Wie im Film

Wir erinnern uns:

Im April hatte der Bundesanwalt Range noch mitteilen lassen, dass er nicht in Sachen NSA ermitteln täte:

Die Bundesanwaltschaft hat dementiert, dass sie wegen der neuen Spionage-Affäre im Zusammenspiel zwischen dem Bundesnachrichtendienst und dem US-Geheimdienst NSA Ermittlungen aufgenommen hat.

Quelle: FAZ

In Sachen „Merkel-Fon“ wurde dann aber ja doch ermittelt. Wir haben damals gespottet, dass die Überwachung des Volkes nicht wichtig genug ist, aber wenn es um Merkel geht… aber war wohl nicht so, denn die Ermittlungen wurden ganz schnell eingestellt:

Generalbundesanwalt Harald Range hat Ermittlungen wegen des Verdachts der Ausforschung des Handys von Kanzlerin Merkel eingestellt. Der Grund dafür ist bürokratischer Natur.

Quelle: Welt

Die bürokratische Natur war das hier:

Der Vorwurf lasse sich nicht gerichtsfest beweisen, teilte die Behörde am Freitag in Karlsruhe zur Begründung mit.

Wie das in der Kürze der Zeit so schnell fest stehen konnte, wird das Geheimnise der handelnden Personen bleiben. Ich persönlich vermute ja starke politische Motive.

Anfang Juli kam das Thema noch einmal auf. Nach Veröffentlichungen von WikiLeaks wurde der US-Botschafter zum Gespräch gebeten. Aber sofort war klar:

Die Bundesanwaltschaft leitet nach den neuen Wikileaks-Enthüllungen über Abhöraktionen des US-Geheimdienstes NSA in Deutschland erst mal kein neues Ermittlungsverfahren ein. Das teilte die Behörde am Donnerstag in Karlsruhe mit.

Quelle: ND

Ebenfalls bemerkenswert schnell und unter dem Radar der meisten. Dumm nur, dass WikiLeaks jetzt noch einmal nachlegt und dem Bundesanwalt all das präsentiert, was er eigentlich hätte ja mal zusammen mit den „Sicherheitsbehörden“ ermitteln können:

Today, Wednesday 8 July at 1800 CEST, WikiLeaks publishes three NSA intercepts of German Chancellor Angela Merkel, together with a list of 56 National Security Agency (NSA) target selectors for the Chancellor and the Chancellery. It lists not only confidential numbers for the Chancellor, but also for her top officials, her aides, her chief of staff, her political office and even her fax machine. The combined German NSA target lists released by WikiLeaks so far shows the NSA explicitly targeted for long-term surveillance 125 phone numbers for top German officials and did so for political and economic reasons, according to its own designations.

Quelle: WikiLeaks

Wäre der Großteil der Deutschen nicht mit Griechenland erfolgreich abgelenkt, müsste die Luft für Range, aber auch Merkel, jetzt bermekenswert dünn werden. Denn mit Nicht-Wissen kann sich jetzt eigentlich niemand mehr ausreden und die Ausreden der Veergangenheit werden überdeutlich zu „Nicht-Wissen-Wollen“ der Verantwortlichen.

Ich bin mal gespannt wie das weiter geht. Der Artikel bei WikiLeaks läßt ja keinen Zweifel daran, dass das Bundeskanzleramt schon länger Bescheid gewusst haben muss.

Damit einher geht auch die jüngste Veröffentlichung über die Mittwissenschaft der deutschen Sicherheitsbehörden:

 Geheime Akten belegen: Deutsche Sicherheitsbehörden hatten spätestens 2002 den Verdacht, dass Briten und Amerikaner im Berliner Regierungsviertel den Mobilfunk abhören.

Quelle: Zeit

Ich bin mal gespannt, wie in 20 oder 30 Jahren über heute gedacht wird. Wenn nach und nach bekannt wird, dass die jetzt öffentlichen Informationen ja wie üblich nur die Spitze des Eisbergs sind.

Etwas nettes hat die ganze Nummer dann aber doch: Es wird klar, dass nicht nur die Bevölkerungen unter dem Auge der Geheimdienste stehen. Sondern auch Regierungen. Was wiederum die Frage aufkommen läßt, wie unabhängig Regierungen noch arbeiten können. Wenn anzunehmen ist, dass bei jeder Gelegenheit ein Herr im Anzug um die Ecke kommt und sagt:

„Nette Politik, die sie da machen wollen. Aber stellen Sie sich mal vor, dieser Koffer mit Fotos Ihrer letzten 50 Shades-Party würde im Zug vergessen werden… „

Die VDS, die SPD, die Lügen und der Frust

Hach,

ich höre sie schon wieder alle jammern. Die Wahlbeteiligung, sie ist so niedrig. Die jungen Leute interessieren sich nicht für Politik. Was kann man nur tun? Die Rechten erstarken. Wie kann das nur passieren? Oh weh oh weh.

