Wie im Film

Wir erinnern uns:

Im April hatte der Bundesanwalt Range noch mitteilen lassen, dass er nicht in Sachen NSA ermitteln täte:

Die Bundesanwaltschaft hat dementiert, dass sie wegen der neuen Spionage-Affäre im Zusammenspiel zwischen dem Bundesnachrichtendienst und dem US-Geheimdienst NSA Ermittlungen aufgenommen hat.

Quelle: FAZ

In Sachen „Merkel-Fon“ wurde dann aber ja doch ermittelt. Wir haben damals gespottet, dass die Überwachung des Volkes nicht wichtig genug ist, aber wenn es um Merkel geht… aber war wohl nicht so, denn die Ermittlungen wurden ganz schnell eingestellt:

Generalbundesanwalt Harald Range hat Ermittlungen wegen des Verdachts der Ausforschung des Handys von Kanzlerin Merkel eingestellt. Der Grund dafür ist bürokratischer Natur.

Quelle: Welt

Die bürokratische Natur war das hier:

Der Vorwurf lasse sich nicht gerichtsfest beweisen, teilte die Behörde am Freitag in Karlsruhe zur Begründung mit.

Wie das in der Kürze der Zeit so schnell fest stehen konnte, wird das Geheimnise der handelnden Personen bleiben. Ich persönlich vermute ja starke politische Motive.

Anfang Juli kam das Thema noch einmal auf. Nach Veröffentlichungen von WikiLeaks wurde der US-Botschafter zum Gespräch gebeten. Aber sofort war klar:

Die Bundesanwaltschaft leitet nach den neuen Wikileaks-Enthüllungen über Abhöraktionen des US-Geheimdienstes NSA in Deutschland erst mal kein neues Ermittlungsverfahren ein. Das teilte die Behörde am Donnerstag in Karlsruhe mit.

Quelle: ND

Ebenfalls bemerkenswert schnell und unter dem Radar der meisten. Dumm nur, dass WikiLeaks jetzt noch einmal nachlegt und dem Bundesanwalt all das präsentiert, was er eigentlich hätte ja mal zusammen mit den „Sicherheitsbehörden“ ermitteln können:

Today, Wednesday 8 July at 1800 CEST, WikiLeaks publishes three NSA intercepts of German Chancellor Angela Merkel, together with a list of 56 National Security Agency (NSA) target selectors for the Chancellor and the Chancellery. It lists not only confidential numbers for the Chancellor, but also for her top officials, her aides, her chief of staff, her political office and even her fax machine. The combined German NSA target lists released by WikiLeaks so far shows the NSA explicitly targeted for long-term surveillance 125 phone numbers for top German officials and did so for political and economic reasons, according to its own designations.

Quelle: WikiLeaks

Wäre der Großteil der Deutschen nicht mit Griechenland erfolgreich abgelenkt, müsste die Luft für Range, aber auch Merkel, jetzt bermekenswert dünn werden. Denn mit Nicht-Wissen kann sich jetzt eigentlich niemand mehr ausreden und die Ausreden der Veergangenheit werden überdeutlich zu „Nicht-Wissen-Wollen“ der Verantwortlichen.

Ich bin mal gespannt wie das weiter geht. Der Artikel bei WikiLeaks läßt ja keinen Zweifel daran, dass das Bundeskanzleramt schon länger Bescheid gewusst haben muss.

Damit einher geht auch die jüngste Veröffentlichung über die Mittwissenschaft der deutschen Sicherheitsbehörden:

 Geheime Akten belegen: Deutsche Sicherheitsbehörden hatten spätestens 2002 den Verdacht, dass Briten und Amerikaner im Berliner Regierungsviertel den Mobilfunk abhören.

Quelle: Zeit

Ich bin mal gespannt, wie in 20 oder 30 Jahren über heute gedacht wird. Wenn nach und nach bekannt wird, dass die jetzt öffentlichen Informationen ja wie üblich nur die Spitze des Eisbergs sind.

