Deutschland, Griechenland und das Versagen der Politik

Die aktuelle Folge „Die Anstalt“ wird aus „Respekt“ vor dem Flugzeugabsturz nicht gesendet. Das ist doppelt und dreifach schade. Denn was ich bei der „Heute-Show“ noch in Teilen nachvollziehen kann, finde ich hier übertrieben.

Aber das ZDF hat die Folge „Die Anstalt vom 31.03.2015″ zumindest in der Mediathek belassen [Edit: Wie in den Kommentaren zu lesen ist (ich hatte mich schon über das Datum in der Mediathek gewundert) soll die Sendung Übermorgen gezeigt werden] und auf Youtube findet sich inzwischen eine Kopie als Schutz vor Depublikation:

[yframe url=’http://www.youtube.com/watch?v=g_e02Hf0nOc‘]

 

Und die Folge hat es echt in sich. Auch wenn ich nie verstehen werde, die die Gäste darüber lachen können, was sie sehen. Sehen können sie (und wir Zuschauer) in dem Fall nämlich eine sehr gute Aufarbeitung der Mär von der Griechenlandhilfe. Und dann, in den letzten 5 Minuten wird es – selbst für die Anstalt – extrem heftig. Für Menschen wie mich, mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitsinn hart an der Grenze des Erträglichen.

Nicht wegen des letzten Gastes. Sondern dem, was er zu sagen hat.

Eigentlich müsste diese Sendung zum Pflichtprogramm in den Schulen werden. Und eigentlich müsste jeder Wähler diese Folge sehen, damit ihm klar ist, was für ein Schlag von Menschen derzeit unsere Politik und damit unser Leben und unsere Geschicke lenkt: Völlig frei von Moral und Verantwortung.

Von Griechenland lernen…

Wenn man sich überlegt, welche Anstrengungen (kreative Wahrheiten) die EU unternommen hat, Griechenland aufzunehmen… da ist es schon amüsant. Ich meine klar, Griechenland dürfte als Erstes wegen seiner geopolitischen Position in die EU gekommen sein und wird sich auch deswegen dort behaupten.

Gleichwohl ist es interessant die aktuelle Diskussion rund um die Politik in Griechenland zu  beobachten. Um es vorweg zu nehmen, ich finde es sehr spannend. Die offenkundigen Drohungen und die nicht so offenkundige Angst der anderen EU-Länder.

Und es ist doch klar, dass Griechenland in der EU bleibt. Denn würde es raus fliegen, würde sofort die Frage nach den anderen Staaten in der PIIGS Gruppe aufkommen. Warum sollte man die halten.

Auf der anderen Seite stelle man sich vor, die neue Regierung sei erfolgreich und strafe damit in aller Offensichtlichkeit die Regierung Merkel, ja die EU selbst der Lüge?

Die nächsten Jahre werden sehr, sehr spannend werden.

Die Wahl in Griechenland

Ich freue mich über die Wahlergebnisse – und staune wie schnell das Gejammer vom „verunsicherten Markt“ und den üblich verdächtigen Politikern zu hören ist. Noch bevor die erste politische Entscheidung gefallen ist, ist das Geheule groß.

Dabei trifft es der Spiegel heute morgen sehr genau:

Erstens: Hauptschuld an der Krise trägt die verkommene Wirtschafts- und Politikelite des Landes. Griechische Oligarchen begriffen den Staat als Beute. Korrupte Politiker waren ihnen zu Diensten.

Zweitens: Um die Krise zu überwinden, sollten die Griechen bloß keine Experimente wagen, sondern bitte die Koalition aus konservativer Nea Dimokratia und sozialistischer Pasok im Amt bestätigen. Alles andere gefährde die wirtschaftliche Erholung des Landes.

Ganz schön paradox, schließlich haben diese beiden Parteien Griechenland über drei Jahrzehnte in den Abgrund regiert. Und denen hätten die Griechen jetzt erneut ihre Zukunft anvertrauen sollen?

Und mal ehrlich:

Als wenn der Euro davon stirbt. Oder das Wahlergebnis automatisch bedeutet, dass Griechenland aus dem Euro ausschert. Ich glaube, die meisten Klagen hören wir jetzt von denen, die um die eigene Macht fürchten. Von denen die Angst haben,  dass eine alternative Politik in Zeiten der Alternativlosigkeit erfolgreich sein könnte – und sie sich am Ende rechtfertigen müssen.

Im Deutschlandfunk lese ich:

Nach dem Wahlsieg der Syriza-Partei fordern Union wie SPD von der künftigen griechischen Regierung, die mit den internationalen Geldgebern geschlossenen Vereinbarungen einzuhalten. Der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Friedrich, warnte Athen vor einer Aufgabe des Sparkurses. Die Griechen müssten jetzt die Konsequenzen selber tragen und können sie nicht dem deutschen Steuerzahler aufbürden, sagte der CSU-Politiker der „Bild“-Zeitung.

CSU und Bild. Da haben sich ja die richtigen für solche Parolen gefunden. Dabei war es unter anderem die deutsche Regierung, die Griechenland dahin gebracht hat, wo es heute steht. Und man darf annehmen, dass die Politik der letzten Jahre nicht dafür gedacht war, den Menschen zu helfen. Sondern dem Kapital, den Banken, den Großunternehmen, den oberen wenigen.

Wie gesagt, ich bin sehr gespannt. Und ich glaube, wir werden alle viel von Griechenland lernen können in den nächsten Jahren.

 

Und danke an alle Griechen, die gewählt haben, was SIE für richtig gehalten haben. Und nicht was MERKEL für Richtig vorgegeben hat.

„Eurokrise“: Ich hätte gerne eine Frage…

Wie kann es eigentlich sein, dass Banken in Griechenland, Spanien, etc. weich fallen und mit Milliarden gerettet werden,

…während die Bürger teilweise aus den Wohnungen geworfen werden, sich nichts zu essen kaufen können und im wahrsten Sinn dahin siechen?

Ich persönlich hätte gedacht, dass die Bevölkerungen sich erheben, die verantwortlichen Banker und Politiker aus dem Land jagen, dass es ggf. sogar zu richtigen Aufständen kommt.

Tatsächlich aber scheint der Mensch im Allgemeinen eher fast alles mit sich machen zu lassen. Warum eigentlich?

Oh, und noch eine kleine Nummer: Hier mal ein Wahlplakat der CDU von 1999 🙂