Innenstadtaktivierung?

Da ich im Moment ja wieder sehr viel mit dem Rad unterwegs bin, denke ich naturgemäß auch viel darüber nach. So auch gestern morgen, als ich mit dem Zug aus Duisburg in Richtung Münster gefahren bin.

Hinter dem Bahnhof Duisburg, versteckt unter dem UCI-Bahnhof gibt es eine Radstation. In Münster direkt vor dem Bahnhof gibt es eine. In Voerde gibt es keine.

Warum versteckt man in Duisburg die Radstation so? Ich hätte sie nie gefunden, wenn ich als Besucher nach Duisburg geradelt wäre. Zumal der Bahnhof ja etwas außerhalb der Einkaufszone liegt. Und warum gibt es in Voerde keine?

Oder anders gefragt:

Die Mobilität der Menschen verändert sich. Ich möchte mal behaupten, dass (u. a.) wegen der steigenden Energiekosten das Fahrrad innerstädtisch wieder mehr eingesetzt wird und auch im Zug, also zwischen den Städten trifft man immer mehr Räder an.

Die logische Konsequenz müsste also sein, dass ich als Stadt mich darauf einrichte. So wie ich früher versucht habe,   meine Stadt Auto-freundlich zu planen und genug Parkplätze zu haben, sollte eine Stadt heute auch mal den Fokus auf Radfahrer richten.

Am Beispiel von Voerde könnte das eine klassische Geschichte sein, bei der beide Seiten gewinnen: Am Niederrhein gibt es sehr viele Radfahrer. Wenn ich denen jetzt in Voerde eine Möglichkeit gebe, die Innenstadt möglichst unproblematisch zu erreichen und dort mein Rad sicher abzustellen, wäre schon viel gewonnen.

Wenn man dann als Kommune noch hingehen würde und neben sicheren Stellplätzen auch Schließfächer anbieten würde, die von der Größe her für Rucksack/Tasche und Helm reichen, würde ich den Komfort gleich noch mehr steigern.

Der Gipfel des Luxus wäre dann sicherlich, wenn die Benutzung z. B. für Ticket2000-Inhaber inklusive wäre. Und vielleicht noch Werkzeug verfügbar wäre – solche „Tool Stations“ wachsen z. B. gerade in den USA wie Pilze aus dem Boden.

Stellt Euch mal vor, Ihr radelt den Rhein runter nach Voerde. Dort in die Stadt. Stellt Euer Rad unter, legt Eure Sachen ab und geht in Ruhe ein Eis oder eine Pizza essen. Dann holt Ihr Euer Rad wieder ab, seid müde, radelt zum Bahnhof und fahrt nach Hause mit dem Zug.

Oder ihr werft Euer Rad in den Zug, fahrt in die Stadt X. Dort radelt Ihr auf die Einkaufsmsmeile Y und stellt Euer Fahrrad gut und sicher ab. Geht in Ruhe einkaufen und radelt dann zum Bahnhof zurück.

Und jetzt wird es ganz verrückt: Was haltet Ihr von Fahrradplätzen im Parkhaus? Schön trocken, mit Videokamera und so weiter? Nehmen wir z. B. das Parkhaus in Essen auf der Maxstraße: Autos ganztägig 3 Euro. Warum dann nicht Fahrrad ganztägig 1 Euro? Mit dem Rad aus OB, DU oder MH dahin geradelt, Rad eingeparkt, Einkaufen gegangen, heim geradelt?

Natürlich kommt jetzt wieder „wer soll das bezahlen“ von allen Seiten. Die Bahn will nicht, die Stadt kann nicht, private Investoren gibt es nicht und so weiter. Aber ist das wirklich das Hemmnis?

Ich möchte mal behaupten, dass Maßnahmen zum Ausbau der Fahrradinfrastruktur immer billiger sind als für MIV (Motorisierter Individual Verkehr).

Und Lösungen gibt es natürlich schon – es müsste sich nur mal wer trauen:

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Disclaimer: Dieser Post stellt nur einen Gedanken, eine Diskussionsgrundlage dar. Keine Lösung.