Kurzer Gruß nach Berlin:

Hört doch einfach auf die Leute zu verarschen, zu verraten, zu verkaufen!

Ich meine, was genau erwartet man denn von einem Volk, das „vertreten“ wird von Menschen die sich heute einen Dreck um ihre Worte von gestern kümmern. Wie „Merkel – mit mir kommt keine Maut„, die dann doch kommt. Oder TTIP.

Oder eben der Vorratsdatenspeicherung.

Ach ne, die heißt ja jetzt in bester Orwellscher Weise „Höchstspeicherfrist„.  Was für ein Hohn.

Tatsächlich geht es natürlich nicht darum, die Speicherung zu beschränken. Sondern erst einzuführen. Von einem Minister, der gerade erst gesagt habe, mit ihm gäbe es das nicht:

Klar. Und mit Merkel keine Maut.

Die Zeit hat eine interessante Theorie, warum: Weil Gabriel die VDS als „Geschenk“ an die Bundesmutti brauchte. Und wie wenig die Abgeordneten und Minister tatsächlich noch ihrem Gewissen folgen wird auch schnell klar:

Nun hat Minister Maas geliefert, genau vier Wochen nach der Ansage seines Chefs. Es ist Mittwochmorgen, Maas sitzt aufrecht in seinem Ministerium, der Anzug passt makellos. Die Sonne scheint durch die Fenster, der Minister wirkt aufgeräumt, er guckt freundlich, lobt den „guten Kompromiss“, den er mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) gefunden hat. Statt „Vorratsdatenspeicherung“ sagt Maas „Mindestspeicherpflicht“ – das klingt harmloser.

Maas Vorgängerin im Amt, die FDP-Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger trat zurück, als sie den großen Lauschangriff ausarbeiten sollte – aus Gewissensgründen. Für Maas war das nie eine Option. Nach langen Politikerjahren im bundespolitisch unbedeutenden Saarland war der Ministerjob in Berlin seine große Chance.

Ja super. Für das Ego mal eben das ganze Land unter Generalverdacht stellen.

Und natürlich kommen wieder die „aber denkt doch an die Kinder“-„das wird alles nicht so schlimm werden“-Sprecher aus dem Boden gekrochen. Ach wird es nicht? Dann ist es sicherlich Zufall, dass schon jetzt auch die Ressourcen geplant werden, mit all den wunderbaren Daten auch „arbeiten“ zu können:

Das Bundesamt für Verfassungsschutz errichtet für mehrere Millionen Euro eine neue Einheit zum Ausbau der Internet-Überwachung. Das geht aus dem geheimen Konzept zur „Erweiterten Fachunterstützung Internet“ hervor, das wir veröffentlichen. Über 75 Spione sollen Chats und Facebook überwachen, Bewegungsprofile und Beziehungsnetzwerke erstellen sowie „verdeckte Informationen erheben“.

Ist ja nur konsequent.

Deutlich ist nur, dass die „alte Politik“ Angst vor dem Internet und den daraus resultierenden Möglichkeiten hat. Die Angst vor dem Verlust der persönlichen Macht und Erhabenheit findet Ausdruck in immer absurderen Versuchen, den Menschen die mit Schweiß und Blut erkämpfte Freiheit zu nehmen.

Und einmal mehr hofft und bangt man, Karlsruhe möge dem ein Ende bereiten.

Und zur nächsten Wahl…. siehe oben.

Unbeobachtete Mails?

Nein.

Doch.

Ohhhh!

Google (und MSN und so weiter) scannen also Mails. Nach Kinderpornographie. Jemand überrascht? Wirklich? Wie doof seid Ihr denn!

Mal im Ernst, Google hat schon mal geäußert, man könne doch Mails scannen, um passgenau Werbung zu platzieren. Ihr erinnert Euch? Und darf ich Euch auch daran erinnern, dass eMails wie Postkarten sind, wenn Ihr sie nicht verschlüsselt?

Natürlich werden Mails durchsucht. Und wenn schon nach Pornos, dann bestimmt auch nach Terrorismus. Vielleicht nach Drogen. Oder Verkehrssündern. Macht Euch nix vor, die Büchse der Pandorra ist längst offen und nur Kleinkinder und Idioten dürfen glauben, es wäre nicht so.

