Atomausstieg – tja, was soll man sagen?

In der Süddeutschen war gestern ein interessanter Artikel zu den „Rückstellungen“ der Big4 für den Rückbau der Atomkraftwerke. Grobes Fazit des Artikels: Ätsch, Pech gehabt.

Im Klartext: Wenn das Geld gebraucht wird, könnte es zum Teil futsch sein.

Sind die Konzerne nicht mehr in der Lage zu zahlen, müssten die Steuerzahler ran.

Tja. Wer überrascht ist, hebe die Hand. Ach, niemand? Dachte ich mir.  Warum auch, es war doch zu erwarten: Nachdem der Steuerzahler Jahre lang über den Strompreis, offene und verdeckte Subventionen den großen Energieversorgern und deren Aktionären eine goldene Zeit verschafft hat – da ist es doch nur logisch, dass der gleiche Zahlmeister jetzt für eine gute Exit-Strategie sorgt.

Allerdings wäre es falsch, hier allein RWE und Co anzugehen. Denn die Regierungen der letzten Jahrzehnte haben das Spiel ja nicht nur mitgespielt, sie haben in wesentlichen Teilen auch die Regeln bestimmt. Unter anderem eben die, die dafür sorgten das die „Rücklagen“ gar nicht zurück gelegt werden mussten.

Und demnächst in diesem Theater: Überraschte Politiker, die wenn sie das doch nur gewußt hätten, jetzt aber dafür sorgen, dass sich soetwas nicht wiederholt. Finde den Fehler.

Ein toller Tag!

Gut, nicht für CDU und FDP.

Aber für Dich, mich, Deutschland und die Welt:

  1. E.ON will bereits im Mai 2015 das nächste AKW stilllegen. Das belegt ein Mal die Mär vom zwingend notwendigen Atomstrom von wegen Versorgungslücken und so. Kleiner Hinweis auf die Stromlüge, nach der ja eigentlich schon das totale Chaos herrschen müsste 😉
  2. Der Braunkohletagebau Garzweiler II wird deutlich verkleinert. Viele Millionen Tonnen Braunkohle werden nicht ausgebaggert und das Klima belasten. Die Anwohner müssen nicht umgesiedelt werden. Das muss vor allem CDU und FDP richtig weh tun, die ja immer noch von neuen Kohlekraftwerken träumen.

Insgesamt also für alle Menschen deren Aufgabe nicht die Förderung der Big Four auf dem Energiemarkt ist, ein perfekter Tag. Und deswegen gehe ich jetzt Rad fahren und die Natur genießen. In dem guten Wissen, dass es vielleicht doch möglich ist, die Kurve zu einer besseren Zukunft zu bekommen.

Was macht den Strom teuer?

In einem Beitrag von 2011 und in einem Beitrag von 2012 habe ich schon mal was zu der Frage geschrieben, warum unser Strom eigentlich so teuer ist.

Heute kann ich noch mal nachlegen – allerdings nicht „erfreulicher Weise“. Der Spiegel berichtet in einem Artikel über die Ökostromrabatte, dass alleine der Braunkohletagebau mit fast 70 Millionen Euro gefördert wird:

Braunkohle ist der klimaschädlichste Energieträger, doch ausgerechnet der Tagebau profitiert nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen immer stärker von den Industrierabatten bei der Ökostrom-Umlage. Laut internen Dokumenten der Bundesregierung steigen sie 2013 auf 67,7 Millionen Euro.

Da weiß man eigentlich gar nicht mehr, was man dazu schreiben soll: Wir verteuern ökologisch sinnvollen Strom, damit wir den ökologisch und ökonomisch schlechtesten Energieträger am Leben halten können? WTF?

Wer sich jetzt fragt, wer solche Gesetze verfasst und veranlasst, der kann ja mal auf die Nutznießer schauen: Vattenfall, RWE und E.ON

Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.

Ökostrom macht den Strom teuer!