Etwas nettes hat die ganze Nummer dann aber doch: Es wird klar, dass nicht nur die Bevölkerungen unter dem Auge der Geheimdienste stehen. Sondern auch Regierungen. Was wiederum die Frage aufkommen läßt, wie unabhängig Regierungen noch arbeiten können. Wenn anzunehmen ist, dass bei jeder Gelegenheit ein Herr im Anzug um die Ecke kommt und sagt:

„Nette Politik, die sie da machen wollen. Aber stellen Sie sich mal vor, dieser Koffer mit Fotos Ihrer letzten 50 Shades-Party würde im Zug vergessen werden… „

Fussball-WM ohne Deutschland!

Oh mein Gott, wir werden alle sterben!

Gut, der BND hat halt in ein oder zwei Ländern mehr spioniert. Naja, vielleicht mehr als 20. Aber Scheiß drauf! Und um das Überwachen in Deutschland noch leichter zu machen, kommt mal wieder die verfassungswidrige Vorratsdatenspeicherung? Ach Scheiß drauf!

Die wirklichen Probleme liegen doch ganz anderswo!

Ausgerechnet da, wo es uns wirklich weh tut!

Im Fußball!

Zufälliger Weise findet genau jetzt ein Skandal rund um die FIFA statt. Wegen Bestechung, obwohl die Bestechung doch gerade erst von der FIFA als nicht existent bewertet wurde. Und zur Wiederwahl von Blatter. Und schon titelt die Rheinische Post:

WM ohne Deutschland?

Ja denn wenn wir ausgespäht werden, wenn wir belogen und betrogen werden, wenn wir für dumm verkauft werden, das ist dem Deutschen alles völlig egal. Aber Fußball! Oh mein Gott, FUSSBALL!

Sollen wir Wetten, dass das Thema FIFA nachhaltig die Themen VDS, BND, NSA und NSU aus den Medien drängt? Da wird die Merkel sich aber über so einen schönen Zufall freuen. Gerade jetzt, genau zum richtigen Zeitpunkt wird das öffentliche Interesse so gut kanalisiert. Gott sei Dank, dass es solche Zufälle gibt.

 

P.S. Natürlich wird Deutschland an der WM teilnehmen. Da steckt viel zu viel Kohle hinter. Und anders als bei den echten Skandalen der letzten Monaten würde eine Nicht-Teilnahme vermutlich wirklich zu offenen Konflikten führen.

Die Sache mit der Merkel und der „No-Spy-Affäre“

Heute morgen titelt die SZ damit, dass ein Aktenvermerm Merkel in der „No-Spy-Affäre“ in Bedrängnis brächte:

Vor der öffentlichen Verkündung eines angeblichen Angebots für ein No-Spy-Abkommen hatte die Bundesregierung keine solche Zusage von der US-Regierung bekommen. Das ergibt sich aus neuen Unterlagen aus dem Kanzleramt, die Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR einsehen konnten.

Das ist in zweierlei Hinsicht bermekenswert:

1) Wer glaubt denn das Gegenteil?

Im Ernst, nimmt irgendjemand an, dass Merkel trotzt öffentlicher Abwesenheit in der NSA-Affäre nicht genau wissen würde, wie der Stand der Dinge ist? Die Frau hat es von einem Pöstchen in der DDR-Politik bis zur Bundeskanzlerin geschafft. Es wäre unfassbar naiv auch nur eine einzige Sekunde zu glauben sie hätte es nicht gewußt. Es ist doch gar nicht die Aufgabe der Gesellschaft zu beweisen, dass dem so ist. Allenfalls hätte sie glaubthaft machen müssen, dass es nicht so ist. Was sie meines Wissens nach nie direkt getan hat.

 

2) Die No-Spy-Affäre ist kein Skandal

Bei der sogenannten Affäre handelt es sich um gar keine. Es ist vielmehr ein kleiner unwichtiger Nebenschauplatz, der von dem eigentlichen Skandal, der Vertuschungspolitik im NSA-Aufklärungsausschuss ablenkt. Selbst wenn es ein solches Abkommen hätte geben können, hätte sich doch niemand ernsthaft verpflichtet gefühlt, sich daran zu halten.