Im konkreten Fall hält sich mein Bedauern in Grenzen: Wer illegales per Mail verteilt und zu doof ist, PGP zu nutzen, der hat es verdient erwischt zu werden – völlig losgelöst vom Vorwurf und Delikt. Aber es freut mich, dass jetzt langsam auch die Presse wach wird. Zwar stellt man nur zaghaft die Frage nach dem Datenschutz – denn wer würde schon mit dem Datenschutz den Missbrauch von Kindern verdecken wollen. Aber die Fragen kommen. Und vielleicht kommen irgendwann auch die richtigen Fragen, nämlich danach wie leicht man sich schützen kann.

Und das kann man. Zum Beispiel über den Einsatz von TrueCrypt + Thunderbird + Enigmail.

Und natürlich habt Ihr recht: in einer perfekten Welt sollte es nicht notwendig sein, Rechner und Mails zu verschlüsseln – vor allem dann nicht, wenn man sich nichts zu schulden kommen läßt. Wir leben aber nicht in einer perfekten, sondern ziemlich kaputten Welt, die einer Orwellschen Dystopie schon fast  zum Verwechseln ähnlich ist. Und in dieser seid Ihr gezwungen, die letzten privaten Freiräume zu verteidigen. Also macht das!

(Es ist nur eine Frage der Zeit, bis mit dem Terrorismus-Kinderporno-Argument auch Festplattenverschlüsselung und Mailverschlüsselung unter Strafe gestellt werden. Oder andere Länder dem Beispiel Englands folgen und Knast ermöglichen, wenn man sich weigert seine Kennwörter heraus zu geben. NOCH aber ist es nicht so weit. Also kriegt den Arsch hoch!)

Das Geschäft mit der Angst

Das „Schöne“ an Angst ist, dass man mit ihr so herrlich bestimmte Verhaltensweisen triggern kann. Vernunft weicht dann oft Unvernunft und selbst Menschen die besonnen sind, lassen sich verleiten Dinge zu akzeptieren, die nicht akzeptabel sind.

Nebenbei kann man mit Angst auch hervorragend von echten Problemen ablenken. Ukraine. Syrien. Afrika. NSA und BND. All die echten Probleme treten in den Hintergrund, wenn man Angst hat. Und von daher ist man als Lenker eines Staates froh, wenn man sein Volk in Angst und Schrecken halten kann. Wer widerspräche schon irren Forderungen nach „Sicherheit durch Überwachung“ oder wer diskutiere noch ernsthaft die Sinnhaftigkeit von Freiheitsbeschränkungen, wenn der Terror droht.

http://www.derwesten.de/politik/silvio-k-droht-mit-anschlag-auf-deutsches-atombombenlager-id9673562.html
Screenshot von derwesten http://www.derwesten.de/politik/silvio-k-droht-mit-anschlag-auf-deutsches-atombombenlager-id9673562.html

Wer diskutiert denn noch über Fracking oder Ecclestone, wenn er diese fette rote Überschrift liest. Bildzeitung? Würde man gerne annehmen, ist aber der Westen. Aber auch nur als Beispiel für ganz viele andere „Medien„, die sich an vermeintlicher Terrorgefahr ergötzen. Damit Auflage machen wollen und damit einer Struktur in die Hände spielen, die davon lebt und dadurch wächst, dass die Menschen Angst haben.

Diese Angst soll möglichst Abstrakt sein: US-Atombombenlager, öffentliche, private, kirchliche Einrichtungen etc. Aber doch so konkret, dass sie ein Gesicht hat, dass man mit ihr verbinden kann. Und das ist das Perfide an der Sache: Kaum jemand kann sich dem verschließen. Und wer es schafft, gilt als Außenseiter. Als jemand, der die Realität nicht erkennen will.

Aber was genau ist eigentlich die Realität? Welchen Einfluß hätten „Terroristen“, wenn die Medien ihnen nicht den Nährboden bieten würden, auf denen ihre Angst wächst? Welche Chance hätten Terroristen einem freiheitlichen und toleranten Staat gegenüber, der seine Bürger nicht immer weiter einengt und in ihren Rechten beschneidet, bis diese irgendwann beginnen, sich dagegen aufzulehnen?

Hier stimmt was nicht.

Keine Frage. Es gibt Verwirrte. Es gibt Knallköppe. Und es gibt gefährliche Menschen. Nur unser Umgang mit diesen ist alles andere als Souverän. Wir bauen sie auf, wir bieten ihnen die Plattform und dann nutzen wir sie – ohne ihr Wissen – um eine Umgebung der Angst und Willfährigkeit zu schaffen. Und es gibt sicherlich auch den einen oder die andere Politiker/-in, die gar nicht so böse darüber wäre, wenn es endlich mal wieder knallen würde. Denn die nächste Runde schärferer Gesetze liegt schon in den Schubladen. Es muss nur noch ein wenig köcheln…

So so, der Verfassungsschutz liest also Briefe? Na, da bin ich aber erstaunt. Nicht.

