Atomausstieg – tja, was soll man sagen?

In der Süddeutschen war gestern ein interessanter Artikel zu den „Rückstellungen“ der Big4 für den Rückbau der Atomkraftwerke. Grobes Fazit des Artikels: Ätsch, Pech gehabt.

Im Klartext: Wenn das Geld gebraucht wird, könnte es zum Teil futsch sein.

Sind die Konzerne nicht mehr in der Lage zu zahlen, müssten die Steuerzahler ran.

Tja. Wer überrascht ist, hebe die Hand. Ach, niemand? Dachte ich mir.  Warum auch, es war doch zu erwarten: Nachdem der Steuerzahler Jahre lang über den Strompreis, offene und verdeckte Subventionen den großen Energieversorgern und deren Aktionären eine goldene Zeit verschafft hat – da ist es doch nur logisch, dass der gleiche Zahlmeister jetzt für eine gute Exit-Strategie sorgt.

Allerdings wäre es falsch, hier allein RWE und Co anzugehen. Denn die Regierungen der letzten Jahrzehnte haben das Spiel ja nicht nur mitgespielt, sie haben in wesentlichen Teilen auch die Regeln bestimmt. Unter anderem eben die, die dafür sorgten das die „Rücklagen“ gar nicht zurück gelegt werden mussten.

Und demnächst in diesem Theater: Überraschte Politiker, die wenn sie das doch nur gewußt hätten, jetzt aber dafür sorgen, dass sich soetwas nicht wiederholt. Finde den Fehler.

Atomausstieg: Ich hab es Euch gesagt…

In den letzten Jahren habe ich immer wieder darauf hingewiesen das es Zeichen gibt, dass die Atomkonzerne ihren Verpflichtungen nicht nachkommen wollen. So habe ich z. B. schon 2011 am Beispiel E.ON dessen Exit-Strategie beschrieben.

Und heute sind wieder alle völlig überrascht, ich betone: ÜBERRASCHT, dass ein Atomkonzern sich um seine Verpflichtungen drücken will.

Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, heute Aufsichtsratschef des Essener Konzerns Evonik, warnt vor einer drohenden Zahlungsunfähigkeit der Kraftwerksbetreiber und bringt eine Teil-Verstaatlichung der Unternehmen ins Gespräch.
Quelle: derWesten<

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Wenn man mich fragen würde, wie wütend mich das macht, würde ich sagen: Auf einer Skala von 1 bis 10 ungefähr 12. Denn man muss sich das mal vorstellen: Über Jahre und Jahrzehnte wurde mit Hilfe von offenen und verdeckten Atomstromsubventionen Milliarden verdient.

Und die versprochenen Rücklagen? Da musste ja RWE schon einräumen, dass es dir gar nicht gibt. Warum auch? Der Bund war ja so dämlich das den Konzernen zu überlassen. Wider besseren Wissens hat man nicht verlangt, dass das Geld von Anfang an in eine Stiftung oder ähnliches gelegt wird und dort dem direkten Zugriff der Konzerne entzogen ist.

Man hat sich in Berlin ohne Zögern belügen und täuschen lassen. Aber warum auch nicht, denn wenn es so weit kommt sind andere am Ruder und werden sagen: „Ja was soll ich denn jetzt noch machen???“

Und die Situation für die Konzerne ist ja auch herrlich entspannt: zur Not macht man den Laden einfach zu. Oder droht nur damit. Und schon kommen all die um die Arbeitsplätze besorgten Politiker nach vorne und rufen: „Aber das geht doch nicht“. Und dann halten RWE und Co entspannt die Hand auf. Wie schon immer.

Machen wir uns nix vor:

Die Zeche zahlten schon immer wir (in Form der Subventionen) und werden wir auch weiter zahlen (für den Rückbau). Wir sind – mal wieder – zum Wohl von Konzernen verraten und verkauft worden.

Danke CDU.

Danke SPD.

Dicke Krokodilstränen und unerträgliche Halbwahrheiten

Oh mein Gott. Wir werden zwar nicht alle sterben, aber so ähnlich:

Der RWE-Konzern schlägt Alarm. (…) Zusammen mit Stellen bei Zulieferern und mittelständischen Firmen in der Region sowie bei stromintensiven Betrieben gehe es sogar um „weit über 100. 000 Arbeitsplätze“, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns.