Politik at its worst

Manchmal glaubt man Dinge ja gar nicht.

Gestern war in Voerde Ratssitzung und es ging unter anderem um Verträge für eine Unternehmung. Und was ich da erlebt habe, zeigt mir wieder wie fundamental falsch manche Leute m. M. n. ihren Job verstehen.

So war z. B. die CDU der Meinung, dass man dafür sei. Man sei sich zwar im Klaren, dass die meisten Entscheider durch die Verträge und Nachforderungen nicht mehr durchblicken, aber manche Risiken müsse man eingehen.

Und schließlich die FDP, die meinte wenn man nicht bereit wäre dieses Risiko einzugehen, dürfe man als Stadt gar nicht mehr unternehmerisch aktiv werden.

Hallo?

Wir verabschieden Verträge die wir nicht verstehen? Und stellt mal einer die Frage ob eine Kommune überhaupt unternehmerisch aktiv sein muss? Und wenn ja, wieso man dann nicht für das notwendige Knowhow sorgt?

Ich habe gestern gemeinsam mit meinen Grünen Kolleginnen eine Enthaltung abgegeben. Weil wir einfach das Gefühl haben, dass bei den Verhandlungen eine Partei ununterbrochen versucht hat die anderen zu übervorteilen. Aber auch weil eine solche Art von Politik nicht einfach abgenickt werden kann.

Was mich noch sehr stört: die Sitzung war nicht öffentlich. Gleichwohl keine Zahlen oder Geheimnisse diskutiert wurden. Ich verstehe nicht, wieso man bei solchen Entscheidungen, die immer mit Risiko behaftet sind, die Bürger ausschließt. Und auch bei der Benennung der Aufsichtsratsmitglieder. Meiner Meinung nach gehört sowas nicht hinter verschlossene Türen. Zumal es natürlich jetzt auch mich daran hindert, noch deutlichere Worte zu finden 😉

Mit dem Kunden kann man es ja machen….

Seit gefühlten 100 Jahren habe ich eine Mastercard von der Spasskasse. So weit, so unauffällig. Sie ist unscheinbar golden, versieht ihren Dienst und die mit der Farbe verbundenen Zusatzleistungen sind mir den Aufpreis wert. So weit, so gut.

Dummerweise, nicht weit vor einem Auslandsaufenthalt, beginnt die Karte zu reißen, parallel zum Magnetstreifen, direkt am Chip. Also mal eben in die Sparkassen-Filiale in Voerde gehüpft und es war wie erwartet.

„Ich kann Ihnen eine neue Karte bestellen…“

„Ja bitte!“

„Aber das kostet 15€…“

„Nein.“

„Wie nein?“

„Sie können auf dem Formular ankreuzen, dass die Ersatzkarte kostenlos ausgestellt wird. Erstens ist das eine Gold-Karte für die ich ohnehin extra Gebühren zahle, zweitens ist das wohl kaum ein Schaden, den Sie mir anlasten können.“

„Öh das weiß ich nicht. Das muss ich Fragen.“

*Tuschel mit Kollegin 1*

„Tuschel mit Kollegin 2* : Das kann nur der Jens entscheiden

Wieder zu mir:

„Da muss ich den Kollegen anrufen und fragen.“

„Ich bitte darum.“

*Pause*

„Ja geht, bestellen wir kostenlos, eine Unterschrift bitte.“

Und was steht da auf dem Formular?

[ ]  ____€   [x] Entgeltfrei

Liebe Spaßkasse,

ich bin seit ich denken kann Euer Kunde und trotz aller Nachteile war ich immer gern Euer Kunde. Schon, weil Ihr nicht versucht bei den Großen mit zu spielen.

Aber bei so einer Verarsche ist doch irgendwann mal gut, oder?

Will mir die Mitarbeiterin wirklich erklären, sie wüsste nicht, was auf dem Formular steht? Sind alle 3(!) anwesenden Mitarbeiterinnen einer Filiale ernsthaft nicht befugt über die lächerliche 15€-Frage zu entscheiden?

