Miteinander reden? Ja. Aber.

In einem TAZ-Artikel geht Ines Pohl der Frage nach, ob es opportun ist, den Dialog mit PEGIDA zu meiden.

Dabei kommt sie zu dem Fazit, dass nicht überall der rechte Ort ist und nicht immer die rechte Zeit. Aber dennoch, so sagt sie:

Eine Talkshow mit vielen Gästen kann nicht der richtige Ort sein. Aber wegen der Jauch-Panne den Dialog grundsätzlich zu verweigern wäre eine fatal falsche Reaktion.

Und ich frage mich ob das so ist.

Grundsätzlich glaube ich immer an die Macht des Arguments. Ich glaube, dass man auch den dümmsten Menschen irgendwann überzeugen kann, dass er im Unrecht ist. Ich glaube auch, dass nicht alle die bei PEGIDA mitmachen, wissen was sie da wirklich anrichten – und das man sie mit genügend Zeit und Aufwand darüber informieren und auf ihre Einsicht hoffen kann.

Was mich aber daran hindert, sind nicht nur persönliche Erlebnisse. Viel mehr ist es auch die simple Tatsache, dass ich 2014 von Bürgern erwarte, aufgeklärte Bürger zu sein. Und wenn es nicht reicht, dass ständig ermittelt wird, welcher Rechte welche Demo angemeldet hat (Duisburg, Schwerin, Düsseldorf , etc) dann sollte vielleicht das hier reichen:

Ich kann die Echtheit der Aussagen nicht verfizieren – nehme sie nach allem was ich bis jetzt weiß aber an. Und frage mich dann, wie ich mit IRGENDWEM reden soll, der jemandes Idee folgt, der Ausländer als Viehzeug verunglimpft?

Solche Strömungen gehören für mich nicht wegdiskutiert. Sie gehören mit allen Mitteln des friedlichen Widerstands bekämpft.

PEGIDA Duisburg – die dunkle Seite

Gestern gingen in Duisburg viele tausend(!) Menschen gegen die Kleingeister von PEGIDA auf die Straße. Die, da bin ich fest überzeugt, eher mit 150 als den postulierten 400 Teilnehmern da waren. Sieht man von kleinen Rangeleien der Antifa mit der Polizei und den Steinwürfen der (Dortmunder?) Nazis ab, die dann schnell gekesselt und abtransportiert wurden, war es überwiegend ruhig.

Heute kann man überall sehen, wie hell und bunt sich auch Duisburg präsentierte. Das ist toll.

Aber es gibt auch eine dunkle Seite. Die Seite, auf der 150 meist schwarz gekleidete, oft glazköpfige und selten hell wirkende Gestalten durch die Straßen ziehen und immer wieder „WIR SIND DAS VOLK“ skandieren. Und in der ersten Reihe ein Geistlicher in Dienstkleidung.

Natürlich wurde ich auch angemacht. Gemeinsam mit Thomas von xtranews stand ich bei dem PEGIDA-Trupp, als schon der Erste zu uns kam und wissen wollte, warum wir ihn verleumden.

Ich habe ihn dann gefragt, warum er da ist. Um seine Rechte wahrzunehmen. Für was? Gegen alles was schief läuft. Was das sei? Das wüsste ich schon. Was ihn konkret störe? Na das was alles schief läuft. Ja was denn konkret? Ja zum Beispiel die Ausländer in Marxloh. Was denn das Problem dort sei? Er würde sich nicht mehr als Deutscher im eigenen Land fühlen. Vielen Dank für das Gespräch, ich kotz gleich.

Absolut inhaltsleer.

Da wundert es dann auch nicht, wenn bei Teilnehmern mal der rechte Arm einige Sekunden vor dem linken Arm gehoben wird. Es wundert nicht, wenn man hört „NPD bleibt hinten im Zug“. Man wundert sich über gar nichts mehr.

Aber man hätte gerne einen Wasserwerfer.

Starkes Zeichen gegen Fremdenhass und Intoleranz

Gestern gingen in Köln tausenden Menschen gegen die fremdenfeindlichen PEGIDA/KÖGIDA-Anhänger auf die Straße. Das alleine ist schon bemerkenswert.

