Ich sag mal:
Tja, das hat doch alles was es braucht, um eine Erfolgsgeschichte zu werden. So oder so.
parteiisch, subjektiv und persönlich
Ich sag mal:
Tja, das hat doch alles was es braucht, um eine Erfolgsgeschichte zu werden. So oder so.
In was für einer komischen Zeit leben wir eigentlich?
Zum einen wundere ich mich doch sehr darüber, wie man damit umgeht, dass sich die USA (sic!) darüber „beschweren“, wie in Deutschland der Geheimdienst-Skandal rund um NSA und BND aufgeklärt wird. Wobei aufgeklärt werden ja ein Eupehmismus ist. Aber egal.
So schreibt Heise:
Washington nervt es, dass mit der SPD eine deutsche Regierungspartei seit Wochen von den Geheimdiensten beider Länder verlangt, in punkto Ausspähung die Hosen herunterzulassen. Konkret geht es darum, ob eine brisante Liste mit E-Mail-Adressen und Telefonnummern auch gegen den Willen der USA vom Bundestag geprüft werden kann.
Denn übersetzt steht da doch, dass die USA auf die Souveränität von Deutschland einen brauen dampfenden Haufen geben. Gut, warum sollten sie Deutschland mehr Respekt zollen, als anderen Ländern in denen sie sich wie die Herrscher aufspielen. Beunruhigend ist jedoch eher das beredete Schweigen von Merkel und Co. Sollte unsere Bundeskanzlerin nicht da stehen und zumindest behaupten / so tun als wäre ihr das egal was die Amis sagen? Oder noch besser, sich vor das Volk stellen und sagen, es ist egal wie die Amerikaner dazu stehen, es geht um deutsches Recht und deutsche Bürger/-innen.
Ist natürlich nicht zu erwarten. Denn die CDU und die SPD haben kein Interesse an echter Aufklärung. Ganz im Gegenteil behaupte ich sogar, dass Merkel und Gabriel hinter dem Vorhang auch weiterhin versuchen werden, den Untersuchungsausschuss so weit wie möglich zu behindern. Das Leitmotiv ist aber vermutlich nicht, dass der größe Bruder das so will. Sondern eher Selbstschutz, denn es ist davon auszugehen, dass in dem Tümpel „Geheimdienstaffäre“ so viel Kompromat lauert, dass kein Spitzenpolitiker damit zu tun haben will.
Bemerkenswert ist in dem Kontext auch gleich die Schere im Kopf. Ist man auf der einen Seite bemüht immer wieder zu erklären, dass niemand etwas zu befürchten habe der nichts zu verbergen hat, kann man heute auch schon mal Klartext reden. So schreibt Golem:
EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) rechnet damit, dass seine Kommunikation von Geheimdiensten abgehört wird. Deshalb passe er sein Verhalten an, sagte der EU-Kommissar für digitale Wirtschaft der Zeitung Bild am Sonntag (BamS). „Am Telefon spreche ich wirklich Vertrauliches nicht aus. In der Kommission testen wir gerade Krypto-Handys, die es den Abhörern schwer machen.“
Die aus diesen Worten triefende „das ist halt so, da kann man nix machen“-Mentalität und das versteckte „aber mir geht es doch wie Euch“ ist erschreckend. Denn es macht nicht nur klar, dass die Geheimdienste sich längst nicht mehr vorschreiben lassen, wen sie wann wie zu überwachen haben. Sondern auch, dass die Regierungen vollkommen machtlos den Apparaten gegenüber stehen.
Natürlich könnte man die Frage stellen, wieso dann nicht die Geheimdienste aufgelöst werden. Das geht nicht weil… ähhh aus Sicherheitsgründen. Noch mal Heise:
Die stellvertretende Leiterin des Bundespresseamtes, Christiane Wirtz, brachte am Freitag nach intensiven Journalistenfragen den Zielkonflikt auf den Punkt. Es gehe darum, „dass wir in Deutschland auf Geheimdienste nicht verzichten können, dass es darum geht, 80 Millionen Bundesbürger zu schützen, und dazu Geheimdienste notwendig sind. (…) Insofern ist auch die Zusammenarbeit mit befreundeten Diensten notwendig.“
Wieso die Geheimdienste den Menschen Schutz bieten und wovor, hierauf bleibt die Antwort immer vage. Ist Geheim. Versteht sich ja von selbst. Da ist es auch nur eine Randnotiz wert, dass das FBI selbst inzwischen einräumt, dass all die Schnüffelein nicht wirklich helfen.