Manche Nachrichten sind irgendwie nur auf den ersten Blick Nachrichten oder gar Überraschend. So berichtet Heise heute, dass auf Anfrage der Linkspartei herausgekommen ist, dass der Thüringer Verfassungsschutz die Post mitliest:

 Eine Landtagsabgeordnete in Thüringen hat durch eine Kleine Anfrage erfahren, dass der Verfassungsschutz des Landes heimlich Briefe öffnet, offenbar auch in Poststellen. Wozu das geschehe, könne man aber nicht preisgeben.

Der eigentliche Skandal ist natürlich, dass man sein eigenes Handeln nicht rechtfertigen will. *geheimnisvolles Geräusch einfügen* Das ist Geheim und das darf man aus Sicherheitsgründen niemandem sagen. Und natürlich braucht das kein Mensch zu glauben. Der einzige wahre Grund für die Geheimniskrämerei ist vermutlich, dass sonst aufkippen würde, dass man die Post durchschnüffelt, weil man es kann. Nicht mehr und nicht weniger.

Aber ist irgendwer überrascht davon?

Ich meine, es kann doch niemand der bei Verstand ist, glauben das nur in der ehemaligen DDR die Post mitgelesen wurde. Und das die Geheimdienste und Sicherheitsbehörden unserer Republik sich ernsthaft nur auf elektronische Kommunikation beschränken? Denn die ist ja noch gar nicht so alt und das Mitlesen von Briefen wird früher das Standardinstrument zur Informationsbesorgung gewesen sein.

Interessant ist aber die Frage, warum bei all den aufgedeckten Ereignissen noch immer keine Konsequenzen folgen. Offensichtlich macht sich Regierung unter Merkel nicht einmal Sorgen, dass es Konsequenzen geben müsste. Man hält in Berlin die Füße still und hat Erfolg damit.

Und das ist unser eigentliches Problem.

Wenn eine transparente Telekom Angst macht

Die Telekom hat jetzt eine Transparenz-Offenive gestartet und veröffentlicht erstmals die Zahlen zu Anfragen der Sicherheitsbehörden. Und man muss sich vergegenwärtigen, dass die Telekom ja nur ein Provider für Telefonie und Internet ist:

Für 2013 bedeutet das:

Die nachfolgende Übersicht weist für den Betrachtungszeitraum 2013 die von staatlichen Stellen gegenüber der Telekom angeordneten Anschlussüberwachungen sowie die beauskunfteten Verkehrsdatensätze, Teilnehmerbestandsdaten und IP-Adressen aus:

  • Anschlussüberwachungen 49.796
  • Verkehrsdatensätze 436.331
  • Teilnehmerbestandsdaten 28.162
  • IP-Adressinhaberdaten 946.641

Alleine, dass nur die Telekom schon fast 50.000 Anschlüsse überwacht hat ist unglaublich. Aber auch die Zahl der IP-Adressinhaberdaten ist absolut Schwindel erreigend. Die Telekom definiert diesen Wert so:

Im Rahmen der zivilgerichtlichen Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen wurden in insgesamt 946.641 Fällen die Inhaber von IP-Adressen auf Basis von § 101 UrhG beauskunftet. Die Beantwortung dieser Anfragen nimmt die bei Telekom zuständigen Bereiche in besonderem Maße in Anspruch. Mangels gesetzlicher Verpflichtung findet eine weitergehende Speicherung der beauskunfteten Teilnehmerdaten nicht statt.

Das bedeutet, dass in fast einer Million Fälle ohne jeden Beweis einer Schuld Daten ermittelt wurden – ohne das der Betroffene es jemals erfährt. Wegen… Urheberrecht.

Ich finde die Zahlen der Telekom sprechen für sich und ich will gar nicht versuchen die hoch zu rechnen auf die anderen Service-Anbieter. Mir reichen allein die Zahlen um zu sehen, dass nicht nur die NSA ein Problem ist. Sondern auch die Regelungs- und Überwachungswut unserer eigenen Regierung. Und in deren Windschatten der „Rechteverwerter“.

Warum kann keiner diese Irren stoppen?

.

Gerade erregt ein Tweet von Stefan Körner, aka Sekor, meine Aufmerksamkeit:

Meine Spontane Antwort war:

Und das möchte ich gerne erklären: Es ist nämlich so, dass wir uns nur deshalb überwachen und gängeln lassen, weil wir es zulassen. Ja ehrlich, wir sind aktiv daran beteiligt, dass sich die Gesellschaft so entwickelt, wie sie es tut. Und zwar in dem wir die Macht in den Händen derer lassen, die sie missbrauchen.

