Arbeitslos? Hartz IV? Kein Problem, hier warten 6.000€ extra!

Über manche Artikel kann ich nicht nur den Kopf schütteln – sie entsetzen mich regelrecht.

So wie der aktuelle Artikel „Crystal Meth und das Geschäft mit der Zombiedroge“ auf derwesten. In dem darf ich lesen, wie ein Arbeitsloser zwar Hartz-IV bezieht, nebenbei aber erfolgreich dealt.

Natürlich alles in gewaltfreier Atmosphäre, unbehelligt von den Nachbarn und der Polizei und mit mal locker 6.000€ im Monat nebenher. Inklusive der Gewinnspannenbeschreibung von verschiedenen Drogen im Vergleich.

Lieber derWesten, hakts?

Wenn ich ein jugendlicher Kerl wäre, arbeitslos und ohne Perspektive und ich würde in einem angesehenen Nachrichtenportal eine solche Beschreibung lesen, was würde ich dann denken? Ich würde mir ernsthaft die Frage stellen, warum eigentlich nicht? Schließlich sind die Konsumenten ja eigenverantwortlich und niemand muss Drogen nehmen und wenn doch, warum soll ich nicht daran verdienen? Ohne Streß mit der ARGE, dem Finanzamt oder Mutti.

Ich schätze mal der Artikel sollte eine Warnung vor dem Gebrauch von Crystal werden. Was er wurde ist eine Jobbeschreibung für die Dealer von morgen. Playstation zocken inklusive.

Und jetzt entschuldigt mich, ich geh mal kurz erbrechen.

Wie peinlich!

Erinnert Ihr Euch, dass es mal ok war, Andersfarbigen (vor allem Schwarzen) die Rechte abzuerkenne, sie zu versklaven? Wie viel Blut und Leid es gekostet hat, bis wir eingesehen haben wie dumm es war zu glauben, es gäbe eine überlegene Hautfarbe?

Erinnert Ihr Euch, dass Frauen lange weder wählen, selbstbestimmt arbeiten, noch Auto fahren durften? Wie lange es gedauert hat, bis wir eingesehen haben wie dumm es war zu glauben, es gäbe ein überlegenes Geschlecht?

Erklärt mir jetzt bitte mal kurz jemand, warum wir immer noch über „mehr Rechte“ für Schwule und Lesben diskutieren? Sind wir wirklich so lernresistent?

I, Economy. I am Master. Be my Slave.

Erst gestern habe ich unter dem Titel „Panik um der Panik Willen?“ mich mit der Situation der Beschäftigten beschäftigt. Und heute finde ich bei Fefe einen aktuellen Bericht aus einem amerikanischen Superlagerhaus und über die dortigen Arbeitsbedingungen.

Wirkliche Zweifel an den Schilderungen habe ich nicht. Und auch in Deutschland halte ich das in weiten Teilen für möglich. Was ich jedoch besonders interessant finde ist nicht die spontane Assoziation mit Amazon und Co. Sondern mit der Deutschen Post:

Vor einigen Monaten lief im ARD eine Doku über die „Paketsklaven“ bei DHL. Die natürlich nicht bei DHL angestellt waren, sondern bei einem Subunternehmen. Und was lese ich in dem Bericht? Natürlich, dass die Mitarbeiter in den Lagerhäusern über Subunternehmen rein kommen. Aber am spannensten ist doch:

The stuff we order from big online retailers lives in large warehouses, owned and operated either by the retailers themselves or by third-party logistics contractors, a.k.a. 3PLs. These companies often fulfill orders for more than one retailer out of a single warehouse. America’s largest 3PL, Exel, has 86 million square feet of warehouse in North America; it’s a subsidiary of Deutsche Post DHL, which is cute because Deutsche Post is the German post office, which was privatized in the 1990s and bought DHL in 2002, becoming one of the world’s biggest corporate employers.

Und hey. Was in den USA funktioniert, funktioniert fast überall.

Ich frage mich wie wir an einen Punkt kommen konnten, an denen der „freie Markt“ bei angebotener und nachgefragter Arbeitsleistung keinen Preis im Equilibrium mehr entstehen läßt. Sondern Leute für Almosen sich selbst bis zur Erschöpfung, vielleicht sogar noch weiter selbst ausbeuten.

Wie können wir Unternehmen erlauben, so mit Mitarbeitern umzugehen? Wie können wir Regierungen erlauben, dies zuzulassen?

Wie können wir selbst die Augen davor verschließen?

 

Die Sache mit dem Betreuungsgeld

Das ist schon kurios… das mit dem Betreuungsgeld.

