So macht man Pendlern das Leben schwer.

Sei flexibel!

Angeblich leben wir ja in einer Gesellschaft, in der weitere Wege zur Arbeit als Gott-gegeben gesehen werden. Nun gut, ich gehöre auch dazu und habe 22km je Richtung zu bewältigen. Kein Problem, ich habe ja einen Bahnhof mehr oder weniger direkt vor der Türe und der Zug bringt mich bequem und sicher nach Voerde. Das ganze Jahr.

Das ganze Jahr?

Mitnichten.

Denn im September macht die Bahn einfach mal dicht. Für den Umbau auf ein elektronisches Stellwerk. Und darüber informiert sie Pendler in  der bekannt ausführlichen Art und Weise. Nicht:

Baustellenplakat der DB in den Bahnhöfen, Quelle: http://bauarbeiten.bahn.de/docs/nrw/infos/BA_Duisburg_13-29092014.pdf
Baustellenplakat der DB in den Bahnhöfen, Quelle: http://bauarbeiten.bahn.de/docs/nrw/infos/BA_Duisburg_13-29092014.pdf

Weder auf dem Plakat, noch auf der dazu gehörogen Website erfährt man tatsächlich, wer wann wie wo betroffen ist. Das ist auch besser so. Denn Pendler auf meiner Strecke häten sonst leicht erfahren können, dass sie nicht nur EIN oder ZWEI mal betroffen sind, sondern gleich DREI mal.

Insgesamt wird der legendäre Schienenersatzverkehr (SEV) uns vom 15. bis 29. September beglücken!

Das weiß ich aber nicht dank der Bahn. Vielmehr hat der VRR mehr oder weniger übersichtlich zusammengefasst, welche Strecke wann wie wo gesperrt sein wird. Der VRR kann einem eh leid tun, weil er ja nicht nur den SEV stemmen muss, sondern auch noch ein zweites Problem fortbesteht:

Dank genialer Planung der Deutschen Bahn kollidiert ja der Ausfall einer stark genutzten Pendlerstrecke mit dem nach wie vor anhaltenden Um- und Ausbau der A59 ind Duisburg.

Also werden die Leute, die ein Auto haben, sich vermutlich zwei Wochen in den Stau stellen. Alle ohne werden versuchen, den SEV zu nutzen – oder auf die Straßenbahnen umzusteigen. Die – kein Witz – wegen der A59-Sperrung auf Abschnitten derzeit als SEV bedient werden.

Na, das können ja zwei spassige Wochen werden. Ich glaub ich fahr mit dem Rad. Hin und zurück. Das dürfte schneller und wesentlich stressfreier werden…

Und was mich richtig daran aufregt ist, dass das alles mit ein klein wenig Planung hätte entzerrt werden können. Aber vermutlich ist das auch der Grund, warum die DB so zurückhaltend mit den Informationen ist. Die Pendler sollen erst merken was die Stunde geschlagen hat, wenn es zu spät ist…

Quizfrage: Wieviel % meines monatlichen Ticket2000 bekomme ich eigentlich erstattet für die zu erwartende Minder-, bzw. Schlechtleistung?

S2 bis Wesel?

Aus dem Bereich Kreis Wesel pendeln viele Menschen morgens in die großen Städte zur Arbeit.

Gut angebunden ist dabei die Schiene Oberhausen – Duisburg – Düsseldorf – Köln/Mönchengladbach. Das ist auch für mich schön, fahre ich doch oft morgens mit dem Zug von Voerde nach Duisburg, um dann von dort mit dem Rad wieder nach Voerde zu pendeln.

Jetzt gibt es aber vermutlich fast genau so viele Menschen, die aus unserer Region nach Essen oder Mülheim a. d. R. pendeln.

Dazu fährt man Morgens von uns bis Oberhausen Hauptbahnhof und wenn alles klappt, fällt man am selben Gleis gegenüber in die S2,die zwischen Solingen und Oberhausen pendelt und dabei über Mülheim und Essen fährt. Das ist schon recht praktisch.

Abends sieht das leider anders aus, weil da die Anschlüsse nicht unbedingt passen. Erst eilt man durch den wenig gastlichen Bahnhof Oberhausen um dann am zugigen Gleis auf den Anschluß zu warten.

Wenn man jetzt mal betrachtet, wie viele Menschen morgens von uns kommend in die S2 steigen und Abends umgekehrt wieder in den Kreis wollen, ist da nicht die logische Folgerung zu fragen, ob der VRR die S2 nicht einfach bis Wesel verlängern kann?