Kein Witz. Mein ich so, wie es da steht. Ganz genau so!

Wie das sein kann? Wo ich doch sonst immer das Gegenteil behaupte und sogar erst Gestern den Grünen im Kreis Wesel bei einer entsprechenden Pressemitteilung geholfen habe? In der  ich dann behaupte, dass die Industrie nicht unter realen Strompreiserhöhungen wegen Ökostrom zu leiden hat? Nun, das kann sein,weil…

Wenn man sich die Energielandschaft in Deutschland anschaut, wird diese von einem Oligopol beherrscht. Den Big-4, wie man sie liebevoll nennt. Und die jammern unter anderem über einbrechende Gewinne wegen des Wegfalls des Atomstroms. Nicht über Verluste. Über Gewinneinbußen.

Und genau diese Big 4 haben kein, aber auch gar kein Interesse an dezentraler Stromerzeugung durch viele kleine Quellen. Die wollen große Anlagen, die man nur zentral steuern kann und die viel Gewinn abwerfen. Damit das schnell geht, mit dem Gewinn, braucht man aber eine Möglichkeit bei den Investitionen zu sparen oder den Return on Investment zu erhöhen. Bei den Atomkraftwerken war es vor allem ersteres durch indirekte Subventionen im Bereich Forschung, Endlagerung, Nachlässe bei Versicherungen etc.

Aberdie Großen wären nicht Groß, wenn sie nicht wüßten auch aus Ökostrom eine Cash-Cow zu machen. Und das geht so: Wir bauen riesige Windparks, die so teuer sind, dass sie sich nur für Großkonzerne lohnen und nebenbei die Netzbetreiber belohnen. Dann gehen wir hin und legen die Kosten nicht allein dem Betreiber auf. Sondern frech dreist dem Kunden.

Wer jetzt meint, das kann nicht sein, dem rate ich zwei Artikel in Verbindung zu setzen.

1) Rheinische Post: RWE will Windparks im Meer massiv ausbauen

RWE will sich vom Braunkohle- und Atom-Konzern zum grünen Versorger wandeln. Gestern nahm RWE ein Spezialschiff zur Installation von Offshore-Windparks in Betrieb. Das Schiff hat ausfahrbare Stahlbeine und soll von Bremerhaven aus den Windpark „Nordsee Ost“ errichten, der 30 Kilometer nördlich von Helgoland liegt und künftig 300 000 Haushalte mit Strom versorgen soll.

 

2) Der Westen: Windpark-Umlage läßt Strompreis klettern

Im Gesetzentwurf, der dieser Zeitung vorliegt, heißt es deshalb: „Die Kosten werden im Rahmen einer Offshore-Anbindungsumlage“ bundesweit abgewälzt und in den Stromrechnungen ausgewiesen.

Der Gesetzentwurf kommt dabei aus dem CDU-Bundesumweltministerium (ehemals Röttgen, jetzt Altmaier) und wird den Segen von Mutti haben. Denn Bundeskanzlerin Merkel läßt die Big 4 sicher nicht hängen, nachdem sie den Ausstieg vom Ausstieg aus der Atomenergie ja nicht mehr halten konnte – Angesichts der Katastrophe von Fukushima.

Interessant ist, dass der Westen lediglich die eine, die Rheinische Post lediglich die andere Seite betrachtet. Oder will mir jemand ernsthaft weiß machen, hier handele es sich um eine zufällige Verkettung von Ereignissen?

Was hier passiert, ist das alte Muster von Kosten und Verluste sozialisieren und Gewinne privatisieren. Das ist dann die „Energiewende“ und der „nationale Konsens“, die der neue CDU-Bundesumweltminister Altmaier heute versprach…

Mir hat mal ein NRW-Landtagsabgeordneter der SPD gesagt, wer in der Politik was werden und bleiben will, der legt sich nicht mit RWE an. Ich finde es ist an der Zeit, daran etwas zu ändern!