Wenn man hier hätte skandalieren wollen, hätte man das auf anderem Weg machen müssen. Man hätte die Lüge zum No-Spy-Abkommen mit der Lüge zur Maut zusammen führen sollen. Und das hätte man dann mit Merkels rumgedruckse im Wahlkampf zum Thema gleichgeschlechtlicher Ehe zusammen führen müssen. Damit hätte und müsste und sollte man sie jetzt unter Druck setzen.

Aber statt dessen lassen wir uns mit Nebenschauplätzen ablenken. Nicht gut.

Ach, das bisschen Abhören…

In was für einer komischen Zeit leben wir eigentlich?

Zum einen wundere ich mich doch sehr darüber, wie man damit umgeht, dass sich die USA (sic!) darüber „beschweren“, wie in Deutschland der Geheimdienst-Skandal rund um NSA und BND aufgeklärt wird. Wobei aufgeklärt werden ja ein Eupehmismus ist. Aber egal.

So schreibt Heise:

Washington nervt es, dass mit der SPD eine deutsche Regierungspartei seit Wochen von den Geheimdiensten beider Länder verlangt, in punkto Ausspähung die Hosen herunterzulassen. Konkret geht es darum, ob eine brisante Liste mit E-Mail-Adressen und Telefonnummern auch gegen den Willen der USA vom Bundestag geprüft werden kann.

Denn übersetzt steht da doch, dass die USA auf die Souveränität von Deutschland einen brauen dampfenden Haufen geben. Gut, warum sollten sie Deutschland mehr Respekt zollen, als anderen Ländern in denen sie sich wie die Herrscher aufspielen. Beunruhigend ist jedoch eher das beredete Schweigen von Merkel und Co. Sollte unsere Bundeskanzlerin nicht da stehen und zumindest behaupten / so tun als wäre ihr das egal was die Amis sagen? Oder noch besser, sich vor das Volk stellen und sagen, es ist egal wie die Amerikaner dazu stehen, es geht um deutsches Recht und deutsche Bürger/-innen.

Ist natürlich nicht zu erwarten. Denn die CDU und die SPD haben kein Interesse an echter Aufklärung. Ganz im Gegenteil behaupte ich sogar, dass Merkel und Gabriel hinter dem Vorhang auch weiterhin versuchen werden, den Untersuchungsausschuss so weit wie möglich zu behindern. Das Leitmotiv ist aber vermutlich nicht, dass der größe Bruder das so will. Sondern eher Selbstschutz, denn es ist davon auszugehen, dass in dem Tümpel „Geheimdienstaffäre“ so viel Kompromat lauert, dass kein Spitzenpolitiker damit zu tun haben will.

Bemerkenswert ist in dem Kontext auch gleich die Schere im Kopf. Ist man auf der einen Seite bemüht immer wieder zu erklären, dass niemand etwas zu befürchten habe der nichts zu verbergen hat, kann man heute auch schon mal Klartext reden. So schreibt Golem:

EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) rechnet damit, dass seine Kommunikation von Geheimdiensten abgehört wird. Deshalb passe er sein Verhalten an, sagte der EU-Kommissar für digitale Wirtschaft der Zeitung Bild am Sonntag (BamS). „Am Telefon spreche ich wirklich Vertrauliches nicht aus. In der Kommission testen wir gerade Krypto-Handys, die es den Abhörern schwer machen.“

Die aus diesen Worten triefende „das ist halt so, da kann man nix machen“-Mentalität und das versteckte „aber mir geht es doch wie Euch“ ist erschreckend. Denn es macht nicht nur klar, dass die Geheimdienste sich längst nicht mehr vorschreiben lassen, wen sie wann wie zu überwachen haben. Sondern auch, dass die Regierungen vollkommen machtlos den Apparaten gegenüber stehen.

Natürlich könnte man die Frage stellen, wieso dann nicht die Geheimdienste aufgelöst werden. Das geht nicht weil… ähhh aus Sicherheitsgründen. Noch mal Heise:

Die stellvertretende Leiterin des Bundespresseamtes, Christiane Wirtz, brachte am Freitag nach intensiven Journalistenfragen den Zielkonflikt auf den Punkt. Es gehe darum, „dass wir in Deutschland auf Geheimdienste nicht verzichten können, dass es darum geht, 80 Millionen Bundesbürger zu schützen, und dazu Geheimdienste notwendig sind. (…) Insofern ist auch die Zusammenarbeit mit befreundeten Diensten notwendig.“

Wieso die Geheimdienste den Menschen Schutz bieten und wovor, hierauf bleibt die Antwort immer vage. Ist Geheim. Versteht sich ja von selbst. Da ist es auch nur eine Randnotiz wert, dass das FBI selbst inzwischen einräumt, dass all die Schnüffelein nicht wirklich helfen.

