Ich habe gerade das Buch „American War“ gelesen und daran musste ich denken, als ich folgenden Artikel las:
The man authorities say left an explosive device at Asheville Regional Airport on Friday morning that contained ammonium nitrate and fuel oil said he was preparing to „fight a war on U.S. soil,“ according to a criminal complaint filed in federal court.
Öh wie jetzt?
Gut, dass die Bombe vor der Explosion gefunden wurde. Und interessant, dass der vermutliche Täter auch gar keine Probleme hat zuzugeben, dass er einen „Krieg auf US-Boden“ führen wollte.
Und eigentlich sollte man jetzt erwarten, dass wieder alle frei drehen. Müsste nicht Trump drüber Twittern? Irgendwer schärfere Gesetze fordern? Der Untergang des Abendlandes beschworen werden? Stellt sich raus: Nein.
Allerdings hat „The Intercept“ eine interessante und durchaus plausible Idee warum das nicht so ist:
The story didn’t go viral and Trump didn’t tweet about it because the bomb was not placed by an immigrant, or a Muslim, or a Mexican. It was placed there by a good ol’ white man, Michael Christopher Estes. Unlike the Las Vegas shooter, Stephen Paddock, whose motive is still hard to discern, Estes wanted to be very clear that his ultimate goal was to accelerate a war on American soil.
Und genau das solltet Ihr auch hier im Auge behalten: der NSU konnte nur deswegen 10 Jahre mordend durch Deutschland ziehen, weil niemand auf die Idee kam, die Mordserie zu verbinden und als (Rechts-)Terrorismus zu markieren. Statt dessen machen wir uns in die Hose vor vermeintlichen islamistischen Schläfern und gehen steil auf jeden Bericht der andeutet, es könnte ein Ausländer eine Gefahr sein.
Dabei sind die Gefahren aus der Mitte der Gesellschaft heraus viel wahrscheinlicher und oft auch realer. Wir erlauben uns nur, dass unsere Aufmerksamkeit immer in die Richtung gelenkt wird, die gerade opportun oder „hip“ ist.
Am Sonntag hatte ich die Gelegenheit, „IT“ in OV in Duisburg zu sehen. Dafür habe ich sogar eine Cache-Tour vorzeitig beendet 😉
Es war eines der ersten Bücher, die ich von Stephen King gelesen habe und es war grauenvoll…. gut. Ich habe es verschlungen, denn die Geschichte um die Loser/Lover war absolut beeindruckend.
Die Neuverfilmung lehnt stark am Vorgänger von 1990 an und erlaubt sich. Das ist erst mal nicht schlecht. Allerdings konnte der originale Film mich nicht vom Hocker hauen, weil einfach zu viel aus dem Buch fehlte. Dafür war die Spannung sehr subtil und prägend.
Das ist auch der größte Unterschied zum neuen Film: Während der IT im ersten Film nur sehr sparsam eingesetzt wurde, ist er im neuen Film quasi omnipotent. Und wo man früher auf subtilen Horror gesetzt hat, setzt man heute auf CGI und teilweise auch Splatter-Momente.
Das Problem dabei ist, dass die immer wieder auftauchenden Horrorgestalten – so genial sie auch animiert sind – schnell an Reiz verlieren. Dass der neue IT trotzdem ein guter Film ist, liegt an etwas anderem:
Er ist als erster Teil konzipiert und dreht sich nur um den Clubder Loser/Lover und wie sie sich treffen. Das ist richtig schön und mit ausreichender Zeit erzählt, so dass man auch als außenstehender und nicht lesender Mensch ein Gefühl für die Welt bekommt, die King hier geschaffen hat.
Das dabei das wahre Wesen von IT etwas zu kurz kommt, ist fast schon Nebensache, denn der Boss-Fight am Ende ist trotzdem spannend zu sehen. Und das Ende macht auch Lust auf den zweiten Teil.
Insgesamt also ein Film, den man durchaus gucken kann – auch wenn man das Buch gelesen hat. Und das macht ihn schon zu was besonderem. Man sollte den Film aber nicht gucken, wenn man keine Splatter-Szenen mag. Das eine oder andere abgerissene Gliedmaß inklusive.
Übrigens: Ich finde den Film wirklich gut besetzt – ganz ohne Stars können die Jungs und Mädchen sich auf der Leinwand entfalten und ich finde, dass die Auswahl der Charaktere wirklich nah an die Vorstellungen kommt, die man sich nach dem Buch macht.