Oder das der angeblich so konkrete Terrorplan gegen einen Karnevalszug sich dann doch als Luftnummer entpuppt.
Allerdings erwächst daraus eine andere Sorge. Ich schrieb vorige Tage schon was über die Zufälle. Und ebenso wie die zufälligen Zufälle scheint es eine immer dringendere Notwendigkeit zu geben, dass etwas passiert. Und dann haben wir ein Problem: Viele Menschen werden im Falle eines Falles sich in ihrer Angst bestätigt sehen. Aber mindestens genau so viele Menschen werden an Vorfälle wie das Celler Loch glauben.
Und die Auswirkungen die das schon jetzt auf die Gesellschaft hat, sind ja nur die Spitze des Eisberges. Es wird alles weiter wachsen. Die Angst, die Skepsis, das Misstrauen… und wie das in so Spiralen ist, wird es immer schneller und schlimmer. Bis… ja bis was? Was wäre dann die ultimative Eskalation?
Was wir uns alle dann vorwerfen lassen müssen ist, dass wir es haben soweit kommen lassen.
Der Anschlag gestern in Paris, der feige Mord an Menschen, ist schlimm. Er wird die Politik der nächsten Tage und unsere Gesellschaft auf lange Sicht prägen.
Er wird der Politik der Angst Vorschub leisten. Er wird Vorurteile verstärken und Hass säen. So gesehen war der Anschlag ein voller Erfolg.
Das war er aber nicht (nur) wegen der Toten. Er war es vor allem, weil wir reagiert haben, wie wir es taten. Sofort waren die Medien vor Ort, überall Sondersendungen, Live-Ticker und Newsflash. Wirklich was wissen tat keiner. Warum auch, es schien doch alles klar: Vermutlich Muslime haben die Redaktion vermutlich wegen der islamkritischen Karikaturen angegriffen. Wobei: vermutlich sagt eigentlich kaum einer, den meisten Berichterstattern ist alles völlig klar:
Es ist mir unklar, warum sich Berichterstattung nicht auf die Fakten beschränken kann. „Es gibt X Tote, zu den Hintergründen ist nichts bekannt – wir melden uns, wenn Klarheit herrscht“. Statt dessen versuchen die Kameraleute möglichst Blut und Elend zu filmen. Gerüchte nach dem Motto „Es scheint“ oder „Es sieht so aus, das“ werden munter gestreut und reflexhaft kommen alle die zum Vorschein, die es schon immer wußten. Genau wie die, die „solche Taten auf das schärfste veurteilen“, um dann im nächsten Moment deren Nährboden politisch z u bereiten. Dazu werden verwackelte Handyaufnahmen werden in soziale Netze geblasen um später revidiert zu werden:
Ein Amateurvideo dokumentiert die Flucht der Attentäter von Paris nach dem Anschlag auf #CharlieHebdo: http://t.co/ZtjThVZo0P
— SPIEGEL ONLINE (@SPIEGELONLINE) January 7, 2015
Es gab vorhin einen verstörenden RT zu Videos aus Paris. In unseren Berichten verzichten wir bewusst auf diese Szene http://t.co/d1DxJL2vCa
— SPIEGEL ONLINE (@SPIEGELONLINE) January 7, 2015
Na, dann muss ja alles klar sein.
Kritische Fragen stellt niemand. Fragen wie nach dem Nutzen solcher Anschläge. Die Frage wie ein solcher Anschlag auf eine „gesicherte, gefährdete Einrichtung“ passieren kann. Die Frage wie die Attentäter so militärisch präzise agieren konnten. Wo die Attentäter ihre Kriegswaffen her hatten.
Und vor allem die Frage, ob man mich verarschen will: Da wird ein Anschlag auf ein gesichtertes Objekt minutiös geplant und durchgeführt und sogar die Flucht gelingt perfekt und dann… vergisst mal wieder (vgl. Anschläge von New York) ein Attentäter seinen Pass im Auto???