Oder das der angeblich so konkrete Terrorplan gegen einen Karnevalszug sich dann doch als Luftnummer entpuppt.

Allerdings erwächst daraus eine andere Sorge. Ich schrieb vorige Tage schon was über die Zufälle. Und ebenso wie die zufälligen Zufälle scheint es eine immer dringendere Notwendigkeit zu geben, dass etwas passiert. Und dann haben wir ein Problem: Viele Menschen werden im Falle eines Falles sich in ihrer Angst bestätigt sehen. Aber  mindestens genau so viele Menschen werden an Vorfälle wie das Celler Loch glauben.

Und die Auswirkungen die das schon jetzt auf die Gesellschaft hat, sind ja nur die Spitze des Eisberges. Es wird alles weiter wachsen. Die Angst, die Skepsis, das Misstrauen… und wie das in so Spiralen ist, wird es immer schneller und schlimmer. Bis… ja bis was? Was wäre dann die ultimative Eskalation?

Was wir uns alle dann vorwerfen lassen müssen ist, dass wir es  haben soweit kommen lassen.

 

Und ich bin der Kaiser von China

Eine Behörde, die alles sammelt. Man kann ja nie wissen wofür man es braucht. Eine Behörde, die zudem ein Geheimdienst ist. Eine Behörde, die im Moment in der Schusslinie der Öffentlichkeit steht.

Und genau die Behörde, die alles sammelt, was man irgendwann mal irgendwie auswerten kann…

ausgerechnet die löscht die Liste der „Begriffe“ mit denen man wesentliche Tätigkeiten definiert.

Natürlich. Absolut glaubwürdig.

Und ich bin der Kaiser von China.

Wollen wir belogen werden?

Es gibt Politiker die werden beim Baden fotografiert und müssen Ihr Amt niederlegen. Oder beim Raubkopieren im Rahmen ihrer Doktorarbeit. Oder weil sie brennende Autos verharmlosen.

Aber wie geht man damit um, wenn die gesamte Regierung lügt und betrügt?

Kann man sich nicht vorstellen. Ist aber so. Und es wird auch nicht mehr zu vertuschen sein, dass in Berlin gelogen wird, dass sich die Balken biegen – und zwar immer in Richtung eigener Bevölkerung. So zum Beispiel zum Thema NSA:

Noch vor zwei Wochen machte sie über ihre Erkenntnisse zur versuchten Wirtschaftsspionage der amerikanischen NSA offensichtlich falsche Angaben gegenüber dem Bundestag. Nun steht der Vorwurf der Lüge im Raum.

Quelle: Spiegel

Oder beim Thema Vorratsdatenspeicherung:

Dass dieselbe Person, die die interne PDF der Leitlinien mit „Bonustrack“ offenbar erstellt hat, die Existenz eben dieses Papiers vor der Bundespressekonferenz leugnet – das hat uns denn doch überrascht. Unseres Erachtens eine neue Qualität der Unredlichkeit in der politischen Auseinandersetzung um die Vorratsdatenspeicherung.

Quelle: Netzpolitik

Natürlich könnte man jetzt hoffen, dass es ein Einzelfall ist. Ist es aber nicht. Denn aus NSA kann man NSU machen. Die VDS kann man gegen TTIP tauschen. Alle zusammen gegen CETA. Und so weiter uns so fort.

Was wir hier erleben ist ein systematisches Belügen und Betrügen der Bevölkerung, um Partikularinteressen durchzusetzen. Die man niemals durchgesetzt bekäme, wenn die Menschen die Wahrheit kennen würden. Im Ergebnis ist das Verrat am Volk.