Ende März 2015 lief im Kino Kingsman – und der war ausgesprochen gut und sehenswert. Also kam natürlich Kingsman 2 auch auf die Liste für dieses Jahr.
Ich hatte mir im Vorfeld ein paar Gedanken gemacht. Vor allem die „Veramikanisierung“, die man schon sehr schön im Trailer sieht, machte mich nervös. Denn erinnert Ihr Euch noch an Transporter? Der war cool. Aber erinnert Ihr Euch noch an Transporter 2? Nein? Eben, das war die veramikanisierte Fortsetzung, die so unsagbar schlecht war, dass man sie sofort vergaß.
Und Kingsman 2?
Um es kurz zu machen: Meine Befürchtungen waren berechtigt. Und wenn man von sehr wenigen humorigen Stellen absieht, ist Kingsman 2 ein grottenschlechter Film geworden. In dem schon die Handlung so durchgeknallt gaga ist, dass selbst ein Elton John im Federkostüm sie nicht zu retten mag. Von den teilweise absurd schlechten schauspielerischen Leistungen der Darsteller mal ganz abgesehen.
Auf der anderen Seite erobert Kingsman einen Top-Platz. Auf der Liste der schlechtesten Filme 2017.
Mögen kann man den nur, wenn man auf billige Flachwitze und die eine „erotische“ Szene steht. Ansonsten ist das Geld für die Karte besser in den Dönerladen VOR dem Kino investiert, als IM Kino.
Wenig überraschend setzt die AFD im Wahlkampf auf das Internet und hier auf „Social Bots“. Ich habe mir erlaubt, mal ein paar Honeypots zu basteln, mit denen ich meine Theorie, dass es diese AFD-Bots gibt, zu belegen versuche.
Und siehe da, man muss nicht lange warten. Was allerdings erstaunt ist, dass die AFD sich dümmer anstellt, als ich vermutet habe. Denn die Social Bots suchen natürlich nach Beiträgen anderer Parteien und bevorzugen gut kommentierbare Blogs, wie solche mit WordPress und ohne Captcha.
In solchen Blogs und unter solchen Beiträgen tauchen dann Kommentare auf, die formal „richtig“ scheinen.
Gemeinsamkeiten sind:
Es wird immer ein Vorname genannt,
die Mail-Adresse ist immer VornameNachname@bekannterFreemailer.de und
die Stimme wird immer der AFD gegeben.
Sieht man mal von dem leicht durchschaubaren Muster ab, gibt es aber noch was viel amüsanteres.
Was?
Na guckt Euch nur mal 3 der Kommentare an und sagt mir, was Euch auffällt 😉
Viel auffälliger geht es doch wirklich nicht, oder?
(Ich habe übrigens den Eindruck, dass wir hier von menschlichen Bots sprechen. Nicht von Software.)
Was mir aufgefallen ist, dass bei beiden Aktionen die derzeitige Amtsinhaberin von der CDU, Sabine Weiß, nicht teilgenommen hat. Vermutlich hat sie das gar nicht nötig 😉
Auffallend ist aber auch, dass bei beiden der Blaue nicht zu sehen ist. Das ist merkwürdig, denn in einer der lokalen Facebook-Gruppen wird massiv für ihn geworben. Natürlich nicht von ihm, ihn konnte ich dort nicht finden. Also mal auf die Website seiner Partei geschaut: Dort ist er namentlich erwähnt, es gibt aber kein Foto. Also mal nach ihm mit Google gesucht. Und siehe da, in der RP ist er das eine oder andere Mal aufgetreten.
Ich sag mal so: Damit erfüllt er so ziemlich alles, was ich erwarten würde. Bin mal gespannt ob er auf einer der anstehenden Podiumsdiskussionen auftaucht. Oder ob Sabine Weiss auftaucht.
Die Bücher rund um den Dunklen Turm von Stephen King sind ziemlich spannend. Wenn man lange Geschichten mag, denn alleine die eigentliche Serie hat 7 Hauptbücher und mehrere Nebengeschichten. Dazu kommt, dass nach dem Lesen vom Turm viele andere King-Bücher gelesen werden wollen, die irgendwie mit dem Turm verbunden sind.
Und das ins Kino bringen? Auf die Leinwand? In einen Film von gerade mal 90 Minuten? Muss das nicht schief gehen?
Um es kurz zu machen: Ich hatte eine Katastrophe erwartet.
