerungen gegen den jeweiligen Gott oder König mit Macht aus dem Netz gefegt, übernimmt bei uns die GEMA die Sperrspitze der Netzbereinigung.  Ganz davon abgesehen, dass das Internet dank GEZ auch noch Gebührenpflichtig wurde.

Und jetzt kommen auch die „Jugendschutzfilter“ wieder. Mal wieder unter dem Deckmantel des „Jugendschutzes“ werden hier Programme staatlich gefördert, die nichts weiter machen, als die freie Information zu behindern. Wenn nicht gar zu verhindern. Wie Absurd das teilweise anmutet, läßt sich aus einem Zitat aus dem verlinkten Zeit-Artikel entnehmen:

Dass eine urheberrechtskritische Seite wie Techdirt im Filtersystem landet, erklärt Kielmann so: „Auf derartigen Seiten taucht dann vielleicht zwanzig Mal das Wort Pornografie in Diskussionen über Zensur auf.“

Man muss sich mal vergegenwärtigen, was hier als „Jugendgefährdend“ erklärt wird. Und wie die Verantwortung auf die Technik geschoben wird:

„Wir wollen keine politischen Meinungen zensieren“, sagte Sönke Kielmann von JuSProg im Gespräch. „Wir schauen uns jedoch nicht jede Seite manuell an, unser System arbeitet hier mit automatischen Keywords.“

Machen wir uns nix vor: Das Internet in Deutschland ist längst genauso kaputt wie man es aus einer Bananenrepublik oder einem Staat wie dem Iran erwarten würde. Und das Erschreckende daran ist, dass selbst damit noch Leute Geld verdienen.

Geil ist auch die mal wieder erfolgte Abschaltung des Rechtswegs:

Betreiber von Websites, die sich unfair behandelt fühlen, könnten sich an JuSProg wenden, sagte Kielmann weiter. Man würde dann im Einzelfall manuell prüfen, ob eine Seite anders eingestuft werden müsse.

Mir wird schlecht, wenn ich so was lese. Man muss also eine Institution bitten, sich der eigenen Meinung anzuschließen. Und wenn solche Programme erst einmal obligatorisch, ggf. verpflichtend sind, werden wir erleben, dass auch der Wille zur Umstufung auf Antrag gegen Null tendiert.

Hier ist dringend ein Gegensteuern notwendig. Damit wir gemeinsam verhindern, dass das Internet wird, was manch ein Politiker und Unternehmenslenker sich wünscht: eine staatlich kontrollierte Einkaufsspielwiese mit dem Nachrichtengehalt einer Zeitung von gestern.