Interessant ist, dass niemand wirklich Konsquenzen fordert. Welche könnten das auch sein? Allein Merkel zum Rücktritt aufzufordern wäre sinnlos. Abgesehen von der Unangreifbarkeit der Person, wäre Nummer 2, Siggi, nicht viel besser. Denn auch die SPD lügt das sich die Balken biegen.

Einzig der Rücktritt der gesamten Regierung und Neuwahlen würden helfen. Allerdings auch nur dann, wenn wirklich viele Menschen bereit wären die Scheuklappen abzulegen. Und vor allem alle Politiker die beim Lügen erwischt wurden oder z. B. bei der Mitarbeit an Gesetzen erwischt wurden, die gegen die Verfassung verstoßen, gar nicht mehr antreten dürften.

Dazu wird es nicht kommen, sagt Ihr?

Und ich fürchte Ihr habt recht. Denn der Durchschnitt unserer Bevölkerung will nicht glauben, dass es wirklich so ist. Und genau denen kann man auch leicht Ablenkung bieten.

Wie kaputt ist Deutschland?

Das muss man sich mal vorstellen:

Nicht nur, dass der Parlamentarische(!) Untersuchungsausschuss zur NSA/BND-Affäre nach kurzer Zeit abgebrochen werden muss. Vielmehr schreckt die Bundesregierung nicht einmal mehr davor zurück, den Aufklärern mit strafrechtlicher Verfolgung zu drohen – wenn diese Aufklären.

 

Es ist unglaublich, mit welcher Dreistigkeit hier die grundlegensten Rechte außer Kraft gesetzt werden. Und mit welch frechen Erklärungen unsere Gesetze mißachtet werden, setzt dem noch die Krone auf.

Erstaunlicher Weise wird hier  noch nicht ermittelt. Gegen niemanden und wegen gar nichts. Dabei gibt es m. M. genügend Ansätze um gegen zahlreiche aktive und ehemalige Regierungsmitglieder und auch gegen hochrangige Beamte in „Sicherheitsbehörden“ einen Anfangsverdacht zu postulieren.

Wobei das ja niemand ernsthaft glaubt. Genauso wie niemand glaubt, dass zu NSA und NSU tatsächliche Aufklärung zu erwarten ist. Statt dessen lassen sich Politiker zu „Twittersprechstunden“ herab, in denen sie Volksnähe simulieren – ohne natürlich auch nur eine einzige Frage zu beantworten.

Das einzig gute an der ganzen Nummer ist, dass ich hier viele leuchtende Beispiele sehe – für die nachwachsende Generation Politiker (mich eingeschlossen), wie man es genau nicht macht.

Ehrlich, das politische System in Deutschland ist gut. Die aktuellen Akteure an der Macht erzeugen aber eine unfassbare Übelkeit.

Ist unsere Regierung noch regierungsfähig?

Die Frage muss man stellen.

Denn die Geschichte der NSA und verbündeter Dienste macht immer deutlicher, dass unsere Regierung längst nicht mehr die Fäden in der Hand hält. Das sieht man nicht nur daran, dass die jetzt enttarnten zwei(!) Agenten nur die Spitze des Eisbergs sein dürften.

Auch der Fall Snowden macht klar, dass unsere Regierung völlig hilflos ist. Wenig überraschend versucht man alles, um Snowden nicht nach Deutschland zu holen und bloß nicht mehr zu erfahren, als unbedingt nötig. Dabei ist völlig klar, dass bei Veröffentlichungen im Ausland in aller Regel ein „auch in Deutschland“ folgt.

Das dürfte auch für die jüngsten Enthüllungen gelten.

Und im Falle der  beiden Spione?

Da sah wohl selbst die Bundesregierung die Notwendigkeit, wenigstens symbolisch zu handeln und einen Geheimdienstkoordinator des Landes zu verweisen. Aber offensichtlich ist der Einfluss der amerikanischen Regierung aud die Deutsche so groß, dass man uns mit ausgestrecktem Mittelfinger ein lautes F U zuruft. Und gar nicht daran denkt, sich an irgendwelche Regeln zu halten.

