Wir sind mittlerweile so abgestumpft, dass neue Überwachungsträume uns kaum noch emotional erreichen. Aktuelles Beispiel: Die Pläne des VRR.
Anders als heute zum Beispiel bei Ticket 1000 oder 2000 sollen die Karten-Inhaber dann bei jeder einzelnen Fahrt an elektronischen Erfassungsgeräten ein- und auschecken. Die VRR-Verantwortlichen wollen auf dieser Basis Fahrgästen zunächst gezielter Informationen übermitteln können, so im Fall von Verspätungen.
Langfristig sei an einen neues „gerechteres“ Preissystem gedacht – zum Beispiel mit kilometergenauen oder zeitabhängigen Abrechnungen, sagte VRR-Sprecher Johannes Bachteler unserer Mediengruppe.
Quelle: DerWesten
Das ist natürlich ausgemachter Schwachsinn: Es wird kein „gerechteres Preissystem“ geben und die „gezielten Informationen“ werden schöne Werbung sein. Tatsächlich geht es darum, betriebswirtschaftlich optimieren zu können: Minimaler Einsatz für maximalen Profit. Das ist an sich auch nicht verkehrt (aus Unternehmenssicht), aber es kann und darf ja wohl nicht mit einer Totalüberwachung einhergehen.
Denn die Geheimdienste freuen sich: Ich kann zwar demnächst mein Handy zu Hause lassen, wenn ich mich unbeobachtet bewegen will, aber die KFZ-Scanner auf der Straße und die totale Überwachung des ÖPNV werden schon dazu führen, dass man jederzeit genau weiß, wann ich wo gewesen bin. Dazu passend hat die Deutsche Bahn ja schon vor langem die Vorlage einer Kreditkarte und seit neustem auch des Personalausweises bei den Fahrkarten eingeführt.
Es gibt, abgesehen von ökonomischen Träumen, keinen Grund für den VRR, seine Fahrgäste komplett zu überwachen. Ich gehe noch weiter: Mit Abgeltung eines Pauschalpreises hat der VRR gar nicht das Recht zu kontrollieren wie oft ich von wo nach wo fahre.
Wer übrigens glaubt, dass das alles Zukunftsmusik vom VRR ist: Kennt Ihr Spyday?
Spyday ist eine App, die als Spiel daher kommt: bewegt man sich in der Nähe von Haltestellen, kann man „Aufgaben“ (kleine Kobel-Spiele) sammeln und die für Punkte lösen. Das geht natürlich auch während der Bus oder die Bahn fährt und die Reihenfolge plus Timestamp der aufgesammelten Aufgaben liefert wunderbare Bewegungsprofile, die zumindest an die eMail-Adresse des Spielers gebunden sind. Perfekt, um zum Beispiel die Pendlerbewegungen von Schülern und Arbeitnehmern aufzuzeichnen.
Und wißt Ihr was mich richtig sauer macht? Wie die Bundesregierung wartet der VRR mit seinen Plänen nicht, bis die NSA-Welle vorbei ist, sondern hofft scheinbar, zwischen all den Snowden-Veröffentlichungen nicht ernst genommen zu werden. Dabei sind es gerade auch die privaten Datentöpfe, von denen eine große Gefahr ausgeht.
Aber was schreib ich das? Regt sich außer mir doch eh keiner auf…