Und wurde überaus positiv überrascht. Denn der Film ist besser, als sein Ruf.
Klar, auf der einen Seite werden die Hardcore-Fans enttäuscht sein, denn jeder hat irgendwie eine Vorstellung davon, wie die Bücher verfilmt werden können. Und dann wollen noch Leute ins Kino gelockt werden, die die Bücher nicht gelesen haben. Das ist nicht leicht, andersherum hat Harry Potter es aber auch geschafft.
Nur, wie anfangen? Eins ist klar, der Film kann keine Adaption des ersten Buches sein. Denn das ist für Leser eine echte Herausforderung und am Ende des Buches hat man mehr Fragen als Antworten. Das würde nicht gehen.
Also entschied man sich, zu Recht, ein Mashup aus verschiedenen Teilen der Buchserie zu machen. Und das ist durchaus gelungen, denn wenn man sich das Ende des 7. Buches vor Augen führt, macht das Sinn. Und kann dann auch als Erklärung dafür dienen, warum der Revolvermann mit seinen blauen Kanoniersaugen auf ein Mal von Iris Elba gespielt wird. Der seine Sache übrigens ziemlich gut macht und nur von Matthew McConnaughey an die Wand gespielt wird.
Tricktechnisch und filmisch kann der Film mit allen anderen Mithalten. Netter Gag, der allerdings irgendwann langweilig wird, sind die Anspielungen auf all die anderen Storys von King.
Ach ja, Story:
Die gefällt tatäschlich, wenn man entwender noch nie was mit dem Turm zu tun hatte – oder sich das Ende des 7. Buches vor Augen hält. Und man darf als Kenner gerne ignorieren, dass sie an die aktuelle Zeit angepasst wurde, die ersten Bücher sind ja ein paar Tage alt.
Was nicht gelungen ist, ist der Übergang in das was jetzt kommt. Der erste Film ist ja nur ein Aufschlag und wenn ich das richtig verstehe, folgen ja weiter Filme und Serien. Der Hinweis darauf, dass es weitergeht, läuft Gefahr unterzugehen. Und ist sicherlich auch einer der Gründe für zahlreiche Kritiken: Wirklich erschließen kann man sich die Geschichte mit diesem ersten Film in 90 Minuten natürlich nicht. Aber das ist halt auch gar nicht gewollt. Daraus ergibt sich aber auch ein anderes Problem, weil viele Dinge angesprochen aber nicht erklärt werden. Wer keine Ungewissheit mag, wird irritiert sein.
Mein Fazit:
Der Film macht vieles richtig und wenig falsch und ist selbst für mich, als wirklichen Fan der Serie, nice to watch gewesen. Wer sich darauf einstellen kann, dass es nur das Intro zu einer Reihe von Filmen und Serien sein dürfte, dem kann ich den Film wirklich empfehlen.
Wer erwartet, am Ende eines Films alle Fragen beantwortet und eine runde Geschichte erlebt zu haben, der könnte etwas enttäuscht werden.
Jeder kennt Filme, in denen ein Paranoider in einer mit Alufolie ausgekleideten Wohnung lebt und glaubt, er würde immer und überall überwacht. Das ist natürlich Unsinn, denn welches Interesse sollte der Staat haben, seine Bürger zu überwachen.
So BuzzFeed News trained a computer to find them by letting a machine-learning algorithm sift for planes with flight patterns that resembled those operated by the FBI and the Department of Homeland Security.
Der Artikel liest sich, für Buzzfeed, bemerkenswert unaufgeregt und ist sehr spannend. Vor allem die Fragen die sich daraus ergeben und die wir uns auch für Deutschland stellen sollten. Für Deutschland, vielleicht für Europa ist da die Frage ob „unsere“ Dienste auch Überwachungsflüge durchführen.
Wichtiger ist aber die Frage: Was passiert mit all den Daten und wer überwacht die Überwacher?
Denn die Flugzeuge sind ja offensichtlich in der Lage, neben optischer Aufklärung auch Mobiltelefone, Satellitentelelfon und WiFi zu scannen und vermutlich auch relativ problemlos abzuhören.
Für mich, als Teilzeit-Aluhut ist das natürlich eine Bestätigung, zu Hause auf WLAN zu verzichten. Aber das löst natürlich nicht das dahinter liegende Problem, dass die Bevölkerung heute kaum noch mitbekommt, was um sie herum passiert – und die Menschen die Angst vor solchen Entwicklungen haben, schnell in die Spinner-Ecke abschieben. Einen Mittelweg zu finden, dürfte auch sehr, sehr schwierig sein.