Die Attentäter haben auf der Flucht offenbar einen schweren Fehler gemacht und die Polizei so auf ihre Spur gebracht. Wie die Zeitschrift „Le Point“ und die Zeitung „Le Monde“ schreiben, vergaß einer der Brüder seinen Personalausweis im Fluchtwagen, als die Attentäter am Rande der Hauptstadt das Auto wechselten.
Das Terror funktioniert, liegt am Funktionieren unsere Gesellschaft. Allgegenwärtige Kameras liefern die Bilder, die für die Sender die Quote bringen. Die Bilder potenzieren die Gewalt und tragen sie in die Gesellschaft, in unsere Häuser und unsere Wohnungen. Plötzlich fühlt sich niemand mehr sicher – aber die sich bestätigt, die schon immer wußten, dass die Islamisierung des Abendlandes die größte Gefahr darstellt.
Da wundert es natürlich auch nicht, wenn sich direkt die Polizeigewerkschaften zu Wort melden:
Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft hält auch islamfeindliche Kundgebungen wie die Pegida-Demonstrationen für anschlagsgefährdet. Zwar könne niemand sagen, ob solch ein Anschlag auch in Deutschland drohe, sagte Rainer Wendt dem „Handelsblatt“ vom Donnerstag. „Aber es braucht nicht viel Phantasie, um die vielen islamkritischen Veranstaltungen, Parolen und Demonstrationen ebenfalls als mögliche Terrorziele zu definieren.“
Ähm, niemand fragt ob nicht andersherum auch ein Schuh daraus wird? Angesichts der PEGIDA-Verstehversuche z. B. der FDP und ähnlichem, werden sich auch in unsere Gesellschaft die Extremen bestätigt und im Recht sehen. Wie lange soll es dann dauern, bis Moscheen brennen? Wenn jetzt selbst die Polizeigewerkschaft ja betont, dass die „aufrechten Christen des Abendlandes“ Ziele des „Islamischen Terrors“ werden könnten? Da kann man sich doch leicht zusammenreimen, was für die Knallköppe in der ersten Reihe 1+1 ergibt. Von Auge für Auge bis hin zu wer zuerst zuschlägt gewinnt.
Nein, das alles widert mich an.
Es widert mich an, wenn Menschen andere Menschen töten – ganz gleich welch niederes Motiv odere hehere Absicht dahinter steckt.
Es widert mich an, wie die Medien damit umgehen und der Katalysator des Terrors sind, willige Helfer der Angst.
Es widert mich an, wie Politik und Lobbyisten Kapital aus dem Leid der Menschen schlagen.
Es widert mich an.
Manchmal kann ich nur mit dem Kopf schütteln. PEGIDA, oh ich könnte Romane über den Schwachsinn schreiben und Bücher über die Sorgen die ich mir mache, wenn tausende Deutsche mit Fackeln vor einer imaginären Furcht demonstrierend durch die Straßen ziehen.
Aber darf es uns wundern?
In Australien gibt es gerade eine Geiselnahme. Ein oder mehrere Geiselnehmer halten eine oder mehrere Geiseln in ihrer Gewalt. Leider heute „Routine“ und eigentlich kaum eine Nachricht wert. Und was macht man als Gangster, der aus der Langeweile der Geiselnahme ausbrechen will? Richtig, man faselt von Bomben und hält arabische Schriftzeichen hoch und schon ticken alles aus.
Die ARD war wenigstens noch halbweges besonnen und titelte „nur“:
Bewaffneter hält mehrere Menschen fest
Geiselnahme in Café in Sydney
Eine Geiselnahme hält die Polizei in der australischen Metropole Sydney in Atem. Ein bewaffneter Mann hält nach Polizeiangaben etwa 30 Menschen in einem Cafe im Geschäftsviertel der Stadt fest. Drei Geiseln seien bislang entkommen, niemand sei verletzt.