Und wie vielen ahnungslosen Kunden nehmt Ihr auf diese Art und Weise gutes Geld ab?

Ich finde, das geht mal gar nicht…

 

Unkonventionelles Erdgas unter Wesel und Voerde?

Nun ist es also „passiert“.

Nach einem Bericht der Rheinischen Post von heute morgen, darf man jetzt im Feld „WeselGas“ nach „unkonventionellem Erdgas“ suchen:

Die Claims im Feld „WeselGas“ sind abgesteckt. Die Bezirksregierung Arnsberg hat der Thyssen Vermögensverwaltung GmbH und der Patentverwertungsgesellschaft für Lagerstätten, Geologie und Bergschäden (PVG) jetzt die Erlaubnis erteilt, dort zu gewerblichen Zwecken den Bodenschatz Kohlenwasserstoff, also Erdgas, aufzusuchen.

Natürlich, so der Artikel, bedeutet das nicht, dass man jetzt ernsthaft dort nach Gas suchen und das fördern wolle. Nein nein, es geht eher um eine präventive Maßnahme:

Die erteilte Aufsuchungserlaubnis diene nur dem Konkurrenzschutz, erläuterte die Bezirksregierung.

Ist klar. Wer ernsthaft glaube, dass man sich nur so aus Konkurrenzschutz das Gelände sichert und gar nicht daran interessiert sei, dort möglichst schnell und möglichst einträglich Gas zu fördern, der hebe die Hand. Habe ich mir gedacht.

Die Frage ist jetzt: wie formiert man am erfolgreichsten und wirksamsten Widerstand?

Voerde: Stadt der peinlichen Kleingeister?

Ich bin zu tiefst erschüttert. Auch verwirrt, aber vor allem erschüttert.

Vor mehr als einem Jahr, im Februar 2011 wurde beschlossen, dass Gasthaus Möllen nicht an den Türkischen Kulturverein zu verkaufen. Ein Vorgang, der mir persönlich absolut zuwider gewesen ist. Aber gut.

Seit dem bemüht sich der TKV um ein anderes Grundstück, mit Unterstützung der Stadt. Was ihm dabei aber für Gegenwind und Vorbehalte entgegenweht, ist mit einer „aufgeklärten Gesellschaft“, die sich als „Tolerantes Voerde“ versteht nicht zu vereinen.

Aus einem Artikel der Rheinischen Post von heute, der leider hinter der Paywall steht:

Besonders viel Zündstoff bot die Frage nach der Zukunft des Pfarrhauses in dem Ralf Federwisch noch bis Dezember wohnt. Doch danach steht es leer; der Türkische Kulturverein (TKV) interessiert sich für eine Verwendung. Eickmeier schloss einen Verkauf des Gebäudes samt Jugendheim an den TKV zunächst ausdrücklich nicht aus, was bei der Gemeinde für Unmut sorgte. Eickmeier, dessen Stimme hörbar immer kraftloser wirkte, musste sich zuvor vereinzelt persönlich angreifen lassen. Ein Mann nannte ihn via Mikrofon einen „Lauschepper“. Wenig sachlich ging die Diskussion weiter. Jemand rief aus den hinteren Reihen: „Wenn die hier ihre Moschee bauen dürfen, dann sind wir bald wie Marxloh.“ So wie er dürften in milderer Form auch andere Gemeindemitglieder denken. Jede Kritik an den Plänen das Haus an den TKV zu verkaufen, erntete Applaus.

So beherrschte Angst vor zu viel Nähe zu den türkischen Nachbarn die Diskussionen.

Kann das denn bitte wahr sein?

Der TKV hat sich im vergangenen Jahr immer wieder auf Kompromisse eingelassen, um Druck aus der Sache zu nehmen. Aus meiner Sicht wurde von seiner Seite alles erdenkliche getan, um die Wogen zu glätten. Was ihm aber entgegenweht ist mit „Angst vor dem Fremden“ noch sehr euphemisch umschrieben.