Es wird m. M. n. immer deutlicher, dass die Regierung nicht nur kein Interesse an der Aufklärung des NSA- (und GHCQ/BND-)Skandals hat. Sondern schlicht Angst davor, dass mit einer Aufklärung auch sichtbar wird, dass man sich dem gar nicht verwehren kann.

Was soll man über eine Regierung denken, die äußerlich demokratisch legitimiert zu sein scheint, nach innen aber wohl komplett fremdgesteuert durch eine andere Regierung zu sein scheint?

Der Generalbundesanwalt Harald Range

Eigentlich wollte ich zum Generalbundesanwalt was schreiben. Dazu wie er sich feige weg duckt. Wie eine der höchsten Institutionen des Rechts selbiges mit Füßen tritt. Ich wußte nur nicht, was ich schreiben soll.

Deswegen freue ich mich, dass UdoVetter im LAWBLOG mir voll aus der Seele schreibt:

Ich hatte Mühe, die Einleitung zu diesem Beitrag sachlich zu formulieren. Aber jetzt muss es raus:

IST DAS WIRKLICH EUER ERNST, IHR FEIGEN SCHNARCHNASEN?

SIND WIR JETZT ENDGÜLTIG EINE BANANENREPUBLIK?

Lohnt sich zu lesen: Klick!

Ich bin ich?

Die heutige Aufregung rund um die Veröffentlichung von Snowden bezieht sich auf die „psychologische Kriegsführung“. Dabei geht es vor allem um die Schädigung der Online-Reputation von Menschen:

Um seine These zu untermauern, führt Greenwald Informationen aus neuen und bereits veröffentlichten Dokumenten zusammen. So gehe aus einer Folie hervor, dass der britische Geheimdienst GCHQ gezielt „Honey traps“ einsetzt, um jemanden zu bestimmten Seiten zu lotsen. Um eine „Person zu diskreditieren“ (so der Titel der Folie), könnte außerdem deren Foto bei einem sozialen Netzwerk geändert oder ein Blogeintrag veröffentlicht werden, der von einem angeblichen Opfer stammt. Falsche beziehungsweise rufschädigende Informationen könnten auch direkt an „Kollegen, Nachbarn, Freunde etc.“ gemailt werden. Solche und ähnliche Taktiken werden in internen Informationsdokumenten des Geheimdiensts aufgelistet.

Das ist an sich keine neue Erkenntnis. Gerne werden ja schon mal Twitter-Accounts gekapert oder jemand „hackt“ eines anderen Facebook-Account, um in dessen Namen zu schreien „I am gay!!!“

Aber auch in ernsteren Situationen ist das nicht so fern liegend, wie man vielleicht denken möchte. So kann man bei der aktuellen Diskussion über Erdogan auch durchaus die Frage stellen, welchen Wert  neutrale Anreden haben:

„Bist du zu Hause, Sohn?“, fragt die Stimme eines älteren Mannes auf Türkisch.

„Ja, Vater“, antwortet die jünger klingende Stimme.

Das Problem ist, dass unser gesamtes Kommunikationsnetz solchen Attacken fast schutzlos ausgeliefert ist. Es ist denkbar leicht, ein solches Telefonat zu fingieren und dann zu veröffentlichen. Noch leichter ist es Mails unter einem fremden Namen zu versenden und mit den richtigen Mitteln kann ich quasi alle Formen der Online-Kommunikation stören.

Gegenwehrmaßnahmen gibt es wenige und deren Effektivität ist nur durch den Aufwand begrenzt, den man zum Brechen braucht. So kann ich z. B. E-Mails mit PGP/GnuPG signieren. Das schützt aber nicht davor, dass jemand sich dann des private key bemächtigt und über einen Keylogger der Passphrase.

Allerdings ist offensichtlich, dass es schon ein ganz anderes Kaliber ist, ob ich nur den Absender einer Mail fälsche, oder dafür auch noch Dateien „klauen“ und Software-Trojaner oder fingierte Hardware brauche.

Bei anderen Medien sieht es noch düsterer aus: Wenn ich die Möglichkeit habe, mich in die Kommunikation mit Facebook und Co einzuklinken,  habe ich nahezu keine Hindernisse zu überwinden, um nicht nur authentisch aussehende Posts abzusetzen – sondern auch gleich den eigentlichen Nutzer wirksam auszusperren. Bin ich eine Behörde, ist mir das sogar noch leichter.

