EMails und eCommerce: So geht das nicht

Ich habe im Internet was bestellt.

Und während des Prozesses bemerkt, dass eines meiner liebsten Werkzeuge, EMail, nicht mehr geeignet ist für bestimmte Aufgaben. Dazu gehört: Der Versand von Rechnungen, wie ihn einige Firmen praktizieren.

Um das mal an einem praktischen Beispiel fest zu machen:

Ich bestelle im Internet bei einer Firma, nennen wir sie X eine Ware. X liefert die Ware schnell und propmt, es ist nur keine Rechnung dabei. Naja, ich kenn das, dass Rechnungen manchmal per Post getrennt von der Ware eintreffen. Vor allem große Logistiker verschicken ja oft aus dezentralen Lagern. Also warten.

Es kam aber keine Rechnung. Auch keine Mahnung.

Irgendwann fällt mir im Spamfilter eine Mail ins Auge „Letzte Mahnung“, Absender die Firma X. Der Inhalt der Mail im wesentlichen nur:

„Sie haben bisher nicht bezahlt. Bitte überweisen Sie bis am besten gestern. Für Details schauen Sie in das angehängte PDF.“

Nur und nur weil ich auf eine Rechnung von X gewartet habe, habe ich X angeschrieben (über die EMail-Adresse auf der Website, nicht via „Antworten an Absender“) ob die Mail authentisch ist. War sie wohl.

Es stellte sich raus, dass X alle Rechnungen und Mahnungen als unsignierte PDF-Anhänge von nicht personalisierten Mails versendet.

Wie soll jetzt jemand erkennen, ob es sich um eine Phishing-Mail oder eine echte Mail handelt? Bei Phishing-Mails bekomme ich inzwischen sogar welche die meinen Namen richtig in der Anrede haben. Und nur die Verknüpfung mehrerer Merkmale wie Kundennummer, Adresse, Name erhöhen überhaupt noch die Sicherheit – aber keineswegs auf ein erträgliches Maß.

Wirklich gute Anbieter schreiben mir nur, dass eine Online-Rechnung vorliegt und ich die in meinem Online-Account finde. Aber selbst das läßt sich fälschen und die Fälle der jüngeren Vergangenheit zeigen, dass es selbst erfahrenen Internettern schwer fällt, zu erkenne ob eine Mail authentisch ist oder nicht. Wer ist schon so paranoid wie ich und geht „per Hand“ auf die Website des Unternehmens, statt den personalisierten Link in der Mail anzuklicken? Eben…

Die Folge:

Für mich sind Firmen wie X keine möglichen Geschäftspartner, so lange sie ihre Rechnungen nur so verschicken. EMail ist an dieser Stelle kein Ersatz für Papierpost – egal wie ausgestaltet. Mit einer Ausnahme:

Es wäre problemlos möglich, Verfahren zur Authentifizierung einzubauen. Zum Beispiel ein beim Kauf angegebenes Kennwort, mit dem ich Mails „entschlüssel“. Einige privatärztliche Verrechnungsstellen machen so etwas ähnliches: Man muss mit ihnen eine Passphrase vereinbaren und kann seine Dokumente dann online nach Eingabe der selbigen einsehen.

Oder noch besser, digitale Signaturen, wie ich sie mit PGP schon vor huntert Jahren verwendet habe. Damit weiß ich dann ob der Absender echt, das Dokument unverändert und die EMail authentisch ist.

Der Aufwand für Unternehmen wäre geringfügig höher, aber in meinen Augen ist nur eine gute Signatur in einem Public-Key-Verfahren  überhaupt noch „Garant“ dafür, dass eine Mail von X echt ist. Und genau hier verstehe ich nicht, warum sich da nix tut. Und nein, de-Mail ist hier keine Alternative, weil es mich in ein technisches Korsett zwängt, in das ich nicht will.

Auf der anderen Seite gibt es mit PGP nur einen defacto, aber keinen Industrie-Standard.

Dumme Sache das. In der Folge wird mein Spamfilter vor unsignierten Anhängen von bekannten Absendern weiter warnen und Mails mit unsignierten Anhängen von unbekannten Absendern kommentarlos verwerfen. Und ich mit X keine Geschäfte mehr machen.

Service-Wüste Deutschland?

Man sagt, der Offline-Handel ist der Handel mit dem Service. Der Handel mit der Beratung. Und der Handel mit dem direkten Kontakt. Das darf dann gerne auch ein paar Euro mehr kosten.

Und ja, in der Regel ist das wohl auch so. Aber die Regel scheint zu kippen – und ich bin da nicht böse drum.