Und schon seit einiger Zeit ist aus Möllen zu vernehmen, dass der Kreis der Gegner des TKV größer wird. Auf Stammtischniveau werden dabei Scheinargumente durch die Gegend geworfen, die eine gehörige Portion Fremdenhass beinhalten. Es wird Unsinn verbreitet mit dem Ziel, Angst vor „den anderen“ zu schüren. So als wären die Mitglieder des türkischen Kulturvereins halt nicht unbedingt Menschen zweiter Klasse – aber halt anders.

Ich bin erschreckt, dass in Voerde im Jahr 2012 ein so offener Hass auf das Fremde gepflegt werden kann. Das die breite Öffentlichkeit da sitzt und den Mund hält. Ist halt Möllen, da war man schon immer ein wenig eigen. Und wenn wir nicht aufpassen, bildet sich in Möllen eine Subkultur, wie wir sie sonst nur „im Osten“ vermuten. Die Zeichen sind da, der Unwille hinzusehen ebenso.

Voerde2030: Klima und Energie

Gestern fand ein Vorbereitungstreffen zur Auftaktveranstaltung

Voerde2030: Klima und Energie

im Rathaus Voerde statt. Geladen waren interessierte Bürger, aber auch Vertreter verschiedener Firmen als Interessensgruppen. Insbesondere die Unternehmensseite war interessant: STEAG, RWE, Wohnbau, Unternehmen im Solaranlagenbau, Energieberater. Diese bunte Mischung versprach viele interessante Themenpunkte. Aber eben auch Konfliktpotential: Während der Vertreter der Energieerzeuger natürlich nur am rechtlichen Rahmen des Klimaschutzgesetzes NRW gemessenen werden möchte, sehen die Verbraucher und die dezentralen Erzeuger solche rechtliche Rahmenbedingungen eher als Mindestanforderung.

Zu diesem Thema haben die Grünen in Voerde dann auch eine entsprechende Pressemitteilung veröffentlicht: Klick!

Die Kernfrage der Sitzungen wird sein, welche Möglichkeiten es eigentlich gibt zum einen mit dem Klimawandel umzugehen und zum anderen das Fortschreiten des Klimawandels zu bremsen. Dabei war es mir persönlich wichtig, auf eine kognitive Dissonaz hinzuweisen:

Der Vertreter der Stadt, Herr Seydel, berichtete von zahlreichen Maßnahmen, wie man mit den in Zukunft erwarteten Klimaveränderungen umgeht: Größere und neue Regenrückhaltebecken, entsprechenden Kanaldimensionierung, Begrünung von Dächern etc.

Ich persönlich finde das den falschen Ansatz, denn dieser zielt nur darauf ab mit den Folgen umzugehen. Ich bin aber dafür, mindestens gleichberechtigt auch die Ursachen in den Fokus zu stellen. Und in Voerde geht das mit einem prominenten Beispiel ganz gut:

Um Wohnbaufläche zu erhalten, soll der Sportpark verlagert werden. In einen Wald, in dem gute 9 Hektar dafür gerodet werden müssen. Das bedeutet neben der versiegelten Fläche an den Wohnbauorten auch weiter 9 Hektar versiegelte Fläche am neuen Sportpark plus den Verlust der ökologischen Funktionen des Waldes als CO2-Speicher, Regenrückhaltesystem und Sauerstoffproduzent.

Meiner Meinung nach ist es unmöglich, hier die Kausalkette einfach nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen:

Holzen wir weiter Wald ab, verschärfen wir damit den Klimawandel. Der führt zu Extremwetter und das wiederum zu hohen Folgekosten beim Umgang damit.

Eigentlich, wenn man das konsequent zu Ende denkt, müssten dann die „Umweltkosten“ in den Bau des neuen Sportparks eingepreist werden. Wer das bezweifelt, wird jedoch leider recht behalten. Denn Naturschutz in Ehren: Der Sportplatz ist versprochen und Versprechen bricht man nicht 😉

Only in Voerde – Städtischer Wald in einer anderen Stadt

Voerde ist eine so genannte „Waldarme Kommune“.