Und auch Blogs: Ich könnte hier unter jeden Beitrag beliebige Namen setzen. Dummerweise kann aber jemand der Zugriff auf meine WordPress-Datenbank bekommen kann – und das sind eben nicht nur böse Hacker – im Grunde hier alles machen, was er will. Von der Bild- über die Textmanipulation. Ein wirksamer Schutz dagegen ist nicht bekannt – klar, ich könnte alle Beiträge digital signieren, aber stellt Euch mal den Aufwand bei mir vor und dann bei Euch um die Signatur zu prüfen.

Wobei doch gerade das mal eine pfiffige Idee wäre: PGP/GnuPG-Integration in den WordPress, die dem Leser ermöglicht mit dem Public-Key gegenzuprüfen…

Aber ich schweife ab.

Mein Fazit aus den aktuellen Snwoden-Geschehnissen ist eine Umkehr meines Lebensmottos. Eigentlich fordere ich immer, Menschen offen gegenüber zu treten und nicht alle gleich finsterer Absichten zu verdächtigen. Denn, so meine Behauptung: Die Menschen sind im Grunde gut.

Leider scheinen aber die Systeme die wir geschaffen haben, von Grund auf böse. Auch wenn ihre Intention vielleicht mal gut war. Von daher kann man eigentlich nur sagen:

Seid wachsam. Seid kritisch.

Und vor allem: hinterfragt!

Hinterfragen kann man übrigens persönlich immer noch am Besten.

Aus dem Kalten Krieg nichts gelernt?

Manchmal frage ich mich ja, ob wir aus der Geschichte nichts lernen können.

Oder nichts lernen wollen:

Die Bundesregierung erwägt als Reaktion auf den NSA-Überwachungsskandal, die Geheimdienst-Aktivitäten der USA und anderer Verbündeter auf deutschem Boden ins Visier zu nehmen. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet über Pläne, die Abteilung Spionageabwehr des Verfassungsschutzes auszubauen.

Quelle: Heise

Obwohl sich die deutschen Geheimdienste im In- und Ausland als Macht- und Nutzlos präsntiert haben, will man jetzt die gleichen massiv ausbauen um dann „zurückzuschlagen“. Das erinnert mich fatal an den Kalten Krieg, auch wenn es hier nicht um Bomben und Raketen geht. Und es ist ein interessantes Bild, dass unsere Politik auf die Spionageaffäre offensichtlich keine andere Antwort weiß, als Spion vs. Spion.

Und das, meine Damen und Herren, in 2014. Vergleicht das mal damit, wie Ihr Euch damals vorstellt habt, wie die Welt im Jahr 2000 ist…

 

Hier, benutzen sie DIESES Kabel

Hihi, ein Schelm wer böses denkt:

@cathalkelly twittert, dass in dem Willkommen-Paket in Sochi unter anderem ein Netzwerkkabel ist. Und das der Grund ist,  warum er das Paket überhaupt mitgenommen hat, denn das WLAN sei grottig:

https://twitter.com/cathalkelly/statuses/431413639074304000

Also, ich weiß ja nicht wie es Euch geht, aber ich muss dabei irgendwie an die NSA denken, die ja auch spezielle Kabel zum Abhören verwendet. Jetzt macht es auf den ersten Blick wenig Sinn, ausgerechnet das Kabel zu einer Wanze  umzubauen, dass sowieso alle Daten an einen Switch/Router schickt, wo ich sie lesen kann. Auf der anderen Seite muss man sich fragen, ob sich nicht doch eine Möglichkeit findet, z. B. VPN damit zu umgehen und die Daten vor der Verschlüsselung abzugreifen. Und warum sollte der FSB der NSA da in irgendetwas nachstehen? Haben nicht gerade erst die USA (oh Gott, ich muss schon wieder lachen) vor Spionage in Russland gewarnt? Und müssen DIE es nicht wissen? 😉

Im Grunde ist die Taktik ja klug: Ein WLAN ankündigen, dass unbenutzbar machen und dann den Leuten ein Kabel anbieten, dass die meisten heute vermutlich gar nicht mehr mit sich rum schleppen – weil sie ja ein funktionierendes WLAN erwarten…

Und ja, inzwischen halte ich selbst das für möglich – wenn ich vor einem halben Jahr auch noch gesagt hätte, dass ich das für Unsinn halte. Aber man lernt ja.