So steht hes heute auf DerWesten und wie immer wird hier völlig unkritisch übernommen, was einer der Big Four sagt. Statt dessen sollte man mal hinterfragen, ob die Branchen der Erneuerbaren nicht viel mehr Jobs schaffen, als hier abgebaut werden. Falls sie überhaupt abgebaut werden, denn ich habe gelernt, RWE, E.OFF und Co so weit zu glauben, wie ich ein Klavier werfen kann.

Das die Big Four mit dem Rücken an der Wand stehen, haben sie nicht der Politik zu verdanken. Denn die hat lang genug die Füßte zu Gunsten der Oligopolisten still gehalten und zugesehen, wie nicht nur die Umwelt dran glauben musste – sondern wir Kunden auch immer mehr zahlen durften, obwohl der Strom selbst immer billiger wurde.

Jetzt, wo sich die öffentliche Meinung dahingehend verschiebt, dass Gabriel und Co klar ist, dass sie den Kurs wechseln müssen, da haben sich RWE und Co noch immer nicht darauf eingestellt. Hätten sie das, hätten sie vor Jahren, vielleicht vor Jahrzehnten, damit begonnen statt immer aberwitzigerer Gewinne in neue Geschäftsfelder zu investieren. Ist ja nicht so, als käme der Wandel hin  zu regnerativer Energie plötzlich und unerwartet.

Was jetzt passiert ist das typische Muster des „wir haben keine Argumente, aber wir können Euch Angst machen“, dass so beliebt ist. Hier wird die Panik vor Massenarbeitslosigkeit geschürt. Hier wird wieder mit den Ängsten der Menschen gespielt.

Und das ist soooo zum Kotzen!

Ein toller Tag!

Gut, nicht für CDU und FDP.

Aber für Dich, mich, Deutschland und die Welt:

  1. E.ON will bereits im Mai 2015 das nächste AKW stilllegen. Das belegt ein Mal die Mär vom zwingend notwendigen Atomstrom von wegen Versorgungslücken und so. Kleiner Hinweis auf die Stromlüge, nach der ja eigentlich schon das totale Chaos herrschen müsste 😉
  2. Der Braunkohletagebau Garzweiler II wird deutlich verkleinert. Viele Millionen Tonnen Braunkohle werden nicht ausgebaggert und das Klima belasten. Die Anwohner müssen nicht umgesiedelt werden. Das muss vor allem CDU und FDP richtig weh tun, die ja immer noch von neuen Kohlekraftwerken träumen.

Insgesamt also für alle Menschen deren Aufgabe nicht die Förderung der Big Four auf dem Energiemarkt ist, ein perfekter Tag. Und deswegen gehe ich jetzt Rad fahren und die Natur genießen. In dem guten Wissen, dass es vielleicht doch möglich ist, die Kurve zu einer besseren Zukunft zu bekommen.

Was macht den Strom teuer?

In einem Beitrag von 2011 und in einem Beitrag von 2012 habe ich schon mal was zu der Frage geschrieben, warum unser Strom eigentlich so teuer ist.

Heute kann ich noch mal nachlegen – allerdings nicht „erfreulicher Weise“. Der Spiegel berichtet in einem Artikel über die Ökostromrabatte, dass alleine der Braunkohletagebau mit fast 70 Millionen Euro gefördert wird:

Braunkohle ist der klimaschädlichste Energieträger, doch ausgerechnet der Tagebau profitiert nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen immer stärker von den Industrierabatten bei der Ökostrom-Umlage. Laut internen Dokumenten der Bundesregierung steigen sie 2013 auf 67,7 Millionen Euro.

Da weiß man eigentlich gar nicht mehr, was man dazu schreiben soll: Wir verteuern ökologisch sinnvollen Strom, damit wir den ökologisch und ökonomisch schlechtesten Energieträger am Leben halten können? WTF?

Wer sich jetzt fragt, wer solche Gesetze verfasst und veranlasst, der kann ja mal auf die Nutznießer schauen: Vattenfall, RWE und E.ON

Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.

Blackout als Druckmittel?

Ich bin jetzt mal Verschwörungs- Theoretiker:

Wäre ich einer der Big-4 Stromerzeuger, würde ich nicht zu viel unternehmen, um einen totalen Stromausfall zu verhindern. Ganz gleich ob durch Netzüberlastung oder Mangelversorgung auf der Produktionsseite.