Die Bahn macht gerade eine Fahrgastzählung in unserem Bereich und mein Bürgermeister hat mir versprochen, die Zahlen zu besorgen. Denn die Städte entlang der Bahnstrecke könnten politisch sehr wohl auch auf den VRR einwirken, sich das mal zu überlegen und ich habe mit „meinen Grünen“ vor, hier einen Vorstoß zu wagen. Bei der SPD gibt es dafür durchaus ebenfalls Sympathien und ich glaube, die anderen Parteien dürften auch nicht abgeneigt sein.

Zudem will die Bahn ja eh mittels Blockverdichtung die Menge an Zügen erhöhen, die durch Voerde brausen. Da kann man dann eigentlich auch mal was für die Pendler machen. Ich meine, außer jedes Jahr die Preise zu erhöhen 😉 Und vielleicht kriegt man so ja noch den einen oder anderen neuen Fahrgast dazu, sein Auto mal stehen zu lassen…

Sport mit der Deutschen Bahn

Viele haben ja Vorurteile gegenüber der Deutschen Bahn und ihrem Service. Völlig zu unrecht, wie ich finde.

Zum Beispiel heute morgen. Da wollte ich mit der Bahn zur Arbeit und mit dem Rad zurück. Das ist natürlich unter Trainingsaspekten absolut unhaltbar und das hat die Bahn erkannt und reagiert. Schon im nächsten Bahnhof blieb der Zug stehen und der Pilot sprach von einer längerfristigen Störung. Sehr diplomatisch, er hätte auch einfach sagen können: „Ich bleibe hier stehen, bis der pummelige Junge im Radabteil seinen Hintern erhebt und sich bewegt!“

Natürlich habe ich aber trotzdem verstanden, was er mir sagen wollte. Und so, zwischen einer panischen Kifferin und einer verzweifelten Teenagerin, habe ich kurz partiell die Kleidung gewechselt, mein Rad geschnappt und bin zur Arbeit geradelt.

Und was soll ich sagen? So viel frische Luft (naja, bei Thyssen eher weniger) und so viel Licht und Sonne… DANKE liebe Bahn, dass Du so auf mich aufpasst!

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ÖPNV: Manche Diskussionen

Die Benzinpreise explodieren, die Umwelt ist am Ende. Eine der Ursachen, da ist man sich einig, ist der MIV, der Motorisierte Individual Verkehr.

Entspannung könnte der ÖPNV bringen. Züge und Bahnen sind ökonomisch und ökologisch sinnvoll – sofern der Strom regenerativ erzeugt wird 😉

Die Probleme aber sind viele. Zum einen die nicht enden wollenden Gier der immer öfter als „private Gesellschaften“ organisierten Verkehrsunternehmen. Hier sei als Beispiel sowohl VRR und DB angesprochen, die auch bei hervorragenden Gewinnen dreist die Preisschraube drehen. Statt durch niedrige Preise mehr Menschen auf die Schiene zu bringen.

Ein zweites Problem ist der „Optimierungswille“, bei dem man versucht immer mehr Menschen mit immer weniger Zügen zu transportieren. Das merken vor allem Menschen >180cm. Die heute schon in den Doppelstockwagen nicht mehr richtig sitzen können, weil der Sitzabstand nicht reicht. Von Komfort rede ich schon lange nicht mehr.

Ganz kurios wird es aber wie bei der aktuellen Diskussion um die Mitnahme von Fahrrädern. Die ist hochgradig sinnvoll, wenn  z. B. dann von/zum Bahnhof nicht mit Tram oder Bus weitergefahren wird, sondern eben mit dem Rad. Das entlastet Geldbeutel und Umwelt. Manche, so wie ich, fahren dann sogar mit dem Rad abends heim.

Ich hab ja schon nicht verstanden, warum ausgerechnet beim „YoungTicket“ die Fahrradmitnahme nicht inklusive ist. Und noch viel weniger verstehe ich nicht, warum man jetzt versucht, Fahrrad-Pendler und andere Pendler gegeneinander auszuspielen. Die WAZ hat da ein schönes Beispiel:

Was ist eigentlich ein Fahrrad? Darüber streiten in diesen Tagen Verkehrsverbände, Politiker, Vertreter von Blinden und Freizeit-Radler. Sie müssen klären, welche Räder in Zügen mitfahren dürfen. Die Diskussion treibt teils absurde Blüten: Plötzlich könnten auch Bobbycars als Fahrrad durchgehen.