Eine Lösung kann nur mehr staatliche Transparenz sein. Transparenz und Geheimdienste allerdings…. nun ja, Ihr versteht das Problem?
Gestern Abend war ich im Kino, den mit Spannung erwarteten Film von Christopher Nolan schauen.
Und die ersten Minuten, die ersten Szenen haben schon das Potential einen denken zu lassen: Wow, der Nolan weiß wie man Filme macht! Atmosphärisch dicht, gut gefilmt, perfekt vertont verfolgt man das Schicksal eines jungen Mannes in den Straßen von Dünkirchen.
Leider baut der Film ab da spontan und nachhaltig ab. Was folgt ist ein (Gott sei dank recht kurzer) Film, bei dem weder die Story zu Fesseln vermag, noch die Protagonisten. Die Antagonisten lernt man gar nicht erst kennen, die Deutschen sind nie zu sehen, nur ihre Bomber und Kugeln sind Element des Films.
Dummerweise sind sich die Charaktere auch teils so ähnlich, optisch wie flach, dass man schon mal durcheinander kommen kann, wer denn jetzt eigentlich wer ist. Irgendwie…
Erzählt wird der Film in 3 Episoden, die nahtlos in einander übergehen sollen. Das führt dann allerdings zu völliger Konfusion, wenn es mal Nacht, mal Tag ist, die Schiffe mal schwimmen und mal versenkt sind und man am Ende gar nicht mehr weiß wer ist denn jetzt eigentlich wo und warum?
Das heroische Ende des Films hat dann endgültig was vom Herrn der Ringe. Sam und Frodo kehren heim und das ganze Auenland freut sich über den Sieg gegen Sauron.
Man, man, man. Ich bin bitter enttäuscht. Das war ja so ein herber Griff in die leere Schüssel wie Valerian. Wobei man sich da wenigstens noch Mühe mit den Bildern gegeben hat. Was man Nolan, vor allem bei der Flugzeug-über-Strand und 400.000-Menschen-am-Strand – Szene nicht vorwerfen kann. Greenscreen wie in den Achtzigern. *schauder*
Im Moment wird ja, vor allem im Schatten des Diesel-Gate, über den Untergang der deutschen Autobauer philosophiert. Und was das alles an Arbeitsplätzen kosten würde!
Tatsächlich muss man sich die Frage stellen, ob ein solcher Untergang nicht nur selbstverschuldet, sondern gesamtgesellschaftlich überfällig ist:
Schönes Beispiel dafür, dass es vielleicht wirklich Zeit für was Neues ist, ist natürlich Tesla. Aber man muss gar nicht über den großen Teich gucken – auch in Deutschland bilden sich neue Unternehmen und manchmal ist das extrem witzig zu beobachten. Denn was denkt Ihr, wer in unserem Land Vorreiter z. B. bei den E-Transportern ist?
Die deutschen Hersteller waren sich ihrer Marktmacht zu sicher und haben den Bedarf der Logistiker (Paketdienste, Deutsche See, Bäckereiketten etc) einfach ignoriert. Bzw. mit Dieseln beantwortet. Die waren aber nicht gefragt: Zum einen drohen Fahrverbote in Großstädten. Zum anderen aber steigen die Kraftstoffpreise und sinkt das Verständnis der Kunden.
Und was macht man, wenn aus der Entscheidung „To Buy or To Build“ faktisch nur ein „To Build“ wird? Man schaut sich um, findet Unternehmen die sich mit disruptiver Technologie auf den Markt wagen und man macht einfach.
Das gerade VW mit dem sehr beliebten „Bus“ und auch Mercedes hier nach wie vor nix anbietet zeigt, wie wenig marktbezogen hier gehandelt wird. Die jetzt herauskommenden Absprachen und die Betrügereien bei den Dieseln sind da das berühmte Tröpfchen im Fass.
In sofern… kein Mitleid.
Und was die Arbeitsplätze angeht: Überlegt mal wie viele Arbeitsplätze durch Automation zu Grunde gegangen sind. Und das wird so weiter gehen. Statt also am alten Status Quo fest zu halten, sollte man vielleicht neue Jobs in neuen Branchen und Betrieben schaffen. Dafür braucht man keine Dinosaurier.