Weniger als 9% der Fläche unserer schönen Stadt sind noch mit Wald bedeckt. Um so wichtiger scheint der Erhalt jeden Quadratmeters zu sein. Zumal ja gerade 90.000 Quadratmeter einem in meinen Augen unsinnigen und zu teurem Sportparkprojekt weichen müssen.

Und jetzt kommt die Stadt mit einem weiteren Plan um die Ecke: in der gleichen Gegend möchte man einem Investor ein Grundstück frei machen. Das Problem: Da steht Wald und der muss weg.

Dummerweise nun muss Wald wieder hergestellt werden. Und zwar nicht 1:1, sondern es muss mehr neu angepflanzt werden, als abgeholzt werden darf. Das könnte man jetzt positiv sehen.

Unschön ist aber, dass Voerde den neuen Wald gar nicht auf eigenem Gebiet sieht. Sondern in der Nachbarstadt Wesel.

Wenn man das ganz negativ sehen möchte, kann man hier sagen: Voerde wird zu einer Wüste als Asphalt und Beton und wer Naherholung sucht, der darf dann demnächst mit dem Auto nach Wesel in den Voerder Wald fahren?

Manchmal frage ich mich echt, was die Leute sich so denken…

Mehr dazu hier: Klick!

Only in Voerde?

In Voerde fand eine Bürgeranhörung zur Verlagerung eines Sportplatzes statt. Soweit nichts ungewöhnliches, wäre da nicht…

… das Büro Frauns mit der Moderation betraut worden.

Dazu muss man folgendes wissen: Das Theme Sportplatzverlagerung ist ein emotional sehr beladenes Thema, dass nach wie vor kontrovers diskutiert wird. Und am 30.05 hatten die Bürger/-innen die Gelegenheit, Bedenken anzumelden. Spannender Weise wurden Bedenken hinsichtlich der Finanzierung oder Grundsatzfragen schon im Vorfeld ausgeschlossen. Und die Besucher der Anhörung erlebten noch eine weitere Überraschung: Die Veranstaltung wurde moderiert von Frau Frauns vom Büro Frauns aus Münster.

Wie sie moderiert hat kann ich persönlich nicht sagen. Ich war nicht da. Aber die die da waren, waren… ich sag mal semibegeistert.

Aber egal. Interessanter ist, dass das Büro Frauns aus Münster in Voerde eigentlich einen Auftrag ganz anderer Art hat. Für den ich persönlich sie übrigens für eine schlechte Wahl halte, seit ich ihre Vorstellung erleben durfte. Wie auch immer:

Frau Frauns hat wohl am 07.05. ein Angebot bei der Stadt eingereichtet, zu einem Festpreis die Veranstaltung zu moderieren. Die Stadt fand nach eigenem Interersse, dass eine „neutrale Moderation“ die Qualität der Veranstaltung verbessern sollte und nahm das Angebot an. Andere Bewerber gab es nicht und die Stadt war in der glücklichen Situation, dass das Angebot der Firma Frauns unter einer Grenze lag, bei der man andere Anbieter hätte ansprechen müssen.

Ich persönlich finde das verwunderlich: Das Büro Frauns, aus der Stadt in der auch unser Erster Beigeordneter wohnt, reicht ein Angebot zur Moderation einer Veranstaltung ein, von der niemand wußte, dass sie moderiert werden soll und dieses Angebot liegt unter der Grenze, ab der man das Ganze hätte öffentlich machen sollen. Und wie neutral gegenüber den Bürgern Frau Frauns als damit mehrfache Auftragnehmerin der Stadt sein kann, stelle ich ebenfalls mal in den Raum.

Sicher bin ich, dass hier rechtlich alles in Ordnung ist. Aber ob das auch moralisch so zu bewerten ist? Für mich persönlich jedenfalls hat die Nummer einen bitteren Beigeschmack.

Virtueller Haushaltsausgleich in Voerde?