Beim ZDF war wohl der Wunsch Mutter der Überschrift:
Terroralarm in SydneyGeiselnahme in Café in SydneyIn Sydney werden Geiseln in einem Café festgehalten. Ein Unbekannter zwingt zwei Menschen, sich ans Fenster zu stellen. Sie halten eine Flagge mit arabischer Schrift hoch.
Das „Schöne“ an Angst ist, dass man mit ihr so herrlich bestimmte Verhaltensweisen triggern kann. Vernunft weicht dann oft Unvernunft und selbst Menschen die besonnen sind, lassen sich verleiten Dinge zu akzeptieren, die nicht akzeptabel sind.
Nebenbei kann man mit Angst auch hervorragend von echten Problemen ablenken. Ukraine. Syrien. Afrika. NSA und BND. All die echten Probleme treten in den Hintergrund, wenn man Angst hat. Und von daher ist man als Lenker eines Staates froh, wenn man sein Volk in Angst und Schrecken halten kann. Wer widerspräche schon irren Forderungen nach „Sicherheit durch Überwachung“ oder wer diskutiere noch ernsthaft die Sinnhaftigkeit von Freiheitsbeschränkungen, wenn der Terror droht.
Wer diskutiert denn noch über Fracking oder Ecclestone, wenn er diese fette rote Überschrift liest. Bildzeitung? Würde man gerne annehmen, ist aber der Westen. Aber auch nur als Beispiel für ganz viele andere „Medien„, die sich an vermeintlicher Terrorgefahr ergötzen. Damit Auflage machen wollen und damit einer Struktur in die Hände spielen, die davon lebt und dadurch wächst, dass die Menschen Angst haben.
Diese Angst soll möglichst Abstrakt sein: US-Atombombenlager, öffentliche, private, kirchliche Einrichtungen etc. Aber doch so konkret, dass sie ein Gesicht hat, dass man mit ihr verbinden kann. Und das ist das Perfide an der Sache: Kaum jemand kann sich dem verschließen. Und wer es schafft, gilt als Außenseiter. Als jemand, der die Realität nicht erkennen will.
Aber was genau ist eigentlich die Realität? Welchen Einfluß hätten „Terroristen“, wenn die Medien ihnen nicht den Nährboden bieten würden, auf denen ihre Angst wächst? Welche Chance hätten Terroristen einem freiheitlichen und toleranten Staat gegenüber, der seine Bürger nicht immer weiter einengt und in ihren Rechten beschneidet, bis diese irgendwann beginnen, sich dagegen aufzulehnen?
Hier stimmt was nicht.
Keine Frage. Es gibt Verwirrte. Es gibt Knallköppe. Und es gibt gefährliche Menschen. Nur unser Umgang mit diesen ist alles andere als Souverän. Wir bauen sie auf, wir bieten ihnen die Plattform und dann nutzen wir sie – ohne ihr Wissen – um eine Umgebung der Angst und Willfährigkeit zu schaffen. Und es gibt sicherlich auch den einen oder die andere Politiker/-in, die gar nicht so böse darüber wäre, wenn es endlich mal wieder knallen würde. Denn die nächste Runde schärferer Gesetze liegt schon in den Schubladen. Es muss nur noch ein wenig köcheln…
einen Drogen nehmenden, mit Drogenkriminalität verbundenen Rocker, der „seinen“ Club aufrüstet und diverser Gewaltverbrechen beschuldigt wird. Aber ein Geständnis und die Drogensucht ergeben mildernde Umstände.
Strafe: 6 Jahre, 6 Monate.
einen zur Tatzeit 22-jährigen, der einen Drohanruf(!) macht, der scheinbar politisch gerade recht kam. Dem man außerdem zur Last legt, Mitglied in einer ausländischen Terror-Organisation zu sein.
Damit habe E. sich der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten schuldig gemacht, befand das Gericht.
Strafe: 7 Jahre.
Ehrlich? Ich krieg es nicht auf die Kette. Für mich stehen die Urteile im Vergleich in einem absoluten Missverhältnis.
Und mit das Geilste:
Als strafverschärfend werteten die Richter allerdings unter anderem, dass E. eine Waffenausbildung absolviert und an Kampfhandlungen teilgenommen habe.