Aber es kann einem schon einen Schauer den Rücken hinunterlaufen lassen wenn man das größte Zeichen gegen PEGIDA sieht: das Abschalten der DOM-Beleuchtung…

https://www.youtube.com/watch?v=elMixr0nC4g

2015 wird ein anstrengendes Jahr :-)

Das Jahr hat kaum angefangen, da zeichnet sich ab, dass ich auch 2015 viel Spaß haben werde. Zum Beispiel mit der FDP, oder dem was davon übrig ist. Denn deren Vorturner und Hoeneß-Freund Kubicki hat gerade der Welt ein aufschlussreiches Interview gegeben:

Kubicki: Nein, ich habe mich noch nie über mangelnde Berichterstattung beklagt. Was mich besorgt, ist, dass es mehr als vor 20, 30 Jahren eine Art Mainstream dessen gibt, was man kommunizieren darf und was nicht.

Die Welt: Das hört sich jetzt eher nach Pegida an als nach FDP.

Kubicki: Es stimmt aber. Wenn man zum Beispiel bereits durch die öffentlich artikulierte Sorge, dass der Rechtsstaat sich aus der Bekämpfung von salafistischen Umtrieben zurückziehen könnte, als ausländerfeindlich diskreditiert wird, bekommen wir ein riesiges Problem.

Die Welt: Wer tut das?

Kubicki: Schauen Sie sich doch die Berichterstattung über die Pegida-Demonstrationen an: Da äußern Menschen genau solche Gedanken und dürfen sich abends bei RTL anhören, das sei ein Zeichen von Ausländerfeindlichkeit. Das ist es eben nicht. Das ist eine ernst zu nehmende Sorge, auf die Politik reagieren muss.

Das ist durchaus interessant, wie hier versucht wird zu verdrängen, für was PEGIDA wirklich steht. Und RTL? War das nicht der Sender mit dem Undercover-Journalisten? Insgesamt scheint Herr Kubicki eine sehr selektive Wahrnehmung zu haben. Aber es  geht noch besser:

Die Welt: Wie sollte die Politik reagieren?

Kubicki: Es sollte jedenfalls nicht so sein, dass sich einerseits durch verstärkten Zuzug von Menschen aus islamischen Ländern die Gefährdungslage bei uns in Deutschland erhöht und zum selben Zeitpunkt der Leiter des Bundesamtes für den Verfassungsschutz erklärt, dass er nicht ausreichend Personal habe, um nach Deutschland zurückkehrende IS-Kämpfer zu überwachen. Oder dass der Leiter des nordrhein-westfälischen LKA berichtet, dass er nicht in der Lage sei, Gefährdungspotenziale hinreichend unter Kontrolle zu behalten. Wenn erklärt wird, dass es keine Frage des Ob mehr sei, sondern nur des Wie und Wann ein islamistischer Anschlag in Deutschland ausgeführt wird, dann teile ich die Sorgen, die sich die Menschen zum Beispiel bei den Pegida-Demonstrationen in Dresden machen.

Die Welt: Und schlagen deshalb was vor?

Kubicki: Es wird uns nicht gelingen, die Bereitschaft der Menschen zu einer Willkommenskultur aufrechtzuerhalten und vielleicht sogar noch zu verstärken, wenn wir in der aktuellen Situation beim Verfassungsschutz oder bei der Polizei Personal einsparen. Das geht nicht. Wir müssen die Sorgen der Menschen ernst nehmen und das auch in unserem politischen Handeln dokumentieren. Wenn ich in einem Ort XY ein Flüchtlingsheim errichte, kann ich dort nicht gleichzeitig die Polizeistation schließen. Solche gesellschaftlichen Unwuchten muss man erkennen und vermeiden, auch wenn man noch nicht ganz so lange im politischen Geschäft ist wie ich.

Interessante Implikation, oder?

Für mich steht da: Mehr Ausländer -> Mehr Kriminalität -> Mehr Polizei notwendig. Leider steht da nicht welche Art von Kriminalität, z. B. politisch rechter.

Im Gegenteil, mir scheint Kubicki hier die CDU/CSU rechts überholen zu wollen und die Arme ganz weit für PEGIDA-Anhänger öffnen zu wollen: Durch die Kombination von Schließung einer Polizeieinrichtung + Ausländer + Sorgen der Menschen (dem Standard-Argument der PEGIDA) entsteht in meinen Augen hier ein sehr starkes Statement.

Sehr schön auch der direkt konstruierte Zusammenhang zwischen „verstärkten Zuzug von Menschen aus islamischen Ländern“ und „die Gefährdungslage bei uns in Deutschland erhöht“ – fehlt natürlich nicht der Hinweis auf die Terroristen: “ nach Deutschland zurückkehrende IS-Kämpfer“. Das wird allerdings nicht zur Abgrenzung genutzt, sondern vermischt sich (gewollt? gekonnt?) mit dem davor gesagten. Nachtigall, ich hör dir trapsen…