Von Renten, Aktien und Angst

Von Renten, Aktien und Angst

Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP berät gerade auch eine große Reform des Rentensystems. Das wir das anpacken müssen, ist vermutlich unstrittig. Was mich irritiert ist, dass immer sofort Angst ins Spiel kommt. Das geht alles nicht, davon profitieren die Falschen und so weiter.

Vor ungefähr einem Jahr hatte ich dazu schon mal was gepostet. Dabei ging es mir vor allem darum, dass es wenig gangbare Alternativen gibt. Und die, die es gibt, macht der Staat unattraktiv:

Warum also fordert der Staat auf der einen Seite, dass wir privat vorsorgen, erlaubt auf der anderen Seite aber nur 6,65 VL vom Arbeitgeber und maximal 801€ an Erträgen, bevor das Finanzamt wieder zuschlägt?

Das ist für mich nicht logisch.

Natürlich rufen die üblichen Verdächtigen sofort wieder, wie schlimm das alles ist. Selbst erfolgreiche Modelle wie der Staatsfond in Norwegen sehen sich konstanter Kritik ausgesetzt. Dabei liegen die Fakten eigentlich auf der Hand:

  1. Wir müssen weg von einem System, das Lohn als Ausgleich für körperliche Arbeit versteht und hin zu einem System, in dem die Menschen am Gewinn und der Produktivitätssteigerung (ihrer) Unternehmen profitieren können.
  2. Wir müssen weg von einem Steuersystem, das private Vorsorge bestraft und ausschließlich staatliche Lösungen vorzieht, an denen einige wenige sich dumm und dämlich verdienen, während der große Teil leer ausgeht.
  3. Wir können Unternehmen die Chance eröffnen, über steuerbegünstigte Altersvorsorgen Wettbewerbsvorteile im War on Talent zu erhalten.

 

Was auf den ersten Blick vielleicht wie der Traum der FDP aussieht, ist auf den zweiten Blick einer ganz simplen Tatsache geschuldet: Dank sinkender Zahlen jungen Erwerbstätigen und steigender Zahlen von Rentenbezieher*innen, ist das bisherige Rentenmodell nicht mehr tragfähig. Die bisherigen Ansätze kaschieren das Problem, lösen es aber nicht.

Tatsächlich glaube ich nicht, dass wir um ein System herum kommen, dass wirtschaftlich arbeitet. Und dazu gehört auch, dass das Rentensystem selbst in der Lage sein muss, Überschüsse zu erwirtschaften, die dann reinvestiert werden können. Das Rentensystem muss in der Lage sein, Wirtschaftserfolg der Unternehmen, deren Mitarbeiter es absichert, zu partizipieren.

In sofern würde es mich wahnsinnig freuen, wenn wir die neue Regierungsperiode nutzen würden, um wirklich mal eine echte Rentenreform anzustreben. Die sowohl eine sichere und auskömmliche Grundrente im Kern haben muss, wie auch die Möglichkeit der privaten und vor allem ernst zu nehmenden eigenen Vorsorge für das Alter.

Denn machen wir uns nichts vor: Das bisherige System wird den zukünftigen Anforderungen nicht Stand halten. Ein Umbau des Rentensystems wird aber, wenn man es richtig angeht, Jahre dauern. Vermutlich deutlich mehr als eine Legislaturperiode.

In sofern wünsche ich mir, dass Kritiker und Befürworter ein gemeinsames Gesprächsniveau finden. Denn unstrittig ist doch, dass wir etwas machen müssen. Und die Frage was wir machen wollen, kann man doch am Besten in einem gesellschaftlichen Konsens beantworten. Oder?

2 Gedanken zu „Von Renten, Aktien und Angst

    1. In die Rente ja. Auch wenn das für den Staat erst mal sehr teuer wird.
      Umlagefinanziert? Hier sehe ich keine Zukunft…

Kommentare sind geschlossen.

Kommentare sind geschlossen.