Zum einen gibt es Händler, und hier schiele ich vor allem auf die lokalen Fahrrad-Händler in und um Voerde, in deren Ladengeschäft setze ich keinen Fuss mehr. Der eine Laden vermittelt mir, nur zu stören und beantwortet jede Frage nach individuellen Teilen mit „haben wir nicht“. Der andere Laden hat neben Apothekenpreisen auch noch die Idee, seine Kunden wären doof und läßt sie auch genau das spüren. Danke nein, das brauche ich nicht.

Und Online?

Das Online-Händler oftmals preisgünstiger sind, ist ja kein Wunder. Man kann direkter wirtschaften und darüber Preisvorteile herausarbeiten, die man dem Kunden entgegenbringen kann. Aber wie ist das  mit dem Service? Hier mal zwei Beispiele, wieso die Mär vom immer schlechten Service nicht stimmt:

Actionsports.de

Für mein Fully war ich auf der Suche nach Winterreifen und Actionsports hatte welche im Angebot. Das Problem war, dass auf meine „normalen“ Reifen die Maße 62-559 stehen. Die 62 dabei für die „Breite“ und in der Breite scheint es keine Reifen zu geben. Zumindest keine mit Spikes. So teilte mir Actionsports per Mail auf eine entsprechende Anfrage mit. Allerdings fiel dort auf, dass das nicht die Felgenbreite sein kann. Also habe ich denen geschrieben welches Rad ich habe und wo die Radgröße her ist, nämlich von der Website von Bergamont.

Der freundliche Mitarbeiter von Actionsports hat sich das angesehen und mir dann geschrieben, dass die Reifen von ihnen doch passen. Und mir auch gleich erklärt, dass ich an den Laufrädern eine andere Größe habe (bezieht sich auf die Aufnahmefläche) und die Größe an den Reifen eben die tatsächliche Breite des Reifens wiedergibt.

Noch bevor ich also nur ein Teil gekauft habe, hatte man mir mehr Beratung zukommen lassen, als ich das in den Fahrradläden in Voerde je erlebt habe. Und man hat es mir so erklärt, dass ich genau verstanden habe, um was es geht. Man hat sich bemüht und ich habe mich mit einer Bestellung von Reifen und Überschuhen „bedankt“.

Fazit: Bei Actionsports steht der Kunde im Vordergrund und auch bei schwierigen Situationen investiert man offensichtlich gerne Zeit. Mails waren in der Regel in wenigen Minuten beantwortet, die Bestellung war schnell ausgeführt. So muss das sein.

Absoluts

Internetläden sind ja schon schlimm, eBay ist schlimmer. Richtig?

Natürlich nicht und Absoluts ist ein Beispiel dafür, wie auch Einkaufen bei eBay ein Erfolg sein kann. Dort hatte ich einen Satz Akkuleuchten (Flee) bestellt und auch zügig erhalten. Das Problem war nur, dass an der Frontleuchte wohl der Akku defekt war.

Also habe ich Sonntags eine Mail an Absoluts geschrieben, wie die Abwicklung hinsichtlich der Garantie ist. Antwort der Firma noch am Sonntag: Bitte einschicken, bei Defekt erfolgt austausch. Das klang ja schon mal gut. Also habe ich die Lampe eingepackt und Dienstag an Absoluts geschickt.

Mittwoch dann eine Mail bekommen, dass die Lampe erstens ankam, zweitens der Akku kaputt ist und drittens die Austauschlampe in der Post ist. Und genau die brachte mir dann am Donnerstag ein Päckchen mit der neuen Lampe.

Fazit: Ich erwarte keinen Kundendienst am Sonntag. Nett ist es trotzdem. Und ein Austausch auf Garantie inklusive Postweg in 3 Tagen ist unglaublich schnell und schneller als alles, was ich in Ladengeschäften je erlebt habe, dort war nie unter einer Woche, meist binnen 2 Wochen mit der Lösung eines Garantieproblems zu rechnen.

Im Ergebnis…

… haben die Internetshops in der Vergangenheit stark aufgeholt. Selbst die Käufe der beiden Bikes in 2012 waren total problemlos und (im Falle des Cube) mit einem guten After-Sales-Service versehen. Die Kundendienste der Händler scheinen sich stark professionalisiert zu haben, die Logistik-Abläufe scheinen stark am Optimum. Das ist eine deutliche Veränderung zu den letzten Jahren im Bereich E-Commerce. Die lokalen Händler dagegen scheinen sich auf das Klagen über unfaire Preise im Online-Handel zu beschränken und nur in den seltensten Fällen durch neue Geschäftsmodelle oder besonderen (guten) Service aufzufallen.

Wenn das so weiter geht, werden die kleinen Händler schneller aussterben als ich erwartet hätte. Und das sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn bei einem Internetversender kann ich nicht mal auf einen Kaffee und zum Klönen vorbei schauen. Aber will ich das noch, angesichts des großen Preis- und Serviceunterschieds?