Manchmal, wenn ich morgens daheim die Zeitung lese, bin ich leicht bis mittelmäßig irritiert.

So auch Heute, bei der Frühstückslektüre von derWesten:

Bei Erträgen von etwa 59,45 Millionen Euro und Aufwendungen von 69,85 Millionen Euro liegt der Fehlbedarf bei 10,4 Millionen Euro. Durch die Ausgleichsrücklage kann das Defizit fiktiv nicht ausgeglichen werden, der Betrag geht in vollem Umfang zu Lasten der allgemeinen Rücklage, wie die Verwaltung erläutert.

„kann das Defizit fiktiv nicht ausgeglichen werden“ kann doch eigentlich nur ein Schreibfehler sein, oder? Andersherum kann ich mir vorstellen, dass eine solche Aussage ernst gemeint ist… Dann stellen wir halt fest, dass wir an einem realen Ausgleich gar nicht mehr interessiert sind und selbst ein fiktiver (aka eingebildeter?) Ausgleich nicht mal mehr möglich scheint?

Das wäre dann  beunruhigend.

Das große Aber  ist jedoch, dass Voerdes Haushaltssituation an sich gar nicht so schlimm ist…

Die Deutsche Bahn & Betuwe – Salamitaktik in Reinform?

Im Rahmen der „Betuwe“, die mich als Anwohner der Banhstrecke Duisburg-Emmerich ja betrifft, scheint die Bahn weiter auf Zeit und vor allem auf die berühmte Salamitaktik zu setzen.
Statt „einfach“ mal zu sagen was geht und was nicht und statt mal auf die Menschen mit einem großen Schritt zuzugehen, setzt man auf Häppchen. Nur nicht zu viel auf ein Mal.

Dabei geht es nach wie vor um zwei große Streitfragen: Streckensicherheit und Schallschutz.
Bei der Streckensicherheit scheint die Bahn jetzt wieder ein Häppchen anzubieten. So schreibt die RP heute im Print:

Gleichzeitig gibt es erkennbar Bewegung in der Frage der Streckensicherheit. Hier hat sich die Bahn bislang auf ihre gesetzliche Pflicht zurückgezogen. Die Feuerwehren standen mit ihren Anforderungen auf dem Abstellgleis. Beim Betuwe-Gipel in Berlin standen die Signale gestern auf Annäherung.

Dafür zeigt man sich beim Lärmschutz unnachgiebig:

Beim Lärmschutz deute nichts auf einen vorzeitigen Verzicht auf den Schienenbonus (fünf Dezibel) hin. Bahn und Bund hätten betont, dass die am Lärm ausgerichtete Trassengebühr und innovativer Lärmschutz den höheren zulässigen Grenzwert an der Schiene kompensieren könne.

Man beachte die Wortwahl: „Vorzeitigen Verzicht“.

Denn obwohl bekannt ist, dass Lärm krank macht und obwohl bekannt ist, dass die Belastung für die Anwohner der Strecke deutlich steigen wird, ist die Bahn hier wohl der Meinung, dass man den Lärmschutz als Trumpf noch nicht ausspielen will.

Damit belegt die Bahn, ein großer Logistik – Konzern, einmal mehr, dass sie rein betriebswirtschaftlich orientiert denkt und handelt. Damit wird auch klar, warum es ein Fehler ist, Grunddaseinsversorgungen wie Trinkwasser oder eben den ÖPNV zu privatisieren oder auch nur in eine Unternehmensform zu überführen, bei der Gewinnstreben vor sozialen Aspekten steht.

 

Grüne besichtigen Steinkohlekraftwerk Voerde

Man kann natürlich per Definition gegen alles Mögliche sein. Besser aber ist es, sich intensiv damit zu beschäftigen, was einen stört. Und deswegen haben die Grünen hier in Voerde die Einladung der STEAG Essen angenommen, sich mal das Steinkohlekraftwerk Voerde von Innen anzusehen…

Kleiner „Staunfakt“ am Rande: das Kraftwerk verbrennt täglich(!) zwischen 11 und 20 Tausend(!) Tonnen(!) Steinkohle aus Süd- und Nordamerika, so wie aus Russland. Die Menge muss man sich mal vorstellen…

Windenergie Voerde: Ein Schildbürgerstreich?