Äh wie meinen? Das gilt aber vermutlich natürlich nur wieder für die per Definition Bösen. Mit Sicherheit nicht für die Soldaten, die in den Krieg ziehen, um anderen Ländern Frieden, Freiheit und Demokratie zu bringen 😉
Äh….
hab ich was verpasst?
Sprengsätze in #Göttingen gefunden. „Flora und Fauna" will's gewesen sein. http://t.co/tGsKO95HWn
— taz (@tazgezwitscher) December 30, 2013
https://twitter.com/FWhamburg/status/417688048311484416
Der Ketzer in mir will fragen, ob eine Wahl ansteht? Oder irgend etwas anderes als die CSU-Idiotie gerade aus der Presse gedrängt werden muss? Oder brauchen wir gerade irgendwo schärfere Gesetze? Irgendwas muss doch sein?
Alle Jahre wieder kommt das Christus-Kind.
Und ebenso verläßlich kommt vor Wahlen in besonderen Konstellationen das Terrorgespenst aus seinem Loch: „Der Terror und der Wal. Entschuldigung, die Wahl.“ weiterlesen
Als ich gestern im Kino die Nachricht auf das Handy bekam, dass es in Boston vermutlich einen Terror-Anschlag auf einen / am Rande eines Marathon gegeben hat, war meine erste Reaktion zu fragen, wer gerade einen brauchen könnte. Das brachte mir böse Kommentare von meiner Begleitung ein. „Der Terror von Boston“ weiterlesen
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ist oft die letzte Hoffnung, wenn unsere Regierungen mal wieder über die Stränge schlagen. Wie oft allein in der laufenden Legislaturperiode Gesetze und Ansichten der Bundesregierung (zu recht!) zusammengefaltet wurden, vermag man kaum zu zählen.
Doch heute kommt aus Karlsruhe eine Katastrophe. Eigentlich: DIE Katastrophe. In Bold.
In einer gemeinsamen Entscheidung aller Richter am BVerfG wurden Bundeswehreinsätze im Inneren erlaubt. Das, wovon „Sicherheitspolitiker“ vor allem der CDU/CSU seit 20 Jahren träumen.
Wir reden hier wohlgemerkt nicht von der Hilfe bei Unglücken wie Hochwasser oder so. Sondern wir reden hier von bewaffneten Kampfeinsätzen auf deutschem Boden.
Dabei geht es, logisch, um Terror und anderes. Und natürlich, das betonen die Richter, ist der Einsatz der Bundeswehr nur die „Ultima Ratio“ und natürlich darf sie nur bei katastrophalen Katastrophen eingesetzt werden.
Wir alle wissen, dass solche Worthülsen als Wenn-Dann-Bedingungen nicht funktionieren. Denn selbst ein im Nachgang festgestellter Verstoß gegen eine der Regeln wäre nicht zu ahnden und, was viel schlimmer ist, der Schaden ist schon angerichtet.
Das BVerfG hat den Hardlinern geholfen, die Grenze weiter zu verschieben.
Und das völlig grundlos. Oder hat einer von Euch das Gefühl die Polizeien wären nicht in der Lage, der Kriminalität im Lande Herr zu werden? Also ich nicht.
Meiner Meinung nach verlassen die Richter am BVerfG den Boden des Grundgesetzes mit dieser Entscheidung. Und ich habe große Angst vor den ersten Versuchen, die Bundeswehr dann doch bei Demonstrationen einzusetzen. Gründe ließen sich genug finden, denke man nur an Gorleben und Co.
Und mitten in der Diskussion um die fragwürdigen Entscheidungen unseres Bundesinnenministers kommt…
… mal wieder Neues von BinLaden und dem islamistischen Terrorismus.
Ein Schelm, wer böses dabei denkt? Zum Beispiel, dass wir in einer von Angst geprägten Diskussion ganz schnell vergessen, mal nach der persönlich Eignung von Führungskräften zu fragen?
Ich frag ja nur… 😉
Sagt mal, was ist denn mit derWesten los?
Nachdem die gestern morgen schon so einen Hammer-Artikel im Angebot hatten, folgte noch am Abend der nächste Kracher:
Ein absolut unreflektierter Beitrag über die „Bedrohung aus dem Netz“. Panikmache vom Feinsten, ohne jede Substanz und ohne auch nur für 2 Pfennig nachzudenken.