Der hört das ab und die das? Gewöhnt Euch endlich dran!

Der heutige Aufreger in der nicht kleiner werdenden Enthüllungs-Orgie ist folgender:

Die NSA hat wohl dem kanadischen Geheimdienst geholfen, Free-WLAN-Spots abzuschnorcheln. The Verge berichtet:

Canada’s electronic spy agency has allegedly been using airport Wi-Fi to spy on its citizens. CBC News reports that the Communications Security Establishment Canada (CSEC) collected data over a two-week period from free Wi-Fi hotspots at what it describes as a “major Canadian airport.” While it’s unclear what data was obtained, CBC News claims it could be used to “track the wireless devices of thousands of ordinary airline passengers for days after they left the terminal.”

An der Stelle muss man vielleicht mal mit aller Deutlichkeit sagen: GEWÖHNT EUCH DRAN!

Ja, die Geheimdienste bespitzeln uns. Jeden von uns. Auch DICH!

Wichtig ist, jetzt nicht auf das Weichsprech von Politikern herein zu fallen. Und wichtig ist auch, endlich mal den eigenen Arsch hoch zu bekommen und sich zu überlegen, wie man es den Überwachern schwer machen kann. Im Falle von WLAN heißt hier die Lösung ganz klar: VPN.

Denn VPN ist an der Stelle Euer Freund. Und das gilt eigentlich IMMER, wenn Ihr irgendwo in einem WLAN seid, das Ihr nicht 100% kontrollieren könnt. Und selbst dann eigentlich.

Foto

In meinem Fall haben alle meine Mobilgeräte VPN-Clients eingerichtet. Eben weil ich z. B. am Bahnhof oder in der Stadt gerne die zahlreichen Hotspots nutze, sei es weil es schön viele gibt (Telekom), ich gerade da bin (Cafe) oder einfach, weil ich das lächereliche Inklusivvolumen meiner „Flat“ nicht erschöpfen will.

Und jedes dieser WLAN ist notorisch unsicher. Und das nicht nur wegen der NSA und Co. Jeder halbwegs intelligente Schüler kann Eure Datenkommunikation dort mitschneiden – im schlimmsten Fall dank nachlässig konfigurierter Geräte, dann auch gleich Eure eMail-Passwörter ausschnüffeln oder andere persönliche Daten.

Also nutzt doch Eure eigene emotionale Aufgewühltheit gerade mal positiv: Überlegt Euch, ob es nicht okay ist, minimale Einbußen im Komfort hinzunehmen und vor dem Datenverkehr den Schutz überzustülpen – meist nicht mehr als 2 Klicks entfernt. Und dann denkt auch noch mal über PGP nach 😉

Also: Die Frage ist nicht OB Ihr überwacht werdet. Denn ja, Ihr werdet. Auch nicht WIE, denn das ist vielfältig. Auch nicht von WEM, denn da kann es vom Script-Kiddie bei McDonalds bis zum Supergeheimdienst jeder sein. Macht Euch endlich Gedanken, wie Ihr die Hoheit über Eure Datenverbindungen zurückgewinnen könnt!

Mal ehrlich: wir sind im Arsch

Echt jetzt.

Jeder Kampf um unsere Rechte und für Freiheit ist vergebens. Wir können aufgeben. Uns ergeben. Unser Schicksal einfach tapfer ertragen.

Zumindest ist das mein Eindruck, wenn ich sehe, dass der „Skandal“ um den ADAC mehr politische Aufmerksamkeit erregt, als die flächendeckende Überwachung aller Menschen durch die Geheimdienste. Wenn ein Snowden-Interview erst mitten in der Nacht läuft, zugleich aber zehntausende Menschen das politische(!) Instrument der Petition nutzen wollen, um einen Moderator „abzuwählen“.

Hallo Welt, halt mal kurz an, ich will aussteigen.