Es ist ja offensichtlich mal wieder ein Schlag ins Gesicht der Ärmsten, dass ausgerechnet die Bezieher von H-IV ausgeschlossen werden sollen. Also nicht theoretisch, sondern praktisch:

Geben H-IVler ihre Kinder nicht in die Kinderbetreuung, so erhalten sie aus dem Topf des Familienministeriums 100€ jeden Monat. Damit es ihnen aber nicht gut geht und sie das Geld sinnvoll in die Kinder investieren, streicht ihnen das Arbeitsministerium einfach 100€ bei den H-IV-„Bezügen“. (1)

Das könnte man als die „übliche“ Taktik betrachten, H-IVler am Boden der Gesellschaft zu halten. Der Spiegel(2) erweckt aber den Eindruck, dass da noch was anderes hinter stecken könnte:

Viele Kritiker befürchten Fehlanreize, da manche Eltern sich wegen der Barleistung dafür entscheiden könnten, ihr Kind nicht in eine Krippe zu geben. Dabei würden gerade Kinder aus prekären Verhältnissen vom Besuch einer solchen Einrichtung besonders profitieren.

Das bedeutet jetzt für mich im Klartext:

Der Bund schafft es nicht, genügend KITA-Plätze zur Verfügung zu stellen. Besser lebenden Eltern (also alles über H-IV-Satz) belohnt der Staat für den Verzicht auf einen rechtlich zugesicherten Kita-Platz mit 100€ im Monat. Er kaufe sich also frei. Aber H-IV-Betreuern unterstellt der Staat pauschal, dass sie weniger geeignet sind, ihre Kinder zu Hause zu betreuen, weswegen bei ihnen die 100€ ein „Fehlanreiz“ wären.

Ich halte es da sehr mit Volker Beck (Grüne)(2), wenn er sagt:

Ähnlich argumentierte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck. Die „Herdprämie“ sei für Frauen wie die stellvertretende CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär „ein schönes Taschengeld“, hieß es in einer Mitteilung Becks. „Die alleinerziehende Mutter mit Hartz IV, für die es nicht genug Kita-Plätze gibt, geht aber leer aus. Der Adjektiv-Rattenschwanz des Betreuungsgeldes mit ‚familienpolitisch falsch‘, ‚verfassungsrechtlich bedenklich‘, ‚haushaltspolitisch unklar‘ erweitert sich nun um ‚unsozial‘.“

Und mehr ist dazu wirklich nicht mehr zu sagen. Schwarz-Gelb sollte sich schämen. Aber Moral findet man wohl am allerwenigsten im Bundestag.

 

Danke an @plaetzchen für den Hinweis…

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Quellen:

1) RP

2) SPON

Arbeiten mit 60+?

Aha.

Jubelstimmung.

Ältere Menschen arbeiten häufiger als vor fünf Jahren“ titelt der Westen. „Mehr Jobs für Senioren“ liest man im Handelsblatt. Und dann liest man substanz- und kritiklos, ältere Menschen hätten heute bessere Chancen im Arbeitsmarkt.

Wie das „Handelsblatt“ in seiner Mittwochsausgabe unter Berufung auf Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) berichtete, stieg die Beschäftigungsquote der 60- bis 64-Jährigen seit Anfang 2007 von 18,2 Prozent auf einen neuen Höchststand von 28,3 Prozent im vergangenen September.

Was fehlt sind die die Fragen nach dem Willen der Gesellschaft:

  • Ältere Menschen haben meist viel Erfahrung aufzuwiegen und ganz eigene Qualitäten bei der Arbeit – sie blockieren aber auch die Stellen für junge Menschen. Wollen wir das?
  • Müssen Menschen über 60 noch arbeiten, die schon 30 oder 40 Jahre Dienst an der Gesellschaft geleistet haben oder dürfen Sie die letzten 10-20 Jahre ihres Lebens entspannt verbringen?

Auf der einen Seite reden wir von Jugendarbeitslosigkeit – auf der anderen Seite erhöhen wir das Renteneintrittsalter. Auf der einen Seite reden wir vom „goldenen Herbst des Lebens“ und auf der anderen Seite von Altersarmut. Und wir stellen nie die Frage, wie viel Jahre im Berufsleben genug Dienst an der Gesellschaft sind.

Wir stellen aber ja auch nicht die Frage nach dem Sinn. Dem Sinn einer „Vollbeschäftigung“ von Jung und Alt nach zu hecheln, die es nie wieder geben wird – sofern es (Gott bewahre!) es keinen großen Krieg mehr gibt.  Wir stellen die Frage nicht nach einer Gesellschaft, in der ein gesunder „Mittelbau“ im Alter arbeitet, während die Jugend noch den Entdeckern und das Alter den Genießern gehört.