Denn machen wir uns nix vor, zahlenmäßig wären wir in der Lage was zu verändern. Das verlangt allerdings mehr als auf eine Demo zu gehen oder sich kurz aufzuregen und dann wieder RTL einzuschalten. Es würde verlangen, in die Politik zu gehen. Und die fängt in der Kommune an.

Und nur, wenn wir genügend Menschen in die Politik bekommen, die sich nicht einlullen lassen und die für unsere Freiheit nicht nur hart arbeiten, sondern auch Rückschläge in Kauf nehmen, wird sich was ändern.

Schaut Euch doch mal an, wer heute über uns entscheidet. Das sind die Politiker, die wir ständig kritisieren. Und die machen es, weil sie können. Weil wir einfach nur dasitzen und jammern.

Die Alternative ist, selber eine bessere Politik zu machen. Sich nicht von dem ständigen „There is no Alternative“ einlullen und mit Ausreden abspeisen lassen. Wenn sich etwas änder soll, müssen wir die richtigen Menschen an die richtigen Schaltstellen bringen.

Damit sich etwas ändert, müssen wir uns ändern. Und uns politisieren.

 

Hier, benutzen sie DIESES Kabel

Hihi, ein Schelm wer böses denkt:

@cathalkelly twittert, dass in dem Willkommen-Paket in Sochi unter anderem ein Netzwerkkabel ist. Und das der Grund ist,  warum er das Paket überhaupt mitgenommen hat, denn das WLAN sei grottig:

https://twitter.com/cathalkelly/statuses/431413639074304000

Also, ich weiß ja nicht wie es Euch geht, aber ich muss dabei irgendwie an die NSA denken, die ja auch spezielle Kabel zum Abhören verwendet. Jetzt macht es auf den ersten Blick wenig Sinn, ausgerechnet das Kabel zu einer Wanze  umzubauen, dass sowieso alle Daten an einen Switch/Router schickt, wo ich sie lesen kann. Auf der anderen Seite muss man sich fragen, ob sich nicht doch eine Möglichkeit findet, z. B. VPN damit zu umgehen und die Daten vor der Verschlüsselung abzugreifen. Und warum sollte der FSB der NSA da in irgendetwas nachstehen? Haben nicht gerade erst die USA (oh Gott, ich muss schon wieder lachen) vor Spionage in Russland gewarnt? Und müssen DIE es nicht wissen? 😉

Im Grunde ist die Taktik ja klug: Ein WLAN ankündigen, dass unbenutzbar machen und dann den Leuten ein Kabel anbieten, dass die meisten heute vermutlich gar nicht mehr mit sich rum schleppen – weil sie ja ein funktionierendes WLAN erwarten…

Und ja, inzwischen halte ich selbst das für möglich – wenn ich vor einem halben Jahr auch noch gesagt hätte, dass ich das für Unsinn halte. Aber man lernt ja.

Ich könnte, müsste, sollte. Ich will nicht.

Ich könnte über Sochi bloggen. Über den Wahnsinn, der sich Olympische Spiele nennt.

Ich sollte über die USA bloggen, wie sie mit dem Verbot von Flüssigkeiten im Handgepäck wieder mal versuchen, mit Angst zu spielen und Sicherheit vorzutäuschen. Zahnpastabomben, my ass.

Ich müsste über die EU-Beauftragte der USA, Nuland und ihr FUCK EU bloggen und darüber, wie sich ausgerechnet die USA über ein abgehörtes Telefonat aufregen, ja sogar so dreist sind, vor Überwachung in anderen Ländern zu warnen.

Aber ich will nicht. Ich habe einfach keine Lust – auch weil ich das Gefühl habe, dass es jenseits der kurzen Aufmerksamkeitsspanne durch die Presseveröffentlichungen, niemanden interessiert. Alle so „Oh mein Gott, dass ist ja… oh ein dreiköpfiger Affe!“ und keiner so „Wird Zeit die USA mel einzunorden und ihnen zu zeigen, was wir von ihnen und ihrem Weltbild halten“ oder auch nur „Wird Zeit, dass wir unsere Politik zurückerobern und uns nicht länger belügen lassen von Politikern, die uns dienen sollten“.

Deswegen kommentiere ich jetzt nicht einmal den Rücktritt von Linssen oder das Google heute mit der Regenbogenflagge Politik macht.

Ich hab einfach keinen Bock 🙁

Wird Zeit, dass Wochenende wird…

BSI, was geht? – Follow Up

Vor ein paar Tagen hatte ich über diese merkwürdige Nummer gebloggt, die sich das BSI geleistet hat.

