Wer entscheidet über meinen Tod?

Der Westen berichtet heute recht ausführlich über Planungen in den Niederlanden, eine „Sterbeklinik“ einzurichten. Natürlich kommen in dem Artikel vor allem die Bedenkenträger zu Wort. Das ganze gipfelt dann in einer Aussage von Eugen Brysch, Chef der Deutschen Hospiz-Stiftung:

Die Folge für die schwerstkranken und sterbenden Menschen sei: „Sie geraten unter Druck.“

Ach?

Selbstverständlich ebenfalls tief betroffen die CSU:

Der CSU-Gesundheitspolitiker Johannes Singhammer spricht von einem Abgrund, der sich durch „professionelles Töten auf Verlangen“ auftue.

Ist das so?

Und der in meinen Augen beste Klopper:

Die aktive Sterbehilfe sei keine menschliche Zuwendung, „sondern eine Kapitulation“, sagt der Essener Medizinethiker Prof. Eckhard Nagel der WAZ. „Wenn eine Gesellschaft die aktive Sterbehilfe bestärkt, ist das eine klare Aussage zur Wertigkeit des Lebens“, so Nagel. „Das bedeutet: Der schwerstkranke Mensch ist ein Mensch, der getötet werden darf.“ Dies sei mit unseren ethischen Werten nicht vereinbar.

Ethisch?

Und die SPD weiß die Lösung:

Für ein Sterben in Würde und ohne große Schmerzen sei ein Ausbau der palliativmedizinischen Versorgung und des Hospiz-Angebots in Deutschland notwendig.

Ist denn irgendwie der Autor mal auf die Idee gekommen, die offensichtlichste aller Fragen zu beleuchten? Ist es denn unethisch einem Menschen den Wunsch zu erfüllen, sterben zu dürfen? Damit er nicht ein Leben im Dämmerzustand der Medikation führt, dahinsiechend, langsam auf den Tod wartend und Angehörige belastend?

Die gesamte Diskussion in dem Artikel blende den freien Willen des Menschen vollkommen aus. Mit Ethik wird gerechtfertigt, sterbenskranke Menschen in ihrer Freiheit zu beschränken. Denn wenn ich frei bin, entscheide ich nicht nur, wie ich Lebe. Sondern ich habe auch immer die Möglichkeit zu entscheiden ob ich weiter machen will.

Die Aussage, Sterbenskranke gerieten unter Druck halte ich für unhaltbar. Aber andersherum wird ein Schuh draus: Sterbenskranke werden schnell zum Spielball zwischen Administration und Medizin.

Die Diskussion um Sterbehilfe halte ich für eine sehr schwierige Diskussion. Hier treffen tatsächlich Werte aufeinander, die zunächst unvereinbar scheinen wollen. Doch Artikel wie der in DerWesten helfen dabei nicht. Sie sind kontraproduktiv, wenn sie so einseitig auf das Negative abstellen – ohne allerdings wirkliche Argumente zu liefern.

Ich kann nicht für andere entscheiden. Aber ich kann für mich entscheiden. Und wenn ich in die Lage kommen sollte mich zu entscheiden den Notausgang zu nehmen, dann wäre es mir lieber es gäbe Menschen die mich auf dem letzten Weg begleiten – statt mit aller Kraft dagegen zu halten.