Wir lassen uns einlullen von denen, die sagen: Schule, Arbeit, Tot. Wir lassen uns weiß machen, es ginge der Wirtschaft schlecht, wenn die Älteren nicht mehr da sind. Weil die Wirtschaft nicht sagt, dass sie selbst versäumt, guten Nachwuchs zu fördern. Wir lassen uns erklären, dass „Rentensystem“ brauche das höhere Eintrittsalter, weil wir das „System“ nicht verstehen und glauben müssen, was man uns sagt. Wir gehören der Wirtschaft und haben möglichst früh und dann möglichst lange zu dienen – auf das wir uns für einen „Teil der Gesellschaft“ halten.

Na?

Merkt Ihr was?

Georg Schramm anläßlich des Erich-Fromm-Preises

Ich gebe zu, die Antrittsrede von Gauck hat mich nicht interessiert und was ich gehört habe fand ich inhaltsleer.

Ganz anders die Rede von Georg Schramm, als ihm der Erich-Fromm-Preis verliehen wurde. Diese Rede sollte zum Pflichtprogramm für alle werden, die sich selbst „mündige Bürger“ nennen möchten:

Erich Fromm Preis 2012 für Georg Schramm from fluegel.tv on Vimeo.

Etwas stimmt nicht in unserer Gesellschaft…

Wir alle waren mal Kinder. Die Schule mochten viele von uns nicht und Nachmittags hingen wir gerne mal ab. Lungernten rum. Spielten Fußball auf Wiesen, kletterten im Wald und tobten mit den Nachbarskindern durch den Garten von Oma Erna.

Leistungsdruck?

Den gab es. Unsere Eltern sorgten dafür, dass wir regelmäßig zur Schule gingen und im Optimalfall war zumindest ein Elternteil daheim, wenn wir wieder kamen. Es gab Essen, die Hausaufgaben wurden gemacht und der Rest des Tages? Den hatten wir frei.

Dann kam die „Ganztagsschule“ und plötzlich war der Nachmittag auch Schule. Dann veränderte sich die Gesellschaft grundlegend und plötzlich kommt kaum eine Familie aus, wenn nur ein Elternteil arbeitet. Und dann verändert sich die Gesellschaft weiter und am Ende…

Am Ende geht es bei Kindern nicht mehr ums Kind sein. Es geht darum, schnell und effektiv ein Leistungsträger zu werden:

Die 14- bis 17-Jährigen in Deutschland stehen unter Druck. Das ist ein Ergebnis der Sinus-Studie. Junge Menschen glauben, dass sie in der Gesellschaft nur dann angesehen werden, wenn sie einen guten Schulabschluss erreichen und auch im Beruf viel leisten. Den meisten ist klar: Sie dürfen keine Zeit vertrödeln und müssen schon früh einen Weg einschlagen, der zu einem guten Job und Erfolg führt.

Teilweise werden auch Tatsachen offenbar, die niemanden überraschen dürften, über die wir trotzdem nicht sprechen. Zum Beispiel Reich vs. Arm:

Die prekären Lebenswelten machen den Autoren der Studie Sorgen. Sie berichten von 14- und 15-jährigen sozial benachteiligten Jugendlichen, die ihre Zukunftschancen bei Null sehen und sich damit abgefunden haben, nach der Schule keine Lehrstelle zu finden und letztendlich in Hartz IV zu landen.

So gebe es beispielsweise Jugendliche, die sagten: „Ich würde die Hartz-IV-Leute, die zu Hause sitzen und keine Lust zum Arbeiten haben, dazu verdonnern, Arbeiten zu müssen. Leute aus niedrigem Stand, unterem Stand, die sich verhalten, als wären sie sonst wer. Das sind zum größten Teil Ausländer, die sich so verhalten, als könnten sie alles und die Welt beherrschen.“

Ich kann nur empfehlen, den Bericht der ARD zu lesen: Klick!

Und vielleicht setzen wir uns dann mal in Ruhe hin und überlegen, ob das denn so richtig sein kann. Ob es das ist, was wir wollen. Und wenn wir feststellen, dass es das nicht ist, sollten wir wohl endlich mal anfangen, das Ruder herum zu reißen.

Arbeitgeber! Achtet auf Eure Mitarbeiter! (aber nur die muslimischen)

Schünemann ist wieder da:

Wie das MigMagazin berichtet, hat Schünemann erkannt, dass der beste Schutz Prävention ist. Prävention habe ich mir allerdings persönlich anders vorgestellt, als Arbeitgeber ihre Mitarbeiter nach einseitigen Kriterien im Auge behalten zu lassen:

Diese sollen in die Lage versetzt werden, „Radikalisierungsprozesse im eigenen Firmenumfeld frühzeitig zu erkennen“, heißt es dazu im Handlungskonzept. Um dieses Ziel zu erreichen, sei vorgesehen, Arbeitgeber für die Themenfelder „Islamismus“ und „Radikalisierung“ zu sensibilisieren.