Dazu gibt es jetzt ein nettes „Follow Up“ bei Netzpolitik.org:

Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass der Datenklau nicht erst seit Dezember bekannt war. Der Spiegel hat gestern bekannt gegeben, dass BKA und BSI bereits im August vor geknackten Konten gewarnt hatten. (…)

Konstantin von Notz sagte gestern dem Spiegel gegenüber, es stehe der Verdacht einer massiven Schutzpflichtverletzung im Raum, falls die Behörden wirklich seit August Bescheid gewusst hätten. Schutzpflichtverletzung ist ein sehr nüchterner Ausdruck für einen Vorfall, der illustriert, dass wir in Deutschland eine Zwei-Klassen-Gesellschaft haben, wenn es um Datenschutz und Privatsphäre geht.

Ich grabe mal ein bisschen weiter und stelle eine andere Frage:

Was ist denn, wenn das BKA oder andere diesen Schatz (erst einmal) für sich genutzt haben?

Natürlich kann man mittels Lawful Interception schon heute beliebige Mails  lesen und auf Wunsch (Richtervorbehalt?) gibt es vermutlich auch gleich eine Kopie des Postfachs.

Was aber, wenn jetzt dieser Datenstamm um den es da geht, erst einmal hinsichtlich der eigenen Interessen analysiert wurde? Wer garantiert dafür, dass nicht von staatlicher Stelle in welcher Form auch immer Unfug mit den Daten getrieben wurde?

Ich glaube, meine anfängliche Skepsis war mehr als berechtigt.

Und sie weicht langsam echter Beunruhigung.

 

Der hört das ab und die das? Gewöhnt Euch endlich dran!

Der heutige Aufreger in der nicht kleiner werdenden Enthüllungs-Orgie ist folgender:

Die NSA hat wohl dem kanadischen Geheimdienst geholfen, Free-WLAN-Spots abzuschnorcheln. The Verge berichtet:

Canada’s electronic spy agency has allegedly been using airport Wi-Fi to spy on its citizens. CBC News reports that the Communications Security Establishment Canada (CSEC) collected data over a two-week period from free Wi-Fi hotspots at what it describes as a “major Canadian airport.” While it’s unclear what data was obtained, CBC News claims it could be used to “track the wireless devices of thousands of ordinary airline passengers for days after they left the terminal.”

An der Stelle muss man vielleicht mal mit aller Deutlichkeit sagen: GEWÖHNT EUCH DRAN!

Ja, die Geheimdienste bespitzeln uns. Jeden von uns. Auch DICH!

Wichtig ist, jetzt nicht auf das Weichsprech von Politikern herein zu fallen. Und wichtig ist auch, endlich mal den eigenen Arsch hoch zu bekommen und sich zu überlegen, wie man es den Überwachern schwer machen kann. Im Falle von WLAN heißt hier die Lösung ganz klar: VPN.

Denn VPN ist an der Stelle Euer Freund. Und das gilt eigentlich IMMER, wenn Ihr irgendwo in einem WLAN seid, das Ihr nicht 100% kontrollieren könnt. Und selbst dann eigentlich.

Foto

In meinem Fall haben alle meine Mobilgeräte VPN-Clients eingerichtet. Eben weil ich z. B. am Bahnhof oder in der Stadt gerne die zahlreichen Hotspots nutze, sei es weil es schön viele gibt (Telekom), ich gerade da bin (Cafe) oder einfach, weil ich das lächereliche Inklusivvolumen meiner „Flat“ nicht erschöpfen will.

Und jedes dieser WLAN ist notorisch unsicher. Und das nicht nur wegen der NSA und Co. Jeder halbwegs intelligente Schüler kann Eure Datenkommunikation dort mitschneiden – im schlimmsten Fall dank nachlässig konfigurierter Geräte, dann auch gleich Eure eMail-Passwörter ausschnüffeln oder andere persönliche Daten.

Also nutzt doch Eure eigene emotionale Aufgewühltheit gerade mal positiv: Überlegt Euch, ob es nicht okay ist, minimale Einbußen im Komfort hinzunehmen und vor dem Datenverkehr den Schutz überzustülpen – meist nicht mehr als 2 Klicks entfernt. Und dann denkt auch noch mal über PGP nach 😉

Also: Die Frage ist nicht OB Ihr überwacht werdet. Denn ja, Ihr werdet. Auch nicht WIE, denn das ist vielfältig. Auch nicht von WEM, denn da kann es vom Script-Kiddie bei McDonalds bis zum Supergeheimdienst jeder sein. Macht Euch endlich Gedanken, wie Ihr die Hoheit über Eure Datenverbindungen zurückgewinnen könnt!