Werner Dohr, Leiter Ermittlung des Kompetenzzentrums Cybercrime beim LKA, sagte auf einem Kongress der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Düsseldorf, elektronische Angriffe auf die Temperatur-Steuerung von Hochöfen könnten zum Beispiel für lange Zeit die Stahlerzeugung lahmlegen. Ähnliche Attacken auf Raffinerien seien möglich und könnten dort zu Produktionsstopps führen.
Oh Really?
An der Stelle sei dann wohl gefragt, was denn bitte solche Steuerungssysteme „im Internet“ zu suchen haben? Sowas dürfte allenfalls im Intranet eines Konzerns zu finden sein und selbst dort hat ein Produktivsystem wie die Hochofensteuerung nichts zu suchen. Was soll so ein Bullshit? Ach ja richtig, da muss jemand die bedeutung des Kompetenzzentrums Cybercrime untermauern. Die Quizfrage ist nur: wieso wird das so unkritisch wiedergegeben?
Der geheimnisvolle „Stuxnet“-Virus, der vor einem Jahr die iranische Atomindustrie getroffen hatte, sei auch auf den Rechnern von 14 deutschen Firmen entdeckt worden, sagte der LKA-Mann. Den Einsatz von „Stuxnet“ durch unbekannte Hacker, deren Standort in Israel vermutet wird, hält er für eine Zäsur in der Geschichte der Internetangriffe. Der Virus hat nach Feststellungen von Experten schon Nachfolger gefunden. Dohr forderte die Wirtschaft auf, beim Schutz stärker vorzubeugen.
Ja ne ist klar. Das sagt ein Mann, der für ein Land arbeitet, dessen Bund 2007 die sogenannte Hackerparagraphen verabschiedet hat. Die damit verbotene Software ist nun genau die Software, mit der man z. B. nach Sicherheitslücken suchen könnte. Damals wurden die Bedenken in den Wind geschlagen. Jetzt also soll die Wirtschaft ohne Arme an die Kekse?
Deutschland entwickelt sich zu einem Schwerpunkt der internationalen Cyber-Kriminalität, glaubt der Kölner Staatsanwalt Markus Hartmann. Die Ermittler hätten Hinweise, wonach erstmals auch Gelder aus dem Drogenhandel flössen, um die kriminelle Hackerszene technisch aufzurüsten. Die Gewinne aus Drogendeals und Cyber-Kriminalität seien weltweit „annähernd gleich hoch“.
Was ist das bitte für ein unsubstantierter Unsinn? Hier wird eine Kriminalitätsart mal eben mit einer ganzen Klasse von in Frage kommenden Delikten (von Mobbing über Sabotage und Spionage bis hin zu Schwerkriminalität) gleich gesetzt? Das wäre so, als zu sagen, dass alle möglichen Straftaten zusammen genommen mehr Schaden anrichten als der Diebstahl von Autos. Eine vollkommen sinnlose Aussage.
Was der Autor, mit dem bezeichnenden Namen Dieter Seher, hier schafft ist ein weiteres „Angstwerk“. Die Menschen sollen Angst haben vor der bösen, der dunklen Seite des Netzes. Neues erfährt man nicht. Aber man erfährt über den Autor, dass sein journalistisches Verständnis sich darauf beschränkt, halbgare Wahrheiten aus dem Munde von Interessensträgern weiterzutragen.
Kein Wunder, dass es den Zeitungen immer schlechter geht.
[Update am Ende]
Paranoia my ass:
Bernd Kiesewetter und Tobias Fülbeck liefern sich meiner Meinung nach auf derWesten eine Schlacht um den irrsten Irrsinn des Monats. In bester Innenminister-Terror-Panik-Weise.
Was war passiert?
Es wurde eine Tüte gefunden mit elektronischem Spielkram:
In der gefundenen Plastiktüte war eine Vorrichtung mit Handy, Akku, Relais und Lautsprecher. Es sollte wohl eine Sirene werden, die per Anruf losgeht.