Nachdem wir mit Air Transat in Montreal angekommen sind, haben wir den Bus zum Hotel genommen. Die 3-Tages-Karte für den ÖPNV (Bus, Bahn, Metro) kostet keine 20€ und ist die beste Alternative zum Auto. Zudem gibt es einen Bus vom Flughafen nach Downtown und zurück. Alles prima 🙂
Vielleicht abgesehen davon, dass unsere Bushaltestelle (direkt beim Hotel) wegen Bauarbeiten dann doch nicht direkt am Hotel gelegen war. Und wir 1 km laufen durften. Bergauf. Aber so lernt man die Stadt halt kennen 🙂
Wir waren im Chateau Versailles und um es vorweg zu nehmen: Es war das teuerste und schlechteste Hotel unserer Reise. Zwei alte Stadtvillen, direkt in Downtown – die Voraussetzungen waren toll. Die U-Bahn 3 Minuten entfernt und die zentrale Einkaufstraße 5 Minuten.
Stutzig hätte uns schon die kaputte Eingangstreppe und der (aus der Ferne nicht sichtbar) dreckige rote Teppich machen sollen. Aber hey, gerade angekommen rechnet man ja mit nix bösem 🙂
Architektonisch fühlte ich mit direkt wie im Overlook Hotel aus Shining. Vor allem die Szene mit dem Dreirad sollte Euch in Erinnerung sein:
Denn von Innen bestand das Hotel aus einem Wirrwarr von Treppen, Durchgängen und Türen, die eine Orientierung echt schwer machten. Und das Gefühl dafür, wie groß oder klein das Hotel wirklich sein mochte, völlig zunichte machte.
Leider war unser Zimmer dann… um es mal vorsichtig zu sagen… eine Herausforderung:
Die Klimaanlage blies in Orkanstärke arktische Luft – direkt auf das Bett. Der im Raum befindliche Regler war allerdings nur Staffage. Als ich beim Personal nachfragte, teilte man mir mit, dass die AC nur per Schieber für Räume Ein- und Ausgeschaltet werden kann. Zwischenstufen, andere Temperaturen oder so? Fehlanzeige.
Da es nicht sonderlich heiß war, wäre das eine echte Option gewesen. Wäre, wenn nicht der Kompressor direkt über(!) unserem Zimmer gewesen wäre. Und kaputt. Denn er vibrierte so stark, dass ungelogen das ganze Zimmer wackelte.
Auf erneute Nachfrage wurde uns ein Ersatzzimmer angeboten. Das leider so groß wie ein Schuhkarton war. Als ich damit nicht einverstanden war, wurde dankenswerter Weise die Klimaanlage einfach abschaltet. Allerdings für das ganze Hotel 😉
Um den Teil der Geschichte zu Ende zu erzählen: Am nächsten Tag wurde sie wieder eingeschaltet und sollte wegen anderer Beschwerden auch nicht abgeschaltet werden. Auf meine Frage warum man sie denn nicht hat reparieren lassen im Laufe des Tages, bekam ich die Antwort, das sei schon die reparierte Version. Wir bekamen dann doch noch mal ein anderes Zimmer, dass diesmal aber direkt neben der Rezeption und am Eingang lag. Und ich sag mal „Schalldämmung“ scheint ein Fremdwort zu sein.
Aber gut, wir waren ja für die Stadt da und haben die beiden Tage, die wir zur Verfügung hatten, auch gut genutzt. Mein Schrittzähler behauptet, dass wir beide Tage etwa 35.000 Schritte hinter uns gebracht haben…
Montreal ist in sofern witzig, als das die Menschen dort den Eindruck machen, sie würden lieber in Frankreich sein. So ist z. B. die Metro ein 1:1 Nachbau der Metro in Paris:
Und auch eine eigene Notre-Dame gönnt man sich. Zwar kleiner als das Original, aber nicht weniger beachtenswert:
Wenn man sich die Bauwerke in der Stadt ansieht, kommt man schnell zu dem Ergebnis, dass jeder Baustil in Montreal gerne gesehen ist. 🙂
Zu den beiden mit Sicherheit bemerkenswertesten Örtlichkeiten gehören dann natürlich der Olympia-Park und das Biodome.
Montreal war mal Ausrichter der Olympischen Spiele und hat danach versucht, die Anlagen einer weiteren Nutzung zuzuführen. Das Fußballstadion wird heute nicht nur für Fußball genutzt, sondern auch für Konzerte und andere Großveranstaltungen.