Bürgerkriegsähnliche Notwehrzustände?

In der Zeit ist ein interessanter Artikel vom Strafrechtler Dr. Berster erschienen, der sich mit der Frage auseinandersetzt: Ist Notwehr gegen die NSA zulässig?

Wenig überraschend kommt er zu dem Fazit, dass sie das ist. Und zwar auf Grund des Versagens oder Unwillens des Staates, seine Bürger zu schützen:

Auf unseren Fall gewendet erscheint damit die Rechtslage klar: Das fortlaufende Abhorchen begründet einen gegenwärtigen vieltausendfachen Angriff auf das informationelle Selbstbestimmungsrecht einer Vielzahl von Geschädigten, und Bürger B. setzt, nachdem ihm die mildere Option obrigkeitlicher Hilfe versagt wurde, von den ihm noch verbliebenen Mitteln das mildestmögliche ein. Seine Tat wäre demnach gerechtfertigt.

Sein Beitrag endet mit einem butterweichen Appell an eine Regierung, die ihn nicht hören will:

Darum, liebe Bundesrepublik, erfülle deinen Zweck und hilf! Denn wenn du uns nicht hilfst, dann könnten Bürger vom Schlage des B. auf die Idee kommen, uns zu helfen – und dann helfe uns Gott.

Und das geht leider meilenweit am Kern vorbei und vernichtet einen Großteil der positiven Effekte des Artikels. Denn statt einen solche hilflosen Appell an die Regierung zu richten, wäre es womöglich besser gewesen zu prüfen, ob und wie wir Bürger und die Gerichte die Bundesregierung zum Handeln zwingen könnten.

Denn eine „Notwehr“ gegenüber den Amerikanern in Deutschland würde blitzschnell in eine Gewaltspirale eskalieren, wie wir sie gerade in anderen Ländern beobachten können. Das Ergebnis wäre, dass der Deutsche Staat, der uns nicht schützen will, die Amerikaner mit aller Macht (aka Gewalt) schützen würde. Was daraus erwachen kann, vermag ich mir nicht vorzustellen.

Aber selbst wenn wir im Zuge der „Notwehr“ erst die Arbeit verhindern und schließlich die „Spione“ aus dem Land vertreiben könnten (was ich nicht glaube), löst das nicht unser Problem. Denn, und hier greift der Beitrag von Berster eben viel zu kurz, es ist kein nationalstaatliches Problem. Die Ausforschung beginnt und endet nicht auf unserem Grund und Boden. Vielmehr sprechen wir hier von einem globalen Problem. Und selbst wenn wir uns komplett von Europa und dem Rest der Welt abschotten würden durch eine Mauer – dann wären es eben die Satelliten von oben.

Udo Vetter nannte den Beitrag in der Zeit mutig. Und ich frage mich wieso?

Der Beitrag ruft nicht zur Gegenwehr auf, er zeichnet nur ein juristisches Bild. Und das ignoriert auch noch, dass der Staat an sich geneigt wäre, den Notwehr-Tatbestand mit allen Möglichkeiten zu negieren. Der Beitrag geht auch auf keiner Weise auf Artikel 20 Absatz 4 unseres Grundgesetzes ein. Der Leser weiß hinterher, dass er zwar theoretisch das Recht hätte sich zu wehren – praktisch aber keine Chance habe. Und das Fazit lautet, wenn die Bundesregierung nicht handelt, die ja bis jetzt auch nicht gehandelt hat, käme es zwangsläufig zu Gewalt.

Im Grunde ist der Artikel in meinen Augen nur… heiße Luft.

 

Nichtnachricht des Tages: Die USA verweigern sich dem No-Spy-Abkommen

Und eigentlich könnte hiermit alles gesagt sein:

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Die SZ, und in der Folge alle möglichen Medien, berichtet heute, dass das No-Spy-Abkommen mit den USA zu scheitern droht:

Das geplante No-Spy-Abkommen der Bundesrepublik mit den USA droht zu scheitern. Dass die beiden Länder gegenseitige Spionage nicht vertraglich ausschließen können, sorgt für Empörung.

Allerdings bin ich geneigt, die Partei übergreifende Erregung als Kasperletheater abztun. Oder wie Knuddelbacke auf Twitter schreibt:

Denn ehrlich betrachtet:

  1. War die Regierung nie überrascht
  2. War und ist die Regierung nicht an Aufklärung interessiert
  3. War und wird niemand mit den USA auf Konfrontation gehen.