Alles klar, Herr Schünemann? Vielleicht sollten wir noch mal intensiv über die wirklichen Probleme unserer Gesellschaft reden. Zum Beispiel über die Anzahl Toter durch rechten Extremismus im Vergleich mit „Islamisten“ und dem „Linken Terror“?

Aber statt dessen gehen Politiker wie Schünemann (CSU) lieber hin und schüren noch die Vorurteile…

Meine Meinung: Zum Kotzen!

Wer entscheidet über meinen Tod?

Der Westen berichtet heute recht ausführlich über Planungen in den Niederlanden, eine „Sterbeklinik“ einzurichten. Natürlich kommen in dem Artikel vor allem die Bedenkenträger zu Wort. Das ganze gipfelt dann in einer Aussage von Eugen Brysch, Chef der Deutschen Hospiz-Stiftung:

Die Folge für die schwerstkranken und sterbenden Menschen sei: „Sie geraten unter Druck.“

Ach?

Selbstverständlich ebenfalls tief betroffen die CSU:

Der CSU-Gesundheitspolitiker Johannes Singhammer spricht von einem Abgrund, der sich durch „professionelles Töten auf Verlangen“ auftue.

Ist das so?

Und der in meinen Augen beste Klopper:

Die aktive Sterbehilfe sei keine menschliche Zuwendung, „sondern eine Kapitulation“, sagt der Essener Medizinethiker Prof. Eckhard Nagel der WAZ. „Wenn eine Gesellschaft die aktive Sterbehilfe bestärkt, ist das eine klare Aussage zur Wertigkeit des Lebens“, so Nagel. „Das bedeutet: Der schwerstkranke Mensch ist ein Mensch, der getötet werden darf.“ Dies sei mit unseren ethischen Werten nicht vereinbar.

Ethisch?

Und die SPD weiß die Lösung:

Für ein Sterben in Würde und ohne große Schmerzen sei ein Ausbau der palliativmedizinischen Versorgung und des Hospiz-Angebots in Deutschland notwendig.

Ist denn irgendwie der Autor mal auf die Idee gekommen, die offensichtlichste aller Fragen zu beleuchten? Ist es denn unethisch einem Menschen den Wunsch zu erfüllen, sterben zu dürfen? Damit er nicht ein Leben im Dämmerzustand der Medikation führt, dahinsiechend, langsam auf den Tod wartend und Angehörige belastend?

Die gesamte Diskussion in dem Artikel blende den freien Willen des Menschen vollkommen aus. Mit Ethik wird gerechtfertigt, sterbenskranke Menschen in ihrer Freiheit zu beschränken. Denn wenn ich frei bin, entscheide ich nicht nur, wie ich Lebe. Sondern ich habe auch immer die Möglichkeit zu entscheiden ob ich weiter machen will.

Die Aussage, Sterbenskranke gerieten unter Druck halte ich für unhaltbar. Aber andersherum wird ein Schuh draus: Sterbenskranke werden schnell zum Spielball zwischen Administration und Medizin.

Die Diskussion um Sterbehilfe halte ich für eine sehr schwierige Diskussion. Hier treffen tatsächlich Werte aufeinander, die zunächst unvereinbar scheinen wollen. Doch Artikel wie der in DerWesten helfen dabei nicht. Sie sind kontraproduktiv, wenn sie so einseitig auf das Negative abstellen – ohne allerdings wirkliche Argumente zu liefern.

Ich kann nicht für andere entscheiden. Aber ich kann für mich entscheiden. Und wenn ich in die Lage kommen sollte mich zu entscheiden den Notausgang zu nehmen, dann wäre es mir lieber es gäbe Menschen die mich auf dem letzten Weg begleiten – statt mit aller Kraft dagegen zu halten.

 

BRD: Bertelsmann Republik Deutschland

Disclaimer: Der folgende Beitrag basiert NICHT auf Fakten, sondern auf dem 1+1 von jemandem, der von sich selbst sagt, Mathe wäre nicht so sein Ding. Also von mir. Persönliche Meinung, persönlicher Eindruck, eigene Wahrnehmung. Vielleicht Start für eigene Gedanken aber auf keinen Fall als „das ist definitiv so wie er sagt“ zu werten!

Jetzt mit Update am Ende!

Wie Ihr wisst, bin ich ein Freund von Verschwörungstheorien. Und manchmal sind die so offensichtlich vor einem, dass man gar nicht drumherum kommt, sich ihrer anzunehmen.

Heute: Was hat von der Leyen mit Bertelsmann am Hut? „BRD: Bertelsmann Republik Deutschland“ weiterlesen