Denn ein solcher Blackout wäre das perfekte Argument für neue Großkraftwerke oder gar den Ausstieg aus dem Ausstieg. Denn die Stimmung in der Bevölkerung würde in der Panik vor Wohlstandsverlust schnell kippen: Von Vernunft zu Angst und bei Angst ist fast alles möglich. Die Politik sähe sich zu schnellem Handeln gezwungen und die Kraftwerksbetreiber würden die Lösung bieten:

Ein Wiederanfahren von alten AKW oder der möglichst schnelle und reibungslose Neubau von CO2-Schleudern.

Es gibt so Momente, da wünsche ich mir Unrecht zu haben. Dies ist einer.

Ökostrom macht den Strom teuer!

Kein Witz. Mein ich so, wie es da steht. Ganz genau so!

Wie das sein kann? Wo ich doch sonst immer das Gegenteil behaupte und sogar erst Gestern den Grünen im Kreis Wesel bei einer entsprechenden Pressemitteilung geholfen habe? In der  ich dann behaupte, dass die Industrie nicht unter realen Strompreiserhöhungen wegen Ökostrom zu leiden hat? Nun, das kann sein,weil…

Wenn man sich die Energielandschaft in Deutschland anschaut, wird diese von einem Oligopol beherrscht. Den Big-4, wie man sie liebevoll nennt. Und die jammern unter anderem über einbrechende Gewinne wegen des Wegfalls des Atomstroms. Nicht über Verluste. Über Gewinneinbußen.

Und genau diese Big 4 haben kein, aber auch gar kein Interesse an dezentraler Stromerzeugung durch viele kleine Quellen. Die wollen große Anlagen, die man nur zentral steuern kann und die viel Gewinn abwerfen. Damit das schnell geht, mit dem Gewinn, braucht man aber eine Möglichkeit bei den Investitionen zu sparen oder den Return on Investment zu erhöhen. Bei den Atomkraftwerken war es vor allem ersteres durch indirekte Subventionen im Bereich Forschung, Endlagerung, Nachlässe bei Versicherungen etc.

Aberdie Großen wären nicht Groß, wenn sie nicht wüßten auch aus Ökostrom eine Cash-Cow zu machen. Und das geht so: Wir bauen riesige Windparks, die so teuer sind, dass sie sich nur für Großkonzerne lohnen und nebenbei die Netzbetreiber belohnen. Dann gehen wir hin und legen die Kosten nicht allein dem Betreiber auf. Sondern frech dreist dem Kunden.

Wer jetzt meint, das kann nicht sein, dem rate ich zwei Artikel in Verbindung zu setzen.

1) Rheinische Post: RWE will Windparks im Meer massiv ausbauen

RWE will sich vom Braunkohle- und Atom-Konzern zum grünen Versorger wandeln. Gestern nahm RWE ein Spezialschiff zur Installation von Offshore-Windparks in Betrieb. Das Schiff hat ausfahrbare Stahlbeine und soll von Bremerhaven aus den Windpark „Nordsee Ost“ errichten, der 30 Kilometer nördlich von Helgoland liegt und künftig 300 000 Haushalte mit Strom versorgen soll.

 

2) Der Westen: Windpark-Umlage läßt Strompreis klettern

Im Gesetzentwurf, der dieser Zeitung vorliegt, heißt es deshalb: „Die Kosten werden im Rahmen einer Offshore-Anbindungsumlage“ bundesweit abgewälzt und in den Stromrechnungen ausgewiesen.

Der Gesetzentwurf kommt dabei aus dem CDU-Bundesumweltministerium (ehemals Röttgen, jetzt Altmaier) und wird den Segen von Mutti haben. Denn Bundeskanzlerin Merkel läßt die Big 4 sicher nicht hängen, nachdem sie den Ausstieg vom Ausstieg aus der Atomenergie ja nicht mehr halten konnte – Angesichts der Katastrophe von Fukushima.

Interessant ist, dass der Westen lediglich die eine, die Rheinische Post lediglich die andere Seite betrachtet. Oder will mir jemand ernsthaft weiß machen, hier handele es sich um eine zufällige Verkettung von Ereignissen?

Was hier passiert, ist das alte Muster von Kosten und Verluste sozialisieren und Gewinne privatisieren. Das ist dann die „Energiewende“ und der „nationale Konsens“, die der neue CDU-Bundesumweltminister Altmaier heute versprach…

Mir hat mal ein NRW-Landtagsabgeordneter der SPD gesagt, wer in der Politik was werden und bleiben will, der legt sich nicht mit RWE an. Ich finde es ist an der Zeit, daran etwas zu ändern!