Wobei vor allem letzteres spannend ist. Denn mit den im Moment auszuhandelnden „Freihandelsabkommen“ (die aus anderen Gründen eine Katastrophe sind), hätte man ein gewichtiges Pfund in der Hand. Außerdem könnte man den SWIFT-Transfer einstellen, die Abkommen zur Fluggastdatenspeicherung auflösen und so weiter. Denn, weltpolitisch gesehen, braucht die USA Europa dringender als wir die USA.

Gleichwohl hat kein mächtiger Politiker in Deutschland oder der EU genug Arsch in der Hose, jetzt wirklich aufzustehen und zu sagen: Okay, dann eben keine Daten mehr von uns. Oder: Okay, dann geben wir Snowden Asyl und lernen aus seinen Aussagen, wie wir uns schützen können.

Es sagt mehr als genug über Deutschland aus, wenn man heute in der Zeit liest, wie der frühere Bundesinnenminister Friedrich darüber denkt:

„Ich hatte übrigens wichtigere Themen als die NSA-Affäre“, sagte Friedrich dem Münchner Merkur. Die größeren Aufgaben während seiner Amtszeit seien die Zuwanderung nach Deutschland, Fragen der Integration und die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden gewesen, sagte der CSU-Politiker.

Klar, die Integration und Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden ist wichtiger. Denn man will ja nicht zu sehr in den Rückstand kommen und möglichst gut mitschnüffeln können.

Denn, auch das muss jedem klar sein: Die deutschen Organe schnüffeln nach innen und außen nicht weniger als andere Länder das tun. In sofern ist man froh, dass sich die Wut auf die USA konzentriert und man jetzt entrüstet tut. Weil man zugleich Angst hat, dass mal jemand sehr aufmerksam dahinter schaut, wie es eigentlich in Deutschland, Europa oder sonstwo ist.

Folglich ist das Problem auch nicht nationalstaatlich zu lösen. Aber gleichwohl wäre es ein Anfang, wenn Deutschland jetzt mal die transparente Nation geben würde und auf den Tisch legen würde, wie hier die eigenen Bürger ausgeforscht werden.  Denn dann könnte man auch offen darüber diskutieren, warum viele Skeptiker (mich eingeschlossen) direkt an „Wahlmanipulation“ denken, wenn sie lesen, dass die CDU/CSU gerne Wahlen über das Internet einführen möchte.  Und damit die perfekte Plattform schafft um erstens das Wahlgeheimnis auszuhöhlen und zweitens die relativ gute Absicherung der Integritäte unterminieren würde.

Denn das tiefe Misstrauen gegenüber Regierungen wird sich weiter ausbreiten. Weil immer mehr Menschen betroffen sein werden und dann auch das „ich hab nix zu verbergen“ nicht mehr ziehen wird. Und um das zu verhindern, versucht man jetzt PR-mäßig den Schwarzen Peter an die USA zu geben. Oder wie man im Internet sagt:

Schau! Dahinten! Ein zweiköpfiges Eichhörnchen!

 

 

So verschlüsseln Informanten nicht sicher – danke Spiegel!

Auf Spiegel Online gibt es eine Unterseite, wie man Informationen an den Spiegel verschlüsselt. Und die ist leider unbrauchbar.

Grundsätzlich ist zwar der Einsatz von TrueCrypt durchaus ein Mittel der Wahl, wenn man verschlüsselte Informationen übergeben will. Das scheitert hier aber daran, dass der Spiegel vorschlägt, die CD/DVD mit dem Container doch einfach per Post zu schicken und das Passwort mit getrennter Post.

Das ist natürlich Blödsinn. Denn das würde voraussetzen, dass die Post nicht abgefangen wird. Was eine ziemlich naive Ansicht darstellt.

Besser wäre gewesen, den Schlüssel ausschließlich im persönlichen Kontakt zu übergeben. Oder, wenn das scheitert, sicherzustellen, dass Datenträger und Schlüssel auf grundsätzlich unterschiedlichem Weg ankommen.

Noch simpler wäre natürlich gewesen, wenn Spiegel Online einen PGP-Key hätte. Denn dann könnte man den Schlüssel verschlüsselt als eMail senden. Oder gleich die Information als eMail, verschlüsselt mit PGP.

Also, lieber Spiegel, gut gemeint ist nicht gut gemacht.

Keine Anhaltspunkte für flächendeckende Überwachung

Ich liebe es ja, wenn MaHa Politikersprech auseinander nimmt. Und wenn ich dann den Pofalla sehe frage ich mich ernsthaft, wie sich ein ganzes Volk von so jemandem (in die Irre) leiten lassen kann. Da stimmen Aussehen und mein Eindruck ausnahmsweise mal überein:

[yframe url=’http://www.youtube.com/watch?v=0GqWJHAVeVw‘]