BMW & Garmin: Was zur Hölle stimmt mit Euch nicht?

BMW & Garmin: Was zur Hölle stimmt mit Euch nicht?

Ich spiele ja gerne mit GPS-Geräten rum, auch um zu schauen ob man sie vielleicht für das Geocachen nutzen oder zweckentfremden kann. Und im Moment habe ich die Gelegenheit einen „BMW Navigator 6“ zu testen. Das ist ein Navi für BMW-Fahrzeuge, primär Motorräder, wo es teilintegriert ist. Technisch ist es ein Garmin zūmo. Nach ein paar Tagen experimentieren kann ich nur sagen:

Was. Zur. Hölle!

 

Aktuell verkauft BMW das Navi für schlappe 840€ zzgl. Versand, Preislich also absolute Spitzenklasse. Und man hat einen interessanten Weg gefunden, Käufer von BMW (Motorrädern) zum Kauf zu überzeugen: Das Gerät übernimmt einen großen Teil der Board-Computer-Funktionen und die passende integrierte Halterung ist schon montiert. Da liegt es ja Nahe.

Beworben wird das Gerät unter anderem damit, dass man es auch mit dem Handy koppeln kann, für erweiterte Multimedia-Funktionen und Bluetooth für Kopfhörer ist auch an Board. Das klingt ja erst mal gut.

Das Display ist hell und die Bedienung für Menschen mit Motrorrad-Handschuhen optimiert. Das ist aber auch schon das Einzig positiv bemerkenswerte. Die Probleme fangen damit an, dass die am Lenker von Motorrädern verbaute „Fernbedienung“ praktisch nutzlos ist. Man kann den Zoom-Faktor der Karte einstellen. Für alles andere aber müssen die Finger ans Display. Was soll das?

Aber das ist noch nicht schlimm genug. Aber wir fangen mal am Anfang an:

Willkommen in der Vergangenheit

BMW / Garmin werben damit, dass das Gerät Micro-SDHC und XC-Karten bis 64GB unterstützt. Warum nur 64GB? Das weiß niemand. Aber das macht auch nix, denn wenn man eine 64GB SDCX einsteckt, passiert gar nichts. Warum nicht?

Nun, Garmin erlaubt nur Speicherkarten im alten „Fat32“-Format. Die Karten die man kauft, sind aber „ExFat“-Karten. Dabei handelt es sich um Dateiformate, also die Festlegung wie Daten gespeichert und gelesen werden. Theoretisch kann man Karten mit dem Format „ExFat“ nach „Fat32“ Umformatieren. Praktisch verweigert Windows 10 das aber – warum auch immer. Wer sich nicht mit der Kommandozeile auskennt, braucht hier schon mal eine spezielle Software wie Rufus. Sowohl die Beschränkung auf 64GB, als auch auf Fat32 ist absolut nicht zeitgemäß.

Hat man dann die Speicherkarte lauffähig und vielleicht auch Musik drauf, koppelt man das erste Mal Bluetooth-Kopfhörer mit dem Garmin. Das klappt fast problemlos. Aber auch nur fast. Denn:

Ich habe mal testweise ein paar billige Bluetooth-Kopfhörer und meine AirPod Pro verbunden. Bei letzteren ist der Klang ganz ok – nur leider vergisst das Garmin ständig, dass es mit den Kopfhörern gekoppelt ist. Ich vermute, dass das daran liegt, dass man bei Apple die Aufbewahrungsbox zum Koppeln nutzen muss. Das ist trotzdem mehr als ärgerlich, wer will schon jedes Mal vor einer Tour seine Kopfhörer neu koppeln?

Mit den preiswerten Bluetooth-Stöpseln tritt das Problem nicht auf. Dafür ein Neues, denn die Lautstärke steht jedes Mal auf Max. Und wenn man auf dem Garmin die Lautstärke anpassen möchte, bekommt man den Hinweis, man möge das bitte direkt am Kopfhörer machen. Unter dem Helm. Am Besten beim Fahren. Ja vielen Dank auch. Hat das niemand mal getestet?

Der nächste Clou sind die Sprachanweisungen. Die sind eine Frechheit und technisch / akustisch auf dem Niveau der späten 90er. Am Besten ist aber, wenn man Musik hört. „la la la pause pause pause Ansage pause pause pause la la la“. Im Ernst, die Musik bricht ab, es ist 2-3 Sekunden Stille, dann kommt die Ansage. Das konnte schon mein erstes TomTom besser.

Na gut, koppeln wir mal das Handy.

Natürlich kann das BMW-Navi nicht mit der Garmin-Connect-App, die alle meine anderen Garmin-Devices kennt, koppeln. Es kann auch nicht mit Garmin-Explore, einer App zum Verwalten von Tracks. Es braucht eine eigene App mit dem Namen „Smart Link“, die wenig bis keinen Nutzen hat. Doch einen: Sie überträgt die Temperatur auf das Navi. Ja richtig, das fast-1000-Euro-Navi hat keinen Temperatur-Sensor. Es zeigt den des Motorrads im Bordcomputer an, auf dem Display wird aber normalerweise eine vom Handy aus dem Internet übermittelte Temperatur angezeigt.