Tatsächlich ist die Diskussion wieder nur geeignet, Frust herauf zu beschwören. Denn wenn man sich den Artikel und die Kommentare durchliest wird schnell klar: Über das eigentliche Problem redet keiner – Kapazitätsmangel.

Ich kann z. B. verstehen wenn Pendler in überfüllten Zügen sich ärgern, wenn 4-5 Klappsitze blockiert sind, weil da ein Rad steht. Abgesehen davon, dass auf den Sitzen niemand sitzen möchte, weil sie so schmal und eng sind, dass man zwangsläufig mit dem Nachbarn kuschelt.

Auch die Radfahrer sind frustriert. Liegen oft x Fahrräder aufeinander, an manchen großen Bahnhöfen geht ein wilde sortieren los. Lackschäden inklusive.

Obwohl, hier muss ich mal eine Lanze für die Biker brechen: Keine andere Pendlergruppe geht so rücksichtsvoll miteinander um, inklusive Gutem Tag und Tschüss – ob man sich kennt oder nicht.

Das Problem verursacht die Bahn selbst. „Mehrzweckabteile“ und fehlender Platz für Gepäck sind das eine, zu wenig und zu kurze Züge das andere.

Eine Problemlösung gab es früher schon mal, die Älteren werden sich erinnern: Es gab eine Weile im Fernverkehr Züge mit Fahrradhängern. Das Vorderrad hängte man schräg zum Gang in einen Haken, das Hinterrad steckte man in eine passende Haltervorrichtung. 10 Räder sauber nebeneinander auf dem Platz, der heute nur für wenige Räder reicht.

An jedem RE ein Halbabteil so ausgerüstet und als Mehrzweckabteil für nur Fahrräder und Rollstühle eingerichtet, bitte mit entsprechend breiter Tür und ein Großteil aller Probleme wäre Geschichte.

Dazu noch Gänge, Abgänge und Sitze auf denen man vernünftig sitzen kann und von RE bis ICE die Möglichkeit, Koffer vernünftig durch die Gänge zu bekommen und gut abstellen zu können…

… und schon wäre die Laune der Pendler gehoben.

Aber so einfach werden es uns Bahn und Verkehrsverbünde nicht machen, fürchte ich.

Die Deutsche Bahn & Betuwe – Salamitaktik in Reinform?

Im Rahmen der „Betuwe“, die mich als Anwohner der Banhstrecke Duisburg-Emmerich ja betrifft, scheint die Bahn weiter auf Zeit und vor allem auf die berühmte Salamitaktik zu setzen.
Statt „einfach“ mal zu sagen was geht und was nicht und statt mal auf die Menschen mit einem großen Schritt zuzugehen, setzt man auf Häppchen. Nur nicht zu viel auf ein Mal.

Dabei geht es nach wie vor um zwei große Streitfragen: Streckensicherheit und Schallschutz.
Bei der Streckensicherheit scheint die Bahn jetzt wieder ein Häppchen anzubieten. So schreibt die RP heute im Print:

Gleichzeitig gibt es erkennbar Bewegung in der Frage der Streckensicherheit. Hier hat sich die Bahn bislang auf ihre gesetzliche Pflicht zurückgezogen. Die Feuerwehren standen mit ihren Anforderungen auf dem Abstellgleis. Beim Betuwe-Gipel in Berlin standen die Signale gestern auf Annäherung.

Dafür zeigt man sich beim Lärmschutz unnachgiebig:

Beim Lärmschutz deute nichts auf einen vorzeitigen Verzicht auf den Schienenbonus (fünf Dezibel) hin. Bahn und Bund hätten betont, dass die am Lärm ausgerichtete Trassengebühr und innovativer Lärmschutz den höheren zulässigen Grenzwert an der Schiene kompensieren könne.

Man beachte die Wortwahl: „Vorzeitigen Verzicht“.

Denn obwohl bekannt ist, dass Lärm krank macht und obwohl bekannt ist, dass die Belastung für die Anwohner der Strecke deutlich steigen wird, ist die Bahn hier wohl der Meinung, dass man den Lärmschutz als Trumpf noch nicht ausspielen will.

Damit belegt die Bahn, ein großer Logistik – Konzern, einmal mehr, dass sie rein betriebswirtschaftlich orientiert denkt und handelt. Damit wird auch klar, warum es ein Fehler ist, Grunddaseinsversorgungen wie Trinkwasser oder eben den ÖPNV zu privatisieren oder auch nur in eine Unternehmensform zu überführen, bei der Gewinnstreben vor sozialen Aspekten steht.