Der 165m hohe Turm des Stadions, der früher das Dach des Stadions abheben konnte, ist heute ein Aussichtspunkt über die Stadt. Und was für einer!
Das ehemalige Velodrome ist heute übrigens ein Indoor-Zoo, das Biodome Montreal:
Namentlich ähnlich ist die Biosphere, ein sehr aufwändig gestaltetes Wasser- und Umweltmuseum, dass sich aktuell sehr intensiv mit Klima und Klimawandel befasst.
Die Biosphere liegt dabei auf einer kleinen Insel, mitten im St. Lorenz Strom:
Screenshot Google Maps
Allerdings hat man, dank des wirklich genialen ÖPNV-Netzes kein Problem dahin zu kommen. Und die Geocacher unter uns finden natürlich auch einen schönen Earth-Cache vor Ort 😀
Montreal gilt übrigens auch als eines der kulinarischen Zentren von (Ost-)Kanada und wird dem „Foodie“ dringend empfohlen. Allerdings ist es gar nicht so leicht, einen guten Ort zum Essen zu finden, denn wie viele kanadischen Städte ist auch Montreal mittlerweile Dominiert von Fastfood- und Fastdrink-Ketten. Mc Donalds und Starbucks? Kein Problem. Lokale Küche? Viel Spaß beim Suchen.
Wer sich davon aber nicht abhalten lässt, der findet das eine oder andere Kleinod. Und lernt dabei erstaunliches. Nämlich z. B. das die Kanadier „das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“ wohl sehr ernst nehmen:
Und ja, das ist das Frühstück 🙂
Auf der St. Hubert Street, einer im Internet gehypten „Shopping Mile“ haben wir dann das „Montreal Plaza“ gefunden. Und wer ausgefallenes Essen mag, ist hier genau richtig 😀
Die St. Hubert Street dagegen besteht aus einer Reihe von kleinen Cafes und Shops sehr unterschiedlicher Qualität und Zielrichtung.
Nice, aber kein Must-See 😉
Auf dem Weg dahin ist uns aber aufgefallen, wie extrem gut in Montreal die Infrastruktur für Radfahrer ist.
Große, mehrspurige Radwege die baulich von der Straße getrennt sind, sind häufig anzutreffen. Die Anzahl der Radfahrer ist echt enorm und steht anderen großen Bike-Citys in wenig nach. Schönes Beispiel für die Überlegung, dass entsprechende Infrastruktur auch genutzt wird, wenn sie denn vorhanden ist.
Auf jeden Fall einen Besuch wert ist aber der Alte und der Neue Hafen der Stadt.
Yachthafen, Frachthafen, künstlicher Strand, Cafes und Büdchen haben in einer ziemlich wilden Mischung (wie schon bei der Architektur) durchaus ihren eigenen Charme. Einziges Problem am Hafen:
Wenn man dort ist und gerade ein Zug mit Containern beladen die Stadt verlässt, ist man für gut 30-45 Minuten im Hafen gefangen – die Züge sind ungelogen so lang, dass sie alle Zugänge gleichzeitig blockieren :-O
Noch mal zurück zum Thema Fastfood: Was mir in den letzten ~10 Jahren in Kanada auffällt ist, dass mit dem um sich greifenden Angebot von billigstem Fastfood leider auch die Menschen mehr und mehr das Aussehen der Nachbarn im Süden annehmen.
Montreal scheint was dagegen machen zu wollen und motiviert mehr oder weniger subtil die Menschen aller Orten sich zu bewegen: Laufen und Treppen zu steigen wird massiv beworben: 100m-Sprints in den Tunneln oder die Anzahl der Stufen findet man fast über all im Metro-Netz:
Zudem wurde Montreal während unseres Besuchs gerade 375 Jahre alt – entsprechend herausgeputzt hatte sich die Stadt 🙂
Und zusammenfassend kann man sagen, dass wir durchaus unseren Spaß hatten.
Nachdem ich ja schon unzählige Male in Kanada war, war das auf Julias Wunsch mein erster Stop im Osten – ich bin da vorgeprägt. Und tatsächlich fällt es mir schwer mit den Menschen dort warm zu werden – ich verstehe diesen Drang französisch sein zu wollen einfach nicht.
Als Stadt ist Montreal aber spannend und auch ohne uns von Caches durch die Stadt führen zu lassen, hätten wir viel entdecken können. Wenn man sich erst mal an das scheinbare Durcheinander verschiedenster Stile gewöhnt hat, macht die Stadt durchaus Spaß 🙂