Zur Ehrenrettung der App muss man aber sagen, dass die Verkehrsinformationen recht gut sind. Aber völlig unnütz, weil der Hinweis „Verzögerung 1 Minute“ jetzt nicht wirklich hilfreich ist 🙂

Man kann aber über das Garmin auch direkt Musik vom Handy abspielen. Zumindest in der Theorie, denn in der Praxis kommt es abgehackt und stotternd in den Kopfhörern an. Absolut unbrauchbar (iPhone 11po, AirPods Pro). Also doch lieber Musik auf die Speicherkarte.

Kommen wir zum Routing:

Was ist das für ein Dreck?

Ein Ziel ist schnell eingegeben. Die Antithese zu Schnell ist aber die Routenberechnung. Man hat das Gefühl, dass in dem Gerät ein kleines Männchen mit Abakus sitzt und händisch auf einer Karte versucht, den richtigen Weg zu finden und dann mit bunten Kugeln zu berechnen. Man kann den Bits und Bytes förmlich  zusehen. Und wenn man schon losgefahren ist, bevor die Route fertig ist – und zwar anders als das Navi einen losfahren lassen würde? Herzlich willkommen in einer gefühlt nie endenden Neuberechnungs-Schleife.

Aber hey, man kann ja am PC Routen basteln. Ich hatte noch eine von einer längeren Reise (1600km) und dachte, ich schiebe die mal in das Gerät. Also auf die Speicherkarte kopiert und beim Einschalten die Frage, ob ich die Route importieren möchte, bejaht. Hätte ich mal nicht: Das Importieren der 2,7 MB großen GPX-Datei hat Stunden gedauert und dabei ging natürlich das Gerät aus, weil der Akku leer war. Danach findet es wieder die Route als GPX-Datei noch sonst was wieder. Man muss die Datei mit einem anderen Namen auf das Gerät kopieren, damit sie beim Neustart wieder gefunden wird – unabhängig davon, dass der Track-Name in der Datei der Gleiche ist, zählt hier nur der Dateiname.

Am Strom angeschlossen hat es gute 4(!) Stunden gedauert, bis der Import bei 100% war. Um mir dann mitzuteilen, dass die Route nicht importiert werden kann, weil sie zu lang ist und ich es doch versuchen  möge, wenn ich näher am Ziel wäre. Ob Ihr mich verarschen wollt, habe ich gefragt.

Die wirklich einzige Funktion die ein Navi erfüllen soll, ist mich zu navigieren. Die gleiche Datei funktioniert in meinem Edge 820 (Fahrrad-Tacho), meinem GPSMap 66 (Wander-Navi) und sogar in meiner Fenix 5X (Armbanduhr). Nur das Fahrzeugnavi kann das nicht? Ein Navi für fast 1.000€?

An der Stelle sei nur noch nebenbei verraten, dass ich GPX-Dateien mit Geocaches ebenfalls auf dem Edge, dem GPSMap und der Fenix verwenden kann – das BMW-Navi sie aber erfolgreich ignoriert. Es versucht die Datei als Track zu lesen, da es keiner ist, wird sie einfach verworfen.

Fazit

Angesichts des unfassbar hohen Preises und dem sanften „Druck“ für Motorrad-Käufer, das Gerät zu erwerben, ist es ein Witz. Wobei nein, ein Witz wäre lustig. Dieses Gerät für über 800€ ist eine gnadenlose Unverschämtheit in Form von teurem Sondermüll. BMW als „Premium-Fahrzeuge“-Anbieter und Garmin als Anbieter echt guter GPS-Geräte (wie dem Edge, der Fenix und dem GPSMap) sollten vor Scham im Boden versinken und jedem Käufer das Geld freiwillig erstatten – inklusive Blumenstrauß als Entschuldigung.

Ein Gerät, dessen Hardware (CPU und Speicher) absolut überholt sind, dessen technische Spezifikation Grütze  ist (Dateiformate), dass nicht sinnvoll eingesetzt werden kann, um wirklich Reisen zu planen und sicher zu navigieren ist einfach nur eine Frechheit. Wenn dann  noch dazu kommt, dass nicht mal so simple Dinge wie eine vernünftige Bluetooth-Unterstützung vorhanden sind, möchte ich ausrasten.

Mein Rat an alle, die überlegen, sich den BMW Navigator 6 zu kaufen: Lasst es. Kauft was vernünftiges.

 

2 Gedanken zu „BMW & Garmin: Was zur Hölle stimmt mit Euch nicht?

  1. Ich verstehe ja nicht, warum man eine in gpx. gespeicherte Route nicht einfach als Tour auf ein Navi legen kann, ohne dass es die Tour verändert 🙈🙈
    Auch beim Navigator IV ist das so. Als Tourguide habe ich eine gpx. Datei auf 3 Navigator IV Navis gespielt und 3 verschiedene Routen erhalten.
    Warum routen die nicht einfach so, wie man es mit kurviger oder myroute.app
    zusammenstellt…

    1. Ich versteh das auch nicht. Genau das ist ja Sinn einer Route, die ich hochlade, dass ich sie fahren will wie geplant…

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