So weit, so unspektakulär. Fernbediente „Alarmanlagen“ haben wir auch früher in der Schule gebaut 😉 Aber Terrorwahn wäre nicht Terrorwahn, wenn man nicht aus der harmlosesten Spielsache eine gefährliche Gefahr machen kann. Und das geht durch einfaches Hinzufügen:
Die verwendeten Bauteile seien dazu in der Lage gewesen, eine Bombe zu zünden, wenn Sprengstoff hinzugefügt worden wäre.
Und um sich vor etwaiger Kritik zu schützen fügt man dann das Offensichtliche hinzu (und suggeriert dem einfachen Geist so eine ausgewogene Berichterstattung):
Es wurde jedoch kein Sprengstoff gefunden.
Und dann das große Finale:
Was die angebliche Sirene für einen Sinn gehabt haben soll, ist für die Polizei noch rätselhaft.
Na klar. Ein Rätsel. Und was für ein schweres. Das man auch gar nicht lösen kann, wenn man das Textfragment…
Die Polizei hat einen jungen Mann festgenommen, der am Donnerstag morgen zwischen 6 und 7 Uhr in einem Gebäude direkt gegenüber einer Moschee eine Plastiktüte mit Plastikdrähten in einem Kellerschacht präpariert hatte.
…mit der Tatsache kombiniert, dass genau dort der proNRW-Aufzug vorbeiziehen sollte. Woher ich das weiß? Na, aus dem Artikel der vorher bei derWesten an dieser prominenten Stelle stand. Aber der war wohl nicht reißerisch genug 🙁
Und morgen auf derWesten?
Das Auto des Unkreativen hätte eine Bombe zünden können, wenn Sprengstoff hinzugefügt worden wäre. Sprengstoff wurde jedoch nicht gefunden. Was das angebliche Auto für einen Sinn gehabt haben soll, ist für die Polizei noch rätselhaft.
Aber interessant, für was man heute alles verhaftet wird. Wegen… grobem Unfug? Potentiellem und nicht erfolgtem Stören der öffentlichen Ordnung? Wenn derWesten was auf sich hielte, würde er hier mehr Kritik üben, Fragen stellen und nicht so einen hanebüchenen Terror-Schwachsinn publizieren.
So.
Genug aufgeregt für heute 😀
Freuen wir uns lieber, dass wir in einem Rechtsstaat leben. Nach der Definition von Wolle Schäuble definiert der sich ja so:
„Den Rechtsstaat macht aus, dass Unschuldige wieder frei kommen.“
Update:
DerWesten, bzw. die Autoren haben den Text nochmal überarbeitet. Echt, man sollte von allem ein PDF machen, weil die Uhrzeit im Header m. E. n. die des ersten Online stellens ist. Unglaublich. Leider wurde die Überarbeitung weder transparent gemacht, noch genutzt den Text weniger reißerisch zu gestalten. Jetzt taucht aber (wieder) der Hinweis auf den (vermeintlich linken) Hintergrund des (vermeintlichen) Attentäters auf.
Und die Kommentarfunktion ist auch gleich ausgeschaltet?! My ass..
Schünemann ist wieder da:
Wie das MigMagazin berichtet, hat Schünemann erkannt, dass der beste Schutz Prävention ist. Prävention habe ich mir allerdings persönlich anders vorgestellt, als Arbeitgeber ihre Mitarbeiter nach einseitigen Kriterien im Auge behalten zu lassen:
Diese sollen in die Lage versetzt werden, „Radikalisierungsprozesse im eigenen Firmenumfeld frühzeitig zu erkennen“, heißt es dazu im Handlungskonzept. Um dieses Ziel zu erreichen, sei vorgesehen, Arbeitgeber für die Themenfelder „Islamismus“ und „Radikalisierung“ zu sensibilisieren.
Alles klar, Herr Schünemann? Vielleicht sollten wir noch mal intensiv über die wirklichen Probleme unserer Gesellschaft reden. Zum Beispiel über die Anzahl Toter durch rechten Extremismus im Vergleich mit „Islamisten“ und dem „Linken Terror“?
Aber statt dessen gehen Politiker wie Schünemann (CSU) lieber hin und schüren noch die Vorurteile…
Meine Meinung: Zum Kotzen!