Ein Unternehmer hat in Voerde ein Windkraftfeld geplant. In einem als „Vorranggebiet“ ausgewiesenen Gelände wollte er Windkraftanlagen installieren. Das Vorranggebiet, der Name läßt es vermuten, soll vorrangig genau dazu dienen.

Der Haken an der Sache: Das Vorranggebiet für Windkraft ist von Vogelschutzgebieten umgeben.

Und es kommt wie es kommen muss: Das LANUV hat nun begutachtet, dass der Bau von Windkraftanlagen die Wildgänse gefährden könnte.

Beide Behörden führen an, dass durch den Bau der Windkraftanlagen eine „erhebliche Beeinträchtigung“ der nordischen Wildgänse des Vogelschutzgebietes Unterer Niederrhein nicht ausgeschlossen werden könne.

Das ist verwunderlich, denn mir ist noch kein Haufen toter Vögel rund um Windkraftanlagen aufgefallen. Ebenso verstehe ich den Unmut des Unternehmers:

Jansen hält die Einschätzung von LANUV und Kreis für „nicht nachvollziehbar“; er glaubt, dass „persönliche Antipathien gegen Windkraft“ eine Rolle spielen und verweist auf die neu gebaute Rheinbrücke in Wesel. Das Bauwerk stelle mit seiner Höhe und seinen Abspannungen ein „viel viel größeres Hindernis“ für Wildgänse dar. „Die Frage ist, ob da mit gleichen Maßstäben gemessen wird.“

Denn die Brücke ist in der Tag ja gewaltig und steht, so gesehen, mitten im Weg.

Ich glaube nicht, dass das LANUV per se Bedenken gegen Windkraft hat. Allerdings stellen sich schon weitere Fragen. Wie zum Beispiel die, warum ein Steinkohlekraftwerk, dass Jahr für Jahr Millionen von Tonnen CO2 in die Atmosphäre pustet weiter geduldet wird – neue regenerative Energieerzeuger aber mit einem recht schwachen Argument behindert werden.

Auch stellt sich die Frage, ob der damalige Ratsbeschluss nicht angesichts der Flächenverhältnisse an Schilda erinnert:

Die von der Stadt nach einem Ratsbeschluss von 1998 ausgewiesene Konzentrationszone für Windkraft ist nahezu vollständig von Flächen des Vogelschutzgebietes umgeben. Dieses wurde ausgeweitet, als die Windkraft-Vorrangzone in Voerde bereits existierte.

Wusste die Stadt damals nichts von der geplanten Ausweitung? Wenn ja, wieso nicht? Und wieso wurde nicht schon bei der Erweiterung der Schutzflächen das Problem widerstrebender Interessen erkannt und angegangen?

In Voerde ist man jetzt um Schadensbegrenzung bemüht:

Die Stadt Voerde versucht nun, in „absehbarer Zeit“ ein Gespräch zu initiieren, an dem Kreis, Investor und eventuell weitere Behördenvertreter mit am Tisch sitzen, um doch noch eine Lösung in der Sache herbeizuführen. Der Ausgang ist nicht zuletzt auch für sie von großer Bedeutung, geht es doch um die Frage, ob von ihr festgelegte Vorrangzone für Windkraft in der Form überhaupt Sinn macht. „Das würde uns schon treffen“, betont Bürgermeister Leonhard Spitzer mit Blick auf einen negativen Bescheid des Kreises.

Aber ob das letztlich hilft?

Im Zweifel würde man, zu Gunsten des Artenschutzes, die Konzentrationszone (wer hat sich den Begriff eigentlich ausgedacht??) vermutlich verkleinern oder gar aufheben.

Und die Steag wird bis auf  Weiteres das Klima schädigen dürfen…

(Zitate aus einem Artikel auf derWesten)